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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

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Der Wiesenbau.
ches auf denen mit mähbaren Gräsern angesäeten und gemähten trocknern Plätzen
selten geschieht; indem diese Gräser nach einigen Jahren wieder vergehen, und
schlechtern Kräutern Platz machen. Um eine Wiese zu bilden, wird ein feuchteres
Grundstück erfordert, und welches sich seiner Feuchtigkeit wegen zur Beackerung
nicht schickt. Nur wenn man einem Grundstücke durch Kunst den Feuchtigkeits-
grad giebt, wodurch es sich zur Wiese qualifizirt, und nachhaltig als solche benutzt
werden kann, so verdient dies den Namen einer künstlichen Wiese; wobei es
gleichgültig ist, ob die erste Graserzeugung durch ausgewählten Saamen bewirkt
worden oder der Natur überlassen war. Von diesen künstlichen Wiesen ist in der
Lehre von der Bewässerung gehandelt worden.

§. 312.

Die natürlichen Wiesen haben immer einen feuchteren Boden, wie das Ak-Fünf Arten
der Wiesen.

kerlaud, oder liegen an feuchteren Stellen. Sie unterscheiden sich in folgende
fünf Hauptarten:

1) Die an großen Flüssen liegenden, deren Grund entweder durch An-
schwemmung schlammiger Erde oder durch die Vermoderung der von dem zurück-
getretenen Wasser hinterlassenen Wasserpflanzen mehrentheils entstanden ist. Sie
nehmen manchmal breite Thäler ein, und stehen unter dem Einflusse des Strom-
wassers, welches sie von Zeit zu Zeit überschwemmt, und dadurch mit neuen
fruchtbaren Schlamm überzieht, oder aber durchsintert, und ihnen die nöthige
Feuchtigkeit mittheilt.

2) Die an kleineren Flüssen und Bächen liegenden, welche von diesen ihre
Feuchtigkeit erhalten, und entweder durch das Anschwellen derselben von Zeit zu
Zeit von selbst bewässert werden, oder aber diese Bewässerung durch künstliche An-
stauung der Bäche, entweder mittelst der Inundation oder der Berieselung, will-
kührlich erhalten.

Beide Arten werden unter dem Namen Thalwiesen begriffen, da sie sich nur
in den Thälern oder Flußniederungen befinden.

3) Wiesen, welche zwar auf der Höhe, aber doch in Senkungen der Erd-
oberfläche liegen, in welche sich die Feuchtigkeit von dem höheren umliegenden Ak-
kerlande und mit derselben oft vieler fruchtbarer Dünger herabzieht. Man findet

Dritter Theil. F f

Der Wieſenbau.
ches auf denen mit maͤhbaren Graͤſern angeſaͤeten und gemaͤhten trocknern Plaͤtzen
ſelten geſchieht; indem dieſe Graͤſer nach einigen Jahren wieder vergehen, und
ſchlechtern Kraͤutern Platz machen. Um eine Wieſe zu bilden, wird ein feuchteres
Grundſtuͤck erfordert, und welches ſich ſeiner Feuchtigkeit wegen zur Beackerung
nicht ſchickt. Nur wenn man einem Grundſtuͤcke durch Kunſt den Feuchtigkeits-
grad giebt, wodurch es ſich zur Wieſe qualifizirt, und nachhaltig als ſolche benutzt
werden kann, ſo verdient dies den Namen einer kuͤnſtlichen Wieſe; wobei es
gleichguͤltig iſt, ob die erſte Graserzeugung durch ausgewaͤhlten Saamen bewirkt
worden oder der Natur uͤberlaſſen war. Von dieſen kuͤnſtlichen Wieſen iſt in der
Lehre von der Bewaͤſſerung gehandelt worden.

§. 312.

Die natuͤrlichen Wieſen haben immer einen feuchteren Boden, wie das Ak-Fuͤnf Arten
der Wieſen.

kerlaud, oder liegen an feuchteren Stellen. Sie unterſcheiden ſich in folgende
fuͤnf Hauptarten:

1) Die an großen Fluͤſſen liegenden, deren Grund entweder durch An-
ſchwemmung ſchlammiger Erde oder durch die Vermoderung der von dem zuruͤck-
getretenen Waſſer hinterlaſſenen Waſſerpflanzen mehrentheils entſtanden iſt. Sie
nehmen manchmal breite Thaͤler ein, und ſtehen unter dem Einfluſſe des Strom-
waſſers, welches ſie von Zeit zu Zeit uͤberſchwemmt, und dadurch mit neuen
fruchtbaren Schlamm uͤberzieht, oder aber durchſintert, und ihnen die noͤthige
Feuchtigkeit mittheilt.

