Die langen Feimen haben den Vortheil, daß man das Heu, so wie es ge- braucht wird, an der Südostseite satzweise und perpendikulär wegnehmen kann, wogegen runde und viereckige Feimen bei nasser Jahreszeit auf einmal eingeführt werden müssen. Sie müssen in der Regel in der Nähe des Wirthschaftshofes auf einem besondern umzäunten Feimhofe errichtet werden, wo man dann seinen Heu- vorrath besser, als wenn er auf Böden und in Scheuren vertheilt liegt, übersehen, und dessen Verwendung nach den Umständen moderiren kann.
Die Feimengerüste mit einem beweglichen Dache, welches man hinaufwin- den und niederlassen kann, werden da, wo man die Feimeneinrichtung kennt, sel- ten mehr errichtet, weil man sie nicht nur kostspieliger, sondern auch unbequemer findet, und das Heu sich wenigstens eben so gut in den freistehenden hält. Von der durch die Mitte und im Grunde hergezogenen offenen Röhre oder sogenannten Dunstschornsteine ist man ganz abgekommen, da die Erfahrung gelehrt hat, daß das ihm zunächst liegende Heu am leichtesten verderbe, und sich dagegen um desto besser halte, je sorgfältiger man den Zutritt der Luft abschneidet, und alle Höhlun- gen vermeidet; die Unbequemlichkeiten dieser Dunströhre ungerechnet.
Die kleineren Heuschober, welche man auf entlegenen Wiesen aufsetzt, und wenn diese im Winter dem Wasser ausgesetzt sind, auf einem erhöheten Gerüste er- richtet, dann im Winter gewöhnlich auf dem Froste einfährt, werden insgemein mit geringer Sorgfalt gemacht, und dennoch hält sich das Heu in ihnen sehr gut. Sie sind in wiesenreichen Gegenden, wo man Heu zum Verkauf gewinnt, sehr ge- bräuchlich, und bedürfen keiner Beschreibung. Sie sind indessen immer als ein Nothbehelf anzusehen, und kommen den regulären Heufeimen auf keine Weise gleich.
§. 359.
Eine von denen, die sie versucht haben, sehr gerühmte Methode, ist die,Aufsetzung des Heues mit Sommer- stroh. daß man aufgespartes Sömmerungsstroh schichtweise zwischen das Heu lege. Man glaubt hierbei das Heu in feuchterem Zustande einbringen zu können, indem das trockene Stroh diese Feuchtigkeit anziehe. Das Stroh soll aber vom Geruche des Heues durchdrungen dem Viehe weit angenehmer werden, und wird in diesem Gemenge begierig verzehrt. Hauptsächlich ist diese Methode jedoch bei Kleeheu angewandt worden, über welches an seinem Orte besonders wird geredet werden.
Die Heuernte.
Die langen Feimen haben den Vortheil, daß man das Heu, ſo wie es ge- braucht wird, an der Suͤdoſtſeite ſatzweiſe und perpendikulaͤr wegnehmen kann, wogegen runde und viereckige Feimen bei naſſer Jahreszeit auf einmal eingefuͤhrt werden muͤſſen. Sie muͤſſen in der Regel in der Naͤhe des Wirthſchaftshofes auf einem beſondern umzaͤunten Feimhofe errichtet werden, wo man dann ſeinen Heu- vorrath beſſer, als wenn er auf Boͤden und in Scheuren vertheilt liegt, uͤberſehen, und deſſen Verwendung nach den Umſtaͤnden moderiren kann.
Die Feimengeruͤſte mit einem beweglichen Dache, welches man hinaufwin- den und niederlaſſen kann, werden da, wo man die Feimeneinrichtung kennt, ſel- ten mehr errichtet, weil man ſie nicht nur koſtſpieliger, ſondern auch unbequemer findet, und das Heu ſich wenigſtens eben ſo gut in den freiſtehenden haͤlt. Von der durch die Mitte und im Grunde hergezogenen offenen Roͤhre oder ſogenannten Dunſtſchornſteine iſt man ganz abgekommen, da die Erfahrung gelehrt hat, daß das ihm zunaͤchſt liegende Heu am leichteſten verderbe, und ſich dagegen um deſto beſſer halte, je ſorgfaͤltiger man den Zutritt der Luft abſchneidet, und alle Hoͤhlun- gen vermeidet; die Unbequemlichkeiten dieſer Dunſtroͤhre ungerechnet.
