Jm 3/4 Takt, wo die Rükungen durch Viertel ge- schehen, können die Vorhalte oder zufälligen Disso- nanzen nur auf dem ersten Viertel angebracht wer- den; geschehen aber in diesem Takt die Rükungen durch Achtel, so können diese Dissonanzen auf dem ersten, dritten und fünften Achtel stehen: hingegen im Takt, fallen sie auf das erste und vierte Ach- tel, und werden mit dem zweyten, oder dritten, fünf- ten oder sechsten vorbereitet. Dieses sind sehr we- sentliche Regeln, die man ohne Beleidigung des Ge- höres nicht übertreten kann.
Menuet. (Musik; Tanzkunst.)
Ein kleines fürs Tanzen gesezte Tonstük in 3/4 Takt, das aus zwey Theilen besteht, deren jeder acht Takte hat. Es fängt im Niederschlag an, und hat seine Einschnitte von zwey zu zwey Takten auf dem lezten Viertel: gerad auf der Hälfte jedes Theiles müssen sie etwas merklicher seyn. Aber die durch solche Einschnitte entstehenden Glieder müssen geschikt mit einander verbunden seyn, welches am besten durch die Harmonie des wesentlichen Septimenaccords, oder dessen Verwechslungen, oder in der Melodie selbst auf eine Weise geschieht, wodurch zwar der Einschnitt merklich, aber doch die Nothwendigkeit einer Folge fühlbar wird. Denn die Ruhe muß nicht eher, als mit dem Niederschlag des lezten Tak- tes empfunden werden.
Der Ausdruk muß edel seyn und reizenden An- stand, aber mit Einfalt verbunden, empfinden las- sen. Die geschwindesten Noten sind Achtel. Aber es ist sehr gut, daß eine Stimme, es sey der Baß, oder die Melodie in bloßen Vierteln fortschreite, da- mit der Gang der Bewegung für den Tänzer desto fühlbarer werde; welches überhaupt auch bey an- dern Tänzen zu beobachten ist. Doch können Sechs- zehntel einzeln, nach einem punktirten Achtel folgen.
Sonst muß dieser Tanz in reinem zweystimmigen Saz, wo die Violinen im Einklang gehen, gesezt seyn. Wegen der Kürze des Stüks haben keine an- deren Ausweichungen statt, als in die Dominante des Haupttones; andre Tonarten können nur im Vorbeygehen berührt werden. Also kann der erste Theil in die Dominante schließen, und denn der zweyte in die Tonica. Will man aber nach dem zweyten Theil den ersten wiederholen, so schließt je- ner in die Dominaute, und dieser in die Tonica. [Spaltenumbruch]
Met
So sind die Menuette zum Tanzen am besten, weil sie am kürzesten sind. Man kann auch, um sie et- was zu verlängern den fünften und sechsten Takt wiederholen.
Zum bloßen Spiehlen macht man auch Menuette, von 16, 32 und gar von 64 Takten. Man hat auch solche, die im Aufschlag anfangen, und den Einschnitt beym zweyten Viertel jedes zweyten Takts fühlen lassen. Andere, die mit dem Niederschlag anfangen, aber bald bey dem zweyten, bald bey dem dritten Viertel den Einschnitt sezen. Von dieser Art sind insgemein die Pastoralmenuette: aber man muß mit solcher Mischung der Einschnitte behutsam seyn, damit der Rhythmus seine Natur nicht verliehre.
Bey Menuetten, die sowohl zum Spielen als zum Tanzen gesezt werden, pflegt man auf eine Menuet ein Trio folgen zu lassen, das sich in der Bewegung und dem Rhythmus nach der Menuet richtet. Aber im Trio muß der Saz durchaus dreystimmig und die Melodie einnehmend seyn. Dadurch erhält man einen angenehmen Contrast beyder Stüke. Das Trio wird in der Tonart der Menuet, oder in einem nahe damit verwandten Ton gesezt, und nach ihm die Menuet wiederholt.
