Jst das oberste End des Säulenstamms, welches einer auf der Säule liegenden Platte, die et- was über den Stamm herausläuft, gleichet. Da- mit er aber nicht für einen vom Stamm abgeson- derten Theil gehalten werde, schließt er sich vermit- telst des Ablaufs an ihn an, wie aus der im Arti- kel Ablauf stehenden Figur zu sehen ist. Die Höhe des Obersaumes wird in allen Ordnungen von zwey Minuten und seine Auslaufung 27 bis 271/2 Minu- ten genommen.
Obligat. (Musik.)
Vom italiänischen Obligato. Man nennt in gewis- sen mehrstimmigen Tonstüken, die Stimmen obligat, welche mit der Hauptstimme so verbunden sind, daß sie einen Theil des Gesanges, oder der Melodie führen, und nicht blos, wie die zur Ausfüllung die- nenden Mittelstimmen, die nothwendigen zur vollen Harmonie gehörigen Töne spiehlen. Die Mittel- stimmen welche blos der Harmonie halber da sind, können weggelassen werden, ohne daß das Stük da- durch verstümmelt, oder verdorben werde; sie kön- nen einigermaaßen durch den Generalbaß ersezt wer- den. Aber wenn man eine obligate Stimme weg- ließe, würde man das Stük eben so verstümmeln, als wenn man hier und da einige Takte aus der Hauptstimme übergienge.
Ochsenaugen. (Baukunst.)
Ovale Oefnungen oder kleine Fenster, die biswei- len in großen Gebäuden in dem Fries, oder auch über große Hauptfenster zu Erleuchtung der Zwi- schengeschoße, oder so genannten Entresols angebracht werden. Wo dergleichen Zwischengeschosse nicht sind, fallen auch die Ochsenaugen, die sonst zu keiner der fünf Ordnungen gehören, weg. Jn Pallästen, wo die Entresols am nöthigsten sind, ist man ofte genö- thiget, die Ochsenaugen über die Fenster eines Haupt- geschosses anzubringen. Damit sie aber da keinen Ue- [Spaltenumbruch]
belstand machen, werden sie mit den Verziehrungen der Fenster auf eine geschikte Weise verbunden. Am Fries stehen sie ganz natürlich, weil sie da die Stel- len der Metopen, die ihrem Ursprunge nach offen seyn sollten, vertreten. (*)
Octave. (Musik.)
Ein Hauptintervall, welches die vollkommenste Harmonie mit dem Grundtone hat. Nämlich der Ton, den eine Sayte oder Pfeiffe angiebet, wenn man sie um die Hälfte kürzer gemacht hat, wird die Octave dessen, den die ganze Sayte oder Pfeiffe angiebt, genennet. (*) Die Sayte, welche die Octave einer andern angiebt, macht zwey Schwin- gungen, in der Zeit, da die Sayte des Grundtones eine macht. Man kann also sagen, die Octave sey zweymal höher, als ihr Grundton. Sie hat den Namen daher bekommen, daß sie in dem diatoni- schen System die achte Sayte vom Grundton ist. Also kommt auf der achten diatonischen Sayte, der Ton der ersten, oder untersten, noch einmal so hoch wieder. Eben so wiederholt die neunte Sayte den zweyten Ton, oder die Secunde, die Zehnte, den dritten Ton, oder die Terz u. s. f. Deswegen kann man sagen, daß alle Töne des Systems in dem Be- zirk der Octave enthalten seyen; weil hernach die- selben Töne in den folgenden Octaven zweymal, vier- mal, achtmal u. s. f. erhöhet, wieder kommen. Also hat unser diatonisches System nicht mehr, als sieben verschiedene Töne, oder Jntervalle, welche aber durch den ganzen Umfang der vernehmlichen Töne, um zwey oder mehrmal erhöhet wieder kom- men. Darum nannten die Griechen die Octave Diapason (dia pason), das ist das Jntervall das alle Sayten des Systems in sich begreift. Und daraus läßt sich auch verstehen, was der Ausdruk sagen will, der Umfang aller vernehmlichen Töne, sey von acht Octaven.(*)
Das Wort Octave hat also einen doppelten Sinn; bisweilen bedeutet es den ganzen Raum des Systems, in so fern alle Töne darin enthal- ten sind, keiner aber erhöht wiederholt wird. Die-
sen
(*) S. Metopen.
