Fast alle, die mit Neubruch comparative Versuche angestellt haben, sind also ge- gen den Hafer im ersten Umbruche.
Dagegen habe ich und andere auf die gut umgelegte Narbe eines nicht zu ma- gern und dürren Neubruchs mit dem entschiedensten Vortheil zuerst Lein gebauet, der von außerordentlicher Länge und Güte in Flachs und Saamen war, und den großen Vorzug vor dem Brachlein hat, daß er wenig gejätet zu werden braucht. Der Saamen wird eingeegget und kommt gut unter, wenn auch nur wenig Krume über der Narbe liegt. Wo der Boden aber zu dürre zum Leine schien, habe ich Hirse gesäet, die auch, wenn sie mit dem Karst behacket, vom gröbern aufschla- genden Unkraut gereinigt und verdünnet wird, hier vortreflich geräth. Beide Ge- wächse haben die Narbe so mürbe gemacht, daß sie beim Umbruch zerfiel, und daß auf die erste Furche Winterung gesäet werden konnte. Jedoch ist dieses Ver- fahren nur bei einer milden und ebenen Grasnarbe anwendbar.
§. 202.
3) Man läßt die Narbe mit einem Handinstrumente oder mit einem zweck-Durch Abschä- lung und Auf- setzung der Narbe in Miecken. mäßigen Pfluge abschälen, zersticht solche in beliebige Stücke, und setzt sie in Hau- fen mit Stallmist oder Kalk versetzt auf, bis sie zergangen ist. Indessen wird der abgeschälte Acker mehrere Male gepflügt, der entstandene Kompost darauf verbrei- tet, und nun mit der Saat untergepflügt oder geegget. Diese Methode, die ich mehrere Male versucht habe, giebt einen ungemeinen Ertrag, und setzt den Bo- den in den treflichsten Stand, indem sie eine vollständige Zersetzung der Narbe in Humus und eine wirksamere Durchluftung des Bodens (Aeration), wie jede an- dere bewirkt Aber es erhellet von selbst, daß sie kostbar sey, und nur auf klei- neren Plätzen Anwendung finde.
§. 203.
4) Brennen der Grasnarbe. In sofern diese Operation bei schonBrennen der Grasnarbe. kultivirten Feldern, die eine Reihe von Jahren zu Gras niedergelegt werden, in manchen Gegenden und seit uralten Zeiten gebräuchlich ist, und auf eine beson- ders sorgfältige Weise ausgeführt wird, habe ich dieselbe in meiner englischen Landwirthschaft, Bd. I. S. 215 u. f., und ausführlicher Bd. III. S. 597 u. f., beschrieben, auch in den Annalen des Ackerbaues, Bd. III. S. 798 u. f., einen ausführlichen Auszug gegeben, von dem, was A. Young in seinem Pachterkalen-
Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
Faſt alle, die mit Neubruch comparative Verſuche angeſtellt haben, ſind alſo ge- gen den Hafer im erſten Umbruche.
Dagegen habe ich und andere auf die gut umgelegte Narbe eines nicht zu ma- gern und duͤrren Neubruchs mit dem entſchiedenſten Vortheil zuerſt Lein gebauet, der von außerordentlicher Laͤnge und Guͤte in Flachs und Saamen war, und den großen Vorzug vor dem Brachlein hat, daß er wenig gejaͤtet zu werden braucht. Der Saamen wird eingeegget und kommt gut unter, wenn auch nur wenig Krume uͤber der Narbe liegt. Wo der Boden aber zu duͤrre zum Leine ſchien, habe ich Hirſe geſaͤet, die auch, wenn ſie mit dem Karſt behacket, vom groͤbern aufſchla- genden Unkraut gereinigt und verduͤnnet wird, hier vortreflich geraͤth. Beide Ge- waͤchſe haben die Narbe ſo muͤrbe gemacht, daß ſie beim Umbruch zerfiel, und daß auf die erſte Furche Winterung geſaͤet werden konnte. Jedoch iſt dieſes Ver- fahren nur bei einer milden und ebenen Grasnarbe anwendbar.
§. 202.
