Boden dieser Art läßt sich sehr viel verarbeiten, ohne stäubig zu werden, verballet und verschalet sich aber auch nicht. Er leidet nicht leicht an Nässe, hält aber die Feuchtigkeit genug an, um ziemlich anhaltender Dürre widerstehen zu können; ja es leiden bei dieser die jungen Pflanzen weit weniger, als auf zähem Boden, weil ihre Wurzeln sich mehr verbreiten und tiefer eindringen können. Deshalb ist besonders die Gerste so viel sicherer darauf. Er trägt Weizen freilich nur, wenn er in kräftigem Düngerstande ist; aber Rocken bei einem schwächern Düngerstande besser, wie der strengere Boden. Den Hülsenfrüchten, dem Klee und andern Futtergewächsen, den Kartoffeln und Rüben, endlich auch den mei- sten Handelsgewächsen: Rapps, Lein, Taback u. s. w. ist er sehr günstig, und erlaubt eine bessere Bearbeitung derselben. Er verschließt sich seltener gegen Pflug und Egge. Deshalb ist dieser Boden, wenn gleich in vorzüglichen Jahren, nicht so einträglich an Weizen, doch in den angegebenen Gradationen dem eigentlichen Weizenboden gleich zu schätzen.
§. 138.
Im Uebermaaß wird nämlich der Sand nachtheilig:
1) indem er die Feuchtigkeit nicht an sich hält, sie schnell durchseyhen und verdunsten läßt, und mit derselben fruchtbare Stoffe.
2) indem er sich mit dem Humus nicht verbindet, kaum eine physische, viel weniger eine chemische Anziehung dazu hat, auch aus der Atmosphäre keine frucht- bare Stoffe aufnimmt.
3) indem der Sandboden eine häufige Bearbeitung, -- die zur Vertil- gung des Unkrauts, welches bei zureichendem Humus sehr leicht in ihm einwuchert, oft nöthig wäre, -- doch nicht erträgt, weil er dadurch alle Bindung verliert, und wie man es nennt, leicht ausgesoort oder erkältet werden kann, indem der Humus, der nur in seinen Zwischenräumen angehäuft, aber nicht mit ihm ver- bunden war, durch Wind und Wetter entführt wird.
4) indem er die Wärme stark leitet, und die Einwirkung des Frostes sowohl als der starken Hitze bei jedem schnellen Wechsel der atmosphärischen Temperatur den Pflanzen sehr empfindlich macht.
Die Bodenarten.
Boden dieſer Art laͤßt ſich ſehr viel verarbeiten, ohne ſtaͤubig zu werden, verballet und verſchalet ſich aber auch nicht. Er leidet nicht leicht an Naͤſſe, haͤlt aber die Feuchtigkeit genug an, um ziemlich anhaltender Duͤrre widerſtehen zu koͤnnen; ja es leiden bei dieſer die jungen Pflanzen weit weniger, als auf zaͤhem Boden, weil ihre Wurzeln ſich mehr verbreiten und tiefer eindringen koͤnnen. Deshalb iſt beſonders die Gerſte ſo viel ſicherer darauf. Er traͤgt Weizen freilich nur, wenn er in kraͤftigem Duͤngerſtande iſt; aber Rocken bei einem ſchwaͤchern Duͤngerſtande beſſer, wie der ſtrengere Boden. Den Huͤlſenfruͤchten, dem Klee und andern Futtergewaͤchſen, den Kartoffeln und Ruͤben, endlich auch den mei- ſten Handelsgewaͤchſen: Rapps, Lein, Taback u. ſ. w. iſt er ſehr guͤnſtig, und erlaubt eine beſſere Bearbeitung derſelben. Er verſchließt ſich ſeltener gegen Pflug und Egge. Deshalb iſt dieſer Boden, wenn gleich in vorzuͤglichen Jahren, nicht ſo eintraͤglich an Weizen, doch in den angegebenen Gradationen dem eigentlichen Weizenboden gleich zu ſchaͤtzen.
§. 138.
Im Uebermaaß wird naͤmlich der Sand nachtheilig:
1) indem er die Feuchtigkeit nicht an ſich haͤlt, ſie ſchnell durchſeyhen und verdunſten laͤßt, und mit derſelben fruchtbare Stoffe.
