Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Befriedigungen. Einhägungen.
Holz, und sind von kurzer Dauer. Eingegrabene Pfosten, durch deren einge-
stemmte Löcher Stangen, sogenannte Ricke, oder auch Latten durchgelassen sind,
geben Schutz für größere, aber nicht für kleinere Thiere; es sey denn, daß man
die Querhölzer sehr vervielfältigte und nahe zusammenbrächte. Hierdurch wer-
[de]n aber die aufrecht stehenden Pfähle wegen der vielen Durchlassungen sehr ge-
schwächt. Deshalb setzt man auch wohl zwei Pfähle neben einander, und verbin-
det sie mit Pflöcken, worauf die Stangen ruhen.

Der künstlicheren Arten von Lattwerk und Gegitter erwähne ich hier nicht,
indem sie ihrer Kostbarkeit wegen nur zur Befriedigung der Gärten anwendbar
sind; noch weniger der eigentlichen von Dielen zusammengesetzten Planken.

Oder sie bestehen aus Flechtwerken. Wo man Reiser und junge Lohden in
Ueberfluß haben kann, giebt dieses Flechtwerk eine gute und ziemlich haltbare Be-
friedigung ab, zumal wenn man die Pfähle aus solchem Holze macht, welches
Wurzel schlägt, und eine Weile zu vegetiren fortfährt. Dies Flechtwerk wird
übrigens auf mannigfaltige Weise gemacht.

Diese Holzverzäunungen, welche man in manchen Gegenden Deutschlands noch
häufig findet, werden und müssen bald aufhören, indem der Mangel des Holzes,
oder wenigstens die größere Sparsamkeit, womit man es behandelt, diese Ver-
schwendung desselben nicht länger dulden wird. In den Dörfern, wo man sie am
häufigsten antrifft, haben sie obendrein den großen Nachtheil, daß sie ein entstande-
nes Feuer mit unglaublicher Schnelligkeit von einem Gehöfte zum andern fortlei-
ten, und wenn man ihre Niederreißung verabsäumt, ein ganzes Dorf schnell in
Flammen setzen.

§. 220.

3) Erdwälle.Erdwälle.

In der Regel sind diese mit Gräben auf beiden Seiten, woraus die Erde ge-
nommen worden, versehen, und werden dann oft mit Hecken verschiedener Art
auf ihrem Gipfel, oder auf trocknerem Boden am Fuße des Walles und an der
Kante des Grabens bepflanzt.

Die dauerhafteste Art derselben ist die, welche von Rasen aufgesetzt werden,
und in einem losern sandigen Boden finden andere kaum statt. Da es aber nicht
ausführbar seyn würde, den erforderlichen Rasen anderswoher herbeizuschaffen,

R 2

Befriedigungen. Einhaͤgungen.
Holz, und ſind von kurzer Dauer. Eingegrabene Pfoſten, durch deren einge-
ſtemmte Loͤcher Stangen, ſogenannte Ricke, oder auch Latten durchgelaſſen ſind,
geben Schutz fuͤr groͤßere, aber nicht fuͤr kleinere Thiere; es ſey denn, daß man
die Querhoͤlzer ſehr vervielfaͤltigte und nahe zuſammenbraͤchte. Hierdurch wer-
[de]n aber die aufrecht ſtehenden Pfaͤhle wegen der vielen Durchlaſſungen ſehr ge-
ſchwaͤcht. Deshalb ſetzt man auch wohl zwei Pfaͤhle neben einander, und verbin-
det ſie mit Pfloͤcken, worauf die Stangen ruhen.

Der kuͤnſtlicheren Arten von Lattwerk und Gegitter erwaͤhne ich hier nicht,
indem ſie ihrer Koſtbarkeit wegen nur zur Befriedigung der Gaͤrten anwendbar
ſind; noch weniger der eigentlichen von Dielen zuſammengeſetzten Planken.

Oder ſie beſtehen aus Flechtwerken. Wo man Reiſer und junge Lohden in
Ueberfluß haben kann, giebt dieſes Flechtwerk eine gute und ziemlich haltbare Be-
friedigung ab, zumal wenn man die Pfaͤhle aus ſolchem Holze macht, welches
Wurzel ſchlaͤgt, und eine Weile zu vegetiren fortfaͤhrt. Dies Flechtwerk wird
uͤbrigens auf mannigfaltige Weiſe gemacht.