Der Tanz selbst ist durchgehends wol bekannt und verdienet in Ansehung seines edlen und reizen- den Wesens den Vorzug vor den andern gesellschaft- lichen Tänzen: nur mus nicht gar zu lange damit angehalten werden; weil dadurch die Ergözlichkeit zu einförmig würde. Er scheinet von den Grazien selbst erfunden zu seyn, und schiket sich mehr, als jeder andere Tanz für Gesellschaften von Personen, die sich durch seine Lebensart auszeichnen. Selt- sam ist es, daß (wie ich glaube) Niemand weiß, in welchem Lande dieser feine Tanz zuerst aufgekom- men ist. Französischen Ursprungs, wie viele glau- ben, scheinet er nicht zu seyn. Wenigstens ist er für die Lebhaftigkeit der französischen Nation zu gesezt.
Metalepsis. (Redende Künste.)
Eine Figur der Rede, die eine besondere Art der Namensverwechslung, oder Metonymie ausmacht, nach welcher Ursach und Würkung, oder Vorherge- hendes und Nachfolgendes mit einerley Namen be- legt werden; wie wenn man das, was man durch das Los gewonnen hat, ein Los nennt.
Me-
[Spaltenumbruch]
Men
Jm ¾ Takt, wo die Ruͤkungen durch Viertel ge- ſchehen, koͤnnen die Vorhalte oder zufaͤlligen Diſſo- nanzen nur auf dem erſten Viertel angebracht wer- den; geſchehen aber in dieſem Takt die Ruͤkungen durch Achtel, ſo koͤnnen dieſe Diſſonanzen auf dem erſten, dritten und fuͤnften Achtel ſtehen: hingegen im Takt, fallen ſie auf das erſte und vierte Ach- tel, und werden mit dem zweyten, oder dritten, fuͤnf- ten oder ſechsten vorbereitet. Dieſes ſind ſehr we- ſentliche Regeln, die man ohne Beleidigung des Ge- hoͤres nicht uͤbertreten kann.
Menuet. (Muſik; Tanzkunſt.)
Ein kleines fuͤrs Tanzen geſezte Tonſtuͤk in ¾ Takt, das aus zwey Theilen beſteht, deren jeder acht Takte hat. Es faͤngt im Niederſchlag an, und hat ſeine Einſchnitte von zwey zu zwey Takten auf dem lezten Viertel: gerad auf der Haͤlfte jedes Theiles muͤſſen ſie etwas merklicher ſeyn. Aber die durch ſolche Einſchnitte entſtehenden Glieder muͤſſen geſchikt mit einander verbunden ſeyn, welches am beſten durch die Harmonie des weſentlichen Septimenaccords, oder deſſen Verwechslungen, oder in der Melodie ſelbſt auf eine Weiſe geſchieht, wodurch zwar der Einſchnitt merklich, aber doch die Nothwendigkeit einer Folge fuͤhlbar wird. Denn die Ruhe muß nicht eher, als mit dem Niederſchlag des lezten Tak- tes empfunden werden.
Der Ausdruk muß edel ſeyn und reizenden An- ſtand, aber mit Einfalt verbunden, empfinden laſ- ſen. Die geſchwindeſten Noten ſind Achtel. Aber es iſt ſehr gut, daß eine Stimme, es ſey der Baß, oder die Melodie in bloßen Vierteln fortſchreite, da- mit der Gang der Bewegung fuͤr den Taͤnzer deſto fuͤhlbarer werde; welches uͤberhaupt auch bey an- dern Taͤnzen zu beobachten iſt. Doch koͤnnen Sechs- zehntel einzeln, nach einem punktirten Achtel folgen.
Sonſt muß dieſer Tanz in reinem zweyſtimmigen Saz, wo die Violinen im Einklang gehen, geſezt ſeyn. Wegen der Kuͤrze des Stuͤks haben keine an- deren Ausweichungen ſtatt, als in die Dominante des Haupttones; andre Tonarten koͤnnen nur im Vorbeygehen beruͤhrt werden. Alſo kann der erſte Theil in die Dominante ſchließen, und denn der zweyte in die Tonica. Will man aber nach dem zweyten Theil den erſten wiederholen, ſo ſchließt je- ner in die Dominaute, und dieſer in die Tonica. [Spaltenumbruch]
Met
So ſind die Menuette zum Tanzen am beſten, weil ſie am kuͤrzeſten ſind. Man kann auch, um ſie et- was zu verlaͤngern den fuͤnften und ſechsten Takt wiederholen.
