Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 1. Berlin, 1809.Die Arbeit im Allgemeinen. Italiens kann man dieselbe Fläche kaum in jähriger Pacht für den Preis von80 Tagearbeiten erhalten. §. 142. Wer mit einem bestimmten Kapitale den Ackerbau betreiben will, wird imNähere Be- Je wohlfeiler das Land ist, um so weniger werden Verbesserungsarbeiten rath- Ich sage vielleicht, denn es giebt dennoch viele Verhältnisse, wo es vor- §. 143. Wenn der Acker theuer ist, werden auch die Produkte dadurch etwas vertheuert, Die Arbeit im Allgemeinen. Italiens kann man dieſelbe Flaͤche kaum in jaͤhriger Pacht fuͤr den Preis von80 Tagearbeiten erhalten. §. 142. Wer mit einem beſtimmten Kapitale den Ackerbau betreiben will, wird imNaͤhere Be- Je wohlfeiler das Land iſt, um ſo weniger werden Verbeſſerungsarbeiten rath- Ich ſage vielleicht, denn es giebt dennoch viele Verhaͤltniſſe, wo es vor- §. 143. Wenn der Acker theuer iſt, werden auch die Produkte dadurch etwas vertheuert, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0131" n="101"/><fw place="top" type="header">Die Arbeit im Allgemeinen.</fw><lb/><placeName>Italiens</placeName> kann man dieſelbe Flaͤche kaum in jaͤhriger Pacht fuͤr den Preis von<lb/> 80 Tagearbeiten erhalten.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 142.</head><lb/> <p>Wer mit einem <hi rendition="#g">beſtimmten</hi> Kapitale den Ackerbau betreiben will, wird im<note place="right">Naͤhere Be-<lb/> ſtimmung der<lb/> Verhaͤltniſſe,<lb/> wo der eine<lb/> oder der andre<lb/> zu waͤhlen iſt.</note><lb/> erſten Falle eine ſehr große Flaͤche Landes zu kaufen haben, wenn er auch nur wenig<lb/> zum Betriebe der Arbeit uͤbrig behielte. Er muß <hi rendition="#g">extenſive</hi> Wirthſchaft mit moͤg-<lb/> lich geringſter Arbeitverwendung betreiben. Im zweiten Falle aber muß er eine kleine<lb/> Flaͤche kaufen, nicht nur weil der Acker theurer iſt, ſondern auch weil er ein groͤßeres<lb/> Kapital zur Bezahlung der mehreren zu verwendenden Arbeit uͤbrig behalten muß.<lb/> In jenem Falle werden oft Guͤter gekauft, wo allein die Frohnden zu den nothwen-<lb/> digſten Arbeiten zureichen, und wo daher, wenn das Inventarium einmal vorhanden<lb/> iſt, nur ein unbedeutender baarer Vorſchuß zum Wirthſchaftsbetriebe noͤthig iſt.</p><lb/> <p>Je wohlfeiler das Land iſt, um ſo weniger werden Verbeſſerungsarbeiten rath-<lb/> ſam ſeyn. Wo man den Acker Landes um 15 Rthlr. kaufen kann, und davon<lb/> 2 Rthlr. reinen Ertrag hat, wuͤrde es vielleicht unvortheilhaft ſeyn, 15 Rthlr. Ver-<lb/> beſſerungskoſten, z. B. durch Mergeln, daran zu wenden, wenn er gleich darnach<lb/> den doppelten Ertrag gaͤbe, weil man fuͤr dieſe Koſten noch <hi rendition="#g">einen</hi> Acker kaufen<lb/> koͤnnte, der ſich eben ſo ſtark verzinſete, wie die auf jenen verwandten Verbeſſe-<lb/> rungskoſten.</p><lb/> <p>Ich ſage <hi rendition="#g">vielleicht</hi>, denn es giebt dennoch viele Verhaͤltniſſe, wo es vor-<lb/> theilhafter ſeyn wuͤrde, einen im Beſitz habenden Acker oder Gut mit denſelben<lb/> Koſten zu verbeſſern, wofuͤr man ein anderes kaufen koͤnnte.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. 143.</head><lb/> <p>Wenn der Acker theuer iſt, werden auch die Produkte dadurch etwas vertheuert,<lb/> jedoch oft nur in geringem Verhaͤltniſſe. Aber nicht immer iſt der Acker theuer,<lb/> wenn gleich die Produkte es ſind, weil man aus Mangel an Kraͤften oder an Kennt-<lb/> niſſen jenen nicht zu benutzen, und dieſe nicht hinreichend hervorzubringen verſteht.<lb/> In jenem Falle iſt die moͤglich groͤßte Anſtrengung auf die Produktion zu verwenden;<lb/> in dieſem muß man wohl erwaͤgen, ob man ſein Kapital vortheilhafter auf Ankauf<lb/> von mehrerem Boden, oder aber auf mehrere Bearbeitung verwende.</p> </div><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [101/0131]
Die Arbeit im Allgemeinen.
