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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774.

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Kra
thischen Kranz der Branca vorstellenden Figur bey
* * zu sehen ist. (+)

[Abbildung]

Unter dem Wulst werden entweder nur ein paar
kleine Glieder 7 u. 8. (*) oder auch Zahnschnitte
9, angebracht. Der Kranz an Gebäuden, wo
keine Säulen oder Pfeiler stehen, wird noch etwas
einfacher gemacht, und die Baumeister binden sich
dabey nicht so genau an ihre Regeln und Verhält-
nisse der Säulenordnungen. Der Kranz bekommt
sein Hauptansehen von einer beträchtlichen Aus-
laufung.

Kranzleiste.
(Baukunst.)

Ein großes wesentliches Glied an dem Kranz eines
Gebäudes, welches in der ersten Figur des vorher-
gehenden Artikels mit 5 bezeichnet ist. Seine un-
tere Fläche wird das Kinn genannt, und ist etwas
ausgekehlt, wie in der Figur zu sehen ist, damit
das Wasser abtrüpfe. Dieses Glied wird insgemein
ganz glatt gemacht: doch findet man es bisweilen,
wie die Säulen, mit Krinnen ausgehölt, wie an
dem Porticus des Tempels des M. Aurel. Antoni-
nus und der Faustina in Rom, und an dem Gebälke
über den drey Säulen die daselbst im Campo vaccino
stehen.

Von dem Abtropfen des Wassers, welches durch
dieses Glied hauptsächlich soll befördert werden, hat
es vermuthlich den französischen Namen Larmier
bekommen; und eben daher ist die Gewohnheit ent-
standen, an dem Kinn der Kranzleisten in der dori-
schen Ordnung Zierrathen anzubringen, die man
Wassertropfen nennt.

[Spaltenumbruch]
Kre Kri
Kreuzgang.
(Baukunst.)

Ein bedekter Gang um einen Hof herum, welcher
durch vier aneinanderstoßende Flügel eines großen
Gebäudes eingeschlossen wird. Dergleichen Kreuz-
gänge sind fast allezeit bey alten Klöstern. Sie kön-
nen dem Gebäude ein schönes Ansehen und auch
große Bequämlichkeit geben, da man troken um das-
selbe herum gehen kann. Jn Rathhäusern, Börsen
und dergleichen Gebäuden, sollten sie allezeit ange-
bracht seyn, damit sie bey schlechtem Wetter zum
Spazierengehen könnten gebraucht werden,

Sie werden entweder als Säulenlauben, oder
als Bogenstellung, oder auf die schlechteste Art ge-
macht, da man die Pfeiler gar nicht verziehrt. An
einigen Orten sind die Bogen mit Fenstern beschlos-
sen, damit man ohne den Wind zu fühlen, darin
spaziren könne. Es ist nicht wol abzusehen, warum
sie in neuern Gebäuden seltener, als ehedem ge-
schehen, angebracht werden; da sie sowol die Pracht,
als die Bequämlichkeit vermehren.

Krinnen.
(Baukunst.)

Schmale halbeylindrische Vertiefungen des Säu-
lenstammes, die senkrecht von dem Ablauf des
Stammes bis an den Anlauf herunter gehen. Man
nennet sie insgemein auch in Deutschland mit dem
französischen Namen Canelüren. Winkelman nen-
net sie unrichtig Streifen (*), weil dieses Wort
immer einen Ring bedeutet, der um einen runden
Körper gelegt ist.

Man findet die Krinnen schon an den ältesten
dorischen Säulen, denen sie anfänglich eigen gewe-
sen zu seyn scheinen. Man hat sie aber hernach auch
an andern Säulen angebracht. Es ist ein seltsa-
mer Einfall des Vitruvius, daß sie Falten vorstellen
sollen; da man nicht absehen kann, warum die Säu-
len mit einen Gewand sollten behangen werden.
Sie geben dem Säulenstamm ein zierliches Ansehen,
und vermehren das Gefühl des Reichthums. Die
Anzahl der Krinnen um den Stamm herum beläuft
sich insgemein von vier und zwanzig bis auf dreißig,
und der Steg, oder das Glatte des Stammes zwi-

schen
(+) [Spaltenumbruch]
Es ist im Artikel Dielenkopf ein kleiner Fehler
vorgegangen; weil dort auf die Figur des Art. Gebälk ist
[Spaltenumbruch] verwiesen worden, anstatt das diese Figur hätte sollen an-
geführt werden.
(*) in der
ersten Fig.
(*) Von
der Ban-
kunst der
Alten S.
21.

