und durch ihre größere Futterproduktion den sämmtlichen übrigen Acker in Kraft erhal- ten. Wo sie fehlten, hat man zuweilen einen Hauptschlag aus der Rotation genom- men, und ihn in solche Nebenkoppelnzertheilt.
§. 347.
Bei der Ausmittelung der Schlagzahl in der Hauptrotation muß RücksichtHauptschläge. genommen werden:
1) Auf die Art des Bodens. Der sandigere Boden verbessert sich durch längere Ruhe mehr, als durch häufiges Pflügen, und eine öftere und starke Brach- bearbeitung nutzt ihm wenig, kann ihm vielmehr schädlich werden. Er braucht aus dem Dreesche nicht vor Winter umgebrochen zu werden, sondern es ist mehrentheils früh genug, wenn dieses in der Mitte des Sommers geschieht. Er kann aber auch ohne Sommerpflügen im Jahre des Umbruchs nach Hollsteinischer Art bestellt werden, am vortheilhaftesten mit Buchweizen, welcher ihn fast besser zur Winterung vorbereitet, wie die Brache. Der starklehmige Boden hingegen wird nur durch häufiges Sommerpflügen zu großer Fruchtbarkeit gebracht. Deshalb müssen die Brachen vermehrt werden, so wie der thonige Bestandtheil des Ackers zunimmt. Die Weide aber kann auf eine kleinere Fläche eingeschränkt werden, weil dieser Bo- den grasreicher ist. Wenn man viele Getreidesaaten nacheinander nähme, würde er zu sehr verwildern, und bei einer langen Weide sich zu sehr binden. Ist der Bo- den kaltgründig, mit einer undurchlassenden thonigten Unterlage der Feuchtigkeit ausgesetzt, so kann es der Fall seyn, daß man ihn wirklich vortheilhafter länger zur Weide oder zur Heugewinnung als zum Getreidebau benutzt, besonders wenn er gut durchdüngt ist, und einen Stamm von guten Gräsern in sich hat. Wenn einzelne Strecken dieser Art zwischen den Koppeln liegen, so werden sie zuweilen mit den übri- gen nicht zugleich umgebrochen, sondern dienen zu Wiesen, wenn die Koppeln schon Korn tragen, und man nimmt ihnen dann eine oder zwei Früchte weniger, zuweilen nur Hafer ab.
2) Auf die Quantität des zur Ausdüngung einer Brache erfor- derlichen Mistes und die mögliche Gewinnung desselben. Die Mistbrache soll nämlich ausgedüngt werden, und ihre Größe muß sich also nach dem Düngergewinn der Wirthschaft richten. Diesen hat man, wie allenthalben, auch in
Die Koppelwirthſchaft.
und durch ihre groͤßere Futterproduktion den ſaͤmmtlichen uͤbrigen Acker in Kraft erhal- ten. Wo ſie fehlten, hat man zuweilen einen Hauptſchlag aus der Rotation genom- men, und ihn in ſolche Nebenkoppelnzertheilt.
§. 347.
Bei der Ausmittelung der Schlagzahl in der Hauptrotation muß RuͤckſichtHauptſchlaͤge. genommen werden:
1) Auf die Art des Bodens. Der ſandigere Boden verbeſſert ſich durch laͤngere Ruhe mehr, als durch haͤufiges Pfluͤgen, und eine oͤftere und ſtarke Brach- bearbeitung nutzt ihm wenig, kann ihm vielmehr ſchaͤdlich werden. Er braucht aus dem Dreeſche nicht vor Winter umgebrochen zu werden, ſondern es iſt mehrentheils fruͤh genug, wenn dieſes in der Mitte des Sommers geſchieht. Er kann aber auch ohne Sommerpfluͤgen im Jahre des Umbruchs nach Hollſteiniſcher Art beſtellt werden, am vortheilhafteſten mit Buchweizen, welcher ihn faſt beſſer zur Winterung vorbereitet, wie die Brache. Der ſtarklehmige Boden hingegen wird nur durch haͤufiges Sommerpfluͤgen zu großer Fruchtbarkeit gebracht. Deshalb muͤſſen die Brachen vermehrt werden, ſo wie der thonige Beſtandtheil des Ackers zunimmt. Die Weide aber kann auf eine kleinere Flaͤche eingeſchraͤnkt werden, weil dieſer Bo- den grasreicher iſt. Wenn man viele Getreideſaaten nacheinander naͤhme, wuͤrde er zu ſehr verwildern, und bei einer langen Weide ſich zu ſehr binden. Iſt der Bo- den kaltgruͤndig, mit einer undurchlaſſenden thonigten Unterlage der Feuchtigkeit ausgeſetzt, ſo kann es der Fall ſeyn, daß man ihn wirklich vortheilhafter laͤnger zur Weide oder zur Heugewinnung als zum Getreidebau benutzt, beſonders wenn er gut durchduͤngt iſt, und einen Stamm von guten Graͤſern in ſich hat. Wenn einzelne Strecken dieſer Art zwiſchen den Koppeln liegen, ſo werden ſie zuweilen mit den uͤbri- gen nicht zugleich umgebrochen, ſondern dienen zu Wieſen, wenn die Koppeln ſchon Korn tragen, und man nimmt ihnen dann eine oder zwei Fruͤchte weniger, zuweilen nur Hafer ab.