(*) S. Klang.
(*) S. Umfang.
K k k k k 2
O.
Oberſaum. (Baukunſt.)
Jſt das oberſte End des Saͤulenſtamms, welches einer auf der Saͤule liegenden Platte, die et- was uͤber den Stamm herauslaͤuft, gleichet. Da- mit er aber nicht fuͤr einen vom Stamm abgeſon- derten Theil gehalten werde, ſchließt er ſich vermit- telſt des Ablaufs an ihn an, wie aus der im Arti- kel Ablauf ſtehenden Figur zu ſehen iſt. Die Hoͤhe des Oberſaumes wird in allen Ordnungen von zwey Minuten und ſeine Auslaufung 27 bis 27½ Minu- ten genommen.
Obligat. (Muſik.)
Vom italiaͤniſchen Obligato. Man nennt in gewiſ- ſen mehrſtimmigen Tonſtuͤken, die Stimmen obligat, welche mit der Hauptſtimme ſo verbunden ſind, daß ſie einen Theil des Geſanges, oder der Melodie fuͤhren, und nicht blos, wie die zur Ausfuͤllung die- nenden Mittelſtimmen, die nothwendigen zur vollen Harmonie gehoͤrigen Toͤne ſpiehlen. Die Mittel- ſtimmen welche blos der Harmonie halber da ſind, koͤnnen weggelaſſen werden, ohne daß das Stuͤk da- durch verſtuͤmmelt, oder verdorben werde; ſie koͤn- nen einigermaaßen durch den Generalbaß erſezt wer- den. Aber wenn man eine obligate Stimme weg- ließe, wuͤrde man das Stuͤk eben ſo verſtuͤmmeln, als wenn man hier und da einige Takte aus der Hauptſtimme uͤbergienge.
Ochſenaugen. (Baukunſt.)
Ovale Oefnungen oder kleine Fenſter, die biswei- len in großen Gebaͤuden in dem Fries, oder auch uͤber große Hauptfenſter zu Erleuchtung der Zwi- ſchengeſchoße, oder ſo genannten Entreſols angebracht werden. Wo dergleichen Zwiſchengeſchoſſe nicht ſind, fallen auch die Ochſenaugen, die ſonſt zu keiner der fuͤnf Ordnungen gehoͤren, weg. Jn Pallaͤſten, wo die Entreſols am noͤthigſten ſind, iſt man ofte genoͤ- thiget, die Ochſenaugen uͤber die Fenſter eines Haupt- geſchoſſes anzubringen. Damit ſie aber da keinen Ue- [Spaltenumbruch]
belſtand machen, werden ſie mit den Verziehrungen der Fenſter auf eine geſchikte Weiſe verbunden. Am Fries ſtehen ſie ganz natuͤrlich, weil ſie da die Stel- len der Metopen, die ihrem Urſprunge nach offen ſeyn ſollten, vertreten. (*)
Octave. (Muſik.)
Ein Hauptintervall, welches die vollkommenſte Harmonie mit dem Grundtone hat. Naͤmlich der Ton, den eine Sayte oder Pfeiffe angiebet, wenn man ſie um die Haͤlfte kuͤrzer gemacht hat, wird die Octave deſſen, den die ganze Sayte oder Pfeiffe angiebt, genennet. (*) Die Sayte, welche die Octave einer andern angiebt, macht zwey Schwin- gungen, in der Zeit, da die Sayte des Grundtones eine macht. Man kann alſo ſagen, die Octave ſey zweymal hoͤher, als ihr Grundton. Sie hat den Namen daher bekommen, daß ſie in dem diatoni- ſchen Syſtem die achte Sayte vom Grundton iſt. Alſo kommt auf der achten diatoniſchen Sayte, der Ton der erſten, oder unterſten, noch einmal ſo hoch wieder. Eben ſo wiederholt die neunte Sayte den zweyten Ton, oder die Secunde, die Zehnte, den dritten Ton, oder die Terz u. ſ. f. Deswegen kann man ſagen, daß alle Toͤne des Syſtems in dem Be- zirk der Octave enthalten ſeyen; weil hernach die- ſelben Toͤne in den folgenden Octaven zweymal, vier- mal, achtmal u. ſ. f. erhoͤhet, wieder kommen. Alſo hat unſer diatoniſches Syſtem nicht mehr, als ſieben verſchiedene Toͤne, oder Jntervalle, welche aber durch den ganzen Umfang der vernehmlichen Toͤne, um zwey oder mehrmal erhoͤhet wieder kom- men. Darum nannten die Griechen die Octave Diapaſon (δια πασων), das iſt das Jntervall das alle Sayten des Syſtems in ſich begreift. Und daraus laͤßt ſich auch verſtehen, was der Ausdruk ſagen will, der Umfang aller vernehmlichen Toͤne, ſey von acht Octaven.(*)
Das Wort Octave hat alſo einen doppelten Sinn; bisweilen bedeutet es den ganzen Raum des Syſtems, in ſo fern alle Toͤne darin enthal- ten ſind, keiner aber erhoͤht wiederholt wird. Die-
ſen
(*) S. Metopen.