[Spaltenumbruch]

Kra
thiſchen Kranz der Branca vorſtellenden Figur bey
* * zu ſehen iſt. (†)

[Abbildung]

Unter dem Wulſt werden entweder nur ein paar
kleine Glieder 7 u. 8. (*) oder auch Zahnſchnitte
9, angebracht. Der Kranz an Gebaͤuden, wo
keine Saͤulen oder Pfeiler ſtehen, wird noch etwas
einfacher gemacht, und die Baumeiſter binden ſich
dabey nicht ſo genau an ihre Regeln und Verhaͤlt-
niſſe der Saͤulenordnungen. Der Kranz bekommt
ſein Hauptanſehen von einer betraͤchtlichen Aus-
laufung.

Kranzleiſte.
(Baukunſt.)

Ein großes weſentliches Glied an dem Kranz eines
Gebaͤudes, welches in der erſten Figur des vorher-
gehenden Artikels mit 5 bezeichnet iſt. Seine un-
tere Flaͤche wird das Kinn genannt, und iſt etwas
ausgekehlt, wie in der Figur zu ſehen iſt, damit
das Waſſer abtruͤpfe. Dieſes Glied wird insgemein
ganz glatt gemacht: doch findet man es bisweilen,
wie die Saͤulen, mit Krinnen ausgehoͤlt, wie an
dem Porticus des Tempels des M. Aurel. Antoni-
nus und der Fauſtina in Rom, und an dem Gebaͤlke
uͤber den drey Saͤulen die daſelbſt im Campo vaccino
ſtehen.

Von dem Abtropfen des Waſſers, welches durch
dieſes Glied hauptſaͤchlich ſoll befoͤrdert werden, hat
es vermuthlich den franzoͤſiſchen Namen Larmier
bekommen; und eben daher iſt die Gewohnheit ent-
ſtanden, an dem Kinn der Kranzleiſten in der dori-
ſchen Ordnung Zierrathen anzubringen, die man
Waſſertropfen nennt.

[Spaltenumbruch]
Kre Kri
Kreuzgang.
(Baukunſt.)

Ein bedekter Gang um einen Hof herum, welcher
durch vier aneinanderſtoßende Fluͤgel eines großen
Gebaͤudes eingeſchloſſen wird. Dergleichen Kreuz-
gaͤnge ſind faſt allezeit bey alten Kloͤſtern. Sie koͤn-
nen dem Gebaͤude ein ſchoͤnes Anſehen und auch
große Bequaͤmlichkeit geben, da man troken um daſ-
ſelbe herum gehen kann. Jn Rathhaͤuſern, Boͤrſen
und dergleichen Gebaͤuden, ſollten ſie allezeit ange-
bracht ſeyn, damit ſie bey ſchlechtem Wetter zum
Spazierengehen koͤnnten gebraucht werden,

Sie werden entweder als Saͤulenlauben, oder
als Bogenſtellung, oder auf die ſchlechteſte Art ge-
macht, da man die Pfeiler gar nicht verziehrt. An
einigen Orten ſind die Bogen mit Fenſtern beſchloſ-
ſen, damit man ohne den Wind zu fuͤhlen, darin
ſpaziren koͤnne. Es iſt nicht wol abzuſehen, warum
ſie in neuern Gebaͤuden ſeltener, als ehedem ge-
ſchehen, angebracht werden; da ſie ſowol die Pracht,
als die Bequaͤmlichkeit vermehren.

Krinnen.
(Baukunſt.)

Schmale halbeylindriſche Vertiefungen des Saͤu-
lenſtammes, die ſenkrecht von dem Ablauf des
Stammes bis an den Anlauf herunter gehen. Man
nennet ſie insgemein auch in Deutſchland mit dem
franzoͤſiſchen Namen Caneluͤren. Winkelman nen-
net ſie unrichtig Streifen (*), weil dieſes Wort
immer einen Ring bedeutet, der um einen runden
Koͤrper gelegt iſt.

Man findet die Krinnen ſchon an den aͤlteſten
doriſchen Saͤulen, denen ſie anfaͤnglich eigen gewe-
ſen zu ſeyn ſcheinen. Man hat ſie aber hernach auch
an andern Saͤulen angebracht. Es iſt ein ſeltſa-
mer Einfall des Vitruvius, daß ſie Falten vorſtellen
ſollen; da man nicht abſehen kann, warum die Saͤu-
len mit einen Gewand ſollten behangen werden.
Sie geben dem Saͤulenſtamm ein zierliches Anſehen,
und vermehren das Gefuͤhl des Reichthums. Die
Anzahl der Krinnen um den Stamm herum belaͤuft
ſich insgemein von vier und zwanzig bis auf dreißig,
und der Steg, oder das Glatte des Stammes zwi-