Zum bloßen Spiehlen macht man auch Menuette, von 16, 32 und gar von 64 Takten. Man hat auch ſolche, die im Aufſchlag anfangen, und den Einſchnitt beym zweyten Viertel jedes zweyten Takts fuͤhlen laſſen. Andere, die mit dem Niederſchlag anfangen, aber bald bey dem zweyten, bald bey dem dritten Viertel den Einſchnitt ſezen. Von dieſer Art ſind insgemein die Paſtoralmenuette: aber man muß mit ſolcher Miſchung der Einſchnitte behutſam ſeyn, damit der Rhythmus ſeine Natur nicht verliehre.
Bey Menuetten, die ſowohl zum Spielen als zum Tanzen geſezt werden, pflegt man auf eine Menuet ein Trio folgen zu laſſen, das ſich in der Bewegung und dem Rhythmus nach der Menuet richtet. Aber im Trio muß der Saz durchaus dreyſtimmig und die Melodie einnehmend ſeyn. Dadurch erhaͤlt man einen angenehmen Contraſt beyder Stuͤke. Das Trio wird in der Tonart der Menuet, oder in einem nahe damit verwandten Ton geſezt, und nach ihm die Menuet wiederholt.
Der Tanz ſelbſt iſt durchgehends wol bekannt und verdienet in Anſehung ſeines edlen und reizen- den Weſens den Vorzug vor den andern geſellſchaft- lichen Taͤnzen: nur mus nicht gar zu lange damit angehalten werden; weil dadurch die Ergoͤzlichkeit zu einfoͤrmig wuͤrde. Er ſcheinet von den Grazien ſelbſt erfunden zu ſeyn, und ſchiket ſich mehr, als jeder andere Tanz fuͤr Geſellſchaften von Perſonen, die ſich durch ſeine Lebensart auszeichnen. Selt- ſam iſt es, daß (wie ich glaube) Niemand weiß, in welchem Lande dieſer feine Tanz zuerſt aufgekom- men iſt. Franzoͤſiſchen Urſprungs, wie viele glau- ben, ſcheinet er nicht zu ſeyn. Wenigſtens iſt er fuͤr die Lebhaftigkeit der franzoͤſiſchen Nation zu geſezt.
Metalepſis. (Redende Kuͤnſte.)
Eine Figur der Rede, die eine beſondere Art der Namensverwechslung, oder Metonymie ausmacht, nach welcher Urſach und Wuͤrkung, oder Vorherge- hendes und Nachfolgendes mit einerley Namen be- legt werden; wie wenn man das, was man durch das Los gewonnen hat, ein Los nennt.
Me-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0177"n="760[742]"/><cb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Men</hi></fw><lb/>
Jm ¾ Takt, wo die Ruͤkungen durch Viertel ge-<lb/>ſchehen, koͤnnen die Vorhalte oder zufaͤlligen Diſſo-<lb/>
nanzen nur auf dem erſten Viertel angebracht wer-<lb/>
den; geſchehen aber in dieſem Takt die Ruͤkungen<lb/>
durch Achtel, ſo koͤnnen dieſe Diſſonanzen auf dem<lb/>
erſten, dritten und fuͤnften Achtel ſtehen: hingegen<lb/>
im <formulanotation="TeX">\frac{6}{8}</formula>Takt, fallen ſie auf das erſte und vierte Ach-<lb/>
tel, und werden mit dem zweyten, oder dritten, fuͤnf-<lb/>
ten oder ſechsten vorbereitet. Dieſes ſind ſehr we-<lb/>ſentliche Regeln, die man ohne Beleidigung des Ge-<lb/>
hoͤres nicht uͤbertreten kann.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Menuet.</hi></hi><lb/>
(Muſik; Tanzkunſt.)</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>in kleines fuͤrs Tanzen geſezte Tonſtuͤk in ¾ Takt,<lb/>
