V. Von dem Ursprung der Grundbegriffe des Verstandes, die zu den Urtheilen über die Existenz der Dinge erfodert werden. Be- griffe von einem Subjekt und von Beschaf- fenheiten. Begrif von unserm Jch, als einem Dinge.
Die zwote Frage, wie entstehen die allgemeinen Vor- stellungen und Begriffe von einem Dinge, von Beschaffenheiten, die in einem Dinge sind, von der Substanz und von Accidenzen, von einem wirklichen Dinge oder Objekt, von unserm Jch, und von äu- ßern Objekten, und von der Jnhärenz einer Beschaf- fenheit in jenem oder in diesem, oder von der subjekti- vischen und objektivischen Existenz? Diese Frage ist schwer, und weitläuftig in ihrem ganzen Umfang be- antwortet zu werden. Jch werde nicht viel mehr als die Grundlinien von dieser fruchtbaren Untersuchung herse- tzen, so weit es meine Absicht erfodert; verweise aber auch im übrigen meine Leser auf Locken und Leibnitz.
Diese erwehnten Gemeinbegriffe müssen, wie es oben von den sinnlichen Abstraktionen erinnert ist, schon vor- handen seyn, ehe irgend eins von unsern Urtheilen über die Objektivität der Vorstellungen und über die subjekti- vische und objektivische Wirklichkeit der Objekte zu Stan- de kommen kann. Der Gedanke: das, was ich sehe, ist ein Baum, der vor mir stehet, ein gewisses Ding, oder ein wirkliches Objekt, das ich nicht selbst bin; und "die Bewegung und Figur, die ich gewahrnehme, ist eine Beschaffenheit in dieser äußern Sache," und der- gleichen Aussprüche mehr, erfodern, daß Jdeen von die- sen allgemeinen Prädikaten in uns sind, die wir den Sub- jekten zuschreiben.
Auch
V. Verſuch. Ueber den Urſpr. unſerer
V. Von dem Urſprung der Grundbegriffe des Verſtandes, die zu den Urtheilen uͤber die Exiſtenz der Dinge erfodert werden. Be- griffe von einem Subjekt und von Beſchaf- fenheiten. Begrif von unſerm Jch, als einem Dinge.
Die zwote Frage, wie entſtehen die allgemeinen Vor- ſtellungen und Begriffe von einem Dinge, von Beſchaffenheiten, die in einem Dinge ſind, von der Subſtanz und von Accidenzen, von einem wirklichen Dinge oder Objekt, von unſerm Jch, und von aͤu- ßern Objekten, und von der Jnhaͤrenz einer Beſchaf- fenheit in jenem oder in dieſem, oder von der ſubjekti- viſchen und objektiviſchen Exiſtenz? Dieſe Frage iſt ſchwer, und weitlaͤuftig in ihrem ganzen Umfang be- antwortet zu werden. Jch werde nicht viel mehr als die Grundlinien von dieſer fruchtbaren Unterſuchung herſe- tzen, ſo weit es meine Abſicht erfodert; verweiſe aber auch im uͤbrigen meine Leſer auf Locken und Leibnitz.
Dieſe erwehnten Gemeinbegriffe muͤſſen, wie es oben von den ſinnlichen Abſtraktionen erinnert iſt, ſchon vor- handen ſeyn, ehe irgend eins von unſern Urtheilen uͤber die Objektivitaͤt der Vorſtellungen und uͤber die ſubjekti- viſche und objektiviſche Wirklichkeit der Objekte zu Stan- de kommen kann. Der Gedanke: das, was ich ſehe, iſt ein Baum, der vor mir ſtehet, ein gewiſſes Ding, oder ein wirkliches Objekt, das ich nicht ſelbſt bin; und „die Bewegung und Figur, die ich gewahrnehme, iſt eine Beſchaffenheit in dieſer aͤußern Sache,“ und der- gleichen Ausſpruͤche mehr, erfodern, daß Jdeen von die- ſen allgemeinen Praͤdikaten in uns ſind, die wir den Sub- jekten zuſchreiben.
Auch
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V. Verſuch. Ueber den Urſpr. unſerer
V.
Von dem Urſprung der Grundbegriffe des
Verſtandes, die zu den Urtheilen uͤber die
Exiſtenz der Dinge erfodert werden. Be-
griffe von einem Subjekt und von Beſchaf-
fenheiten. Begrif von unſerm Jch, als
einem Dinge.
Die zwote Frage, wie entſtehen die allgemeinen Vor-
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Beſchaffenheiten, die in einem Dinge ſind, von der
Subſtanz und von Accidenzen, von einem wirklichen
Dinge oder Objekt, von unſerm Jch, und von aͤu-
ßern Objekten, und von der Jnhaͤrenz einer Beſchaf-
fenheit in jenem oder in dieſem, oder von der ſubjekti-
viſchen und objektiviſchen Exiſtenz? Dieſe Frage
iſt ſchwer, und weitlaͤuftig in ihrem ganzen Umfang be-
antwortet zu werden. Jch werde nicht viel mehr als die
Grundlinien von dieſer fruchtbaren Unterſuchung herſe-
tzen, ſo weit es meine Abſicht erfodert; verweiſe aber
auch im uͤbrigen meine Leſer auf Locken und Leibnitz.
Dieſe erwehnten Gemeinbegriffe muͤſſen, wie es oben
von den ſinnlichen Abſtraktionen erinnert iſt, ſchon vor-
handen ſeyn, ehe irgend eins von unſern Urtheilen uͤber
die Objektivitaͤt der Vorſtellungen und uͤber die ſubjekti-
viſche und objektiviſche Wirklichkeit der Objekte zu Stan-
de kommen kann. Der Gedanke: das, was ich ſehe,
iſt ein Baum, der vor mir ſtehet, ein gewiſſes Ding,
oder ein wirkliches Objekt, das ich nicht ſelbſt bin; und
„die Bewegung und Figur, die ich gewahrnehme, iſt
eine Beſchaffenheit in dieſer aͤußern Sache,“ und der-
gleichen Ausſpruͤche mehr, erfodern, daß Jdeen von die-
ſen allgemeinen Praͤdikaten in uns ſind, die wir den Sub-
jekten zuſchreiben.
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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/448>, abgerufen am 21.11.2024.
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