Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Hülsenfrüchte.
wachsende und sehr viele Schooten ansetzende Art, welche man Pferdebohne
nennt, ist die gewöhnlichste und ohne Zweifel die vortheilhafteste. Sie ist ver-
schieden von Farbe, zuweilen gelblicht, zuweilen schwarzbraun und manchmal
gescheckt. Diese Verschiedenheit der Farbe ist aber unbeständig und hat auf
die übrigen Eigenschaften der Bohnen gar keinen Einfluß.

§. 140.

Boden.Diese Bohne verlangt einen gebundenen, kräftigen, für Weizen geeigne-
ten Boden; jedoch kann sie auch auf Boden von lockerer Konsistenz, wenn er
Feuchtigkeit genug und vielen Humus hat -- der aber nicht merklich sauer seyn
darf, weil sie sodann, meiner Erfahrung nach, dem Roste sehr unterwor-
fen ist -- vortheilhaft gebauet werden. Den strengen Boden lockern die Boh-
nen vortreflich, und durchdringen den zähesten Thon mit ihren Wurzelfasern.

Deshalb hält man sie auf solchem Boden für eine vorzügliche Vorfrucht
für den Weizen. Sie erhalten das Erdreich durch ihre Wurzeln und ihre
Beschattung mürbe und rein.

§. 141.

Düngung.Wenn der Boden überhaupt des Düngers bedarf, so muß zu den Boh-
nen gedüngt werden, und zwar kräftig, weil der ihnen angemessene Boden
eine starke Düngung auf einmal verlangt, und sie solche gut ertragen.

Die Bohnen durchdringen ein sehr gebundenes Erdreich, und man kann
sie daher mit der ersten Furche und mit dem Miste zugleich unterpflügen. Man
hat sie selbst auf eine zähe Grasnarbe gesäet und sie mit derselben umgewandt,
wo sie sich zwischen den Streifen hindurch drängen. Daß ein zweimaliges Pflü-
gen ihnen jedoch besser bekomme, hat keinen Zweifel, und es geschieht haupt-
sächlich nur aus der Ursach selten, weil man glaubt, daß die Bohnen durchaus
früh gesäet seyn wollen, und der Klaiboden, wenn er im Herbste gepflügt ist,
nicht früh genug abtrocknet, um eine frühe Saatfurche zu gestatten.

§. 142.

AussaatMan glaubt fast allgemein, die frühste Saat gerathe im Durchschnitt am
besten und man hat sie selbst im Dezember bei offnem Wetter untergebracht.
Ein Frost, der sie nach ihrem Hervorkommen treffe, mache ihre Blätter zwar
gelb, aber sie trieben dennoch hervor, und man verspüre keinen Nachtheil da-

Huͤlſenfruͤchte.
wachſende und ſehr viele Schooten anſetzende Art, welche man Pferdebohne
nennt, iſt die gewoͤhnlichſte und ohne Zweifel die vortheilhafteſte. Sie iſt ver-
ſchieden von Farbe, zuweilen gelblicht, zuweilen ſchwarzbraun und manchmal
geſcheckt. Dieſe Verſchiedenheit der Farbe iſt aber unbeſtaͤndig und hat auf
die uͤbrigen Eigenſchaften der Bohnen gar keinen Einfluß.

§. 140.

Boden.Dieſe Bohne verlangt einen gebundenen, kraͤftigen, fuͤr Weizen geeigne-
ten Boden; jedoch kann ſie auch auf Boden von lockerer Konſiſtenz, wenn er
Feuchtigkeit genug und vielen Humus hat — der aber nicht merklich ſauer ſeyn
darf, weil ſie ſodann, meiner Erfahrung nach, dem Roſte ſehr unterwor-
fen iſt — vortheilhaft gebauet werden. Den ſtrengen Boden lockern die Boh-
nen vortreflich, und durchdringen den zaͤheſten Thon mit ihren Wurzelfaſern.

Deshalb haͤlt man ſie auf ſolchem Boden fuͤr eine vorzuͤgliche Vorfrucht
fuͤr den Weizen. Sie erhalten das Erdreich durch ihre Wurzeln und ihre
Beſchattung muͤrbe und rein.

§. 141.

Duͤngung.Wenn der Boden uͤberhaupt des Duͤngers bedarf, ſo muß zu den Boh-
nen geduͤngt werden, und zwar kraͤftig, weil der ihnen angemeſſene Boden
eine ſtarke Duͤngung auf einmal verlangt, und ſie ſolche gut ertragen.

