Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Weiden und Hutungen.
Graswuchs. Allein die Schaafe dürfen nicht zu lange darauf gehalten werden,
und es muß eine Zwischenzeit mindestens von drei Wochen zwischen der Bewei-
dung mit Schaafen und mit Rindvieh gehalten werden, damit nicht nur das Gras
wieder emporkomme, sondern auch der dem Rindviehe widrige Geruch des Schaaf-
pferchs sich verliere. Wechselt auch in der Folge Rindvieh und Schaafe miteinan-
der ab, so muß dieser Zwischenraum immer beobachtet werden.

Eine Vermengung des Rindviehes mit einigen Mastschaafen und mit Pfer-
den kömmt nicht nur auf schlecht benutzten Weiden, wo es nur aus Noth und Un-
ordnung geschieht, sondern auch auf sehr reichen Fettweiden vor; auf letzteren
glaubt man, das für das Rindvieh zu harte und grobe Gras, dasjenige, was be-
sonders auf Geilstellen wächst, am besten für die dazwischen gehenden Pferde zu
benutzen, wogegen das feine Gras, welches das Rindvieh nicht fassen kann, den
Schaafen zu Gute komme. Man läßt hier gern das Gras bis auf den Grund nie-
der und rein abfressen, welches man ohne diese Vermengung der Vieharten nicht
erreichen würde, und glaubt, daß es dann nach einiger Zwischenzeit um so dichter
und reichlicher wieder aufschlage.

Andere ziehen es aber vor, nach heruntergenommenem Rindvieh erst Pferde,
dann Schaafe folgen zu lassen, und nun diesem Weideschlage Ruhe zu geben.

§. 380.

Die Eintheilung der Weide, sie liege nebeneinander oder an mehreren Or-Eintheilung
der Weide in
Schläge.

ten, in Schläge, die nach einer bestimmten Ordnung und Zeit mit den verschiede-
nen Vieharten betrieben werden und wieder ruhen, hat ohne allem Zweifel große
Vortheile vor dem allgemeinen Ueberlaufen des Viehes. Das Vieh auf engeren
Plätzen zu jeder Zeit beschränkt läuft nicht, um immer ihm besser schmeckende
Stellen zu finden, so viel umher, vertritt und besudelt weniger. Das Gras wird
allenthalben gleichmäßig abgefressen, und hat dann wieder Zeit zu erstarken, wo-
gegen bei dem allgemeinen Ueberlaufen einige Stellen anfangs unberührt bleiben,
und dann zu hart werden; das Vieh aber andere so stark mitnimmt, daß sie
kaum wieder ausgrünen können. Das Vieh ist auf solchen Weiden ruhiger, und
diese Ruhe ist ihm gedeihlicher.

In manchen Gegenden, wo die Weidewirthschaft mit besonderer Aufmerk-
samkeit betrieben wird, theilt man die Weideplätze in sehr kleine Koppeln und

Weiden und Hutungen.
Graswuchs. Allein die Schaafe duͤrfen nicht zu lange darauf gehalten werden,
und es muß eine Zwiſchenzeit mindeſtens von drei Wochen zwiſchen der Bewei-
dung mit Schaafen und mit Rindvieh gehalten werden, damit nicht nur das Gras
wieder emporkomme, ſondern auch der dem Rindviehe widrige Geruch des Schaaf-
pferchs ſich verliere. Wechſelt auch in der Folge Rindvieh und Schaafe miteinan-
der ab, ſo muß dieſer Zwiſchenraum immer beobachtet werden.

Eine Vermengung des Rindviehes mit einigen Maſtſchaafen und mit Pfer-
den koͤmmt nicht nur auf ſchlecht benutzten Weiden, wo es nur aus Noth und Un-
ordnung geſchieht, ſondern auch auf ſehr reichen Fettweiden vor; auf letzteren
glaubt man, das fuͤr das Rindvieh zu harte und grobe Gras, dasjenige, was be-
ſonders auf Geilſtellen waͤchſt, am beſten fuͤr die dazwiſchen gehenden Pferde zu
benutzen, wogegen das feine Gras, welches das Rindvieh nicht faſſen kann, den
Schaafen zu Gute komme. Man laͤßt hier gern das Gras bis auf den Grund nie-
der und rein abfreſſen, welches man ohne dieſe Vermengung der Vieharten nicht
erreichen wuͤrde, und glaubt, daß es dann nach einiger Zwiſchenzeit um ſo dichter
und reichlicher wieder aufſchlage.

Andere ziehen es aber vor, nach heruntergenommenem Rindvieh erſt Pferde,
dann Schaafe folgen zu laſſen, und nun dieſem Weideſchlage Ruhe zu geben.