3) Man laͤßt die Narbe mit einem Handinſtrumente oder mit einem zweck-Durch Abſchaͤ- lung und Auf- ſetzung der Narbe in Miecken. maͤßigen Pfluge abſchaͤlen, zerſticht ſolche in beliebige Stuͤcke, und ſetzt ſie in Hau- fen mit Stallmiſt oder Kalk verſetzt auf, bis ſie zergangen iſt. Indeſſen wird der abgeſchaͤlte Acker mehrere Male gepfluͤgt, der entſtandene Kompoſt darauf verbrei- tet, und nun mit der Saat untergepfluͤgt oder geegget. Dieſe Methode, die ich mehrere Male verſucht habe, giebt einen ungemeinen Ertrag, und ſetzt den Bo- den in den treflichſten Stand, indem ſie eine vollſtaͤndige Zerſetzung der Narbe in Humus und eine wirkſamere Durchluftung des Bodens (Aeration), wie jede an- dere bewirkt Aber es erhellet von ſelbſt, daß ſie koſtbar ſey, und nur auf klei- neren Plaͤtzen Anwendung finde.
§. 203.
4) Brennen der Grasnarbe. In ſofern dieſe Operation bei ſchonBrennen der Grasnarbe. kultivirten Feldern, die eine Reihe von Jahren zu Gras niedergelegt werden, in manchen Gegenden und ſeit uralten Zeiten gebraͤuchlich iſt, und auf eine beſon- ders ſorgfaͤltige Weiſe ausgefuͤhrt wird, habe ich dieſelbe in meiner engliſchen Landwirthſchaft, Bd. I. S. 215 u. f., und ausfuͤhrlicher Bd. III. S. 597 u. f., beſchrieben, auch in den Annalen des Ackerbaues, Bd. III. S. 798 u. f., einen ausfuͤhrlichen Auszug gegeben, von dem, was A. Young in ſeinem Pachterkalen-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbn="117"facs="#f0139"/><fwtype="header"place="top">Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.</fw><lb/>
Faſt alle, die mit Neubruch comparative Verſuche angeſtellt haben, ſind alſo ge-<lb/>
gen den Hafer im erſten Umbruche.</p><lb/><p>Dagegen habe ich und andere auf die gut umgelegte Narbe eines nicht zu ma-<lb/>
gern und duͤrren Neubruchs mit dem entſchiedenſten Vortheil zuerſt Lein gebauet,<lb/>
der von außerordentlicher Laͤnge und Guͤte in Flachs und Saamen war, und<lb/>
den großen Vorzug vor dem Brachlein hat, daß er wenig gejaͤtet zu werden braucht.<lb/>
Der Saamen wird eingeegget und kommt gut unter, wenn auch nur wenig Krume<lb/>
uͤber der Narbe liegt. Wo der Boden aber zu duͤrre zum Leine ſchien, habe ich<lb/>
Hirſe geſaͤet, die auch, wenn ſie mit dem Karſt behacket, vom groͤbern aufſchla-<lb/>
genden Unkraut gereinigt und verduͤnnet wird, hier vortreflich geraͤth. Beide Ge-<lb/>
waͤchſe haben die Narbe ſo muͤrbe gemacht, daß ſie beim Umbruch zerfiel, und<lb/>
daß auf die erſte Furche Winterung geſaͤet werden konnte. Jedoch iſt dieſes Ver-<lb/>
fahren nur bei einer milden und ebenen Grasnarbe anwendbar.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 202.</head><lb/><p>3) Man laͤßt die Narbe mit einem Handinſtrumente oder mit einem zweck-<noteplace="right">Durch Abſchaͤ-<lb/>
lung und Auf-<lb/>ſetzung der<lb/>
Narbe in<lb/>
Miecken.</note><lb/>
maͤßigen Pfluge abſchaͤlen, zerſticht ſolche in beliebige Stuͤcke, und ſetzt ſie in Hau-<lb/>
fen mit Stallmiſt oder Kalk verſetzt auf, bis ſie zergangen iſt. Indeſſen wird der<lb/>
abgeſchaͤlte Acker mehrere Male gepfluͤgt, der entſtandene Kompoſt darauf verbrei-<lb/>
tet, und nun mit der Saat untergepfluͤgt oder geegget. Dieſe Methode, die ich<lb/>
mehrere Male verſucht habe, giebt einen ungemeinen Ertrag, und ſetzt den Bo-<lb/>
den in den treflichſten Stand, indem ſie eine vollſtaͤndige Zerſetzung der Narbe in<lb/>
Humus und eine wirkſamere Durchluftung des Bodens (Aeration), wie jede an-<lb/>
dere bewirkt Aber es erhellet von ſelbſt, daß ſie koſtbar ſey, und nur auf klei-<lb/>
neren Plaͤtzen Anwendung finde.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 203.</head><lb/><p>4) <hirendition="#g">Brennen der Grasnarbe</hi>. In ſofern dieſe Operation bei ſchon<noteplace="right">Brennen der<lb/>
Grasnarbe.</note><lb/>
kultivirten Feldern, die eine Reihe von Jahren zu Gras niedergelegt werden, in<lb/>
manchen Gegenden und ſeit uralten Zeiten gebraͤuchlich iſt, und auf eine beſon-<lb/>
ders ſorgfaͤltige Weiſe ausgefuͤhrt wird, habe ich dieſelbe in meiner engliſchen<lb/>
Landwirthſchaft, Bd. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 215 u. f., und ausfuͤhrlicher Bd. <hirendition="#aq">III.</hi> S. 597 u. f.,<lb/>
beſchrieben, auch in den Annalen des Ackerbaues, Bd. <hirendition="#aq">III.</hi> S. 798 u. f., einen<lb/>
ausfuͤhrlichen Auszug gegeben, von dem, was A. Young in ſeinem Pachterkalen-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[117/0139]
Urbarmachung unangebauter Laͤndereien.