Dieſe Holzverzaͤunungen, welche man in manchen Gegenden Deutſchlands noch
haͤufig findet, werden und muͤſſen bald aufhoͤren, indem der Mangel des Holzes,
oder wenigſtens die groͤßere Sparſamkeit, womit man es behandelt, dieſe Ver-
ſchwendung deſſelben nicht laͤnger dulden wird. In den Doͤrfern, wo man ſie am
haͤufigſten antrifft, haben ſie obendrein den großen Nachtheil, daß ſie ein entſtande-
nes Feuer mit unglaublicher Schnelligkeit von einem Gehoͤfte zum andern fortlei-
ten, und wenn man ihre Niederreißung verabſaͤumt, ein ganzes Dorf ſchnell in
Flammen ſetzen.

§. 220.

3) Erdwaͤlle.Erdwaͤlle.

In der Regel ſind dieſe mit Graͤben auf beiden Seiten, woraus die Erde ge-
nommen worden, verſehen, und werden dann oft mit Hecken verſchiedener Art
auf ihrem Gipfel, oder auf trocknerem Boden am Fuße des Walles und an der
Kante des Grabens bepflanzt.

Die dauerhafteſte Art derſelben iſt die, welche von Raſen aufgeſetzt werden,
und in einem loſern ſandigen Boden finden andere kaum ſtatt. Da es aber nicht
ausfuͤhrbar ſeyn wuͤrde, den erforderlichen Raſen anderswoher herbeizuſchaffen,

