kraut, besonders Quecke im Acker, so wird eine zweifurchige Bestellung entschie- den besser gedeihen, und den Acker nicht so davon durchdrungen hinterlassen, wie eine einfurchige.
Daß zum Hafer gedüngt werde, ist selten üblich. Jedoch geschiehet es zu- weilen, wenn man nämlich darnach Winterung bauet; und dann nicht mit Unrecht. Frischer Dünger bekommt ihm sehr gut, und er hinterläßt davon doch das meiste.
§. 100.
Die Aussaat des Hafers wird in der Regel stärker als von anderem Getreide gemacht; theils weil der Scheffel weniger Körner enthält, theils weil der Hafer sich nicht stark bestaudet, es sey denn auf sehr reichem Boden. Um die Hälfte mehr als von anderem Getreide auszusäen, ist immer rathsam, und auf dem ein- furchigen Dreesch nimmt man sicherer das Doppelte, weil nicht alle Körner zum Laufen kommen. Doch treibt man hin und wieder die Haferaussaat auf frucht- barem Boden ins enorme, in dem Wahne, dadurch das Unkraut zu unterdrücken.
Ein vollständiges und insbesondere nicht dumpfig gewordenes Saatkorn ist von großem Einflusse auf das Gerathen des Hafers. Dumpfig (mulstrig) ge- wordene Saat läuft zwar wie andre, giebt aber eine schwache, in der Blüte um- fallende Pflanze, wie ich in meinen wirthschaftlichen Lehrjahren einmal zufällig, aber sehr bestimmt, erprobt habe. Es scheint mir danach bei keiner Saat, nächst dem Weizen, so gefährlich, wie beim Hafer.
Die gewöhnliche Saatzeit des Hafers ist der April. Auf Dreesch säet man ihn wo möglich schon im März. Er kann aber auf warmem Boden bis zu An- fang Junius gesäet werden, und geräth, wenn ihn die Witterung begünstigt, we- gen der bessern Vorbereitung des Ackers und des mit untergepflügten Unkrauts, dann zuweilen vorzüglich.
§. 101.
Er keimt nicht so schnell wie die Gerste, nnd muß, um gleichmäßig hervor- zukommen, eine noch günstigere Witterung wie diese haben. Auch kommt es sehr darauf an, daß er weder zu flach, noch zu tief liege, weswegen besonders bei späterer Saat das Unterpflügen entschieden sicherer ist. Ist er zweiläufig, so ist seine Reifung ungleich.
Der Hafer.
kraut, beſonders Quecke im Acker, ſo wird eine zweifurchige Beſtellung entſchie- den beſſer gedeihen, und den Acker nicht ſo davon durchdrungen hinterlaſſen, wie eine einfurchige.
Daß zum Hafer geduͤngt werde, iſt ſelten uͤblich. Jedoch geſchiehet es zu- weilen, wenn man naͤmlich darnach Winterung bauet; und dann nicht mit Unrecht. Friſcher Duͤnger bekommt ihm ſehr gut, und er hinterlaͤßt davon doch das meiſte.
§. 100.
Die Ausſaat des Hafers wird in der Regel ſtaͤrker als von anderem Getreide gemacht; theils weil der Scheffel weniger Koͤrner enthaͤlt, theils weil der Hafer ſich nicht ſtark beſtaudet, es ſey denn auf ſehr reichem Boden. Um die Haͤlfte mehr als von anderem Getreide auszuſaͤen, iſt immer rathſam, und auf dem ein- furchigen Dreeſch nimmt man ſicherer das Doppelte, weil nicht alle Koͤrner zum Laufen kommen. Doch treibt man hin und wieder die Haferausſaat auf frucht- barem Boden ins enorme, in dem Wahne, dadurch das Unkraut zu unterdruͤcken.
Ein vollſtaͤndiges und insbeſondere nicht dumpfig gewordenes Saatkorn iſt von großem Einfluſſe auf das Gerathen des Hafers. Dumpfig (mulſtrig) ge- wordene Saat laͤuft zwar wie andre, giebt aber eine ſchwache, in der Bluͤte um- fallende Pflanze, wie ich in meinen wirthſchaftlichen Lehrjahren einmal zufaͤllig, aber ſehr beſtimmt, erprobt habe. Es ſcheint mir danach bei keiner Saat, naͤchſt dem Weizen, ſo gefaͤhrlich, wie beim Hafer.