(*) S. Klang.
(*) S. Umfang.
K k k k k 2
<TEI><text><body><pbfacs="#f0246"n="829[811]"/><divn="1"><head>O.</head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Oberſaum</hi>.<lb/>
(Baukunſt.)</head><lb/><p><hirendition="#in">J</hi>ſt das oberſte End des Saͤulenſtamms, welches<lb/>
einer auf der Saͤule liegenden Platte, die et-<lb/>
was uͤber den Stamm herauslaͤuft, gleichet. Da-<lb/>
mit er aber nicht fuͤr einen vom Stamm abgeſon-<lb/>
derten Theil gehalten werde, ſchließt er ſich vermit-<lb/>
telſt des Ablaufs an ihn an, wie aus der im Arti-<lb/>
kel Ablauf ſtehenden Figur zu ſehen iſt. Die Hoͤhe<lb/>
des Oberſaumes wird in allen Ordnungen von zwey<lb/>
Minuten und ſeine Auslaufung 27 bis 27½ Minu-<lb/>
ten genommen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Obligat</hi>.<lb/>
(Muſik.)</head><lb/><p><hirendition="#in">V</hi>om italiaͤniſchen Obligato. Man nennt in gewiſ-<lb/>ſen mehrſtimmigen Tonſtuͤken, die Stimmen obligat,<lb/>
welche mit der Hauptſtimme ſo verbunden ſind, daß<lb/>ſie einen Theil des Geſanges, oder der Melodie<lb/>
fuͤhren, und nicht blos, wie die zur Ausfuͤllung die-<lb/>
nenden Mittelſtimmen, die nothwendigen zur vollen<lb/>
Harmonie gehoͤrigen Toͤne ſpiehlen. Die Mittel-<lb/>ſtimmen welche blos der Harmonie halber da ſind,<lb/>
koͤnnen weggelaſſen werden, ohne daß das Stuͤk da-<lb/>
durch verſtuͤmmelt, oder verdorben werde; ſie koͤn-<lb/>
nen einigermaaßen durch den Generalbaß erſezt wer-<lb/>
den. Aber wenn man eine obligate Stimme weg-<lb/>
ließe, wuͤrde man das Stuͤk eben ſo verſtuͤmmeln,<lb/>
als wenn man hier und da einige Takte aus der<lb/>
Hauptſtimme uͤbergienge.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Ochſenaugen</hi>.<lb/>
(Baukunſt.)</head><lb/><p><hirendition="#in">O</hi>vale Oefnungen oder kleine Fenſter, die biswei-<lb/>
len in großen Gebaͤuden in dem Fries, oder auch<lb/>
uͤber große Hauptfenſter zu Erleuchtung der Zwi-<lb/>ſchengeſchoße, oder ſo genannten <hirendition="#aq">Entreſols</hi> angebracht<lb/>
werden. Wo dergleichen Zwiſchengeſchoſſe nicht ſind,<lb/>
fallen auch die Ochſenaugen, die ſonſt zu keiner der<lb/>
fuͤnf Ordnungen gehoͤren, weg. Jn Pallaͤſten, wo<lb/>
die <hirendition="#fr">Entreſols</hi> am noͤthigſten ſind, iſt man ofte genoͤ-<lb/>
thiget, die Ochſenaugen uͤber die Fenſter eines Haupt-<lb/>
geſchoſſes anzubringen. Damit ſie aber da keinen Ue-<lb/><cb/>
belſtand machen, werden ſie mit den Verziehrungen der<lb/>
Fenſter auf eine geſchikte Weiſe verbunden. Am<lb/>
Fries ſtehen ſie ganz natuͤrlich, weil ſie da die Stel-<lb/>
len der Metopen, die ihrem Urſprunge nach offen<lb/>ſeyn ſollten, vertreten. <noteplace="foot"n="(*)">S.<lb/>
Metopen.</note></p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#g">Octave</hi>.<lb/>