Die Bohnen durchdringen ein ſehr gebundenes Erdreich, und man kann
ſie daher mit der erſten Furche und mit dem Miſte zugleich unterpfluͤgen. Man
hat ſie ſelbſt auf eine zaͤhe Grasnarbe geſaͤet und ſie mit derſelben umgewandt,
wo ſie ſich zwiſchen den Streifen hindurch draͤngen. Daß ein zweimaliges Pfluͤ-
gen ihnen jedoch beſſer bekomme, hat keinen Zweifel, und es geſchieht haupt-
ſaͤchlich nur aus der Urſach ſelten, weil man glaubt, daß die Bohnen durchaus
fruͤh geſaͤet ſeyn wollen, und der Klaiboden, wenn er im Herbſte gepfluͤgt iſt,
nicht fruͤh genug abtrocknet, um eine fruͤhe Saatfurche zu geſtatten.

§. 142.

AusſaatMan glaubt faſt allgemein, die fruͤhſte Saat gerathe im Durchſchnitt am
beſten und man hat ſie ſelbſt im Dezember bei offnem Wetter untergebracht.
Ein Froſt, der ſie nach ihrem Hervorkommen treffe, mache ihre Blaͤtter zwar
gelb, aber ſie trieben dennoch hervor, und man verſpuͤre keinen Nachtheil da-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0146" n="122"/><fw place="top" type="header">Hu&#x0364;l&#x017F;enfru&#x0364;chte.</fw><lb/>
wach&#x017F;ende und &#x017F;ehr viele Schooten an&#x017F;etzende Art, welche man Pferdebohne<lb/>
nennt, i&#x017F;t die gewo&#x0364;hnlich&#x017F;te und ohne Zweifel die vortheilhafte&#x017F;te. Sie i&#x017F;t ver-<lb/>
&#x017F;chieden von Farbe, zuweilen gelblicht, zuweilen &#x017F;chwarzbraun und manchmal<lb/>
ge&#x017F;checkt. Die&#x017F;e Ver&#x017F;chiedenheit der Farbe i&#x017F;t aber unbe&#x017F;ta&#x0364;ndig und hat auf<lb/>
die u&#x0364;brigen Eigen&#x017F;chaften der Bohnen gar keinen Einfluß.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 140.</head><lb/>
              <p><note place="left">Boden.</note>Die&#x017F;e Bohne verlangt einen gebundenen, kra&#x0364;ftigen, fu&#x0364;r Weizen geeigne-<lb/>
ten Boden; jedoch kann &#x017F;ie auch auf Boden von lockerer Kon&#x017F;i&#x017F;tenz, wenn er<lb/>
Feuchtigkeit genug und vielen Humus hat &#x2014; der aber nicht merklich &#x017F;auer &#x017F;eyn<lb/>
darf, weil &#x017F;ie &#x017F;odann, meiner Erfahrung nach, dem Ro&#x017F;te &#x017F;ehr unterwor-<lb/>
fen i&#x017F;t &#x2014; vortheilhaft gebauet werden. Den &#x017F;trengen Boden lockern die Boh-<lb/>
nen vortreflich, und durchdringen den za&#x0364;he&#x017F;ten Thon mit ihren Wurzelfa&#x017F;ern.</p><lb/>
              <p>Deshalb ha&#x0364;lt man &#x017F;ie auf &#x017F;olchem Boden fu&#x0364;r eine vorzu&#x0364;gliche Vorfrucht<lb/>
fu&#x0364;r den Weizen. Sie erhalten das Erdreich durch ihre Wurzeln und ihre<lb/>
Be&#x017F;chattung mu&#x0364;rbe und rein.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 141.</head><lb/>
              <p><note place="left">Du&#x0364;ngung.</note>Wenn der Boden u&#x0364;berhaupt des Du&#x0364;ngers bedarf, &#x017F;o muß zu den Boh-<lb/>
nen gedu&#x0364;ngt werden, und zwar kra&#x0364;ftig, weil der ihnen angeme&#x017F;&#x017F;ene Boden<lb/>
eine &#x017F;tarke Du&#x0364;ngung auf einmal verlangt, und &#x017F;ie &#x017F;olche gut ertragen.</p><lb/>
              <p>Die Bohnen durchdringen ein &#x017F;ehr gebundenes Erdreich, und man kann<lb/>
&#x017F;ie daher mit der er&#x017F;ten Furche und mit dem Mi&#x017F;te zugleich unterpflu&#x0364;gen. Man<lb/>
hat &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t auf eine za&#x0364;he Grasnarbe ge&#x017F;a&#x0364;et und &#x017F;ie mit der&#x017F;elben umgewandt,<lb/>
wo &#x017F;ie &#x017F;ich zwi&#x017F;chen den Streifen hindurch dra&#x0364;ngen. Daß ein zweimaliges Pflu&#x0364;-<lb/>
