Boden, wenn anders nicht eine starke Zumischung von Humus oder von Kalk ihn mildert. Jedoch kömmt hier allerdings die Beschaffenheit des Thons in Rücksicht der ihm beigemengten Kieselerde in Betracht, und er ist minder fehlerhaft, wenn er bei wenigem Sande von dieser sehr viel besitzt.
§. 136.
Dieser Thonboden ist gewöhnlich unter dem Namen Weizenboden zweiterThon- oder Weizenboden. Klasse, oder schwacher Weizenboden bekannt, in sofern er nicht so vielen Humus besitzt, daß er Weizen ohne frischen Dung tragen, und mithin zur ersten Klasse gerechnet werden kann. Jedoch darf es ihm nicht ganz am Humus mangeln. Sel- ten treffen wir auf der Höhe Boden an, der bei gewöhnlicher Kultur mehr als 3 Prozent Humus enthielte. Er ist dabei doch für den Weizen besonders geeig- net, und trägt ihn mit mehrerer Sicherheit und besserem Erfolge, wie Rocken. Nur muß er dazu Nahrungstheile haben; und da er diese nicht in seinem natürli- chen Humus genugsam besitzt, so kann Weizen nur in erster oder zweiter Tracht mit Vortheil auf ihm gebaut werden. Nächstdem ist er der Gerste günstig, wenn er 30 bis 40 Prozent Sand hat; hat er aber weniger und wird dieses nicht durch eine starke Zumischung von Kalk ersetzt, so paßt er sich nach dem Weizen besser für Ha- fer. Er trägt ferner bei hinlänglicher Dungkraft Hülsenfrüchte; der mit mehre- rem Sande vermischte vorzüglich Erbsen, der zähere aber noch sicherer Bohnen.
Sein Werth fällt, wenn er nicht zu den humosen, mergligten, kalkigten Boden gerechnet werden kann, mit der Quantität des Sandes, so daß der, wel- cher 40 Prozent Sand enthält, im Werthe am höchsten, der, welcher nur 5 Pro- zent Sand hat, am niedrigsten stehet. Zwar hat bei kräftiger Düngung, und wenn eine passend wechselnde Witterung nicht nur die Bearbeitung der Brache, sondern auch die Vegetation begünstigt, der strengere thonigte Boden, besonders im Weizen, zuweilen einen Vorzug; wenn man aber dagegen die Schwierigkeit seiner Bearbeitung und den Mißwachs, dem er vor dem milderen unterworfen ist, berechnet; so kann man seinen mindern Werth nicht in Zweifel ziehen. Ich setze den Boden, der 40 Prozent Sand und gegen 60 Prozent abschwemmbare Erde hat, wenn er gegen 2 Prozent natürlichen Humus besitzt, zu 70, den der nur 30 Prozent [Sa]nd hat, zu 60, den von 20 Prozent zu 50, und den von 10 Pro- zent zu 40. Wenn er nicht über 1 Prozent Humus enthält, so fällt er mindestens
R 2
Die Bodenarten.
Boden, wenn anders nicht eine ſtarke Zumiſchung von Humus oder von Kalk ihn mildert. Jedoch koͤmmt hier allerdings die Beſchaffenheit des Thons in Ruͤckſicht der ihm beigemengten Kieſelerde in Betracht, und er iſt minder fehlerhaft, wenn er bei wenigem Sande von dieſer ſehr viel beſitzt.
§. 136.
Dieſer Thonboden iſt gewoͤhnlich unter dem Namen Weizenboden zweiterThon- oder Weizenboden. Klaſſe, oder ſchwacher Weizenboden bekannt, in ſofern er nicht ſo vielen Humus beſitzt, daß er Weizen ohne friſchen Dung tragen, und mithin zur erſten Klaſſe gerechnet werden kann. Jedoch darf es ihm nicht ganz am Humus mangeln. Sel- ten treffen wir auf der Hoͤhe Boden an, der bei gewoͤhnlicher Kultur mehr als 3 Prozent Humus enthielte. Er iſt dabei doch fuͤr den Weizen beſonders geeig- net, und traͤgt ihn mit mehrerer Sicherheit und beſſerem Erfolge, wie Rocken. Nur muß er dazu Nahrungstheile haben; und da er dieſe nicht in ſeinem natuͤrli- chen Humus genugſam beſitzt, ſo kann Weizen nur in erſter oder zweiter Tracht mit Vortheil auf ihm gebaut werden. Naͤchſtdem iſt er der Gerſte guͤnſtig, wenn er 30 bis 40 Prozent Sand hat; hat er aber weniger und wird dieſes nicht durch eine ſtarke Zumiſchung von Kalk erſetzt, ſo paßt er ſich nach dem Weizen beſſer fuͤr Ha- fer. Er traͤgt ferner bei hinlaͤnglicher Dungkraft Huͤlſenfruͤchte; der mit mehre- rem Sande vermiſchte vorzuͤglich Erbſen, der zaͤhere aber noch ſicherer Bohnen.