Italiens kann man dieſelbe Flaͤche kaum in jaͤhriger Pacht fuͤr den Preis von
80 Tagearbeiten erhalten.
§. 142.
Wer mit einem beſtimmten Kapitale den Ackerbau betreiben will, wird im
erſten Falle eine ſehr große Flaͤche Landes zu kaufen haben, wenn er auch nur wenig
zum Betriebe der Arbeit uͤbrig behielte. Er muß extenſive Wirthſchaft mit moͤg-
lich geringſter Arbeitverwendung betreiben. Im zweiten Falle aber muß er eine kleine
Flaͤche kaufen, nicht nur weil der Acker theurer iſt, ſondern auch weil er ein groͤßeres
Kapital zur Bezahlung der mehreren zu verwendenden Arbeit uͤbrig behalten muß.
In jenem Falle werden oft Guͤter gekauft, wo allein die Frohnden zu den nothwen-
digſten Arbeiten zureichen, und wo daher, wenn das Inventarium einmal vorhanden
iſt, nur ein unbedeutender baarer Vorſchuß zum Wirthſchaftsbetriebe noͤthig iſt.
Naͤhere Be-
ſtimmung der
Verhaͤltniſſe,
wo der eine
oder der andre
zu waͤhlen iſt.
Je wohlfeiler das Land iſt, um ſo weniger werden Verbeſſerungsarbeiten rath-
ſam ſeyn. Wo man den Acker Landes um 15 Rthlr. kaufen kann, und davon
2 Rthlr. reinen Ertrag hat, wuͤrde es vielleicht unvortheilhaft ſeyn, 15 Rthlr. Ver-
beſſerungskoſten, z. B. durch Mergeln, daran zu wenden, wenn er gleich darnach
den doppelten Ertrag gaͤbe, weil man fuͤr dieſe Koſten noch einen Acker kaufen
koͤnnte, der ſich eben ſo ſtark verzinſete, wie die auf jenen verwandten Verbeſſe-
rungskoſten.
Ich ſage vielleicht, denn es giebt dennoch viele Verhaͤltniſſe, wo es vor-
theilhafter ſeyn wuͤrde, einen im Beſitz habenden Acker oder Gut mit denſelben
Koſten zu verbeſſern, wofuͤr man ein anderes kaufen koͤnnte.
§. 143.
Wenn der Acker theuer iſt, werden auch die Produkte dadurch etwas vertheuert,
jedoch oft nur in geringem Verhaͤltniſſe. Aber nicht immer iſt der Acker theuer,
wenn gleich die Produkte es ſind, weil man aus Mangel an Kraͤften oder an Kennt-
niſſen jenen nicht zu benutzen, und dieſe nicht hinreichend hervorzubringen verſteht.
In jenem Falle iſt die moͤglich groͤßte Anſtrengung auf die Produktion zu verwenden;
in dieſem muß man wohl erwaͤgen, ob man ſein Kapital vortheilhafter auf Ankauf
von mehrerem Boden, oder aber auf mehrere Bearbeitung verwende.
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