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Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777.

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IV. Versuch. Ueber die Denkkraft
nach ihrer Aehnlichkeit geordnet haben, alsdenn kann die
Vergleichung der Menschenseelen mit Thierseelen zu
Hülfe genommen werden.

II.
Die Denkkraft in Verbindung mit der Vor-
stellungskraft und mit dem Gefühl macht
das ganze Erkenntnißvermögen aus.

Wenn das Vermögen, die Verhältnisse der Din-
ge zu erkennen,
als das dritte einfache Jngre-
dienz der menschlichen Erkenntnißkraft angesehen, und
mit dem Vermögen, Vorstellungen zu machen, und
mit dem Gefühl zu dem Begrif von ihrer Grundkraft
vereiniget wird, so haben wir eine vollständige Jdee von
der Seele, aus der sich begreifen läßt, wie sie Jdeen
und Begriffe erhalten, wie sie urtheilen, folgern und
schließen, und also alle Denkarten hervorbringen könne,
die wir bey ihr als Wirkungen ihrer Erkenntnißkraft an-
treffen, und zwar so wohl die niedern und sinnlichen
Kenntnisse, als die höhern und vernünftigen, die
man einer höhern Erkenntnißkraft zuschreibet. Die Ein-
drücke von den äußern Gegenständen sind dann nicht
mehr bloße Eindrücke, auch nicht blos aufgenommene und
gefühlte Eindrücke, wenn alle drey Grundvermögen dar-
an gewirket haben; dann sind es gewahrgenommene
unterschiedene Eindrücke, das ist, Eindrücke, mit denen
sich durch die Denkkraft der Gedanke verbindet, daß sie
besondere Veränderungen für sich, und von einander un-
terschieden sind. Es sind alsdenn klare Empfindun-
gen
und klare Empfindungsideen, Wirkungen aus
Perception, Gefühl und Apperception zusammengesetzt,
so wie das vorzüglich starke Gefühl unserer Selbst nicht
mehr ein bloßes Gefühl, sondern ein klares Gefühl,

eine

IV. Verſuch. Ueber die Denkkraft
nach ihrer Aehnlichkeit geordnet haben, alsdenn kann die
Vergleichung der Menſchenſeelen mit Thierſeelen zu
Huͤlfe genommen werden.

II.
Die Denkkraft in Verbindung mit der Vor-
ſtellungskraft und mit dem Gefuͤhl macht
das ganze Erkenntnißvermoͤgen aus.

Wenn das Vermoͤgen, die Verhaͤltniſſe der Din-
ge zu erkennen,
als das dritte einfache Jngre-
dienz der menſchlichen Erkenntnißkraft angeſehen, und
mit dem Vermoͤgen, Vorſtellungen zu machen, und
mit dem Gefuͤhl zu dem Begrif von ihrer Grundkraft
vereiniget wird, ſo haben wir eine vollſtaͤndige Jdee von
der Seele, aus der ſich begreifen laͤßt, wie ſie Jdeen
und Begriffe erhalten, wie ſie urtheilen, folgern und
ſchließen, und alſo alle Denkarten hervorbringen koͤnne,
die wir bey ihr als Wirkungen ihrer Erkenntnißkraft an-
treffen, und zwar ſo wohl die niedern und ſinnlichen
Kenntniſſe, als die hoͤhern und vernuͤnftigen, die
man einer hoͤhern Erkenntnißkraft zuſchreibet. Die Ein-
druͤcke von den aͤußern Gegenſtaͤnden ſind dann nicht
mehr bloße Eindruͤcke, auch nicht blos aufgenommene und
gefuͤhlte Eindruͤcke, wenn alle drey Grundvermoͤgen dar-
an gewirket haben; dann ſind es gewahrgenommene
unterſchiedene Eindruͤcke, das iſt, Eindruͤcke, mit denen
ſich durch die Denkkraft der Gedanke verbindet, daß ſie
beſondere Veraͤnderungen fuͤr ſich, und von einander un-
terſchieden ſind. Es ſind alsdenn klare Empfindun-
gen
und klare Empfindungsideen, Wirkungen aus
Perception, Gefuͤhl und Apperception zuſammengeſetzt,
ſo wie das vorzuͤglich ſtarke Gefuͤhl unſerer Selbſt nicht
mehr ein bloßes Gefuͤhl, ſondern ein klares Gefuͤhl,

eine
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[298/0358] IV. Verſuch. Ueber die Denkkraft nach ihrer Aehnlichkeit geordnet haben, alsdenn kann die Vergleichung der Menſchenſeelen mit Thierſeelen zu Huͤlfe genommen werden. II. Die Denkkraft in Verbindung mit der Vor- ſtellungskraft und mit dem Gefuͤhl macht das ganze Erkenntnißvermoͤgen aus. Wenn das Vermoͤgen, die Verhaͤltniſſe der Din- ge zu erkennen, als das dritte einfache Jngre- dienz der menſchlichen Erkenntnißkraft angeſehen, und mit dem Vermoͤgen, Vorſtellungen zu machen, und mit dem Gefuͤhl zu dem Begrif von ihrer Grundkraft vereiniget wird, ſo haben wir eine vollſtaͤndige Jdee von der Seele, aus der ſich begreifen laͤßt, wie ſie Jdeen und Begriffe erhalten, wie ſie urtheilen, folgern und ſchließen, und alſo alle Denkarten hervorbringen koͤnne, die wir bey ihr als Wirkungen ihrer Erkenntnißkraft an- treffen, und zwar ſo wohl die niedern und ſinnlichen Kenntniſſe, als die hoͤhern und vernuͤnftigen, die man einer hoͤhern Erkenntnißkraft zuſchreibet. Die Ein- druͤcke von den aͤußern Gegenſtaͤnden ſind dann nicht mehr bloße Eindruͤcke, auch nicht blos aufgenommene und gefuͤhlte Eindruͤcke, wenn alle drey Grundvermoͤgen dar- an gewirket haben; dann ſind es gewahrgenommene unterſchiedene Eindruͤcke, das iſt, Eindruͤcke, mit denen ſich durch die Denkkraft der Gedanke verbindet, daß ſie beſondere Veraͤnderungen fuͤr ſich, und von einander un- terſchieden ſind. Es ſind alsdenn klare Empfindun- gen und klare Empfindungsideen, Wirkungen aus Perception, Gefuͤhl und Apperception zuſammengeſetzt, ſo wie das vorzuͤglich ſtarke Gefuͤhl unſerer Selbſt nicht mehr ein bloßes Gefuͤhl, ſondern ein klares Gefuͤhl, eine

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Zitationshilfe: Tetens, Johann Nicolas: Philosophische Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwickelung. Bd. 1. Leipzig, 1777, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tetens_versuche01_1777/358>, abgerufen am 21.11.2024.