Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Erstes Buch.

Daß unserm wohlgesetzten Schritte
Ein solches Glücke wiederfuhr,
Denn deine Hand, dein kluges Zwingen,
Was uns so mancherley bewegt,
Hat unserm itzt gewohntem Springen
Was recht Erhabnes eingeprägt.

Will unser Schutzgott sich erqvicken,
Befiehlet Er, und fähret aus,
Und man pflegt uns erst anzuschmücken.
Wie brüsten wir uns nicht heraus!
Da werden recht sechs kühne Rosse
Vom Geist der Edelmuth erregt,
Als wenn Bucephalus der Grosse
Den grossen Alexander trägt.
Ach schade! daß nicht unser Rücken
Soll seines Leibes Schemel seyn!
Wir würden uns vor Ehrfurcht bücken,
Die Vorsicht wäre ungemein,
Wiewohl es würfe diese Ehre
Nur unter uns der Zwietracht Frucht,
Weil es die nächste Strasse wäre,
Zu ganz gewisser Eifersucht.
Als in den abgewichnen Zeiten
Dich unser thierischer Verstand
Sehr lange, weder sahe reiten,
Noch selbsten auf der Bahne fand,
Da

Erſtes Buch.

Daß unſerm wohlgeſetzten Schritte
Ein ſolches Gluͤcke wiederfuhr,
Denn deine Hand, dein kluges Zwingen,
Was uns ſo mancherley bewegt,
Hat unſerm itzt gewohntem Springen
Was recht Erhabnes eingepraͤgt.

Will unſer Schutzgott ſich erqvicken,
Befiehlet Er, und faͤhret aus,
Und man pflegt uns erſt anzuſchmuͤcken.
Wie bruͤſten wir uns nicht heraus!
Da werden recht ſechs kuͤhne Roſſe
Vom Geiſt der Edelmuth erregt,
Als wenn Bucephalus der Groſſe
Den groſſen Alexander traͤgt.
Ach ſchade! daß nicht unſer Ruͤcken
Soll ſeines Leibes Schemel ſeyn!
Wir wuͤrden uns vor Ehrfurcht buͤcken,
Die Vorſicht waͤre ungemein,
Wiewohl es wuͤrfe dieſe Ehre
Nur unter uns der Zwietracht Frucht,
Weil es die naͤchſte Straſſe waͤre,
Zu ganz gewiſſer Eiferſucht.
Als in den abgewichnen Zeiten
Dich unſer thieriſcher Verſtand
Sehr lange, weder ſahe reiten,
Noch ſelbſten auf der Bahne fand,
Da
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="18">
            <l>
              <pb facs="#f0098" n="78"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Er&#x017F;tes Buch.</hi> </fw>
            </l><lb/>
            <l>Daß un&#x017F;erm wohlge&#x017F;etzten Schritte</l><lb/>
            <l>Ein &#x017F;olches Glu&#x0364;cke wiederfuhr,</l><lb/>
            <l>Denn deine Hand, dein kluges Zwingen,</l><lb/>
            <l>Was uns &#x017F;o mancherley bewegt,</l><lb/>
            <l>Hat un&#x017F;erm itzt gewohntem Springen</l><lb/>
            <l>Was recht Erhabnes eingepra&#x0364;gt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="19">
            <l>Will un&#x017F;er Schutzgott &#x017F;ich erqvicken,</l><lb/>
            <l>Befiehlet Er, und fa&#x0364;hret aus,</l><lb/>
            <l>Und man pflegt uns er&#x017F;t anzu&#x017F;chmu&#x0364;cken.</l><lb/>
            <l>Wie bru&#x0364;&#x017F;ten wir uns nicht heraus!</l><lb/>
            <l>Da werden recht &#x017F;echs ku&#x0364;hne Ro&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Vom Gei&#x017F;t der Edelmuth erregt,</l><lb/>
            <l>Als wenn Bucephalus der Gro&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Den gro&#x017F;&#x017F;en Alexander tra&#x0364;gt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="20">
            <l>Ach &#x017F;chade! daß nicht un&#x017F;er Ru&#x0364;cken</l><lb/>
            <l>Soll &#x017F;eines Leibes Schemel &#x017F;eyn!</l><lb/>
            <l>Wir wu&#x0364;rden uns vor Ehrfurcht bu&#x0364;cken,</l><lb/>
            <l>Die Vor&#x017F;icht wa&#x0364;re ungemein,</l><lb/>
            <l>Wiewohl es wu&#x0364;rfe die&#x017F;e Ehre</l><lb/>
            <l>Nur unter uns der Zwietracht Frucht,</l><lb/>
            <l>Weil es die na&#x0364;ch&#x017F;te Stra&#x017F;&#x017F;e wa&#x0364;re,</l><lb/>
            <l>Zu ganz gewi&#x017F;&#x017F;er Eifer&#x017F;ucht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="21">
            <l>Als in den abgewichnen Zeiten</l><lb/>
            <l>Dich un&#x017F;er thieri&#x017F;cher Ver&#x017F;tand</l><lb/>
            <l>Sehr lange, weder &#x017F;ahe reiten,</l><lb/>
            <l>Noch &#x017F;elb&#x017F;ten auf der Bahne fand,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Da</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0098] Erſtes Buch. Daß unſerm wohlgeſetzten Schritte Ein ſolches Gluͤcke wiederfuhr, Denn deine Hand, dein kluges Zwingen, Was uns ſo mancherley bewegt, Hat unſerm itzt gewohntem Springen Was recht Erhabnes eingepraͤgt. Will unſer Schutzgott ſich erqvicken, Befiehlet Er, und faͤhret aus, Und man pflegt uns erſt anzuſchmuͤcken. Wie bruͤſten wir uns nicht heraus! Da werden recht ſechs kuͤhne Roſſe Vom Geiſt der Edelmuth erregt, Als wenn Bucephalus der Groſſe Den groſſen Alexander traͤgt. Ach ſchade! daß nicht unſer Ruͤcken Soll ſeines Leibes Schemel ſeyn! Wir wuͤrden uns vor Ehrfurcht buͤcken, Die Vorſicht waͤre ungemein, Wiewohl es wuͤrfe dieſe Ehre Nur unter uns der Zwietracht Frucht, Weil es die naͤchſte Straſſe waͤre, Zu ganz gewiſſer Eiferſucht. Als in den abgewichnen Zeiten Dich unſer thieriſcher Verſtand Sehr lange, weder ſahe reiten, Noch ſelbſten auf der Bahne fand, Da

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/98
Zitationshilfe: Suppius, Christoph Eusebius: Oden und Lieder. Gotha, 1749, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/suppius_oden_1749/98>, abgerufen am 26.04.2024.