2) Auf die Quantitaͤt des zur Ausduͤngung einer Brache erfor- derlichen Miſtes und die moͤgliche Gewinnung deſſelben. Die Miſtbrache ſoll naͤmlich ausgeduͤngt werden, und ihre Groͤße muß ſich alſo nach dem Duͤngergewinn der Wirthſchaft richten. Dieſen hat man, wie allenthalben, auch in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0373"n="327"/><fwplace="top"type="header">Die Koppelwirthſchaft.</fw><lb/>
und durch ihre groͤßere Futterproduktion den ſaͤmmtlichen uͤbrigen Acker in Kraft erhal-<lb/>
ten. Wo ſie <choice><sic>ſehlten</sic><corr>fehlten</corr></choice>, hat man zuweilen einen Hauptſchlag aus der Rotation genom-<lb/>
men, und ihn in ſolche Nebenkoppelnzertheilt.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 347.</head><lb/><p>Bei der Ausmittelung der Schlagzahl in der <hirendition="#g">Hauptrotation</hi> muß Ruͤckſicht<noteplace="right">Hauptſchlaͤge.</note><lb/>
genommen werden:</p><lb/><p>1) Auf die <hirendition="#g">Art des Bodens</hi>. Der ſandigere Boden verbeſſert ſich durch<lb/>
laͤngere Ruhe mehr, als durch haͤufiges Pfluͤgen, und eine oͤftere und ſtarke Brach-<lb/>
bearbeitung nutzt ihm wenig, kann ihm vielmehr ſchaͤdlich werden. Er braucht<lb/>
aus dem Dreeſche nicht vor Winter umgebrochen zu werden, ſondern es iſt<lb/>
mehrentheils fruͤh genug, wenn dieſes in der Mitte des Sommers geſchieht. Er<lb/>
kann aber auch ohne Sommerpfluͤgen im Jahre des Umbruchs nach Hollſteiniſcher<lb/>
Art beſtellt werden, am vortheilhafteſten mit Buchweizen, welcher ihn faſt beſſer zur<lb/>
Winterung vorbereitet, wie die Brache. Der ſtarklehmige Boden hingegen wird nur<lb/>
durch haͤufiges Sommerpfluͤgen zu großer Fruchtbarkeit gebracht. Deshalb muͤſſen<lb/>
die Brachen vermehrt werden, ſo wie der thonige Beſtandtheil des Ackers zunimmt.<lb/>
Die Weide aber kann auf eine kleinere Flaͤche eingeſchraͤnkt werden, weil dieſer Bo-<lb/>
den grasreicher iſt. Wenn man viele Getreideſaaten nacheinander naͤhme, wuͤrde<lb/>
er zu ſehr verwildern, und bei einer langen Weide ſich zu ſehr binden. Iſt der Bo-<lb/>
den kaltgruͤndig, mit einer undurchlaſſenden thonigten Unterlage der Feuchtigkeit<lb/>
ausgeſetzt, ſo kann es der Fall ſeyn, daß man ihn wirklich vortheilhafter laͤnger zur<lb/>
Weide oder zur Heugewinnung als zum Getreidebau benutzt, beſonders wenn er gut<lb/>
durchduͤngt iſt, und einen Stamm von guten Graͤſern in ſich hat. Wenn einzelne<lb/>
Strecken dieſer Art zwiſchen den Koppeln liegen, ſo werden ſie zuweilen mit den uͤbri-<lb/>
gen nicht zugleich umgebrochen, ſondern dienen zu Wieſen, wenn die Koppeln ſchon<lb/>
Korn tragen, und man nimmt ihnen dann eine oder zwei Fruͤchte weniger, zuweilen<lb/>
nur Hafer ab.</p><lb/><p>2) Auf die <hirendition="#g">Quantitaͤt des zur Ausduͤngung einer Brache erfor-<lb/>
derlichen Miſtes und die moͤgliche Gewinnung deſſelben</hi>. Die<lb/>
Miſtbrache ſoll naͤmlich ausgeduͤngt werden, und ihre Groͤße muß ſich alſo nach dem<lb/>
Duͤngergewinn der Wirthſchaft richten. Dieſen hat man, wie allenthalben, auch in<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[327/0373]
Die Koppelwirthſchaft.
