Dieses Wort wird sowol in der Mahlerey, als in der Baukunst gebraucht. Wer einen Menschen nur von der rechten oder linken Seite so sieht, daß dessen andere Seite ganz von der dem Auge entgegenste- henden bedekt wird; der sieht den Umriß desselben nach des Mahlers Ausdruk, im Profil, und diese Art der Ansicht ist der geraden entgegengesezt, da man eine Person von Vorne so ansieht, das die rechte und linke Seite des Körpers gleich vollständig in das Aug fallen.
Hieraus versteht man auch den Ausdruk, halb- und dreyviertel-Profil; jener bedeutet die Ansicht, da man von der hintern Hälfte des Körpers noch etwa die Hälfte, diese wenn man noch etwa ein Viertel davon sähe.
Jn der Baukunst bedeutet das Wort eine Zeich- nung nach dem Durchschnitt (*); es sey, daß sie von einem ganzen Gebäude, oder nur von einzelen Theilen, von Säulen, Pfeilern, oder einer ganzen Mauer gemacht werde. Das Profil zeiget demnach die ganze Dike eines stehenden Theiles an, und die Ausladungen aller hervorstehenden Theile. Jn so sern also die Zeichnung nur den äußersten Seitenum- riß eines stehenden Körpers anzeiget, ohne etwas von seinen zwischen diesen liegenden Theilen anzuzei- gen, wird sie ein Profil genennt. Wenn z. B. in den Figuren der Artikel: attischer Säulenfuß, und Gebälke blos die Umrisse blieben, alle Queerstriche aber ausgelöscht würden, so würden diese Zeichnun- gen die Profile des attischen Säulenfußes, und eines jonischen Gebälks vorstellen.
Die Profile der Säulen, und aller mit Gliedern verziehrten Theile, zeigen am deutlichsten die Höhen und Ausladungen der Glieder, und deren Verhält- nisse unter einander an. Ein beträchtlicher Theil der Schönheit der Verziehrungen hängt unstreitig davon ab, daß die Profile gut ins Aug fallen, und an den Profilen der Gesimse und ganzer Gebälke kann man gar bald wahrnehmen, ob ein Baumeister ein empfindsames Aug für gute Verhältnisse habe, oder nicht. (*) Es ist daher angehenden Baumei- stern sehr zu rathen, daß sie sich in aufmerksamer Be- trachtung der Profile der berühmtesten Meister sehr fleißig üben, auch andere von schlechten Baumeistern dagegen halten, um ihr Aug an die besien Verhält- nisse zu gewöhnen.
[Spaltenumbruch]
Pro
Prologus. (Dramatische Dichtkunst.)
Eine Art Vorrede, die vor der Comödie an die Zu- schauer gehalten wird. Plautus und Terenz haben sie vor ihren Comödien. Jener läßt insgemein et- was über dem Jnhalt und die Beschaffenheit des Stüks fagen, und seine Prologen sind durchgehends sehr lustig. Bisweilen aber fallen sie stark ins Pos- senhafte. Terenz ist meist ernsthaft und vertheidiget sich, oder sein Stük in dem Prologus. Aristopha- nes hat gar keine Prologen. Auch vor den Trauer- spiehlen der Alten finden wir keine eigentlichen Pro- logen. Aristoteles aber spricht von dem Prologus des Trauerspiehls, als von einem wesentlichen Theil desselben, aber er versteht etwas ganz anderes da- runter, als die Prologen der lateinischen Comödie sind. Euripides hat zwar seinen Trauerspiehlen keine förmliche Prologen vorhergehen lassen, öfters aber vertritt die erste Scene die Stelle eines Prolo- gus, darin etwas von dem Jnhalt des Trauerspiehls dem Zuhörer zur Nachricht gesagt wird. Und da diese Auftritte eigentlich schon zur Handlung selbst gehören, so sind sie bisweilen etwas unnatürlich.
Auf der englischen Schaubühne ist es gewöhnlich, daß jedes Drama seinen besondern Prologus hat, den insgemein ein Freund des Verfassers macht, um die Zuschauer in gute Gesinnungen, für ihn, oder für sein Werk zu sezen. Auf der deutschen und französischen Bühne sind die Prologen unbekannt.
Prosa; Prosaisch. (Redende Künste.)
