Die Beete, worin man den Acker gelegt findet, sind hauptsächlichVerschiedene Arten der Beete. dreierlei Art:
1) Die breiten Beete von 16, 20, 30 und mehreren Streifen.
2) Die schmalen, aber wenig erhöheten und mit keinen tiefen Fur- chen versehenen Beete von 6, 8 bis 12 Streifen.
3) Die schmalen, hochaufgetriebenen und in den Furchen tief aus- geackerten Beete von 4, 6 bis 8 Streifen.
Diese verschiedenen Arten muß man wohl unterscheiden, wenn man das, was zum Vortheil oder Nachtheil der Beete überhaupt und der einen oder andern Art gesagt wird, richtig verstehen will. Man findet freilich auch Mitteldinger, von denen man nicht weiß, zu welcher Gattung man sie rechnen soll, aber fast im- mer nur bei der schlechtesten Kultur, wo man überhaupt bemerkt, daß die Men- schen nicht wissen, was sie thun.
§. 149.
Die breiten, in der Mitte erhöheten Beete find zum Theil wohl durch Zu-Breite Beete. fall, d. h. ohne Absicht, entstanden, insbesondere auf Feldfluren, wo das Eigen- thum nach einzelnen langen Stücken vertheilt war. Indem man daselbst in der Regel zweimal anpflügte, wenn man einmal abpflügte, mußte nothwendig eine Zusammenhäufung der Ackererde nach der Mitte oder dem Rücken eines Stücks hin geschehen. Wo, wie an manchen Orten, keine Raine zwischen den Feldern vorhanden waren, oder man diese, wo der Grund und Boden schätzbarer ward, abgepflügt hatte, vermied ein jeder das Auseinanderpflügen um so mehr, damit ihn der Nachbar die zugepflügte Erde der Furche beim Anpflügen nicht weghole. Hierdurch sind dann zuweilen Beete bei beträchtlicher Breite entstanden, die in der Mitte so hoch sind und in den Furchen so abfallen, daß zwei Menschen, die in den zwei Furchen eines Ackerstücks stehen, sich einander nicht sehen können. Man findet solche Beete nicht bloß auf Feldern, die mehr von der Nässe wie von der Dürre zu besorgen haben, sondern sogar auf trockenem Sandboden. Auf feuch- tem Boden führt man zu ihrer Vertheidigung an, daß man sich dadurch doch einen Theil der Ernte sichere und auf dem Rücken der Beete gutes Getreide erhalte, wenn gleich das an den Seiten stehende auswittere und von geringer Bedeutung
Die Arbeit der Beackerung.
§. 148.
Die Beete, worin man den Acker gelegt findet, ſind hauptſaͤchlichVerſchiedene Arten der Beete. dreierlei Art:
1) Die breiten Beete von 16, 20, 30 und mehreren Streifen.
2) Die ſchmalen, aber wenig erhoͤheten und mit keinen tiefen Fur- chen verſehenen Beete von 6, 8 bis 12 Streifen.
3) Die ſchmalen, hochaufgetriebenen und in den Furchen tief aus- geackerten Beete von 4, 6 bis 8 Streifen.
Dieſe verſchiedenen Arten muß man wohl unterſcheiden, wenn man das, was zum Vortheil oder Nachtheil der Beete uͤberhaupt und der einen oder andern Art geſagt wird, richtig verſtehen will. Man findet freilich auch Mitteldinger, von denen man nicht weiß, zu welcher Gattung man ſie rechnen ſoll, aber faſt im- mer nur bei der ſchlechteſten Kultur, wo man uͤberhaupt bemerkt, daß die Men- ſchen nicht wiſſen, was ſie thun.
§. 149.
