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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810.

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Mineralische Düngungsmittel.

Selten pflegt man daher tiefer einzugehen als 10 bis 12 Fuß. Indessen haben
es sich einige nicht verdrießen lassen sehr guten Mergel 24 Fuß heraufzuholen.

§. 70.

Die Quantität des aufzufahrenden Mergels ist sehr verschieden. Es kommt da-Quantität.
bei auf die Art des Mergels, die Beschaffenheit des Bodens und den Zweck an,
welchen man damit erreichen will. Je kalkhaltiger der Mergel ist, um desto weniger
bedarf es dessen, weil man bei diesem Mergel nur auf die düngende Kraft der Kalk-
theile Rücksicht nimmt. Man hält deshalb eine Aufführung von 20 bis 25 Ladun-
gen a 18 Kubikfuß per Morgen schon für eine gute Mergelung. Solcher Mergel
hat dann aber 60 und mehrere Prozent Kalk, und wird auf lehmigem oder thonigen
Boden gebraucht.

Je mehr der Thon überwiegt, desto stärker muß aufgefahren werden, und ins-
besondere auf sandigem Boden, welcher dann aber außer der chemischen Befruchtung
vom Kalk eine physische und ausdauernde Verbesserung dadurch erhält. Mit mer-
geligen Lehm wird ein solcher Boden 1 Zoll hoch über und über wohl befahren, da
dann 120 Ladungen erwähnter Stärke auf den Morgen gehören. In den meisten
Gegenden, wo man die Mergelung erst anfing, hat man diesen Mergel so stark und
oft noch stärker gebraucht, allerdings mit nachhaltigem Nutzen und zur radikalen
Verbesserung des Bodens. Indessen finde ich, daß man in allen Gegenden, wo man
mit der Sache bekannter geworden, und sie mehr im Großen betrieben hat, sparsa-
mer damit geworden sey, und sich mit 60 solcher Ladungen oft mit 40 begnüge.
Man hat von dieser schwächeren Mergelung dennoch die erwünschte Wirkung gehabt,
nur keine so nachhaltige, und nur auf 10 bis 12 Jahr ausdauernde. Aber man hat
dann um so mehr Vortheil dabei gefunden, die Mergelung nach 12 bis 16 Jahren zu
wiederholen, was bei jener starken Mergelung sich nicht so vortheilhaft zeigte. Da-
her läßt man die Arbeit, welche man daran wenden kann, zu Anfange lieber einer
größeren Fläche zu gut kommen, und 60 solcher Fuder sind bei Mergel, der etwa
25 Prozent Kalk enthält, das gewöhnlichste, wodurch das Land 1/2 Zoll hoch bedeckt
wird. Hat der Mergel beträchtlich weniger Kalk -- in welchem Falle er sich nur
auf sandigem Boden paßt -- so muß man in dem Verhältniß mehr auffahren, wenn
man eine befriedigende Wirkung von ihm haben will.


Mineraliſche Duͤngungsmittel.

Selten pflegt man daher tiefer einzugehen als 10 bis 12 Fuß. Indeſſen haben
es ſich einige nicht verdrießen laſſen ſehr guten Mergel 24 Fuß heraufzuholen.

§. 70.

Die Quantitaͤt des aufzufahrenden Mergels iſt ſehr verſchieden. Es kommt da-Quantitaͤt.
bei auf die Art des Mergels, die Beſchaffenheit des Bodens und den Zweck an,
welchen man damit erreichen will. Je kalkhaltiger der Mergel iſt, um deſto weniger
bedarf es deſſen, weil man bei dieſem Mergel nur auf die duͤngende Kraft der Kalk-
theile Ruͤckſicht nimmt. Man haͤlt deshalb eine Auffuͤhrung von 20 bis 25 Ladun-
gen a 18 Kubikfuß per Morgen ſchon fuͤr eine gute Mergelung. Solcher Mergel
hat dann aber 60 und mehrere Prozent Kalk, und wird auf lehmigem oder thonigen
Boden gebraucht.