Man nennt zwar jede Rede die weder ein bestim- tes Sylbenmaaß, noch metrische Einschnitte hat, (*) Prosa; und dennoch scheinet es, daß der Charakter des prosaischen Vortrages nicht blos hievon abhan- ge; weil man auch gewisse Verse prosaisch, und einen gewissen Vortrag, dem Sylbenmaaß und Me- trum fehlen, poetisch nennt. Die prosaische Rede hat neben dem äußerlichen, oder mechanischen, das in dem Mangel des nach einer bestimten Regel ab- gemessenen Ganges besteht, noch einen innerlichen Charakter, der von dem Ton und der Wahl des Ausdruks herkommt. Es giebt Wortfügungen, Wendungen, einzele Wörter und Redensarten, die dem prosaischen Vortrag entgegen und dem Gedichte vorbehalten sind. Werden diese in der Rede, der das Sylbenmaaß und das Metrum fehlet, ge-
braucht;
(*) S. Durch- schnitt.
(*) S. Glieder.
(*) S. Sylben. mauß; Metrisch.
[Spaltenumbruch]
Pro
Profil. (Zeichnende Kuͤnſte.)
Dieſes Wort wird ſowol in der Mahlerey, als in der Baukunſt gebraucht. Wer einen Menſchen nur von der rechten oder linken Seite ſo ſieht, daß deſſen andere Seite ganz von der dem Auge entgegenſte- henden bedekt wird; der ſieht den Umriß deſſelben nach des Mahlers Ausdruk, im Profil, und dieſe Art der Anſicht iſt der geraden entgegengeſezt, da man eine Perſon von Vorne ſo anſieht, das die rechte und linke Seite des Koͤrpers gleich vollſtaͤndig in das Aug fallen.
Hieraus verſteht man auch den Ausdruk, halb- und dreyviertel-Profil; jener bedeutet die Anſicht, da man von der hintern Haͤlfte des Koͤrpers noch etwa die Haͤlfte, dieſe wenn man noch etwa ein Viertel davon ſaͤhe.
Jn der Baukunſt bedeutet das Wort eine Zeich- nung nach dem Durchſchnitt (*); es ſey, daß ſie von einem ganzen Gebaͤude, oder nur von einzelen Theilen, von Saͤulen, Pfeilern, oder einer ganzen Mauer gemacht werde. Das Profil zeiget demnach die ganze Dike eines ſtehenden Theiles an, und die Ausladungen aller hervorſtehenden Theile. Jn ſo ſern alſo die Zeichnung nur den aͤußerſten Seitenum- riß eines ſtehenden Koͤrpers anzeiget, ohne etwas von ſeinen zwiſchen dieſen liegenden Theilen anzuzei- gen, wird ſie ein Profil genennt. Wenn z. B. in den Figuren der Artikel: attiſcher Saͤulenfuß, und Gebaͤlke blos die Umriſſe blieben, alle Queerſtriche aber ausgeloͤſcht wuͤrden, ſo wuͤrden dieſe Zeichnun- gen die Profile des attiſchen Saͤulenfußes, und eines joniſchen Gebaͤlks vorſtellen.
Die Profile der Saͤulen, und aller mit Gliedern verziehrten Theile, zeigen am deutlichſten die Hoͤhen und Ausladungen der Glieder, und deren Verhaͤlt- niſſe unter einander an. Ein betraͤchtlicher Theil der Schoͤnheit der Verziehrungen haͤngt unſtreitig davon ab, daß die Profile gut ins Aug fallen, und an den Profilen der Geſimſe und ganzer Gebaͤlke kann man gar bald wahrnehmen, ob ein Baumeiſter ein empfindſames Aug fuͤr gute Verhaͤltniſſe habe, oder nicht. (*) Es iſt daher angehenden Baumei- ſtern ſehr zu rathen, daß ſie ſich in aufmerkſamer Be- trachtung der Profile der beruͤhmteſten Meiſter ſehr fleißig uͤben, auch andere von ſchlechten Baumeiſtern dagegen halten, um ihr Aug an die beſien Verhaͤlt- niſſe zu gewoͤhnen.
[Spaltenumbruch]
Pro
Prologus. (Dramatiſche Dichtkunſt.)
