Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Ackerwerkzeuge.
derem Aufwande gegeben werden könne, hat keinen Zweifel; obgleich es gewöhn-
lich nicht geschiehet, und sich oft die Kosten des guten Grabens, durch dessen Er-
folg, besser wie die des schlechten Pflügens bezahlen würden.

§. 106.

Die Ackerwerkzeuge, deren man sich zur Umarbeitung des Bodens, vermögePflugwerk-
zeuge.

der Kraft des Zugviehs, bedient, sind sehr mannigfaltig, lassen sich aber unter
folgende drei Hauptarten begreifen:

A. Pflüge im engern Verstande des Worts. Der Zweck derselben ist nicht
bloß die Erde zu zertheilen, zu lockern und etwa an die Seite zu schieben, sondern
auch sie umzuwenden, so daß der untengelegne Theil des abgeschnittenen Strei-
fens an die Oberfläche komme. Dies bewirken sie durch denjenigen Theil, wel-
chen man das Streichbrett, oder wenn er kleiner ist, das Ohr nennt, wo-
mit sie auf der einen Seite, gewöhnlich auf der rechten, versehen sind.

B. Haaken, welche mehr die Lockerung und Mengung der Erde und die
Heraushebung der Unkrautswurzeln bewirken, das Herumlegen der Erde aber gar
nicht, oder doch nur unvollkommen verrichten, indem sie kein eigentliches, den Bo-
den herumwendendes Streichbrett haben.

C. Sogenannte Kultivators, -- denn ein deutsches Wort, welches die
ganze Gattung in sich begriffe, kenne ich nicht -- worunter ich alle Arten von
Schaufel- und Hackepflüge, sogenannte Exstirpators, Hobelpflüge u. s. w. be-
greife, welche nur die Oberfläche rühren, lockern, das Unkraut vertilgen, und
deren man sich theils zur Vorbereitung des Bodens, theils zur Unterbringung der
Saat, theils aber auch während der Vegetation der Früchte bedient.

§. 107.

Der eigentliche Pflug. Er soll einen Erdstreifen, sowohl horizontal oderDer eigent-
liche Pflug.

parallel mit der Oberfläche, von dem Untergrunde, als perpendikulär von dem
festen Lande, gewöhnlich linker Seits abtrennen, und diesen Streifen, indem er
ihn um seine eigne Axe herumdreht, umgewandt auf die entgegengesetzte, gewöhn-
lich rechte Seite legen, und zwar dergestalt, daß er der Einwirkung der Egge, die
ihm völlig zerbrechen und zerkrümeln soll, möglichst ausgesetzt werde.


B 2

Die Ackerwerkzeuge.
derem Aufwande gegeben werden koͤnne, hat keinen Zweifel; obgleich es gewoͤhn-
lich nicht geſchiehet, und ſich oft die Koſten des guten Grabens, durch deſſen Er-
folg, beſſer wie die des ſchlechten Pfluͤgens bezahlen wuͤrden.

§. 106.

Die Ackerwerkzeuge, deren man ſich zur Umarbeitung des Bodens, vermoͤgePflugwerk-
zeuge.

der Kraft des Zugviehs, bedient, ſind ſehr mannigfaltig, laſſen ſich aber unter
folgende drei Hauptarten begreifen:

A. Pfluͤge im engern Verſtande des Worts. Der Zweck derſelben iſt nicht
bloß die Erde zu zertheilen, zu lockern und etwa an die Seite zu ſchieben, ſondern
auch ſie umzuwenden, ſo daß der untengelegne Theil des abgeſchnittenen Strei-
fens an die Oberflaͤche komme. Dies bewirken ſie durch denjenigen Theil, wel-
chen man das Streichbrett, oder wenn er kleiner iſt, das Ohr nennt, wo-
mit ſie auf der einen Seite, gewoͤhnlich auf der rechten, verſehen ſind.

B. Haaken, welche mehr die Lockerung und Mengung der Erde und die
Heraushebung der Unkrautswurzeln bewirken, das Herumlegen der Erde aber gar
nicht, oder doch nur unvollkommen verrichten, indem ſie kein eigentliches, den Bo-
den herumwendendes Streichbrett haben.