2) Die an kleineren Fluͤſſen und Baͤchen liegenden, welche von dieſen ihre
Feuchtigkeit erhalten, und entweder durch das Anſchwellen derſelben von Zeit zu
Zeit von ſelbſt bewaͤſſert werden, oder aber dieſe Bewaͤſſerung durch kuͤnſtliche An-
ſtauung der Baͤche, entweder mittelſt der Inundation oder der Berieſelung, will-
kuͤhrlich erhalten.

Beide Arten werden unter dem Namen Thalwieſen begriffen, da ſie ſich nur
in den Thaͤlern oder Flußniederungen befinden.

3) Wieſen, welche zwar auf der Hoͤhe, aber doch in Senkungen der Erd-
oberflaͤche liegen, in welche ſich die Feuchtigkeit von dem hoͤheren umliegenden Ak-
kerlande und mit derſelben oft vieler fruchtbarer Duͤnger herabzieht. Man findet

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[225/0247] Der Wieſenbau. ches auf denen mit maͤhbaren Graͤſern angeſaͤeten und gemaͤhten trocknern Plaͤtzen ſelten geſchieht; indem dieſe Graͤſer nach einigen Jahren wieder vergehen, und ſchlechtern Kraͤutern Platz machen. Um eine Wieſe zu bilden, wird ein feuchteres Grundſtuͤck erfordert, und welches ſich ſeiner Feuchtigkeit wegen zur Beackerung nicht ſchickt. Nur wenn man einem Grundſtuͤcke durch Kunſt den Feuchtigkeits- grad giebt, wodurch es ſich zur Wieſe qualifizirt, und nachhaltig als ſolche benutzt werden kann, ſo verdient dies den Namen einer kuͤnſtlichen Wieſe; wobei es gleichguͤltig iſt, ob die erſte Graserzeugung durch ausgewaͤhlten Saamen bewirkt worden oder der Natur uͤberlaſſen war. Von dieſen kuͤnſtlichen Wieſen iſt in der Lehre von der Bewaͤſſerung gehandelt worden. §. 312. Die natuͤrlichen Wieſen haben immer einen feuchteren Boden, wie das Ak- kerlaud, oder liegen an feuchteren Stellen. Sie unterſcheiden ſich in folgende fuͤnf Hauptarten: Fuͤnf Arten der Wieſen. 1) Die an großen Fluͤſſen liegenden, deren Grund entweder durch An- ſchwemmung ſchlammiger Erde oder durch die Vermoderung der von dem zuruͤck- getretenen Waſſer hinterlaſſenen Waſſerpflanzen mehrentheils entſtanden iſt. Sie nehmen manchmal breite Thaͤler ein, und ſtehen unter dem Einfluſſe des Strom- waſſers, welches ſie von Zeit zu Zeit uͤberſchwemmt, und dadurch mit neuen fruchtbaren Schlamm uͤberzieht, oder aber durchſintert, und ihnen die noͤthige Feuchtigkeit mittheilt. 2) Die an kleineren Fluͤſſen und Baͤchen liegenden, welche von dieſen ihre Feuchtigkeit erhalten, und entweder durch das Anſchwellen derſelben von Zeit zu Zeit von ſelbſt bewaͤſſert werden, oder aber dieſe Bewaͤſſerung durch kuͤnſtliche An- ſtauung der Baͤche, entweder mittelſt der Inundation oder der Berieſelung, will- kuͤhrlich erhalten. Beide Arten werden unter dem Namen Thalwieſen begriffen, da ſie ſich nur in den Thaͤlern oder Flußniederungen befinden. 3) Wieſen, welche zwar auf der Hoͤhe, aber doch in Senkungen der Erd- oberflaͤche liegen, in welche ſich die Feuchtigkeit von dem hoͤheren umliegenden Ak- kerlande und mit derſelben oft vieler fruchtbarer Duͤnger herabzieht. Man findet Dritter Theil. F f

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/247>, abgerufen am 21.12.2024.