Eine Art Vorrede, die vor der Comoͤdie an die Zu- ſchauer gehalten wird. Plautus und Terenz haben ſie vor ihren Comoͤdien. Jener laͤßt insgemein et- was uͤber dem Jnhalt und die Beſchaffenheit des Stuͤks fagen, und ſeine Prologen ſind durchgehends ſehr luſtig. Bisweilen aber fallen ſie ſtark ins Poſ- ſenhafte. Terenz iſt meiſt ernſthaft und vertheidiget ſich, oder ſein Stuͤk in dem Prologus. Ariſtopha- nes hat gar keine Prologen. Auch vor den Trauer- ſpiehlen der Alten finden wir keine eigentlichen Pro- logen. Ariſtoteles aber ſpricht von dem Prologus des Trauerſpiehls, als von einem weſentlichen Theil deſſelben, aber er verſteht etwas ganz anderes da- runter, als die Prologen der lateiniſchen Comoͤdie ſind. Euripides hat zwar ſeinen Trauerſpiehlen keine foͤrmliche Prologen vorhergehen laſſen, oͤfters aber vertritt die erſte Scene die Stelle eines Prolo- gus, darin etwas von dem Jnhalt des Trauerſpiehls dem Zuhoͤrer zur Nachricht geſagt wird. Und da dieſe Auftritte eigentlich ſchon zur Handlung ſelbſt gehoͤren, ſo ſind ſie bisweilen etwas unnatuͤrlich.
Auf der engliſchen Schaubuͤhne iſt es gewoͤhnlich, daß jedes Drama ſeinen beſondern Prologus hat, den insgemein ein Freund des Verfaſſers macht, um die Zuſchauer in gute Geſinnungen, fuͤr ihn, oder fuͤr ſein Werk zu ſezen. Auf der deutſchen und franzoͤſiſchen Buͤhne ſind die Prologen unbekannt.
Proſa; Proſaiſch. (Redende Kuͤnſte.)
Man nennt zwar jede Rede die weder ein beſtim- tes Sylbenmaaß, noch metriſche Einſchnitte hat, (*) Proſa; und dennoch ſcheinet es, daß der Charakter des proſaiſchen Vortrages nicht blos hievon abhan- ge; weil man auch gewiſſe Verſe proſaiſch, und einen gewiſſen Vortrag, dem Sylbenmaaß und Me- trum fehlen, poetiſch nennt. Die proſaiſche Rede hat neben dem aͤußerlichen, oder mechaniſchen, das in dem Mangel des nach einer beſtimten Regel ab- gemeſſenen Ganges beſteht, noch einen innerlichen Charakter, der von dem Ton und der Wahl des Ausdruks herkommt. Es giebt Wortfuͤgungen, Wendungen, einzele Woͤrter und Redensarten, die dem proſaiſchen Vortrag entgegen und dem Gedichte vorbehalten ſind. Werden dieſe in der Rede, der das Sylbenmaaß und das Metrum fehlet, ge-
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(*) S. Durch- ſchnitt.
(*) S. Glieder.
(*) S. Sylben. mauß; Metriſch.
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[926[908]/0344]
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(Zeichnende Kuͤnſte.)
Dieſes Wort wird ſowol in der Mahlerey, als in
der Baukunſt gebraucht. Wer einen Menſchen nur
von der rechten oder linken Seite ſo ſieht, daß deſſen
andere Seite ganz von der dem Auge entgegenſte-
henden bedekt wird; der ſieht den Umriß deſſelben
nach des Mahlers Ausdruk, im Profil, und dieſe
Art der Anſicht iſt der geraden entgegengeſezt, da
man eine Perſon von Vorne ſo anſieht, das die
rechte und linke Seite des Koͤrpers gleich vollſtaͤndig
in das Aug fallen.
Hieraus verſteht man auch den Ausdruk, halb-
und dreyviertel-Profil; jener bedeutet die Anſicht,
da man von der hintern Haͤlfte des Koͤrpers noch
etwa die Haͤlfte, dieſe wenn man noch etwa ein
Viertel davon ſaͤhe.
Jn der Baukunſt bedeutet das Wort eine Zeich-
nung nach dem Durchſchnitt (*); es ſey, daß ſie
von einem ganzen Gebaͤude, oder nur von einzelen
Theilen, von Saͤulen, Pfeilern, oder einer ganzen
Mauer gemacht werde. Das Profil zeiget demnach
die ganze Dike eines ſtehenden Theiles an, und die
Ausladungen aller hervorſtehenden Theile. Jn ſo
ſern alſo die Zeichnung nur den aͤußerſten Seitenum-
riß eines ſtehenden Koͤrpers anzeiget, ohne etwas
von ſeinen zwiſchen dieſen liegenden Theilen anzuzei-
gen, wird ſie ein Profil genennt. Wenn z. B. in
den Figuren der Artikel: attiſcher Saͤulenfuß, und
Gebaͤlke blos die Umriſſe blieben, alle Queerſtriche
aber ausgeloͤſcht wuͤrden, ſo wuͤrden dieſe Zeichnun-
gen die Profile des attiſchen Saͤulenfußes, und eines
joniſchen Gebaͤlks vorſtellen.