das aus zwey Theilen beſteht, deren jeder acht Takte<lb/>
hat. Es faͤngt im Niederſchlag an, und hat ſeine<lb/>
Einſchnitte von zwey zu zwey Takten auf dem lezten<lb/>
Viertel: gerad auf der Haͤlfte jedes Theiles muͤſſen<lb/>ſie etwas merklicher ſeyn. Aber die durch ſolche<lb/>
Einſchnitte entſtehenden Glieder muͤſſen geſchikt mit<lb/>
einander verbunden ſeyn, welches am beſten durch<lb/>
die Harmonie des weſentlichen Septimenaccords,<lb/>
oder deſſen Verwechslungen, oder in der Melodie<lb/>ſelbſt auf eine Weiſe geſchieht, wodurch zwar der<lb/>
Einſchnitt merklich, aber doch die Nothwendigkeit<lb/>
einer Folge fuͤhlbar wird. Denn die Ruhe muß<lb/>
nicht eher, als mit dem Niederſchlag des lezten Tak-<lb/>
tes empfunden werden.</p><lb/><p>Der Ausdruk muß edel ſeyn und reizenden An-<lb/>ſtand, aber mit Einfalt verbunden, empfinden laſ-<lb/>ſen. Die geſchwindeſten Noten ſind Achtel. Aber<lb/>
es iſt ſehr gut, daß eine Stimme, es ſey der Baß,<lb/>
oder die Melodie in bloßen Vierteln fortſchreite, da-<lb/>
mit der Gang der Bewegung fuͤr den Taͤnzer deſto<lb/>
fuͤhlbarer werde; welches uͤberhaupt auch bey an-<lb/>
dern Taͤnzen zu beobachten iſt. Doch koͤnnen Sechs-<lb/>
zehntel einzeln, nach einem punktirten Achtel folgen.</p><lb/><p>Sonſt muß dieſer Tanz in reinem zweyſtimmigen<lb/>
Saz, wo die Violinen im Einklang gehen, geſezt<lb/>ſeyn. Wegen der Kuͤrze des Stuͤks haben keine an-<lb/>
deren Ausweichungen ſtatt, als in die Dominante<lb/>
des Haupttones; andre Tonarten koͤnnen nur im<lb/>
Vorbeygehen beruͤhrt werden. Alſo kann der erſte<lb/>
Theil in die Dominante ſchließen, und denn der<lb/>
zweyte in die Tonica. Will man aber nach dem<lb/>
zweyten Theil den erſten wiederholen, ſo ſchließt je-<lb/>
ner in die Dominaute, und dieſer in die Tonica.<lb/><cb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Met</hi></fw><lb/>
So ſind die Menuette zum Tanzen am beſten, weil<lb/>ſie am kuͤrzeſten ſind. Man kann auch, um ſie et-<lb/>
was zu verlaͤngern den fuͤnften und ſechsten Takt<lb/>
wiederholen.</p><lb/><p>Zum bloßen Spiehlen macht man auch Menuette,<lb/>
von 16, 32 und gar von 64 Takten. Man hat<lb/>
auch ſolche, die im Aufſchlag anfangen, und den<lb/>
Einſchnitt beym zweyten Viertel jedes zweyten Takts<lb/>
fuͤhlen laſſen. Andere, die mit dem Niederſchlag<lb/>
anfangen, aber bald bey dem zweyten, bald bey dem<lb/>
dritten Viertel den Einſchnitt ſezen. Von dieſer Art<lb/>ſind insgemein die Paſtoralmenuette: aber man muß<lb/>
mit ſolcher Miſchung der Einſchnitte behutſam ſeyn,<lb/>
damit der Rhythmus ſeine Natur nicht verliehre.</p><lb/><p>Bey Menuetten, die ſowohl zum Spielen als zum<lb/>
Tanzen geſezt werden, pflegt man auf eine Menuet<lb/>
ein Trio folgen zu laſſen, das ſich in der Bewegung<lb/>
und dem Rhythmus nach der Menuet richtet. Aber<lb/>
im Trio muß der Saz durchaus dreyſtimmig und<lb/>