Faſt alle, die mit Neubruch comparative Verſuche angeſtellt haben, ſind alſo ge-
gen den Hafer im erſten Umbruche.
Dagegen habe ich und andere auf die gut umgelegte Narbe eines nicht zu ma-
gern und duͤrren Neubruchs mit dem entſchiedenſten Vortheil zuerſt Lein gebauet,
der von außerordentlicher Laͤnge und Guͤte in Flachs und Saamen war, und
den großen Vorzug vor dem Brachlein hat, daß er wenig gejaͤtet zu werden braucht.
Der Saamen wird eingeegget und kommt gut unter, wenn auch nur wenig Krume
uͤber der Narbe liegt. Wo der Boden aber zu duͤrre zum Leine ſchien, habe ich
Hirſe geſaͤet, die auch, wenn ſie mit dem Karſt behacket, vom groͤbern aufſchla-
genden Unkraut gereinigt und verduͤnnet wird, hier vortreflich geraͤth. Beide Ge-
waͤchſe haben die Narbe ſo muͤrbe gemacht, daß ſie beim Umbruch zerfiel, und
daß auf die erſte Furche Winterung geſaͤet werden konnte. Jedoch iſt dieſes Ver-
fahren nur bei einer milden und ebenen Grasnarbe anwendbar.
§. 202.
3) Man laͤßt die Narbe mit einem Handinſtrumente oder mit einem zweck-
maͤßigen Pfluge abſchaͤlen, zerſticht ſolche in beliebige Stuͤcke, und ſetzt ſie in Hau-
fen mit Stallmiſt oder Kalk verſetzt auf, bis ſie zergangen iſt. Indeſſen wird der
abgeſchaͤlte Acker mehrere Male gepfluͤgt, der entſtandene Kompoſt darauf verbrei-
tet, und nun mit der Saat untergepfluͤgt oder geegget. Dieſe Methode, die ich
mehrere Male verſucht habe, giebt einen ungemeinen Ertrag, und ſetzt den Bo-
den in den treflichſten Stand, indem ſie eine vollſtaͤndige Zerſetzung der Narbe in
Humus und eine wirkſamere Durchluftung des Bodens (Aeration), wie jede an-
dere bewirkt Aber es erhellet von ſelbſt, daß ſie koſtbar ſey, und nur auf klei-
neren Plaͤtzen Anwendung finde.
Durch Abſchaͤ-
lung und Auf-
ſetzung der
Narbe in
Miecken.
§. 203.
4) Brennen der Grasnarbe. In ſofern dieſe Operation bei ſchon
kultivirten Feldern, die eine Reihe von Jahren zu Gras niedergelegt werden, in
manchen Gegenden und ſeit uralten Zeiten gebraͤuchlich iſt, und auf eine beſon-
ders ſorgfaͤltige Weiſe ausgefuͤhrt wird, habe ich dieſelbe in meiner engliſchen
Landwirthſchaft, Bd. I. S. 215 u. f., und ausfuͤhrlicher Bd. III. S. 597 u. f.,
beſchrieben, auch in den Annalen des Ackerbaues, Bd. III. S. 798 u. f., einen
ausfuͤhrlichen Auszug gegeben, von dem, was A. Young in ſeinem Pachterkalen-
Brennen der
Grasnarbe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 3. Berlin, 1812, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft03_1810/139>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.