Die Profile der Saͤulen, und aller mit Gliedern
verziehrten Theile, zeigen am deutlichſten die Hoͤhen
und Ausladungen der Glieder, und deren Verhaͤlt-
niſſe unter einander an. Ein betraͤchtlicher Theil
der Schoͤnheit der Verziehrungen haͤngt unſtreitig
davon ab, daß die Profile gut ins Aug fallen, und
an den Profilen der Geſimſe und ganzer Gebaͤlke
kann man gar bald wahrnehmen, ob ein Baumeiſter
ein empfindſames Aug fuͤr gute Verhaͤltniſſe habe,
oder nicht. (*) Es iſt daher angehenden Baumei-
ſtern ſehr zu rathen, daß ſie ſich in aufmerkſamer Be-
trachtung der Profile der beruͤhmteſten Meiſter ſehr
fleißig uͤben, auch andere von ſchlechten Baumeiſtern
dagegen halten, um ihr Aug an die beſien Verhaͤlt-
niſſe zu gewoͤhnen.
Prologus.
(Dramatiſche Dichtkunſt.)
Eine Art Vorrede, die vor der Comoͤdie an die Zu-
ſchauer gehalten wird. Plautus und Terenz haben
ſie vor ihren Comoͤdien. Jener laͤßt insgemein et-
was uͤber dem Jnhalt und die Beſchaffenheit des
Stuͤks fagen, und ſeine Prologen ſind durchgehends
ſehr luſtig. Bisweilen aber fallen ſie ſtark ins Poſ-
ſenhafte. Terenz iſt meiſt ernſthaft und vertheidiget
ſich, oder ſein Stuͤk in dem Prologus. Ariſtopha-
nes hat gar keine Prologen. Auch vor den Trauer-
ſpiehlen der Alten finden wir keine eigentlichen Pro-
logen. Ariſtoteles aber ſpricht von dem Prologus
des Trauerſpiehls, als von einem weſentlichen Theil
deſſelben, aber er verſteht etwas ganz anderes da-
runter, als die Prologen der lateiniſchen Comoͤdie
ſind. Euripides hat zwar ſeinen Trauerſpiehlen
keine foͤrmliche Prologen vorhergehen laſſen, oͤfters
aber vertritt die erſte Scene die Stelle eines Prolo-
gus, darin etwas von dem Jnhalt des Trauerſpiehls
dem Zuhoͤrer zur Nachricht geſagt wird. Und da
dieſe Auftritte eigentlich ſchon zur Handlung ſelbſt
gehoͤren, ſo ſind ſie bisweilen etwas unnatuͤrlich.
Auf der engliſchen Schaubuͤhne iſt es gewoͤhnlich,
daß jedes Drama ſeinen beſondern Prologus hat,
den insgemein ein Freund des Verfaſſers macht, um
die Zuſchauer in gute Geſinnungen, fuͤr ihn, oder
fuͤr ſein Werk zu ſezen. Auf der deutſchen und
franzoͤſiſchen Buͤhne ſind die Prologen unbekannt.
Proſa; Proſaiſch.
(Redende Kuͤnſte.)
Man nennt zwar jede Rede die weder ein beſtim-
tes Sylbenmaaß, noch metriſche Einſchnitte hat, (*)
Proſa; und dennoch ſcheinet es, daß der Charakter
des proſaiſchen Vortrages nicht blos hievon abhan-
ge; weil man auch gewiſſe Verſe proſaiſch, und
einen gewiſſen Vortrag, dem Sylbenmaaß und Me-
trum fehlen, poetiſch nennt. Die proſaiſche Rede
hat neben dem aͤußerlichen, oder mechaniſchen, das
in dem Mangel des nach einer beſtimten Regel ab-
gemeſſenen Ganges beſteht, noch einen innerlichen
Charakter, der von dem Ton und der Wahl des
Ausdruks herkommt. Es giebt Wortfuͤgungen,
Wendungen, einzele Woͤrter und Redensarten, die
dem proſaiſchen Vortrag entgegen und dem Gedichte
vorbehalten ſind. Werden dieſe in der Rede, der
das Sylbenmaaß und das Metrum fehlet, ge-
braucht;
(*) S.
Durch-
ſchnitt.
(*) S.
Glieder.
(*) S.
Sylben.
mauß;
Metriſch.
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Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 926[908]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/344>, abgerufen am 20.11.2024.
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