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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777.

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I. Versuch. Ueber die Natur
ist theils dieses, daß ihre Entwickelung nicht leicht seyn
würde, indem der Unterschied zwischen der unmittelba-
ren und mittelbaren Erkennbarkeit dazu deutlich ausein-
ander gesetzet werden müßte, wobey vieles Dunkle vorkom-
men würde; theils, daß sie entweder gar nicht, oder
wenigstens nicht anders als durch einen langen Umweg,
auf das Eigene in der bildlichen oder zeichnenden Bezie-
hung auf andere Sachen, welches wir in den Vorstel-
lungen antreffen, hinführet, noch den Grund desselben,
worinn das vornehmste Unterscheidungsmerkmal dieser
Gattung von Seelen-Veränderungen enthalten ist, auf-
decket.

III.
Eine Reihe von Beobachtungen und Erfahrungs-
Sätzen, die die Natur der Vorstellungen be-
treffen.

Keine Kritik mehr über die Begriffe und Erklärungen
andrer. Die Leibnitz-Wolfische verdiente es, be-
sonders erwähnet zu werden, weil sie so oft unrichtig ange-
wendet worden ist, und eben so oft ungerechte Vorwürfe
von andern erfahren hat.

Beobachtungen müssen uns mit der Natur der Vor-
stellungen bekannt machen. Jch will hier die Reihe von
Erfahrungs-Sätzen, von unmittelbaren Beobachtungen
und unmittelbaren Folgerungen aus ihnen, hersetzen, wor-
aus sich auf einmal als in einem Entwurf übersehn läßt,
was von der Natur unsrer Vorstellungen zu der Absicht
zu bemerken ist, zu der ich sie hier untersuche. Diesen
Sätzen will ich nachher einige Erläuterungen beyfügen,
wo ich glaube, daß solches noch nöthig, oder doch in an-
drer Hinsicht nützlich sey. Auf diese Art meine ich, we-
der den Leser, der über die Vorstellungen schon vieles ge-
dacht hat, mit Wiederholung bekannter Sachen zu be-

schwe-

I. Verſuch. Ueber die Natur
iſt theils dieſes, daß ihre Entwickelung nicht leicht ſeyn
wuͤrde, indem der Unterſchied zwiſchen der unmittelba-
ren und mittelbaren Erkennbarkeit dazu deutlich ausein-
ander geſetzet werden muͤßte, wobey vieles Dunkle vorkom-
men wuͤrde; theils, daß ſie entweder gar nicht, oder
wenigſtens nicht anders als durch einen langen Umweg,
auf das Eigene in der bildlichen oder zeichnenden Bezie-
hung auf andere Sachen, welches wir in den Vorſtel-
lungen antreffen, hinfuͤhret, noch den Grund deſſelben,
worinn das vornehmſte Unterſcheidungsmerkmal dieſer
Gattung von Seelen-Veraͤnderungen enthalten iſt, auf-
decket.

III.
Eine Reihe von Beobachtungen und Erfahrungs-
Saͤtzen, die die Natur der Vorſtellungen be-
treffen.

Keine Kritik mehr uͤber die Begriffe und Erklaͤrungen
andrer. Die Leibnitz-Wolfiſche verdiente es, be-
ſonders erwaͤhnet zu werden, weil ſie ſo oft unrichtig ange-
wendet worden iſt, und eben ſo oft ungerechte Vorwuͤrfe
von andern erfahren hat.

Beobachtungen muͤſſen uns mit der Natur der Vor-
ſtellungen bekannt machen. Jch will hier die Reihe von
Erfahrungs-Saͤtzen, von unmittelbaren Beobachtungen
und unmittelbaren Folgerungen aus ihnen, herſetzen, wor-
aus ſich auf einmal als in einem Entwurf uͤberſehn laͤßt,
was von der Natur unſrer Vorſtellungen zu der Abſicht
zu bemerken iſt, zu der ich ſie hier unterſuche. Dieſen
Saͤtzen will ich nachher einige Erlaͤuterungen beyfuͤgen,
wo ich glaube, daß ſolches noch noͤthig, oder doch in an-
drer Hinſicht nuͤtzlich ſey. Auf dieſe Art meine ich, we-
der den Leſer, der uͤber die Vorſtellungen ſchon vieles ge-
dacht hat, mit Wiederholung bekannter Sachen zu be-

ſchwe-
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[12/0072] I. Verſuch. Ueber die Natur iſt theils dieſes, daß ihre Entwickelung nicht leicht ſeyn wuͤrde, indem der Unterſchied zwiſchen der unmittelba- ren und mittelbaren Erkennbarkeit dazu deutlich ausein- ander geſetzet werden muͤßte, wobey vieles Dunkle vorkom- men wuͤrde; theils, daß ſie entweder gar nicht, oder wenigſtens nicht anders als durch einen langen Umweg, auf das Eigene in der bildlichen oder zeichnenden Bezie- hung auf andere Sachen, welches wir in den Vorſtel- lungen antreffen, hinfuͤhret, noch den Grund deſſelben, worinn das vornehmſte Unterſcheidungsmerkmal dieſer Gattung von Seelen-Veraͤnderungen enthalten iſt, auf- decket. III. Eine Reihe von Beobachtungen und Erfahrungs- Saͤtzen, die die Natur der Vorſtellungen be- treffen. Keine Kritik mehr uͤber die Begriffe und Erklaͤrungen andrer. Die Leibnitz-Wolfiſche verdiente es, be- ſonders erwaͤhnet zu werden, weil ſie ſo oft unrichtig ange- wendet worden iſt, und eben ſo oft ungerechte Vorwuͤrfe von andern erfahren hat. Beobachtungen muͤſſen uns mit der Natur der Vor- ſtellungen bekannt machen. Jch will hier die Reihe von Erfahrungs-Saͤtzen, von unmittelbaren Beobachtungen und unmittelbaren Folgerungen aus ihnen, herſetzen, wor- aus ſich auf einmal als in einem Entwurf uͤberſehn laͤßt, was von der Natur unſrer Vorſtellungen zu der Abſicht zu bemerken iſt, zu der ich ſie hier unterſuche. Dieſen Saͤtzen will ich nachher einige Erlaͤuterungen beyfuͤgen, wo ich glaube, daß ſolches noch noͤthig, oder doch in an- drer Hinſicht nuͤtzlich ſey. Auf dieſe Art meine ich, we- der den Leſer, der uͤber die Vorſtellungen ſchon vieles ge- dacht hat, mit Wiederholung bekannter Sachen zu be- ſchwe-

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/72>, abgerufen am 21.11.2024.