und durch ihre groͤßere Futterproduktion den ſaͤmmtlichen uͤbrigen Acker in Kraft erhal-
ten. Wo ſie fehlten, hat man zuweilen einen Hauptſchlag aus der Rotation genom-
men, und ihn in ſolche Nebenkoppelnzertheilt.
§. 347.
Bei der Ausmittelung der Schlagzahl in der Hauptrotation muß Ruͤckſicht
genommen werden:
Hauptſchlaͤge.
1) Auf die Art des Bodens. Der ſandigere Boden verbeſſert ſich durch
laͤngere Ruhe mehr, als durch haͤufiges Pfluͤgen, und eine oͤftere und ſtarke Brach-
bearbeitung nutzt ihm wenig, kann ihm vielmehr ſchaͤdlich werden. Er braucht
aus dem Dreeſche nicht vor Winter umgebrochen zu werden, ſondern es iſt
mehrentheils fruͤh genug, wenn dieſes in der Mitte des Sommers geſchieht. Er
kann aber auch ohne Sommerpfluͤgen im Jahre des Umbruchs nach Hollſteiniſcher
Art beſtellt werden, am vortheilhafteſten mit Buchweizen, welcher ihn faſt beſſer zur
Winterung vorbereitet, wie die Brache. Der ſtarklehmige Boden hingegen wird nur
durch haͤufiges Sommerpfluͤgen zu großer Fruchtbarkeit gebracht. Deshalb muͤſſen
die Brachen vermehrt werden, ſo wie der thonige Beſtandtheil des Ackers zunimmt.
Die Weide aber kann auf eine kleinere Flaͤche eingeſchraͤnkt werden, weil dieſer Bo-
den grasreicher iſt. Wenn man viele Getreideſaaten nacheinander naͤhme, wuͤrde
er zu ſehr verwildern, und bei einer langen Weide ſich zu ſehr binden. Iſt der Bo-
den kaltgruͤndig, mit einer undurchlaſſenden thonigten Unterlage der Feuchtigkeit
ausgeſetzt, ſo kann es der Fall ſeyn, daß man ihn wirklich vortheilhafter laͤnger zur
Weide oder zur Heugewinnung als zum Getreidebau benutzt, beſonders wenn er gut
durchduͤngt iſt, und einen Stamm von guten Graͤſern in ſich hat. Wenn einzelne
Strecken dieſer Art zwiſchen den Koppeln liegen, ſo werden ſie zuweilen mit den uͤbri-
gen nicht zugleich umgebrochen, ſondern dienen zu Wieſen, wenn die Koppeln ſchon
Korn tragen, und man nimmt ihnen dann eine oder zwei Fruͤchte weniger, zuweilen
nur Hafer ab.
2) Auf die Quantitaͤt des zur Ausduͤngung einer Brache erfor-
derlichen Miſtes und die moͤgliche Gewinnung deſſelben. Die
Miſtbrache ſoll naͤmlich ausgeduͤngt werden, und ihre Groͤße muß ſich alſo nach dem
Duͤngergewinn der Wirthſchaft richten. Dieſen hat man, wie allenthalben, auch in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thaer_landwirthschaft01_1809/373>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.