§. 380.

Die Eintheilung der Weide, ſie liege nebeneinander oder an mehreren Or-Eintheilung
der Weide in
Schlaͤge.

ten, in Schlaͤge, die nach einer beſtimmten Ordnung und Zeit mit den verſchiede-
nen Vieharten betrieben werden und wieder ruhen, hat ohne allem Zweifel große
Vortheile vor dem allgemeinen Ueberlaufen des Viehes. Das Vieh auf engeren
Plaͤtzen zu jeder Zeit beſchraͤnkt laͤuft nicht, um immer ihm beſſer ſchmeckende
Stellen zu finden, ſo viel umher, vertritt und beſudelt weniger. Das Gras wird
allenthalben gleichmaͤßig abgefreſſen, und hat dann wieder Zeit zu erſtarken, wo-
gegen bei dem allgemeinen Ueberlaufen einige Stellen anfangs unberuͤhrt bleiben,
und dann zu hart werden; das Vieh aber andere ſo ſtark mitnimmt, daß ſie
kaum wieder ausgruͤnen koͤnnen. Das Vieh iſt auf ſolchen Weiden ruhiger, und
dieſe Ruhe iſt ihm gedeihlicher.

In manchen Gegenden, wo die Weidewirthſchaft mit beſonderer Aufmerk-
ſamkeit betrieben wird, theilt man die Weideplaͤtze in ſehr kleine Koppeln und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0309" n="287"/><fw place="top" type="header">Weiden und Hutungen.</fw><lb/>
Graswuchs. Allein die Schaafe du&#x0364;rfen nicht zu lange darauf gehalten werden,<lb/>
und es muß eine Zwi&#x017F;chenzeit minde&#x017F;tens von drei Wochen zwi&#x017F;chen der Bewei-<lb/>
dung mit Schaafen und mit Rindvieh gehalten werden, damit nicht nur das Gras<lb/>
wieder emporkomme, &#x017F;ondern auch der dem Rindviehe widrige Geruch des Schaaf-<lb/>
pferchs &#x017F;ich verliere. Wech&#x017F;elt auch in der Folge Rindvieh und Schaafe miteinan-<lb/>
der ab, &#x017F;o muß die&#x017F;er Zwi&#x017F;chenraum immer beobachtet werden.</p><lb/>
              <p>Eine Vermengung des Rindviehes mit einigen Ma&#x017F;t&#x017F;chaafen und mit Pfer-<lb/>
den ko&#x0364;mmt nicht nur auf &#x017F;chlecht benutzten Weiden, wo es nur aus Noth und Un-<lb/>
ordnung ge&#x017F;chieht, &#x017F;ondern auch auf &#x017F;ehr reichen Fettweiden vor; auf letzteren<lb/>
glaubt man, das fu&#x0364;r das Rindvieh zu harte und grobe Gras, dasjenige, was be-<lb/>
&#x017F;onders auf Geil&#x017F;tellen wa&#x0364;ch&#x017F;t, am be&#x017F;ten fu&#x0364;r die dazwi&#x017F;chen gehenden Pferde zu<lb/>
benutzen, wogegen das feine Gras, welches das Rindvieh nicht fa&#x017F;&#x017F;en kann, den<lb/>
Schaafen zu Gute komme. Man la&#x0364;ßt hier gern das Gras bis auf den Grund nie-<lb/>
der und rein abfre&#x017F;&#x017F;en, welches man ohne die&#x017F;e Vermengung der Vieharten nicht<lb/>
erreichen wu&#x0364;rde, und glaubt, daß es dann nach einiger Zwi&#x017F;chenzeit um &#x017F;o dichter<lb/>
und reichlicher wieder auf&#x017F;chlage.</p><lb/>
              <p>Andere ziehen es aber vor, nach heruntergenommenem Rindvieh er&#x017F;t Pferde,<lb/>
dann Schaafe folgen zu la&#x017F;&#x017F;en, und nun die&#x017F;em Weide&#x017F;chlage Ruhe zu geben.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 380.</head><lb/>
              <p>Die Eintheilung der Weide, &#x017F;ie liege nebeneinander oder an mehreren Or-<note place="right">Eintheilung<lb/>
der Weide in<lb/>
Schla&#x0364;ge.</note><lb/>
ten, in Schla&#x0364;ge, die nach einer be&#x017F;timmten Ordnung und Zeit mit den ver&#x017F;chiede-<lb/>
nen Vieharten betrieben werden und wieder ruhen, hat ohne allem Zweifel große<lb/>
Vortheile vor dem allgemeinen Ueberlaufen des Viehes. Das Vieh auf engeren<lb/>