Die kleineren Heuſchober, welche man auf entlegenen Wieſen aufſetzt, und wenn dieſe im Winter dem Waſſer ausgeſetzt ſind, auf einem erhoͤheten Geruͤſte er- richtet, dann im Winter gewoͤhnlich auf dem Froſte einfaͤhrt, werden insgemein mit geringer Sorgfalt gemacht, und dennoch haͤlt ſich das Heu in ihnen ſehr gut. Sie ſind in wieſenreichen Gegenden, wo man Heu zum Verkauf gewinnt, ſehr ge- braͤuchlich, und beduͤrfen keiner Beſchreibung. Sie ſind indeſſen immer als ein Nothbehelf anzuſehen, und kommen den regulaͤren Heufeimen auf keine Weiſe gleich.
§. 359.
Eine von denen, die ſie verſucht haben, ſehr geruͤhmte Methode, iſt die,Aufſetzung des Heues mit Sommer- ſtroh. daß man aufgeſpartes Soͤmmerungsſtroh ſchichtweiſe zwiſchen das Heu lege. Man glaubt hierbei das Heu in feuchterem Zuſtande einbringen zu koͤnnen, indem das trockene Stroh dieſe Feuchtigkeit anziehe. Das Stroh ſoll aber vom Geruche des Heues durchdrungen dem Viehe weit angenehmer werden, und wird in dieſem Gemenge begierig verzehrt. Hauptſaͤchlich iſt dieſe Methode jedoch bei Kleeheu angewandt worden, uͤber welches an ſeinem Orte beſonders wird geredet werden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbn="269"facs="#f0291"/><fwtype="header"place="top">Die Heuernte.</fw><lb/><p>Die langen Feimen haben den Vortheil, daß man das Heu, ſo wie es ge-<lb/>
braucht wird, an der Suͤdoſtſeite ſatzweiſe und perpendikulaͤr wegnehmen kann,<lb/>
wogegen runde und viereckige Feimen bei naſſer Jahreszeit auf einmal eingefuͤhrt<lb/>
werden muͤſſen. Sie muͤſſen in der Regel in der Naͤhe des Wirthſchaftshofes auf<lb/>
einem beſondern umzaͤunten Feimhofe errichtet werden, wo man dann ſeinen Heu-<lb/>
vorrath beſſer, als wenn er auf Boͤden und in Scheuren vertheilt liegt, uͤberſehen,<lb/>
und deſſen Verwendung nach den Umſtaͤnden moderiren kann.</p><lb/><p>Die Feimengeruͤſte mit einem beweglichen Dache, welches man hinaufwin-<lb/>
den und niederlaſſen kann, werden da, wo man die Feimeneinrichtung kennt, ſel-<lb/>
ten mehr errichtet, weil man ſie nicht nur koſtſpieliger, ſondern auch unbequemer<lb/>
findet, und das Heu ſich wenigſtens eben ſo gut in den freiſtehenden haͤlt. Von<lb/>
der durch die Mitte und im Grunde hergezogenen offenen Roͤhre oder ſogenannten<lb/>
Dunſtſchornſteine iſt man ganz abgekommen, da die Erfahrung gelehrt hat, daß<lb/>
das ihm zunaͤchſt liegende Heu am leichteſten verderbe, und ſich dagegen um deſto<lb/>
beſſer halte, je ſorgfaͤltiger man den Zutritt der Luft abſchneidet, und alle Hoͤhlun-<lb/>
gen vermeidet; die Unbequemlichkeiten dieſer Dunſtroͤhre ungerechnet.</p><lb/><p>Die kleineren Heuſchober, welche man auf entlegenen Wieſen aufſetzt, und<lb/>
wenn dieſe im Winter dem Waſſer ausgeſetzt ſind, auf einem erhoͤheten Geruͤſte er-<lb/>
richtet, dann im Winter gewoͤhnlich auf dem Froſte einfaͤhrt, werden insgemein<lb/>
mit geringer Sorgfalt gemacht, und dennoch haͤlt ſich das Heu in ihnen ſehr gut.<lb/>
Sie ſind in wieſenreichen Gegenden, wo man Heu zum Verkauf gewinnt, ſehr ge-<lb/>
braͤuchlich, und beduͤrfen keiner Beſchreibung. Sie ſind indeſſen immer als ein<lb/>
Nothbehelf anzuſehen, und kommen den regulaͤren Heufeimen auf keine<lb/>
Weiſe gleich.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 359.</head><lb/><p>Eine von denen, die ſie verſucht haben, ſehr geruͤhmte Methode, iſt die,<noteplace="right">Aufſetzung des<lb/>
Heues mit<lb/>
Sommer-<lb/>ſtroh.</note><lb/>
daß man aufgeſpartes Soͤmmerungsſtroh ſchichtweiſe zwiſchen das Heu lege.<lb/>
Man glaubt hierbei das Heu in feuchterem Zuſtande einbringen zu koͤnnen, indem<lb/>
das trockene Stroh dieſe Feuchtigkeit anziehe. Das Stroh ſoll aber vom Geruche<lb/>
des Heues durchdrungen dem Viehe weit angenehmer werden, und wird in dieſem<lb/>
Gemenge begierig verzehrt. Hauptſaͤchlich iſt dieſe Methode jedoch bei Kleeheu<lb/>
angewandt worden, uͤber welches an ſeinem Orte beſonders wird geredet werden.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[269/0291]
Die Heuernte.