(Muſik.)</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>in Hauptintervall, welches die vollkommenſte<lb/>
Harmonie mit dem Grundtone hat. Naͤmlich der<lb/>
Ton, den eine Sayte oder Pfeiffe angiebet, wenn<lb/>
man ſie um die Haͤlfte kuͤrzer gemacht hat, wird die<lb/>
Octave deſſen, den die ganze Sayte oder Pfeiffe<lb/>
angiebt, genennet. <noteplace="foot"n="(*)">S.<lb/><hirendition="#g">Klang</hi>.</note> Die Sayte, welche die<lb/>
Octave einer andern angiebt, macht zwey Schwin-<lb/>
gungen, in der Zeit, da die Sayte des Grundtones<lb/>
eine macht. Man kann alſo ſagen, die Octave ſey<lb/>
zweymal hoͤher, als ihr Grundton. Sie hat den<lb/>
Namen daher bekommen, daß ſie in dem diatoni-<lb/>ſchen Syſtem die achte Sayte vom Grundton iſt.<lb/>
Alſo kommt auf der achten diatoniſchen Sayte, der<lb/>
Ton der erſten, oder unterſten, noch einmal ſo hoch<lb/>
wieder. Eben ſo wiederholt die neunte Sayte den<lb/>
zweyten Ton, oder die Secunde, die Zehnte, den<lb/>
dritten Ton, oder die Terz u. ſ. f. Deswegen kann<lb/>
man ſagen, daß alle Toͤne des Syſtems in dem Be-<lb/>
zirk der Octave enthalten ſeyen; weil hernach die-<lb/>ſelben Toͤne in den folgenden Octaven zweymal, vier-<lb/>
mal, achtmal u. ſ. f. erhoͤhet, wieder kommen.<lb/>
Alſo hat unſer diatoniſches Syſtem nicht mehr, als<lb/>ſieben verſchiedene Toͤne, oder Jntervalle, welche<lb/>
aber durch den ganzen Umfang der vernehmlichen<lb/>
Toͤne, um zwey oder mehrmal erhoͤhet wieder kom-<lb/>
men. Darum nannten die Griechen die Octave<lb/><hirendition="#aq">Diapaſon</hi> (διαπασων), das iſt das Jntervall das alle<lb/>
Sayten des Syſtems in ſich begreift. Und daraus<lb/>
laͤßt ſich auch verſtehen, was der Ausdruk ſagen will,<lb/><hirendition="#fr">der Umfang aller vernehmlichen Toͤne, ſey von acht<lb/>
Octaven.</hi><noteplace="foot"n="(*)">S.<lb/>
Umfang.</note></p><lb/><p>Das Wort Octave hat alſo einen doppelten<lb/>
Sinn; bisweilen bedeutet es den ganzen Raum<lb/>
des Syſtems, in ſo fern alle Toͤne darin enthal-<lb/>
ten ſind, keiner aber erhoͤht wiederholt wird. Die-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">K k k k k 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[829[811]/0246]
O.
Oberſaum.
(Baukunſt.)
Jſt das oberſte End des Saͤulenſtamms, welches
einer auf der Saͤule liegenden Platte, die et-
was uͤber den Stamm herauslaͤuft, gleichet. Da-
mit er aber nicht fuͤr einen vom Stamm abgeſon-
derten Theil gehalten werde, ſchließt er ſich vermit-
telſt des Ablaufs an ihn an, wie aus der im Arti-
kel Ablauf ſtehenden Figur zu ſehen iſt. Die Hoͤhe
des Oberſaumes wird in allen Ordnungen von zwey
Minuten und ſeine Auslaufung 27 bis 27½ Minu-
ten genommen.
Obligat.
(Muſik.)