Pla&#x0364;tzen zu jeder Zeit be&#x017F;chra&#x0364;nkt la&#x0364;uft nicht, um immer ihm be&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chmeckende<lb/>
Stellen zu finden, &#x017F;o viel umher, vertritt und be&#x017F;udelt weniger. Das Gras wird<lb/>
allenthalben gleichma&#x0364;ßig abgefre&#x017F;&#x017F;en, und hat dann wieder Zeit zu er&#x017F;tarken, wo-<lb/>
gegen bei dem allgemeinen Ueberlaufen einige Stellen anfangs unberu&#x0364;hrt bleiben,<lb/>
und dann zu hart werden; das Vieh aber andere &#x017F;o &#x017F;tark mitnimmt, daß &#x017F;ie<lb/>
kaum wieder ausgru&#x0364;nen ko&#x0364;nnen. Das Vieh i&#x017F;t auf &#x017F;olchen Weiden ruhiger, und<lb/>
die&#x017F;e Ruhe i&#x017F;t ihm gedeihlicher.</p><lb/>
              <p>In manchen Gegenden, wo die Weidewirth&#x017F;chaft mit be&#x017F;onderer Aufmerk-<lb/>
&#x017F;amkeit betrieben wird, theilt man die Weidepla&#x0364;tze in &#x017F;ehr kleine Koppeln und<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0309] Weiden und Hutungen. Graswuchs. Allein die Schaafe duͤrfen nicht zu lange darauf gehalten werden, und es muß eine Zwiſchenzeit mindeſtens von drei Wochen zwiſchen der Bewei- dung mit Schaafen und mit Rindvieh gehalten werden, damit nicht nur das Gras wieder emporkomme, ſondern auch der dem Rindviehe widrige Geruch des Schaaf- pferchs ſich verliere. Wechſelt auch in der Folge Rindvieh und Schaafe miteinan- der ab, ſo muß dieſer Zwiſchenraum immer beobachtet werden. Eine Vermengung des Rindviehes mit einigen Maſtſchaafen und mit Pfer- den koͤmmt nicht nur auf ſchlecht benutzten Weiden, wo es nur aus Noth und Un- ordnung geſchieht, ſondern auch auf ſehr reichen Fettweiden vor; auf letzteren glaubt man, das fuͤr das Rindvieh zu harte und grobe Gras, dasjenige, was be- ſonders auf Geilſtellen waͤchſt, am beſten fuͤr die dazwiſchen gehenden Pferde zu benutzen, wogegen das feine Gras, welches das Rindvieh nicht faſſen kann, den Schaafen zu Gute komme. Man laͤßt hier gern das Gras bis auf den Grund nie- der und rein abfreſſen, welches man ohne dieſe Vermengung der Vieharten nicht erreichen wuͤrde, und glaubt, daß es dann nach einiger Zwiſchenzeit um ſo dichter und reichlicher wieder aufſchlage. Andere ziehen es aber vor, nach heruntergenommenem Rindvieh erſt Pferde, dann Schaafe folgen zu laſſen, und nun dieſem Weideſchlage Ruhe zu geben. §. 380. Die Eintheilung der Weide, ſie liege nebeneinander oder an mehreren Or- ten, in Schlaͤge, die nach einer beſtimmten Ordnung und Zeit mit den verſchiede- nen Vieharten betrieben werden und wieder ruhen, hat ohne allem Zweifel große Vortheile vor dem allgemeinen Ueberlaufen des Viehes. Das Vieh auf engeren Plaͤtzen zu jeder Zeit beſchraͤnkt laͤuft nicht, um immer ihm beſſer ſchmeckende Stellen zu finden, ſo viel umher, vertritt und beſudelt weniger. Das Gras wird allenthalben gleichmaͤßig abgefreſſen, und hat dann wieder Zeit zu erſtarken, wo- gegen bei dem allgemeinen Ueberlaufen einige Stellen anfangs unberuͤhrt bleiben, und dann zu hart werden; das Vieh aber andere ſo ſtark mitnimmt, daß ſie kaum wieder ausgruͤnen koͤnnen. Das Vieh iſt auf ſolchen Weiden ruhiger, und dieſe Ruhe iſt ihm gedeihlicher. Eintheilung der Weide in Schlaͤge. In manchen Gegenden, wo die Weidewirthſchaft mit beſonderer Aufmerk- ſamkeit betrieben wird, theilt man die Weideplaͤtze in ſehr kleine Koppeln und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/309
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/309>, abgerufen am 21.11.2024.