Die langen Feimen haben den Vortheil, daß man das Heu, ſo wie es ge-
braucht wird, an der Suͤdoſtſeite ſatzweiſe und perpendikulaͤr wegnehmen kann,
wogegen runde und viereckige Feimen bei naſſer Jahreszeit auf einmal eingefuͤhrt
werden muͤſſen. Sie muͤſſen in der Regel in der Naͤhe des Wirthſchaftshofes auf
einem beſondern umzaͤunten Feimhofe errichtet werden, wo man dann ſeinen Heu-
vorrath beſſer, als wenn er auf Boͤden und in Scheuren vertheilt liegt, uͤberſehen,
und deſſen Verwendung nach den Umſtaͤnden moderiren kann.
Die Feimengeruͤſte mit einem beweglichen Dache, welches man hinaufwin-
den und niederlaſſen kann, werden da, wo man die Feimeneinrichtung kennt, ſel-
ten mehr errichtet, weil man ſie nicht nur koſtſpieliger, ſondern auch unbequemer
findet, und das Heu ſich wenigſtens eben ſo gut in den freiſtehenden haͤlt. Von
der durch die Mitte und im Grunde hergezogenen offenen Roͤhre oder ſogenannten
Dunſtſchornſteine iſt man ganz abgekommen, da die Erfahrung gelehrt hat, daß
das ihm zunaͤchſt liegende Heu am leichteſten verderbe, und ſich dagegen um deſto
beſſer halte, je ſorgfaͤltiger man den Zutritt der Luft abſchneidet, und alle Hoͤhlun-
gen vermeidet; die Unbequemlichkeiten dieſer Dunſtroͤhre ungerechnet.
Die kleineren Heuſchober, welche man auf entlegenen Wieſen aufſetzt, und
wenn dieſe im Winter dem Waſſer ausgeſetzt ſind, auf einem erhoͤheten Geruͤſte er-
richtet, dann im Winter gewoͤhnlich auf dem Froſte einfaͤhrt, werden insgemein
mit geringer Sorgfalt gemacht, und dennoch haͤlt ſich das Heu in ihnen ſehr gut.
Sie ſind in wieſenreichen Gegenden, wo man Heu zum Verkauf gewinnt, ſehr ge-
braͤuchlich, und beduͤrfen keiner Beſchreibung. Sie ſind indeſſen immer als ein
Nothbehelf anzuſehen, und kommen den regulaͤren Heufeimen auf keine
Weiſe gleich.
§. 359.
Eine von denen, die ſie verſucht haben, ſehr geruͤhmte Methode, iſt die,
daß man aufgeſpartes Soͤmmerungsſtroh ſchichtweiſe zwiſchen das Heu lege.
Man glaubt hierbei das Heu in feuchterem Zuſtande einbringen zu koͤnnen, indem
das trockene Stroh dieſe Feuchtigkeit anziehe. Das Stroh ſoll aber vom Geruche
des Heues durchdrungen dem Viehe weit angenehmer werden, und wird in dieſem
Gemenge begierig verzehrt. Hauptſaͤchlich iſt dieſe Methode jedoch bei Kleeheu
angewandt worden, uͤber welches an ſeinem Orte beſonders wird geredet werden.
Aufſetzung des
Heues mit
Sommer-
ſtroh.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/291>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.