Sein Werth faͤllt, wenn er nicht zu den humoſen, mergligten, kalkigten Boden gerechnet werden kann, mit der Quantitaͤt des Sandes, ſo daß der, wel- cher 40 Prozent Sand enthaͤlt, im Werthe am hoͤchſten, der, welcher nur 5 Pro- zent Sand hat, am niedrigſten ſtehet. Zwar hat bei kraͤftiger Duͤngung, und wenn eine paſſend wechſelnde Witterung nicht nur die Bearbeitung der Brache, ſondern auch die Vegetation beguͤnſtigt, der ſtrengere thonigte Boden, beſonders im Weizen, zuweilen einen Vorzug; wenn man aber dagegen die Schwierigkeit ſeiner Bearbeitung und den Mißwachs, dem er vor dem milderen unterworfen iſt, berechnet; ſo kann man ſeinen mindern Werth nicht in Zweifel ziehen. Ich ſetze den Boden, der 40 Prozent Sand und gegen 60 Prozent abſchwemmbare Erde hat, wenn er gegen 2 Prozent natuͤrlichen Humus beſitzt, zu 70, den der nur 30 Prozent [Sa]nd hat, zu 60, den von 20 Prozent zu 50, und den von 10 Pro- zent zu 40. Wenn er nicht uͤber 1 Prozent Humus enthaͤlt, ſo faͤllt er mindeſtens
R 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0175"n="131"/><fwplace="top"type="header">Die Bodenarten.</fw><lb/>
Boden, wenn anders nicht eine ſtarke Zumiſchung von Humus oder von Kalk ihn<lb/>
mildert. Jedoch koͤmmt hier allerdings die Beſchaffenheit des Thons in Ruͤckſicht<lb/>
der ihm beigemengten Kieſelerde in Betracht, und er iſt minder fehlerhaft, wenn<lb/>
er bei wenigem Sande von dieſer ſehr viel beſitzt.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 136.</head><lb/><p>Dieſer Thonboden iſt gewoͤhnlich unter dem Namen Weizenboden zweiter<noteplace="right">Thon- oder<lb/>
Weizenboden.</note><lb/>
Klaſſe, oder ſchwacher Weizenboden bekannt, in ſofern er nicht ſo vielen Humus<lb/>
beſitzt, daß er Weizen ohne friſchen Dung tragen, und mithin zur erſten Klaſſe<lb/>
gerechnet werden kann. Jedoch darf es ihm nicht ganz am Humus mangeln. Sel-<lb/>
ten treffen wir auf der Hoͤhe Boden an, der bei gewoͤhnlicher Kultur mehr als<lb/>
3 Prozent Humus enthielte. Er iſt dabei doch fuͤr den Weizen beſonders geeig-<lb/>
net, und traͤgt ihn mit mehrerer Sicherheit und beſſerem Erfolge, wie Rocken.<lb/>
Nur muß er dazu Nahrungstheile haben; und da er dieſe nicht in ſeinem natuͤrli-<lb/>
chen Humus genugſam beſitzt, ſo kann Weizen nur in erſter oder zweiter Tracht mit<lb/>
Vortheil auf ihm gebaut werden. Naͤchſtdem iſt er der Gerſte guͤnſtig, wenn er<lb/>
30 bis 40 Prozent Sand hat; hat er aber weniger und wird dieſes nicht durch eine<lb/>ſtarke Zumiſchung von Kalk erſetzt, ſo paßt er ſich nach dem Weizen beſſer fuͤr Ha-<lb/>
fer. Er traͤgt ferner bei hinlaͤnglicher Dungkraft Huͤlſenfruͤchte; der mit mehre-<lb/>
rem Sande vermiſchte vorzuͤglich Erbſen, der zaͤhere aber noch ſicherer Bohnen.</p><lb/><p>Sein Werth faͤllt, wenn er nicht zu den humoſen, mergligten, kalkigten<lb/>
Boden gerechnet werden kann, mit der Quantitaͤt des Sandes, ſo daß der, wel-<lb/>
cher 40 Prozent Sand enthaͤlt, im Werthe am hoͤchſten, der, welcher nur 5 Pro-<lb/>
zent Sand hat, am niedrigſten ſtehet. Zwar hat bei kraͤftiger Duͤngung, und<lb/>
wenn eine paſſend wechſelnde Witterung nicht nur die Bearbeitung der Brache,<lb/>ſondern auch die Vegetation beguͤnſtigt, der ſtrengere thonigte Boden, beſonders<lb/>
im Weizen, zuweilen einen Vorzug; wenn man aber dagegen die Schwierigkeit<lb/>ſeiner Bearbeitung und den Mißwachs, dem er vor dem milderen unterworfen iſt,<lb/>
berechnet; ſo kann man ſeinen mindern Werth nicht in Zweifel ziehen. Ich ſetze<lb/>
den Boden, der 40 Prozent Sand und gegen 60 Prozent abſchwemmbare Erde<lb/>
hat, wenn er gegen 2 Prozent natuͤrlichen Humus beſitzt, zu 70, den der nur<lb/>
30 Prozent <supplied>Sa</supplied>nd hat, zu 60, den von 20 Prozent zu 50, und den von 10 Pro-<lb/>
zent zu 40. Wenn er nicht uͤber 1 Prozent Humus enthaͤlt, ſo faͤllt er mindeſtens<lb/><fwplace="bottom"type="sig">R 2</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[131/0175]
Die Bodenarten.