C. Sogenannte Kultivators, — denn ein deutſches Wort, welches die
ganze Gattung in ſich begriffe, kenne ich nicht — worunter ich alle Arten von
Schaufel- und Hackepfluͤge, ſogenannte Exſtirpators, Hobelpfluͤge u. ſ. w. be-
greife, welche nur die Oberflaͤche ruͤhren, lockern, das Unkraut vertilgen, und
deren man ſich theils zur Vorbereitung des Bodens, theils zur Unterbringung der
Saat, theils aber auch waͤhrend der Vegetation der Fruͤchte bedient.

§. 107.

Der eigentliche Pflug. Er ſoll einen Erdſtreifen, ſowohl horizontal oderDer eigent-
liche Pflug.

parallel mit der Oberflaͤche, von dem Untergrunde, als perpendikulaͤr von dem
feſten Lande, gewoͤhnlich linker Seits abtrennen, und dieſen Streifen, indem er
ihn um ſeine eigne Axe herumdreht, umgewandt auf die entgegengeſetzte, gewoͤhn-
lich rechte Seite legen, und zwar dergeſtalt, daß er der Einwirkung der Egge, die
ihm voͤllig zerbrechen und zerkruͤmeln ſoll, moͤglichſt ausgeſetzt werde.


B 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0033" n="11"/><fw place="top" type="header">Die Ackerwerkzeuge.</fw><lb/>
derem Aufwande gegeben werden ko&#x0364;nne, hat keinen Zweifel; obgleich es gewo&#x0364;hn-<lb/>
lich nicht ge&#x017F;chiehet, und &#x017F;ich oft die Ko&#x017F;ten des guten Grabens, durch de&#x017F;&#x017F;en Er-<lb/>
folg, be&#x017F;&#x017F;er wie die des <hi rendition="#g">&#x017F;chlechten</hi> Pflu&#x0364;gens bezahlen wu&#x0364;rden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 106.</head><lb/>
              <p>Die Ackerwerkzeuge, deren man &#x017F;ich zur Umarbeitung des Bodens, vermo&#x0364;ge<note place="right">Pflugwerk-<lb/>
zeuge.</note><lb/>
der Kraft des Zugviehs, bedient, &#x017F;ind &#x017F;ehr mannigfaltig, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich aber unter<lb/>
folgende drei Hauptarten begreifen:</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">A.</hi><hi rendition="#g">Pflu&#x0364;ge</hi> im engern Ver&#x017F;tande des Worts. Der Zweck der&#x017F;elben i&#x017F;t nicht<lb/>
bloß die Erde zu zertheilen, zu lockern und etwa an die Seite zu &#x017F;chieben, &#x017F;ondern<lb/>
auch &#x017F;ie <hi rendition="#g">umzuwenden</hi>, &#x017F;o daß der untengelegne Theil des abge&#x017F;chnittenen Strei-<lb/>
fens an die Oberfla&#x0364;che komme. Dies bewirken &#x017F;ie durch denjenigen Theil, wel-<lb/>
chen man das <hi rendition="#g">Streichbrett</hi>, oder wenn er kleiner i&#x017F;t, das <hi rendition="#g">Ohr</hi> nennt, wo-<lb/>
mit &#x017F;ie auf der einen Seite, gewo&#x0364;hnlich auf der rechten, ver&#x017F;ehen &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">B.</hi><hi rendition="#g">Haaken</hi>, welche mehr die Lockerung und Mengung der Erde und die<lb/>
Heraushebung der Unkrautswurzeln bewirken, das Herumlegen der Erde aber gar<lb/>
nicht, oder doch nur unvollkommen verrichten, indem &#x017F;ie kein eigentliches, den Bo-<lb/>
den herumwendendes Streichbrett haben.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#aq">C.</hi> Sogenannte <hi rendition="#g">Kultivators</hi>, &#x2014; denn ein deut&#x017F;ches Wort, welches die<lb/>
ganze Gattung in &#x017F;ich begriffe, kenne ich nicht &#x2014; worunter ich alle Arten von<lb/>
Schaufel- und Hackepflu&#x0364;ge, &#x017F;ogenannte Ex&#x017F;tirpators, Hobelpflu&#x0364;ge u. &#x017F;. w. be-<lb/>
greife, welche nur die Oberfla&#x0364;che ru&#x0364;hren, lockern, das Unkraut vertilgen, und<lb/>