R 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0153" n="131"/><fw place="top" type="header">Befriedigungen. Einha&#x0364;gungen.</fw><lb/>
Holz, und &#x017F;ind von kurzer Dauer. Eingegrabene Pfo&#x017F;ten, durch deren einge-<lb/>
&#x017F;temmte Lo&#x0364;cher Stangen, &#x017F;ogenannte Ricke, oder auch Latten durchgela&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ind,<lb/>
geben Schutz fu&#x0364;r gro&#x0364;ßere, aber nicht fu&#x0364;r kleinere Thiere; es &#x017F;ey denn, daß man<lb/>
die Querho&#x0364;lzer &#x017F;ehr vervielfa&#x0364;ltigte und nahe zu&#x017F;ammenbra&#x0364;chte. Hierdurch wer-<lb/><supplied>de</supplied>n aber die aufrecht &#x017F;tehenden Pfa&#x0364;hle wegen der vielen Durchla&#x017F;&#x017F;ungen &#x017F;ehr ge-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;cht. Deshalb &#x017F;etzt man auch wohl zwei Pfa&#x0364;hle neben einander, und verbin-<lb/>
det &#x017F;ie mit Pflo&#x0364;cken, worauf die Stangen ruhen.</p><lb/>
              <p>Der ku&#x0364;n&#x017F;tlicheren Arten von Lattwerk und Gegitter erwa&#x0364;hne ich hier nicht,<lb/>
indem &#x017F;ie ihrer Ko&#x017F;tbarkeit wegen nur zur Befriedigung der Ga&#x0364;rten anwendbar<lb/>
&#x017F;ind; noch weniger der eigentlichen von Dielen zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Planken.</p><lb/>
              <p>Oder &#x017F;ie be&#x017F;tehen aus Flechtwerken. Wo man Rei&#x017F;er und junge Lohden in<lb/>
Ueberfluß haben kann, giebt die&#x017F;es Flechtwerk eine gute und ziemlich haltbare Be-<lb/>
friedigung ab, zumal wenn man die Pfa&#x0364;hle aus &#x017F;olchem Holze macht, welches<lb/>
Wurzel &#x017F;chla&#x0364;gt, und eine Weile zu vegetiren fortfa&#x0364;hrt. Dies Flechtwerk wird<lb/>
u&#x0364;brigens auf mannigfaltige Wei&#x017F;e gemacht.</p><lb/>
              <p>Die&#x017F;e Holzverza&#x0364;unungen, welche man in manchen Gegenden Deut&#x017F;chlands noch<lb/>
ha&#x0364;ufig findet, werden und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en bald aufho&#x0364;ren, indem der Mangel des Holzes,<lb/>
oder wenig&#x017F;tens die gro&#x0364;ßere Spar&#x017F;amkeit, womit man es behandelt, die&#x017F;e Ver-<lb/>
&#x017F;chwendung de&#x017F;&#x017F;elben nicht la&#x0364;nger dulden wird. In den Do&#x0364;rfern, wo man &#x017F;ie am<lb/>
ha&#x0364;ufig&#x017F;ten antrifft, haben &#x017F;ie obendrein den großen Nachtheil, daß &#x017F;ie ein ent&#x017F;tande-<lb/>
nes Feuer mit unglaublicher Schnelligkeit von einem Geho&#x0364;fte zum andern fortlei-<lb/>
ten, und wenn man ihre Niederreißung verab&#x017F;a&#x0364;umt, ein ganzes Dorf &#x017F;chnell in<lb/>
Flammen &#x017F;etzen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 220.</head><lb/>
              <p>3) Erdwa&#x0364;lle.<note place="right">Erdwa&#x0364;lle.</note></p><lb/>
              <p>In der Regel &#x017F;ind die&#x017F;e mit Gra&#x0364;ben auf beiden Seiten, woraus die Erde ge-<lb/>
nommen worden, ver&#x017F;ehen, und werden dann oft mit Hecken ver&#x017F;chiedener Art<lb/>
auf ihrem Gipfel, oder auf trocknerem Boden am Fuße des Walles und an der<lb/>
Kante des Grabens bepflanzt.</p><lb/>
              <p>Die dauerhafte&#x017F;te Art der&#x017F;elben i&#x017F;t die, welche von Ra&#x017F;en aufge&#x017F;etzt werden,<lb/>
und in einem lo&#x017F;ern &#x017F;andigen Boden finden andere kaum &#x017F;tatt. Da es aber nicht<lb/>
ausfu&#x0364;hrbar &#x017F;eyn wu&#x0364;rde, den erforderlichen Ra&#x017F;en anderswoher herbeizu&#x017F;chaffen,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 2</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0153] Befriedigungen. Einhaͤgungen. Holz, und ſind von kurzer Dauer. Eingegrabene Pfoſten, durch deren einge- ſtemmte Loͤcher Stangen, ſogenannte Ricke, oder auch Latten durchgelaſſen ſind, geben Schutz fuͤr groͤßere, aber nicht fuͤr kleinere Thiere; es ſey denn, daß man die Querhoͤlzer ſehr vervielfaͤltigte und nahe zuſammenbraͤchte. Hierdurch wer- den aber die aufrecht ſtehenden Pfaͤhle wegen der vielen Durchlaſſungen ſehr ge- ſchwaͤcht. Deshalb ſetzt man auch wohl zwei Pfaͤhle neben einander, und verbin- det ſie mit Pfloͤcken, worauf die Stangen ruhen. Der kuͤnſtlicheren Arten von Lattwerk und Gegitter erwaͤhne ich hier nicht, indem ſie ihrer Koſtbarkeit wegen nur zur Befriedigung der Gaͤrten anwendbar ſind; noch weniger der eigentlichen von Dielen zuſammengeſetzten Planken. Oder ſie beſtehen aus Flechtwerken. Wo man Reiſer und junge Lohden in Ueberfluß haben kann, giebt dieſes Flechtwerk eine gute und ziemlich haltbare Be- friedigung ab, zumal wenn man die Pfaͤhle aus ſolchem Holze macht, welches Wurzel ſchlaͤgt, und eine Weile zu vegetiren fortfaͤhrt. Dies Flechtwerk wird uͤbrigens auf mannigfaltige Weiſe gemacht. Dieſe Holzverzaͤunungen, welche man in manchen Gegenden Deutſchlands noch haͤufig findet, werden und muͤſſen bald aufhoͤren, indem der Mangel des Holzes, oder wenigſtens die groͤßere Sparſamkeit, womit man es behandelt, dieſe Ver- ſchwendung deſſelben nicht laͤnger dulden wird. In den Doͤrfern, wo man ſie am haͤufigſten antrifft, haben ſie obendrein den großen Nachtheil, daß ſie ein entſtande- nes Feuer mit unglaublicher Schnelligkeit von einem Gehoͤfte zum andern fortlei- ten, und wenn man ihre Niederreißung verabſaͤumt, ein ganzes Dorf ſchnell in Flammen ſetzen. §. 220. 3) Erdwaͤlle. Erdwaͤlle. In der Regel ſind dieſe mit Graͤben auf beiden Seiten, woraus die Erde ge- nommen worden, verſehen, und werden dann oft mit Hecken verſchiedener Art auf ihrem Gipfel, oder auf trocknerem Boden am Fuße des Walles und an der Kante des Grabens bepflanzt. Die dauerhafteſte Art derſelben iſt die, welche von Raſen aufgeſetzt werden, und in einem loſern ſandigen Boden finden andere kaum ſtatt. Da es aber nicht ausfuͤhrbar ſeyn wuͤrde, den erforderlichen Raſen anderswoher herbeizuſchaffen, R 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/153
Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/153>, abgerufen am 30.12.2024.