Die breiten, in der Mitte erhoͤheten Beete find zum Theil wohl durch Zu-Breite Beete. fall, d. h. ohne Abſicht, entſtanden, insbeſondere auf Feldfluren, wo das Eigen- thum nach einzelnen langen Stuͤcken vertheilt war. Indem man daſelbſt in der Regel zweimal anpfluͤgte, wenn man einmal abpfluͤgte, mußte nothwendig eine Zuſammenhaͤufung der Ackererde nach der Mitte oder dem Ruͤcken eines Stuͤcks hin geſchehen. Wo, wie an manchen Orten, keine Raine zwiſchen den Feldern vorhanden waren, oder man dieſe, wo der Grund und Boden ſchaͤtzbarer ward, abgepfluͤgt hatte, vermied ein jeder das Auseinanderpfluͤgen um ſo mehr, damit ihn der Nachbar die zugepfluͤgte Erde der Furche beim Anpfluͤgen nicht weghole. Hierdurch ſind dann zuweilen Beete bei betraͤchtlicher Breite entſtanden, die in der Mitte ſo hoch ſind und in den Furchen ſo abfallen, daß zwei Menſchen, die in den zwei Furchen eines Ackerſtuͤcks ſtehen, ſich einander nicht ſehen koͤnnen. Man findet ſolche Beete nicht bloß auf Feldern, die mehr von der Naͤſſe wie von der Duͤrre zu beſorgen haben, ſondern ſogar auf trockenem Sandboden. Auf feuch- tem Boden fuͤhrt man zu ihrer Vertheidigung an, daß man ſich dadurch doch einen Theil der Ernte ſichere und auf dem Ruͤcken der Beete gutes Getreide erhalte, wenn gleich das an den Seiten ſtehende auswittere und von geringer Bedeutung
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Die Arbeit der Beackerung.
§. 148.
Die Beete, worin man den Acker gelegt findet, ſind hauptſaͤchlich
dreierlei Art:
Verſchiedene
Arten der
Beete.
1) Die breiten Beete von 16, 20, 30 und mehreren Streifen.
2) Die ſchmalen, aber wenig erhoͤheten und mit keinen tiefen Fur-
chen verſehenen Beete von 6, 8 bis 12 Streifen.
3) Die ſchmalen, hochaufgetriebenen und in den Furchen tief aus-
geackerten Beete von 4, 6 bis 8 Streifen.
Dieſe verſchiedenen Arten muß man wohl unterſcheiden, wenn man das,
was zum Vortheil oder Nachtheil der Beete uͤberhaupt und der einen oder andern
Art geſagt wird, richtig verſtehen will. Man findet freilich auch Mitteldinger,
von denen man nicht weiß, zu welcher Gattung man ſie rechnen ſoll, aber faſt im-
mer nur bei der ſchlechteſten Kultur, wo man uͤberhaupt bemerkt, daß die Men-
ſchen nicht wiſſen, was ſie thun.
§. 149.
Die breiten, in der Mitte erhoͤheten Beete find zum Theil wohl durch Zu-
fall, d. h. ohne Abſicht, entſtanden, insbeſondere auf Feldfluren, wo das Eigen-
thum nach einzelnen langen Stuͤcken vertheilt war. Indem man daſelbſt in der
Regel zweimal anpfluͤgte, wenn man einmal abpfluͤgte, mußte nothwendig eine
Zuſammenhaͤufung der Ackererde nach der Mitte oder dem Ruͤcken eines Stuͤcks
hin geſchehen. Wo, wie an manchen Orten, keine Raine zwiſchen den Feldern
vorhanden waren, oder man dieſe, wo der Grund und Boden ſchaͤtzbarer ward,
abgepfluͤgt hatte, vermied ein jeder das Auseinanderpfluͤgen um ſo mehr, damit
ihn der Nachbar die zugepfluͤgte Erde der Furche beim Anpfluͤgen nicht weghole.
Hierdurch ſind dann zuweilen Beete bei betraͤchtlicher Breite entſtanden, die in
der Mitte ſo hoch ſind und in den Furchen ſo abfallen, daß zwei Menſchen, die in
den zwei Furchen eines Ackerſtuͤcks ſtehen, ſich einander nicht ſehen koͤnnen. Man
findet ſolche Beete nicht bloß auf Feldern, die mehr von der Naͤſſe wie von der
Duͤrre zu beſorgen haben, ſondern ſogar auf trockenem Sandboden. Auf feuch-
tem Boden fuͤhrt man zu ihrer Vertheidigung an, daß man ſich dadurch doch einen
Theil der Ernte ſichere und auf dem Ruͤcken der Beete gutes Getreide erhalte,
wenn gleich das an den Seiten ſtehende auswittere und von geringer Bedeutung
Breite Beete.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/91>, abgerufen am 03.03.2025.
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