Je mehr der Thon uͤberwiegt, deſto ſtaͤrker muß aufgefahren werden, und ins-
beſondere auf ſandigem Boden, welcher dann aber außer der chemiſchen Befruchtung
vom Kalk eine phyſiſche und ausdauernde Verbeſſerung dadurch erhaͤlt. Mit mer-
geligen Lehm wird ein ſolcher Boden 1 Zoll hoch uͤber und uͤber wohl befahren, da
dann 120 Ladungen erwaͤhnter Staͤrke auf den Morgen gehoͤren. In den meiſten
Gegenden, wo man die Mergelung erſt anfing, hat man dieſen Mergel ſo ſtark und
oft noch ſtaͤrker gebraucht, allerdings mit nachhaltigem Nutzen und zur radikalen
Verbeſſerung des Bodens. Indeſſen finde ich, daß man in allen Gegenden, wo man
mit der Sache bekannter geworden, und ſie mehr im Großen betrieben hat, ſparſa-
mer damit geworden ſey, und ſich mit 60 ſolcher Ladungen oft mit 40 begnuͤge.
Man hat von dieſer ſchwaͤcheren Mergelung dennoch die erwuͤnſchte Wirkung gehabt,
nur keine ſo nachhaltige, und nur auf 10 bis 12 Jahr ausdauernde. Aber man hat
dann um ſo mehr Vortheil dabei gefunden, die Mergelung nach 12 bis 16 Jahren zu
wiederholen, was bei jener ſtarken Mergelung ſich nicht ſo vortheilhaft zeigte. Da-
her laͤßt man die Arbeit, welche man daran wenden kann, zu Anfange lieber einer
groͤßeren Flaͤche zu gut kommen, und 60 ſolcher Fuder ſind bei Mergel, der etwa
25 Prozent Kalk enthaͤlt, das gewoͤhnlichſte, wodurch das Land ½ Zoll hoch bedeckt
wird. Hat der Mergel betraͤchtlich weniger Kalk — in welchem Falle er ſich nur
auf ſandigem Boden paßt — ſo muß man in dem Verhaͤltniß mehr auffahren, wenn
man eine befriedigende Wirkung von ihm haben will.


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[253/0301] Mineraliſche Duͤngungsmittel. Selten pflegt man daher tiefer einzugehen als 10 bis 12 Fuß. Indeſſen haben es ſich einige nicht verdrießen laſſen ſehr guten Mergel 24 Fuß heraufzuholen. §. 70. Die Quantitaͤt des aufzufahrenden Mergels iſt ſehr verſchieden. Es kommt da- bei auf die Art des Mergels, die Beſchaffenheit des Bodens und den Zweck an, welchen man damit erreichen will. Je kalkhaltiger der Mergel iſt, um deſto weniger bedarf es deſſen, weil man bei dieſem Mergel nur auf die duͤngende Kraft der Kalk- theile Ruͤckſicht nimmt. Man haͤlt deshalb eine Auffuͤhrung von 20 bis 25 Ladun- gen a 18 Kubikfuß per Morgen ſchon fuͤr eine gute Mergelung. Solcher Mergel hat dann aber 60 und mehrere Prozent Kalk, und wird auf lehmigem oder thonigen Boden gebraucht. Quantitaͤt. Je mehr der Thon uͤberwiegt, deſto ſtaͤrker muß aufgefahren werden, und ins- beſondere auf ſandigem Boden, welcher dann aber außer der chemiſchen Befruchtung vom Kalk eine phyſiſche und ausdauernde Verbeſſerung dadurch erhaͤlt. Mit mer- geligen Lehm wird ein ſolcher Boden 1 Zoll hoch uͤber und uͤber wohl befahren, da dann 120 Ladungen erwaͤhnter Staͤrke auf den Morgen gehoͤren. In den meiſten Gegenden, wo man die Mergelung erſt anfing, hat man dieſen Mergel ſo ſtark und oft noch ſtaͤrker gebraucht, allerdings mit nachhaltigem Nutzen und zur radikalen Verbeſſerung des Bodens. Indeſſen finde ich, daß man in allen Gegenden, wo man mit der Sache bekannter geworden, und ſie mehr im Großen betrieben hat, ſparſa- mer damit geworden ſey, und ſich mit 60 ſolcher Ladungen oft mit 40 begnuͤge. Man hat von dieſer ſchwaͤcheren Mergelung dennoch die erwuͤnſchte Wirkung gehabt, nur keine ſo nachhaltige, und nur auf 10 bis 12 Jahr ausdauernde. Aber man hat dann um ſo mehr Vortheil dabei gefunden, die Mergelung nach 12 bis 16 Jahren zu wiederholen, was bei jener ſtarken Mergelung ſich nicht ſo vortheilhaft zeigte. Da- her laͤßt man die Arbeit, welche man daran wenden kann, zu Anfange lieber einer groͤßeren Flaͤche zu gut kommen, und 60 ſolcher Fuder ſind bei Mergel, der etwa 25 Prozent Kalk enthaͤlt, das gewoͤhnlichſte, wodurch das Land ½ Zoll hoch bedeckt wird. Hat der Mergel betraͤchtlich weniger Kalk — in welchem Falle er ſich nur auf ſandigem Boden paßt — ſo muß man in dem Verhaͤltniß mehr auffahren, wenn man eine befriedigende Wirkung von ihm haben will.

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Zitationshilfe: Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/301>, abgerufen am 21.12.2024.