Die gewoͤhnliche Saatzeit des Hafers iſt der April. Auf Dreeſch ſaͤet man ihn wo moͤglich ſchon im Maͤrz. Er kann aber auf warmem Boden bis zu An- fang Junius geſaͤet werden, und geraͤth, wenn ihn die Witterung beguͤnſtigt, we- gen der beſſern Vorbereitung des Ackers und des mit untergepfluͤgten Unkrauts, dann zuweilen vorzuͤglich.
§. 101.
Er keimt nicht ſo ſchnell wie die Gerſte, nnd muß, um gleichmaͤßig hervor- zukommen, eine noch guͤnſtigere Witterung wie dieſe haben. Auch kommt es ſehr darauf an, daß er weder zu flach, noch zu tief liege, weswegen beſonders bei ſpaͤterer Saat das Unterpfluͤgen entſchieden ſicherer iſt. Iſt er zweilaͤufig, ſo iſt ſeine Reifung ungleich.
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Der Hafer.
kraut, beſonders Quecke im Acker, ſo wird eine zweifurchige Beſtellung entſchie-
den beſſer gedeihen, und den Acker nicht ſo davon durchdrungen hinterlaſſen, wie
eine einfurchige.
Daß zum Hafer geduͤngt werde, iſt ſelten uͤblich. Jedoch geſchiehet es zu-
weilen, wenn man naͤmlich darnach Winterung bauet; und dann nicht mit Unrecht.
Friſcher Duͤnger bekommt ihm ſehr gut, und er hinterlaͤßt davon doch das meiſte.
§. 100.
Die Ausſaat des Hafers wird in der Regel ſtaͤrker als von anderem Getreide
gemacht; theils weil der Scheffel weniger Koͤrner enthaͤlt, theils weil der Hafer
ſich nicht ſtark beſtaudet, es ſey denn auf ſehr reichem Boden. Um die Haͤlfte
mehr als von anderem Getreide auszuſaͤen, iſt immer rathſam, und auf dem ein-
furchigen Dreeſch nimmt man ſicherer das Doppelte, weil nicht alle Koͤrner zum
Laufen kommen. Doch treibt man hin und wieder die Haferausſaat auf frucht-
barem Boden ins enorme, in dem Wahne, dadurch das Unkraut zu unterdruͤcken.
Saat.
Ein vollſtaͤndiges und insbeſondere nicht dumpfig gewordenes Saatkorn iſt
von großem Einfluſſe auf das Gerathen des Hafers. Dumpfig (mulſtrig) ge-
wordene Saat laͤuft zwar wie andre, giebt aber eine ſchwache, in der Bluͤte um-
fallende Pflanze, wie ich in meinen wirthſchaftlichen Lehrjahren einmal zufaͤllig,
aber ſehr beſtimmt, erprobt habe. Es ſcheint mir danach bei keiner Saat, naͤchſt
dem Weizen, ſo gefaͤhrlich, wie beim Hafer.
Die gewoͤhnliche Saatzeit des Hafers iſt der April. Auf Dreeſch ſaͤet man
ihn wo moͤglich ſchon im Maͤrz. Er kann aber auf warmem Boden bis zu An-
fang Junius geſaͤet werden, und geraͤth, wenn ihn die Witterung beguͤnſtigt, we-
gen der beſſern Vorbereitung des Ackers und des mit untergepfluͤgten Unkrauts,
dann zuweilen vorzuͤglich.
§. 101.
Er keimt nicht ſo ſchnell wie die Gerſte, nnd muß, um gleichmaͤßig hervor-
zukommen, eine noch guͤnſtigere Witterung wie dieſe haben. Auch kommt es
ſehr darauf an, daß er weder zu flach, noch zu tief liege, weswegen beſonders
bei ſpaͤterer Saat das Unterpfluͤgen entſchieden ſicherer iſt. Iſt er zweilaͤufig, ſo
iſt ſeine Reifung ungleich.
Vegetations-
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 4. Berlin, 1812, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft04_1812/117>, abgerufen am 07.01.2025.
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