die Melodie einnehmend ſeyn. Dadurch erhaͤlt man<lb/>
einen angenehmen Contraſt beyder Stuͤke. Das<lb/>
Trio wird in der Tonart der Menuet, oder in einem<lb/>
nahe damit verwandten Ton geſezt, und nach ihm<lb/>
die Menuet wiederholt.</p><lb/><p>Der Tanz ſelbſt iſt durchgehends wol bekannt<lb/>
und verdienet in Anſehung ſeines edlen und reizen-<lb/>
den Weſens den Vorzug vor den andern geſellſchaft-<lb/>
lichen Taͤnzen: nur mus nicht gar zu lange damit<lb/>
angehalten werden; weil dadurch die Ergoͤzlichkeit<lb/>
zu einfoͤrmig wuͤrde. Er ſcheinet von den Grazien<lb/>ſelbſt erfunden zu ſeyn, und ſchiket ſich mehr, als<lb/>
jeder andere Tanz fuͤr Geſellſchaften von Perſonen,<lb/>
die ſich durch ſeine Lebensart auszeichnen. Selt-<lb/>ſam iſt es, daß (wie ich glaube) Niemand weiß, in<lb/>
welchem Lande dieſer feine Tanz zuerſt aufgekom-<lb/>
men iſt. Franzoͤſiſchen Urſprungs, wie viele glau-<lb/>
ben, ſcheinet er nicht zu ſeyn. Wenigſtens iſt er<lb/>
fuͤr die Lebhaftigkeit der franzoͤſiſchen Nation zu<lb/>
geſezt.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Metalepſis.</hi></hi><lb/>
(Redende Kuͤnſte.)</head><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>ine Figur der Rede, die eine beſondere Art der<lb/>
Namensverwechslung, oder Metonymie ausmacht,<lb/>
nach welcher Urſach und Wuͤrkung, oder Vorherge-<lb/>
hendes und Nachfolgendes mit einerley Namen be-<lb/>
legt werden; wie wenn man das, was man durch<lb/>
das Los gewonnen hat, ein Los nennt.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Me-</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[760[742]/0177]
Men
Met
Jm ¾ Takt, wo die Ruͤkungen durch Viertel ge-
ſchehen, koͤnnen die Vorhalte oder zufaͤlligen Diſſo-
nanzen nur auf dem erſten Viertel angebracht wer-
den; geſchehen aber in dieſem Takt die Ruͤkungen
durch Achtel, ſo koͤnnen dieſe Diſſonanzen auf dem
erſten, dritten und fuͤnften Achtel ſtehen: hingegen
im [FORMEL]Takt, fallen ſie auf das erſte und vierte Ach-
tel, und werden mit dem zweyten, oder dritten, fuͤnf-
ten oder ſechsten vorbereitet. Dieſes ſind ſehr we-
ſentliche Regeln, die man ohne Beleidigung des Ge-
hoͤres nicht uͤbertreten kann.
Menuet.
(Muſik; Tanzkunſt.)
Ein kleines fuͤrs Tanzen geſezte Tonſtuͤk in ¾ Takt,
das aus zwey Theilen beſteht, deren jeder acht Takte
hat. Es faͤngt im Niederſchlag an, und hat ſeine
Einſchnitte von zwey zu zwey Takten auf dem lezten
Viertel: gerad auf der Haͤlfte jedes Theiles muͤſſen
ſie etwas merklicher ſeyn. Aber die durch ſolche
Einſchnitte entſtehenden Glieder muͤſſen geſchikt mit
einander verbunden ſeyn, welches am beſten durch
die Harmonie des weſentlichen Septimenaccords,
oder deſſen Verwechslungen, oder in der Melodie
ſelbſt auf eine Weiſe geſchieht, wodurch zwar der
Einſchnitt merklich, aber doch die Nothwendigkeit
einer Folge fuͤhlbar wird. Denn die Ruhe muß
nicht eher, als mit dem Niederſchlag des lezten Tak-
tes empfunden werden.