gen ihnen jedoch be&#x017F;&#x017F;er bekomme, hat keinen Zweifel, und es ge&#x017F;chieht haupt-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;chlich nur aus der Ur&#x017F;ach &#x017F;elten, weil man glaubt, daß die Bohnen durchaus<lb/>
fru&#x0364;h ge&#x017F;a&#x0364;et &#x017F;eyn wollen, und der Klaiboden, wenn er im Herb&#x017F;te gepflu&#x0364;gt i&#x017F;t,<lb/>
nicht fru&#x0364;h genug abtrocknet, um eine fru&#x0364;he Saatfurche zu ge&#x017F;tatten.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 142.</head><lb/>
              <p><note place="left">Aus&#x017F;aat</note>Man glaubt fa&#x017F;t allgemein, die fru&#x0364;h&#x017F;te Saat gerathe im Durch&#x017F;chnitt am<lb/>
be&#x017F;ten und man hat &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t im Dezember bei offnem Wetter untergebracht.<lb/>
Ein Fro&#x017F;t, der &#x017F;ie nach ihrem Hervorkommen treffe, mache ihre Bla&#x0364;tter zwar<lb/>
gelb, aber &#x017F;ie trieben dennoch hervor, und man ver&#x017F;pu&#x0364;re keinen Nachtheil da-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0146] Huͤlſenfruͤchte. wachſende und ſehr viele Schooten anſetzende Art, welche man Pferdebohne nennt, iſt die gewoͤhnlichſte und ohne Zweifel die vortheilhafteſte. Sie iſt ver- ſchieden von Farbe, zuweilen gelblicht, zuweilen ſchwarzbraun und manchmal geſcheckt. Dieſe Verſchiedenheit der Farbe iſt aber unbeſtaͤndig und hat auf die uͤbrigen Eigenſchaften der Bohnen gar keinen Einfluß. §. 140. Dieſe Bohne verlangt einen gebundenen, kraͤftigen, fuͤr Weizen geeigne- ten Boden; jedoch kann ſie auch auf Boden von lockerer Konſiſtenz, wenn er Feuchtigkeit genug und vielen Humus hat — der aber nicht merklich ſauer ſeyn darf, weil ſie ſodann, meiner Erfahrung nach, dem Roſte ſehr unterwor- fen iſt — vortheilhaft gebauet werden. Den ſtrengen Boden lockern die Boh- nen vortreflich, und durchdringen den zaͤheſten Thon mit ihren Wurzelfaſern. Boden. Deshalb haͤlt man ſie auf ſolchem Boden fuͤr eine vorzuͤgliche Vorfrucht fuͤr den Weizen. Sie erhalten das Erdreich durch ihre Wurzeln und ihre Beſchattung muͤrbe und rein. §. 141. Wenn der Boden uͤberhaupt des Duͤngers bedarf, ſo muß zu den Boh- nen geduͤngt werden, und zwar kraͤftig, weil der ihnen angemeſſene Boden eine ſtarke Duͤngung auf einmal verlangt, und ſie ſolche gut ertragen. Duͤngung. Die Bohnen durchdringen ein ſehr gebundenes Erdreich, und man kann ſie daher mit der erſten Furche und mit dem Miſte zugleich unterpfluͤgen. Man hat ſie ſelbſt auf eine zaͤhe Grasnarbe geſaͤet und ſie mit derſelben umgewandt, wo ſie ſich zwiſchen den Streifen hindurch draͤngen. Daß ein zweimaliges Pfluͤ- gen ihnen jedoch beſſer bekomme, hat keinen Zweifel, und es geſchieht haupt- ſaͤchlich nur aus der Urſach ſelten, weil man glaubt, daß die Bohnen durchaus fruͤh geſaͤet ſeyn wollen, und der Klaiboden, wenn er im Herbſte gepfluͤgt iſt, nicht fruͤh genug abtrocknet, um eine fruͤhe Saatfurche zu geſtatten. §. 142. Man glaubt faſt allgemein, die fruͤhſte Saat gerathe im Durchſchnitt am beſten und man hat ſie ſelbſt im Dezember bei offnem Wetter untergebracht. Ein Froſt, der ſie nach ihrem Hervorkommen treffe, mache ihre Blaͤtter zwar gelb, aber ſie trieben dennoch hervor, und man verſpuͤre keinen Nachtheil da- Ausſaat

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/146
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/146>, abgerufen am 21.11.2024.