2) indem er ſich mit dem Humus nicht verbindet, kaum eine phyſiſche, viel weniger eine chemiſche Anziehung dazu hat, auch aus der Atmoſphaͤre keine frucht- bare Stoffe aufnimmt.
3) indem der Sandboden eine haͤufige Bearbeitung, — die zur Vertil- gung des Unkrauts, welches bei zureichendem Humus ſehr leicht in ihm einwuchert, oft noͤthig waͤre, — doch nicht ertraͤgt, weil er dadurch alle Bindung verliert, und wie man es nennt, leicht ausgeſoort oder erkaͤltet werden kann, indem der Humus, der nur in ſeinen Zwiſchenraͤumen angehaͤuft, aber nicht mit ihm ver- bunden war, durch Wind und Wetter entfuͤhrt wird.
4) indem er die Waͤrme ſtark leitet, und die Einwirkung des Froſtes ſowohl als der ſtarken Hitze bei jedem ſchnellen Wechſel der atmoſphaͤriſchen Temperatur den Pflanzen ſehr empfindlich macht.
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Die Bodenarten.
Boden dieſer Art laͤßt ſich ſehr viel verarbeiten, ohne ſtaͤubig zu werden,
verballet und verſchalet ſich aber auch nicht. Er leidet nicht leicht an Naͤſſe, haͤlt
aber die Feuchtigkeit genug an, um ziemlich anhaltender Duͤrre widerſtehen zu
koͤnnen; ja es leiden bei dieſer die jungen Pflanzen weit weniger, als auf zaͤhem
Boden, weil ihre Wurzeln ſich mehr verbreiten und tiefer eindringen koͤnnen.
Deshalb iſt beſonders die Gerſte ſo viel ſicherer darauf. Er traͤgt Weizen freilich
nur, wenn er in kraͤftigem Duͤngerſtande iſt; aber Rocken bei einem ſchwaͤchern
Duͤngerſtande beſſer, wie der ſtrengere Boden. Den Huͤlſenfruͤchten, dem Klee
und andern Futtergewaͤchſen, den Kartoffeln und Ruͤben, endlich auch den mei-
ſten Handelsgewaͤchſen: Rapps, Lein, Taback u. ſ. w. iſt er ſehr guͤnſtig, und
erlaubt eine beſſere Bearbeitung derſelben. Er verſchließt ſich ſeltener gegen Pflug
und Egge. Deshalb iſt dieſer Boden, wenn gleich in vorzuͤglichen Jahren, nicht
ſo eintraͤglich an Weizen, doch in den angegebenen Gradationen dem eigentlichen
Weizenboden gleich zu ſchaͤtzen.
§. 138.
Im Uebermaaß wird naͤmlich der Sand nachtheilig:
1) indem er die Feuchtigkeit nicht an ſich haͤlt, ſie ſchnell durchſeyhen und
verdunſten laͤßt, und mit derſelben fruchtbare Stoffe.
2) indem er ſich mit dem Humus nicht verbindet, kaum eine phyſiſche, viel
weniger eine chemiſche Anziehung dazu hat, auch aus der Atmoſphaͤre keine frucht-
bare Stoffe aufnimmt.
3) indem der Sandboden eine haͤufige Bearbeitung, — die zur Vertil-
gung des Unkrauts, welches bei zureichendem Humus ſehr leicht in ihm einwuchert,
oft noͤthig waͤre, — doch nicht ertraͤgt, weil er dadurch alle Bindung verliert,
und wie man es nennt, leicht ausgeſoort oder erkaͤltet werden kann, indem der
Humus, der nur in ſeinen Zwiſchenraͤumen angehaͤuft, aber nicht mit ihm ver-
bunden war, durch Wind und Wetter entfuͤhrt wird.
4) indem er die Waͤrme ſtark leitet, und die Einwirkung des Froſtes ſowohl
als der ſtarken Hitze bei jedem ſchnellen Wechſel der atmoſphaͤriſchen Temperatur
den Pflanzen ſehr empfindlich macht.
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Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/177>, abgerufen am 22.02.2025.
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