Boden, wenn anders nicht eine ſtarke Zumiſchung von Humus oder von Kalk ihn
mildert. Jedoch koͤmmt hier allerdings die Beſchaffenheit des Thons in Ruͤckſicht
der ihm beigemengten Kieſelerde in Betracht, und er iſt minder fehlerhaft, wenn
er bei wenigem Sande von dieſer ſehr viel beſitzt.
§. 136.
Dieſer Thonboden iſt gewoͤhnlich unter dem Namen Weizenboden zweiter
Klaſſe, oder ſchwacher Weizenboden bekannt, in ſofern er nicht ſo vielen Humus
beſitzt, daß er Weizen ohne friſchen Dung tragen, und mithin zur erſten Klaſſe
gerechnet werden kann. Jedoch darf es ihm nicht ganz am Humus mangeln. Sel-
ten treffen wir auf der Hoͤhe Boden an, der bei gewoͤhnlicher Kultur mehr als
3 Prozent Humus enthielte. Er iſt dabei doch fuͤr den Weizen beſonders geeig-
net, und traͤgt ihn mit mehrerer Sicherheit und beſſerem Erfolge, wie Rocken.
Nur muß er dazu Nahrungstheile haben; und da er dieſe nicht in ſeinem natuͤrli-
chen Humus genugſam beſitzt, ſo kann Weizen nur in erſter oder zweiter Tracht mit
Vortheil auf ihm gebaut werden. Naͤchſtdem iſt er der Gerſte guͤnſtig, wenn er
30 bis 40 Prozent Sand hat; hat er aber weniger und wird dieſes nicht durch eine
ſtarke Zumiſchung von Kalk erſetzt, ſo paßt er ſich nach dem Weizen beſſer fuͤr Ha-
fer. Er traͤgt ferner bei hinlaͤnglicher Dungkraft Huͤlſenfruͤchte; der mit mehre-
rem Sande vermiſchte vorzuͤglich Erbſen, der zaͤhere aber noch ſicherer Bohnen.
Thon- oder
Weizenboden.
Sein Werth faͤllt, wenn er nicht zu den humoſen, mergligten, kalkigten
Boden gerechnet werden kann, mit der Quantitaͤt des Sandes, ſo daß der, wel-
cher 40 Prozent Sand enthaͤlt, im Werthe am hoͤchſten, der, welcher nur 5 Pro-
zent Sand hat, am niedrigſten ſtehet. Zwar hat bei kraͤftiger Duͤngung, und
wenn eine paſſend wechſelnde Witterung nicht nur die Bearbeitung der Brache,
ſondern auch die Vegetation beguͤnſtigt, der ſtrengere thonigte Boden, beſonders
im Weizen, zuweilen einen Vorzug; wenn man aber dagegen die Schwierigkeit
ſeiner Bearbeitung und den Mißwachs, dem er vor dem milderen unterworfen iſt,
berechnet; ſo kann man ſeinen mindern Werth nicht in Zweifel ziehen. Ich ſetze
den Boden, der 40 Prozent Sand und gegen 60 Prozent abſchwemmbare Erde
hat, wenn er gegen 2 Prozent natuͤrlichen Humus beſitzt, zu 70, den der nur
30 Prozent Sand hat, zu 60, den von 20 Prozent zu 50, und den von 10 Pro-
zent zu 40. Wenn er nicht uͤber 1 Prozent Humus enthaͤlt, ſo faͤllt er mindeſtens
R 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin, 1810, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft02_1810/175>, abgerufen am 22.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.