deren man &#x017F;ich theils zur Vorbereitung des Bodens, theils zur Unterbringung der<lb/>
Saat, theils aber auch wa&#x0364;hrend der Vegetation der Fru&#x0364;chte bedient.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 107.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Der eigentliche Pflug</hi>. Er &#x017F;oll einen Erd&#x017F;treifen, &#x017F;owohl horizontal oder<note place="right">Der eigent-<lb/>
liche Pflug.</note><lb/>
parallel mit der Oberfla&#x0364;che, von dem Untergrunde, als perpendikula&#x0364;r von dem<lb/>
fe&#x017F;ten Lande, gewo&#x0364;hnlich linker Seits abtrennen, und die&#x017F;en Streifen, indem er<lb/>
ihn um &#x017F;eine eigne Axe herumdreht, umgewandt auf die entgegenge&#x017F;etzte, gewo&#x0364;hn-<lb/>
lich rechte Seite legen, und zwar derge&#x017F;talt, daß er der Einwirkung der Egge, die<lb/>
ihm vo&#x0364;llig zerbrechen und zerkru&#x0364;meln &#x017F;oll, mo&#x0364;glich&#x017F;t ausge&#x017F;etzt werde.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">B 2</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0033] Die Ackerwerkzeuge. derem Aufwande gegeben werden koͤnne, hat keinen Zweifel; obgleich es gewoͤhn- lich nicht geſchiehet, und ſich oft die Koſten des guten Grabens, durch deſſen Er- folg, beſſer wie die des ſchlechten Pfluͤgens bezahlen wuͤrden. §. 106. Die Ackerwerkzeuge, deren man ſich zur Umarbeitung des Bodens, vermoͤge der Kraft des Zugviehs, bedient, ſind ſehr mannigfaltig, laſſen ſich aber unter folgende drei Hauptarten begreifen: Pflugwerk- zeuge. A. Pfluͤge im engern Verſtande des Worts. Der Zweck derſelben iſt nicht bloß die Erde zu zertheilen, zu lockern und etwa an die Seite zu ſchieben, ſondern auch ſie umzuwenden, ſo daß der untengelegne Theil des abgeſchnittenen Strei- fens an die Oberflaͤche komme. Dies bewirken ſie durch denjenigen Theil, wel- chen man das Streichbrett, oder wenn er kleiner iſt, das Ohr nennt, wo- mit ſie auf der einen Seite, gewoͤhnlich auf der rechten, verſehen ſind. B. Haaken, welche mehr die Lockerung und Mengung der Erde und die Heraushebung der Unkrautswurzeln bewirken, das Herumlegen der Erde aber gar nicht, oder doch nur unvollkommen verrichten, indem ſie kein eigentliches, den Bo- den herumwendendes Streichbrett haben. C. Sogenannte Kultivators, — denn ein deutſches Wort, welches die ganze Gattung in ſich begriffe, kenne ich nicht — worunter ich alle Arten von Schaufel- und Hackepfluͤge, ſogenannte Exſtirpators, Hobelpfluͤge u. ſ. w. be- greife, welche nur die Oberflaͤche ruͤhren, lockern, das Unkraut vertilgen, und deren man ſich theils zur Vorbereitung des Bodens, theils zur Unterbringung der Saat, theils aber auch waͤhrend der Vegetation der Fruͤchte bedient. §. 107. Der eigentliche Pflug. Er ſoll einen Erdſtreifen, ſowohl horizontal oder parallel mit der Oberflaͤche, von dem Untergrunde, als perpendikulaͤr von dem feſten Lande, gewoͤhnlich linker Seits abtrennen, und dieſen Streifen, indem er ihn um ſeine eigne Axe herumdreht, umgewandt auf die entgegengeſetzte, gewoͤhn- lich rechte Seite legen, und zwar dergeſtalt, daß er der Einwirkung der Egge, die ihm voͤllig zerbrechen und zerkruͤmeln ſoll, moͤglichſt ausgeſetzt werde. Der eigent- liche Pflug. B 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/33
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/33>, abgerufen am 03.12.2024.