Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748.Unterricht für Bediente. Das erste Kapitel. Unterricht für den Kellner. Ich finde durch meine vieljährige Bemerkung, daß ihr, Kellner, in Ansehung meines Unterrichts für Bediente, die Hauptperson seyd. Weil sich eure Beschäfftigung vor andern auf so vielerley Dinge erstrecket, und die grösseste Aufmerksamkeit erfordert: so will ich, so gut ich mich nur darauf besinnen kann, die verschiedenen Theile eures Amtes durchgehen, und meinen Unterricht darnach einrichten. Wenn ihr bey dem Schenktische aufwartet: so traget alle mögliche Sorge, daß ihr euch eure Mühe und eurem Herrn seine Gläser ersparet. Zum ersten, weil alle diejenigen, so an einer Tafel zusammen speisen, für Freunde gehalten werden: so laßt sie alle aus einem Glase trinken, ohne dasselbe wieder auszuspühlen. Dieß wird euch viele Mühe ersparen, und ihr dürfet nicht Gefahr laufen es zu zerbrechen. Gebet niemand etwas zu trinken, bis er es zum wenigsten dreymahl gefordert. Dadurch werden einige aus Bescheidenheit, und andere aus Vergessenheit desto seltener fordern, und solcher Gestalt wird eures Herrn Getränke ersparet. Unterricht für Bediente. Das erste Kapitel. Unterricht für den Kellner. Ich finde durch meine vieljährige Bemerkung, daß ihr, Kellner, in Ansehung meines Unterrichts für Bediente, die Hauptperson seyd. Weil sich eure Beschäfftigung vor andern auf so vielerley Dinge erstrecket, und die grösseste Aufmerksamkeit erfordert: so will ich, so gut ich mich nur darauf besinnen kann, die verschiedenen Theile eures Amtes durchgehen, und meinen Unterricht darnach einrichten. Wenn ihr bey dem Schenktische aufwartet: so traget alle mögliche Sorge, daß ihr euch eure Mühe und eurem Herrn seine Gläser ersparet. Zum ersten, weil alle diejenigen, so an einer Tafel zusammen speisen, für Freunde gehalten werden: so laßt sie alle aus einem Glase trinken, ohne dasselbe wieder auszuspühlen. Dieß wird euch viele Mühe ersparen, und ihr dürfet nicht Gefahr laufen es zu zerbrechen. Gebet niemand etwas zu trinken, bis er es zum wenigsten dreymahl gefordert. Dadurch werden einige aus Bescheidenheit, und andere aus Vergessenheit desto seltener fordern, und solcher Gestalt wird eures Herrn Getränke ersparet. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0039" n="23"/> <div n="1"> <head>Unterricht für Bediente.</head><lb/> <div n="2"> <head>Das erste Kapitel.</head><lb/> <head>Unterricht für den Kellner.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">I</hi>ch finde durch meine vieljährige Bemerkung, daß ihr, Kellner, in Ansehung meines Unterrichts für Bediente, die Hauptperson seyd.</p> <p>Weil sich eure Beschäfftigung vor andern auf so vielerley Dinge erstrecket, und die grösseste Aufmerksamkeit erfordert: so will ich, so gut ich mich nur darauf besinnen kann, die verschiedenen Theile eures Amtes durchgehen, und meinen Unterricht darnach einrichten.</p> <p>Wenn ihr bey dem Schenktische aufwartet: so traget alle mögliche Sorge, daß ihr euch eure Mühe und eurem Herrn seine Gläser ersparet. Zum ersten, weil alle diejenigen, so an einer Tafel zusammen speisen, für Freunde gehalten werden: so laßt sie alle aus einem Glase trinken, ohne dasselbe wieder auszuspühlen. Dieß wird euch viele Mühe ersparen, und ihr dürfet nicht Gefahr laufen es zu zerbrechen. Gebet niemand etwas zu trinken, bis er es zum wenigsten dreymahl gefordert. Dadurch werden einige aus Bescheidenheit, und andere aus Vergessenheit desto seltener fordern, und solcher Gestalt wird eures Herrn Getränke ersparet.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0039]
Unterricht für Bediente.
Das erste Kapitel.
Unterricht für den Kellner.
Ich finde durch meine vieljährige Bemerkung, daß ihr, Kellner, in Ansehung meines Unterrichts für Bediente, die Hauptperson seyd.
Weil sich eure Beschäfftigung vor andern auf so vielerley Dinge erstrecket, und die grösseste Aufmerksamkeit erfordert: so will ich, so gut ich mich nur darauf besinnen kann, die verschiedenen Theile eures Amtes durchgehen, und meinen Unterricht darnach einrichten.
Wenn ihr bey dem Schenktische aufwartet: so traget alle mögliche Sorge, daß ihr euch eure Mühe und eurem Herrn seine Gläser ersparet. Zum ersten, weil alle diejenigen, so an einer Tafel zusammen speisen, für Freunde gehalten werden: so laßt sie alle aus einem Glase trinken, ohne dasselbe wieder auszuspühlen. Dieß wird euch viele Mühe ersparen, und ihr dürfet nicht Gefahr laufen es zu zerbrechen. Gebet niemand etwas zu trinken, bis er es zum wenigsten dreymahl gefordert. Dadurch werden einige aus Bescheidenheit, und andere aus Vergessenheit desto seltener fordern, und solcher Gestalt wird eures Herrn Getränke ersparet.
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Zitationshilfe: | Swift, Jonathan: Des Herrn Dr. Jonathan Swifts wo nicht unverbesserlicher doch wohlgemeynter Unterricht für alle Arten unerfahrner Bedienten, aus vieljähriger sorgfältiger Aufmerksamkeit und Erfahrung zusammengetragen [Übers.]. Frankfurt u. a., 1748, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/swift_unterricht_1748/39>, abgerufen am 03.03.2025. |