ſchen
(†) [Spaltenumbruch]
Es iſt im Artikel Dielenkopf ein kleiner Fehler
vorgegangen; weil dort auf die Figur des Art. Gebaͤlk iſt
[Spaltenumbruch] verwieſen worden, anſtatt das dieſe Figur haͤtte ſollen an-
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erſten Fig.
(*) Von
der Ban-
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Alten S.
21.
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[607/0042] Kra Kre Kri thiſchen Kranz der Branca vorſtellenden Figur bey * * zu ſehen iſt. (†) [Abbildung] Unter dem Wulſt werden entweder nur ein paar kleine Glieder 7 u. 8. (*) oder auch Zahnſchnitte 9, angebracht. Der Kranz an Gebaͤuden, wo keine Saͤulen oder Pfeiler ſtehen, wird noch etwas einfacher gemacht, und die Baumeiſter binden ſich dabey nicht ſo genau an ihre Regeln und Verhaͤlt- niſſe der Saͤulenordnungen. Der Kranz bekommt ſein Hauptanſehen von einer betraͤchtlichen Aus- laufung. Kranzleiſte. (Baukunſt.) Ein großes weſentliches Glied an dem Kranz eines Gebaͤudes, welches in der erſten Figur des vorher- gehenden Artikels mit 5 bezeichnet iſt. Seine un- tere Flaͤche wird das Kinn genannt, und iſt etwas ausgekehlt, wie in der Figur zu ſehen iſt, damit das Waſſer abtruͤpfe. Dieſes Glied wird insgemein ganz glatt gemacht: doch findet man es bisweilen, wie die Saͤulen, mit Krinnen ausgehoͤlt, wie an dem Porticus des Tempels des M. Aurel. Antoni- nus und der Fauſtina in Rom, und an dem Gebaͤlke uͤber den drey Saͤulen die daſelbſt im Campo vaccino ſtehen. Von dem Abtropfen des Waſſers, welches durch dieſes Glied hauptſaͤchlich ſoll befoͤrdert werden, hat es vermuthlich den franzoͤſiſchen Namen Larmier bekommen; und eben daher iſt die Gewohnheit ent- ſtanden, an dem Kinn der Kranzleiſten in der dori- ſchen Ordnung Zierrathen anzubringen, die man Waſſertropfen nennt. Kreuzgang. (Baukunſt.) Ein bedekter Gang um einen Hof herum, welcher durch vier aneinanderſtoßende Fluͤgel eines großen Gebaͤudes eingeſchloſſen wird. Dergleichen Kreuz- gaͤnge ſind faſt allezeit bey alten Kloͤſtern. Sie koͤn- nen dem Gebaͤude ein ſchoͤnes Anſehen und auch große Bequaͤmlichkeit geben, da man troken um daſ- ſelbe herum gehen kann. Jn Rathhaͤuſern, Boͤrſen und dergleichen Gebaͤuden, ſollten ſie allezeit ange- bracht ſeyn, damit ſie bey ſchlechtem Wetter zum Spazierengehen koͤnnten gebraucht werden, Sie werden entweder als Saͤulenlauben, oder als Bogenſtellung, oder auf die ſchlechteſte Art ge- macht, da man die Pfeiler gar nicht verziehrt. An einigen Orten ſind die Bogen mit Fenſtern beſchloſ- ſen, damit man ohne den Wind zu fuͤhlen, darin ſpaziren koͤnne. Es iſt nicht wol abzuſehen, warum ſie in neuern Gebaͤuden ſeltener, als ehedem ge- ſchehen, angebracht werden; da ſie ſowol die Pracht, als die Bequaͤmlichkeit vermehren. Krinnen. (Baukunſt.) Schmale halbeylindriſche Vertiefungen des Saͤu- lenſtammes, die ſenkrecht von dem Ablauf des Stammes bis an den Anlauf herunter gehen. Man nennet ſie insgemein auch in Deutſchland mit dem franzoͤſiſchen Namen Caneluͤren. Winkelman nen- net ſie unrichtig Streifen (*), weil dieſes Wort immer einen Ring bedeutet, der um einen runden Koͤrper gelegt iſt. Man findet die Krinnen ſchon an den aͤlteſten doriſchen Saͤulen, denen ſie anfaͤnglich eigen gewe- ſen zu ſeyn ſcheinen. Man hat ſie aber hernach auch an andern Saͤulen angebracht. Es iſt ein ſeltſa- mer Einfall des Vitruvius, daß ſie Falten vorſtellen ſollen; da man nicht abſehen kann, warum die Saͤu- len mit einen Gewand ſollten behangen werden. Sie geben dem Saͤulenſtamm ein zierliches Anſehen, und vermehren das Gefuͤhl des Reichthums. Die Anzahl der Krinnen um den Stamm herum belaͤuft ſich insgemein von vier und zwanzig bis auf dreißig, und der Steg, oder das Glatte des Stammes zwi- ſchen (†) Es iſt im Artikel Dielenkopf ein kleiner Fehler vorgegangen; weil dort auf die Figur des Art. Gebaͤlk iſt verwieſen worden, anſtatt das dieſe Figur haͤtte ſollen an- gefuͤhrt werden. (*) in der erſten Fig. (*) Von der Ban- kunſt der Alten S. 21.

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Zitationshilfe: Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/42>, abgerufen am 27.04.2024.