4) Prüfung des zweeten Grundsatzes. Ob jede verschiedene materielle Jdee ihre eigene Fiber erfodere? 5) Prüfung dieses Systems, als eine Hypo- these betrachtet, aus der die psychologischen Erscheinungen erklärt werden sollen. Es hat auf Einer Seite einen Vorzug vor dem vorhergehenden, da es die Abhängigkeit der Jdeen von dem Körper leichter erklärt. 6) Ob irgend eine Vorstellung sich jemals gänzlich verliere? 7) Von dem Kindischwerden der alten Leute. Wie solches nebst andern ähnlichen Wirkun- gen sowohl nach der ersten Hypothese, als nach der Bonnetischen, zu erklären sey? 8) Jn der Bonnetischen Hypothese ist eine Lü- cke, da die Jmpressionen in dem Gehirn ih- re bleibenden Spuren haben sollen, aber die Jmpressionen auf die Seele nicht so. Eine ähnliche Lücke findet sich auch in der vorher- henden Hypothese auf der andern Seite. 9) Beobachtungen, die schwerer aus der Bon- netischen Hypothese erkläret werden.
1.
Nun zur zwoten Hypothese, welche das ganze Ge- dächtniß dem Gehirn oder den innern Seelenor- ganen zuschreibet! Nach dieser ist das Gehirn das Subjekt und der Sitz der Vorstellungen, dem auch das Vermögen, sie wieder zu erwecken, eigentlich zukommt.
Der
im Menſchen.
4) Pruͤfung des zweeten Grundſatzes. Ob jede verſchiedene materielle Jdee ihre eigene Fiber erfodere? 5) Pruͤfung dieſes Syſtems, als eine Hypo- theſe betrachtet, aus der die pſychologiſchen Erſcheinungen erklaͤrt werden ſollen. Es hat auf Einer Seite einen Vorzug vor dem vorhergehenden, da es die Abhaͤngigkeit der Jdeen von dem Koͤrper leichter erklaͤrt. 6) Ob irgend eine Vorſtellung ſich jemals gaͤnzlich verliere? 7) Von dem Kindiſchwerden der alten Leute. Wie ſolches nebſt andern aͤhnlichen Wirkun- gen ſowohl nach der erſten Hypotheſe, als nach der Bonnetiſchen, zu erklaͤren ſey? 8) Jn der Bonnetiſchen Hypotheſe iſt eine Luͤ- cke, da die Jmpreſſionen in dem Gehirn ih- re bleibenden Spuren haben ſollen, aber die Jmpreſſionen auf die Seele nicht ſo. Eine aͤhnliche Luͤcke findet ſich auch in der vorher- henden Hypotheſe auf der andern Seite. 9) Beobachtungen, die ſchwerer aus der Bon- netiſchen Hypotheſe erklaͤret werden.
1.
Nun zur zwoten Hypotheſe, welche das ganze Ge- daͤchtniß dem Gehirn oder den innern Seelenor- ganen zuſchreibet! Nach dieſer iſt das Gehirn das Subjekt und der Sitz der Vorſtellungen, dem auch das Vermoͤgen, ſie wieder zu erwecken, eigentlich zukommt.
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><argument><p><pbfacs="#f0269"n="239"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">im Menſchen.</hi></fw><lb/><list><item>4) <hirendition="#fr">Pruͤfung des zweeten Grundſatzes. Ob<lb/>
jede verſchiedene materielle Jdee ihre eigene<lb/>
Fiber erfodere?</hi></item><lb/><item>5) <hirendition="#fr">Pruͤfung dieſes Syſtems, als eine Hypo-<lb/>
theſe betrachtet, aus der die pſychologiſchen<lb/>
Erſcheinungen erklaͤrt werden ſollen. Es<lb/>
hat auf Einer Seite einen Vorzug vor dem<lb/>
vorhergehenden, da es die Abhaͤngigkeit der<lb/>
Jdeen von dem Koͤrper leichter erklaͤrt.</hi></item><lb/><item>6) <hirendition="#fr">Ob irgend eine Vorſtellung ſich jemals<lb/>
gaͤnzlich verliere?</hi></item><lb/><item>7) <hirendition="#fr">Von dem Kindiſchwerden der alten Leute.<lb/>
Wie ſolches nebſt andern aͤhnlichen Wirkun-<lb/>
gen ſowohl nach der erſten Hypotheſe, als<lb/>
nach der Bonnetiſchen, zu erklaͤren ſey?</hi></item><lb/><item>8) <hirendition="#fr">Jn der Bonnetiſchen Hypotheſe iſt eine Luͤ-<lb/>
cke, da die Jmpreſſionen in dem Gehirn ih-<lb/>
re bleibenden Spuren haben ſollen, aber die<lb/>
Jmpreſſionen auf die Seele nicht ſo. Eine<lb/>
aͤhnliche Luͤcke findet ſich auch in der vorher-<lb/>
henden Hypotheſe auf der andern Seite.</hi></item><lb/><item>9) <hirendition="#fr">Beobachtungen, die ſchwerer aus der Bon-<lb/>
netiſchen Hypotheſe erklaͤret werden.</hi></item></list></p></argument></div><lb/><divn="2"><head>1.</head><lb/><p><hirendition="#in">N</hi>un zur zwoten Hypotheſe, welche das ganze <hirendition="#fr">Ge-<lb/>
daͤchtniß</hi> dem Gehirn oder den innern Seelenor-<lb/>
ganen zuſchreibet! Nach dieſer iſt das Gehirn das<lb/>
Subjekt und der Sitz der Vorſtellungen, dem auch das<lb/>
Vermoͤgen, ſie wieder zu erwecken, eigentlich zukommt.<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[239/0269]
im Menſchen.
4) Pruͤfung des zweeten Grundſatzes. Ob
jede verſchiedene materielle Jdee ihre eigene
Fiber erfodere?
5) Pruͤfung dieſes Syſtems, als eine Hypo-
theſe betrachtet, aus der die pſychologiſchen
Erſcheinungen erklaͤrt werden ſollen. Es
hat auf Einer Seite einen Vorzug vor dem
vorhergehenden, da es die Abhaͤngigkeit der
Jdeen von dem Koͤrper leichter erklaͤrt.
6) Ob irgend eine Vorſtellung ſich jemals
gaͤnzlich verliere?
7) Von dem Kindiſchwerden der alten Leute.
Wie ſolches nebſt andern aͤhnlichen Wirkun-
gen ſowohl nach der erſten Hypotheſe, als
nach der Bonnetiſchen, zu erklaͤren ſey?
8) Jn der Bonnetiſchen Hypotheſe iſt eine Luͤ-
cke, da die Jmpreſſionen in dem Gehirn ih-
re bleibenden Spuren haben ſollen, aber die
Jmpreſſionen auf die Seele nicht ſo. Eine
aͤhnliche Luͤcke findet ſich auch in der vorher-
henden Hypotheſe auf der andern Seite.
9) Beobachtungen, die ſchwerer aus der Bon-
netiſchen Hypotheſe erklaͤret werden.
1.
Nun zur zwoten Hypotheſe, welche das ganze Ge-
daͤchtniß dem Gehirn oder den innern Seelenor-
ganen zuſchreibet! Nach dieſer iſt das Gehirn das
Subjekt und der Sitz der Vorſtellungen, dem auch das
Vermoͤgen, ſie wieder zu erwecken, eigentlich zukommt.
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 2. Leipzig, 1777, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche02_1777/269>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.