Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.Und dann nichts mehr; -- du wurdest nimmer wach, Dein Auge brach, die Welt ward immer trüber; Der Athem Gottes wehte durch's Gemach, Dein Kind schrie auf, und dann warst du hinüber. 2. Das aber kann ich nicht ertragen, Daß so wie sonst die Sonne lacht; Daß wie in deinen Lebenstagen Die Uhren gehn, die Glocken schlagen, Einförmig wechseln Tag und Nacht; Daß, wenn des Tages Lichter schwanden,
Wie sonst der Abend uns vereint; Und daß, wo sonst dein Stuhl gestanden, Schon Andre ihre Plätze fanden, Und nichts dich zu vermissen scheint; Und dann nichts mehr; — du wurdeſt nimmer wach, Dein Auge brach, die Welt ward immer trüber; Der Athem Gottes wehte durch's Gemach, Dein Kind ſchrie auf, und dann warſt du hinüber. 2. Das aber kann ich nicht ertragen, Daß ſo wie ſonſt die Sonne lacht; Daß wie in deinen Lebenstagen Die Uhren gehn, die Glocken ſchlagen, Einförmig wechſeln Tag und Nacht; Daß, wenn des Tages Lichter ſchwanden,
Wie ſonſt der Abend uns vereint; Und daß, wo ſonſt dein Stuhl geſtanden, Schon Andre ihre Plätze fanden, Und nichts dich zu vermiſſen ſcheint; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0040" n="30"/> <lg n="4"> <l>Und dann nichts mehr; — du wurdeſt nimmer wach,</l><lb/> <l>Dein Auge brach, die Welt ward immer trüber;</l><lb/> <l>Der Athem Gottes wehte durch's Gemach,</l><lb/> <l>Dein Kind ſchrie auf, und dann warſt du hinüber.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> <div n="3"> <head>2.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>as aber kann ich nicht ertragen,</l><lb/> <l>Daß ſo wie ſonſt die Sonne lacht;</l><lb/> <l>Daß wie in deinen Lebenstagen</l><lb/> <l>Die Uhren gehn, die Glocken ſchlagen,</l><lb/> <l>Einförmig wechſeln Tag und Nacht;</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Daß, wenn des Tages Lichter ſchwanden,</l><lb/> <l>Wie ſonſt der Abend uns vereint;</l><lb/> <l>Und daß, wo ſonſt dein Stuhl geſtanden,</l><lb/> <l>Schon Andre ihre Plätze fanden,</l><lb/> <l>Und nichts dich zu vermiſſen ſcheint;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0040]
Und dann nichts mehr; — du wurdeſt nimmer wach,
Dein Auge brach, die Welt ward immer trüber;
Der Athem Gottes wehte durch's Gemach,
Dein Kind ſchrie auf, und dann warſt du hinüber.
2.
Das aber kann ich nicht ertragen,
Daß ſo wie ſonſt die Sonne lacht;
Daß wie in deinen Lebenstagen
Die Uhren gehn, die Glocken ſchlagen,
Einförmig wechſeln Tag und Nacht;
Daß, wenn des Tages Lichter ſchwanden,
Wie ſonſt der Abend uns vereint;
Und daß, wo ſonſt dein Stuhl geſtanden,
Schon Andre ihre Plätze fanden,
Und nichts dich zu vermiſſen ſcheint;
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/40>, abgerufen am 23.02.2025. |