chen Bestandtheile eine Modifikation in den Kräften und Vermögen des Einfachen nach sich ziehet, und diese Kräfte und Beschaffenheiten in dem Jnnern der Sub- stanzen, in Hinsicht ihrer intensiven Größen und ihrer innern Beziehungen aufeinander, eben sowohl einer Veränderung fähig sind, als die zusammengesetzten or- ganisirten Körper: *) so läßt sich in der unkörperlichen Seele nicht nur eine gewisse Ausbildung in dem Jnnern, sondern auch eine gewisse Aehnlichkeit in der Folge und in den Gesetzen dieser Ausbildung gedenken, die auf die Entwickelung des Gehirns in einer beständigen Bezie- hung stehet.
Dieß ist der Grund, und auch zugleich die Gränze, der Analogie zwischen der Entwickelung der Seele und des Körpers. Schlüsse und Folgerungen die hierauf, aber nur nicht auf etwas, das außerhalb dieser Gränze liegt, gebauet werden, müssen zu Vermuthungen füh- ren, welche, wenn sie mit den Folgen übereinstimmen, die man aus der Beobachtung ziehen kann, diese letztern bestätigen und wiederum durch diese bestätiget werden. Jene gewinnen eine Wahrscheinlichkeit, nicht nur so ferne sie bloß eben dasselbige lehren, was die Erfahrung lehret, sondern auch da, wo sie weiter gehen und uns noch einen Schritt näher zu dem Jnnern der Natur hinbringen.
II. Von dem Seelenwesen im Keim. Die imma- terielle Seele kann nicht entstehen wie der Kör- per. Aber der Keim des menschlichen Seelen- wesens kann entstehen.
Der Keim des Menschen und des menschlichen See- lenwesens entstehet, und kann entstehen, durch eine Vereinigung der sich entwickelnden Gefäße in dem or-
ganischen
*) S. dreyzehnten Versuch IV. 2.
XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
chen Beſtandtheile eine Modifikation in den Kraͤften und Vermoͤgen des Einfachen nach ſich ziehet, und dieſe Kraͤfte und Beſchaffenheiten in dem Jnnern der Sub- ſtanzen, in Hinſicht ihrer intenſiven Groͤßen und ihrer innern Beziehungen aufeinander, eben ſowohl einer Veraͤnderung faͤhig ſind, als die zuſammengeſetzten or- ganiſirten Koͤrper: *) ſo laͤßt ſich in der unkoͤrperlichen Seele nicht nur eine gewiſſe Ausbildung in dem Jnnern, ſondern auch eine gewiſſe Aehnlichkeit in der Folge und in den Geſetzen dieſer Ausbildung gedenken, die auf die Entwickelung des Gehirns in einer beſtaͤndigen Bezie- hung ſtehet.
Dieß iſt der Grund, und auch zugleich die Graͤnze, der Analogie zwiſchen der Entwickelung der Seele und des Koͤrpers. Schluͤſſe und Folgerungen die hierauf, aber nur nicht auf etwas, das außerhalb dieſer Graͤnze liegt, gebauet werden, muͤſſen zu Vermuthungen fuͤh- ren, welche, wenn ſie mit den Folgen uͤbereinſtimmen, die man aus der Beobachtung ziehen kann, dieſe letztern beſtaͤtigen und wiederum durch dieſe beſtaͤtiget werden. Jene gewinnen eine Wahrſcheinlichkeit, nicht nur ſo ferne ſie bloß eben daſſelbige lehren, was die Erfahrung lehret, ſondern auch da, wo ſie weiter gehen und uns noch einen Schritt naͤher zu dem Jnnern der Natur hinbringen.
II. Von dem Seelenweſen im Keim. Die imma- terielle Seele kann nicht entſtehen wie der Koͤr- per. Aber der Keim des menſchlichen Seelen- weſens kann entſtehen.
Der Keim des Menſchen und des menſchlichen See- lenweſens entſtehet, und kann entſtehen, durch eine Vereinigung der ſich entwickelnden Gefaͤße in dem or-
ganiſchen
*) S. dreyzehnten Verſuch IV. 2.
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XIV. Verſ. Ueber die Perfektibilitaͤt
chen Beſtandtheile eine Modifikation in den Kraͤften
und Vermoͤgen des Einfachen nach ſich ziehet, und dieſe
Kraͤfte und Beſchaffenheiten in dem Jnnern der Sub-
ſtanzen, in Hinſicht ihrer intenſiven Groͤßen und ihrer
innern Beziehungen aufeinander, eben ſowohl einer
Veraͤnderung faͤhig ſind, als die zuſammengeſetzten or-
ganiſirten Koͤrper: *) ſo laͤßt ſich in der unkoͤrperlichen
Seele nicht nur eine gewiſſe Ausbildung in dem Jnnern,
ſondern auch eine gewiſſe Aehnlichkeit in der Folge und
in den Geſetzen dieſer Ausbildung gedenken, die auf die
Entwickelung des Gehirns in einer beſtaͤndigen Bezie-
hung ſtehet.
Dieß iſt der Grund, und auch zugleich die Graͤnze,
der Analogie zwiſchen der Entwickelung der Seele und
des Koͤrpers. Schluͤſſe und Folgerungen die hierauf,
aber nur nicht auf etwas, das außerhalb dieſer Graͤnze
liegt, gebauet werden, muͤſſen zu Vermuthungen fuͤh-
ren, welche, wenn ſie mit den Folgen uͤbereinſtimmen,
die man aus der Beobachtung ziehen kann, dieſe letztern
beſtaͤtigen und wiederum durch dieſe beſtaͤtiget werden.
Jene gewinnen eine Wahrſcheinlichkeit, nicht nur ſo
ferne ſie bloß eben daſſelbige lehren, was die Erfahrung
lehret, ſondern auch da, wo ſie weiter gehen und uns
noch einen Schritt naͤher zu dem Jnnern der Natur
hinbringen.
II.
Von dem Seelenweſen im Keim. Die imma-
terielle Seele kann nicht entſtehen wie der Koͤr-
per. Aber der Keim des menſchlichen Seelen-
weſens kann entſtehen.
Der Keim des Menſchen und des menſchlichen See-
lenweſens entſtehet, und kann entſtehen, durch eine
Vereinigung der ſich entwickelnden Gefaͤße in dem or-
ganiſchen
*) S. dreyzehnten Verſuch IV. 2.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/570>, abgerufen am 23.11.2024.
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