Vom italiaͤniſchen Obligato. Man nennt in gewiſ-
ſen mehrſtimmigen Tonſtuͤken, die Stimmen obligat,
welche mit der Hauptſtimme ſo verbunden ſind, daß
ſie einen Theil des Geſanges, oder der Melodie
fuͤhren, und nicht blos, wie die zur Ausfuͤllung die-
nenden Mittelſtimmen, die nothwendigen zur vollen
Harmonie gehoͤrigen Toͤne ſpiehlen. Die Mittel-
ſtimmen welche blos der Harmonie halber da ſind,
koͤnnen weggelaſſen werden, ohne daß das Stuͤk da-
durch verſtuͤmmelt, oder verdorben werde; ſie koͤn-
nen einigermaaßen durch den Generalbaß erſezt wer-
den. Aber wenn man eine obligate Stimme weg-
ließe, wuͤrde man das Stuͤk eben ſo verſtuͤmmeln,
als wenn man hier und da einige Takte aus der
Hauptſtimme uͤbergienge.
Ochſenaugen.
(Baukunſt.)
Ovale Oefnungen oder kleine Fenſter, die biswei-
len in großen Gebaͤuden in dem Fries, oder auch
uͤber große Hauptfenſter zu Erleuchtung der Zwi-
ſchengeſchoße, oder ſo genannten Entreſols angebracht
werden. Wo dergleichen Zwiſchengeſchoſſe nicht ſind,
fallen auch die Ochſenaugen, die ſonſt zu keiner der
fuͤnf Ordnungen gehoͤren, weg. Jn Pallaͤſten, wo
die Entreſols am noͤthigſten ſind, iſt man ofte genoͤ-
thiget, die Ochſenaugen uͤber die Fenſter eines Haupt-
geſchoſſes anzubringen. Damit ſie aber da keinen Ue-
belſtand machen, werden ſie mit den Verziehrungen der
Fenſter auf eine geſchikte Weiſe verbunden. Am
Fries ſtehen ſie ganz natuͤrlich, weil ſie da die Stel-
len der Metopen, die ihrem Urſprunge nach offen
ſeyn ſollten, vertreten. (*)
Octave.
(Muſik.)
Ein Hauptintervall, welches die vollkommenſte
Harmonie mit dem Grundtone hat. Naͤmlich der
Ton, den eine Sayte oder Pfeiffe angiebet, wenn
man ſie um die Haͤlfte kuͤrzer gemacht hat, wird die
Octave deſſen, den die ganze Sayte oder Pfeiffe
angiebt, genennet. (*) Die Sayte, welche die
Octave einer andern angiebt, macht zwey Schwin-
gungen, in der Zeit, da die Sayte des Grundtones
eine macht. Man kann alſo ſagen, die Octave ſey
zweymal hoͤher, als ihr Grundton. Sie hat den
Namen daher bekommen, daß ſie in dem diatoni-
ſchen Syſtem die achte Sayte vom Grundton iſt.
Alſo kommt auf der achten diatoniſchen Sayte, der
Ton der erſten, oder unterſten, noch einmal ſo hoch
wieder. Eben ſo wiederholt die neunte Sayte den
zweyten Ton, oder die Secunde, die Zehnte, den
dritten Ton, oder die Terz u. ſ. f. Deswegen kann
man ſagen, daß alle Toͤne des Syſtems in dem Be-
zirk der Octave enthalten ſeyen; weil hernach die-
ſelben Toͤne in den folgenden Octaven zweymal, vier-
mal, achtmal u. ſ. f. erhoͤhet, wieder kommen.
Alſo hat unſer diatoniſches Syſtem nicht mehr, als
ſieben verſchiedene Toͤne, oder Jntervalle, welche
aber durch den ganzen Umfang der vernehmlichen
Toͤne, um zwey oder mehrmal erhoͤhet wieder kom-
men. Darum nannten die Griechen die Octave
Diapaſon (δια πασων), das iſt das Jntervall das alle
Sayten des Syſtems in ſich begreift. Und daraus
laͤßt ſich auch verſtehen, was der Ausdruk ſagen will,
der Umfang aller vernehmlichen Toͤne, ſey von acht
Octaven. (*)
Das Wort Octave hat alſo einen doppelten
Sinn; bisweilen bedeutet es den ganzen Raum
des Syſtems, in ſo fern alle Toͤne darin enthal-
ten ſind, keiner aber erhoͤht wiederholt wird. Die-
ſen
(*) S.
Metopen.
(*) S.
Klang.
(*) S.
Umfang.
K k k k k 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 829[811]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/246>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.