Der Ausdruk muß edel ſeyn und reizenden An-
ſtand, aber mit Einfalt verbunden, empfinden laſ-
ſen. Die geſchwindeſten Noten ſind Achtel. Aber
es iſt ſehr gut, daß eine Stimme, es ſey der Baß,
oder die Melodie in bloßen Vierteln fortſchreite, da-
mit der Gang der Bewegung fuͤr den Taͤnzer deſto
fuͤhlbarer werde; welches uͤberhaupt auch bey an-
dern Taͤnzen zu beobachten iſt. Doch koͤnnen Sechs-
zehntel einzeln, nach einem punktirten Achtel folgen.
Sonſt muß dieſer Tanz in reinem zweyſtimmigen
Saz, wo die Violinen im Einklang gehen, geſezt
ſeyn. Wegen der Kuͤrze des Stuͤks haben keine an-
deren Ausweichungen ſtatt, als in die Dominante
des Haupttones; andre Tonarten koͤnnen nur im
Vorbeygehen beruͤhrt werden. Alſo kann der erſte
Theil in die Dominante ſchließen, und denn der
zweyte in die Tonica. Will man aber nach dem
zweyten Theil den erſten wiederholen, ſo ſchließt je-
ner in die Dominaute, und dieſer in die Tonica.
So ſind die Menuette zum Tanzen am beſten, weil
ſie am kuͤrzeſten ſind. Man kann auch, um ſie et-
was zu verlaͤngern den fuͤnften und ſechsten Takt
wiederholen.
Zum bloßen Spiehlen macht man auch Menuette,
von 16, 32 und gar von 64 Takten. Man hat
auch ſolche, die im Aufſchlag anfangen, und den
Einſchnitt beym zweyten Viertel jedes zweyten Takts
fuͤhlen laſſen. Andere, die mit dem Niederſchlag
anfangen, aber bald bey dem zweyten, bald bey dem
dritten Viertel den Einſchnitt ſezen. Von dieſer Art
ſind insgemein die Paſtoralmenuette: aber man muß
mit ſolcher Miſchung der Einſchnitte behutſam ſeyn,
damit der Rhythmus ſeine Natur nicht verliehre.
Bey Menuetten, die ſowohl zum Spielen als zum
Tanzen geſezt werden, pflegt man auf eine Menuet
ein Trio folgen zu laſſen, das ſich in der Bewegung
und dem Rhythmus nach der Menuet richtet. Aber
im Trio muß der Saz durchaus dreyſtimmig und
die Melodie einnehmend ſeyn. Dadurch erhaͤlt man
einen angenehmen Contraſt beyder Stuͤke. Das
Trio wird in der Tonart der Menuet, oder in einem
nahe damit verwandten Ton geſezt, und nach ihm
die Menuet wiederholt.
Der Tanz ſelbſt iſt durchgehends wol bekannt
und verdienet in Anſehung ſeines edlen und reizen-
den Weſens den Vorzug vor den andern geſellſchaft-
lichen Taͤnzen: nur mus nicht gar zu lange damit
angehalten werden; weil dadurch die Ergoͤzlichkeit
zu einfoͤrmig wuͤrde. Er ſcheinet von den Grazien
ſelbſt erfunden zu ſeyn, und ſchiket ſich mehr, als
jeder andere Tanz fuͤr Geſellſchaften von Perſonen,
die ſich durch ſeine Lebensart auszeichnen. Selt-
ſam iſt es, daß (wie ich glaube) Niemand weiß, in
welchem Lande dieſer feine Tanz zuerſt aufgekom-
men iſt. Franzoͤſiſchen Urſprungs, wie viele glau-
ben, ſcheinet er nicht zu ſeyn. Wenigſtens iſt er
fuͤr die Lebhaftigkeit der franzoͤſiſchen Nation zu
geſezt.
Metalepſis.
(Redende Kuͤnſte.)
Eine Figur der Rede, die eine beſondere Art der
Namensverwechslung, oder Metonymie ausmacht,
nach welcher Urſach und Wuͤrkung, oder Vorherge-
hendes und Nachfolgendes mit einerley Namen be-
legt werden; wie wenn man das, was man durch
das Los gewonnen hat, ein Los nennt.
Me-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sulzer, Johann Georg: Allgemeine Theorie der Schönen Künste. Bd. 2. Leipzig, 1774, S. 760[742]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sulzer_theorie02_1774/177>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.