Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779.Die Trümmer. Hier siehst du eines Zwingherrn *) Haus Gestürzt in Moder und in Graus; Der Uhu hauset drinnen. Auf dieser Stätte ruht sein Fluch; Hier that er manchen feilen Spruch, Ließ Blut und Thränen rinnen. Er hat in mancher Taumelnacht Den Raub des Tages durchgebracht, Geschwelget, bis es tagte. Des Abends stand einmal allhier Vor seines Schlosses stolzer Thür Ein armes Weib, und klagte. *) Zwingherren hiessen in der Schweiz die Oesterrei-
chischen Landvögte. Die Truͤmmer. Hier ſiehſt du eines Zwingherrn *) Haus Geſtuͤrzt in Moder und in Graus; Der Uhu hauſet drinnen. Auf dieſer Staͤtte ruht ſein Fluch; Hier that er manchen feilen Spruch, Ließ Blut und Thraͤnen rinnen. Er hat in mancher Taumelnacht Den Raub des Tages durchgebracht, Geſchwelget, bis es tagte. Des Abends ſtand einmal allhier Vor ſeines Schloſſes ſtolzer Thuͤr Ein armes Weib, und klagte. *) Zwingherren hieſſen in der Schweiz die Oeſterrei-
chiſchen Landvoͤgte. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="119" facs="#f0129"/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Die Truͤmmer.</hi> </hi> </head><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/><lb/> <lg n="64"> <l><hi rendition="#in">H</hi>ier ſiehſt du eines Zwingherrn <note place="foot" n="*)">Zwingherren hieſſen in der Schweiz die Oeſterrei-<lb/> chiſchen Landvoͤgte.</note> Haus</l><lb/> <l>Geſtuͤrzt in Moder und in Graus;</l><lb/> <l>Der Uhu hauſet drinnen.</l><lb/> <l>Auf dieſer Staͤtte ruht ſein Fluch;</l><lb/> <l>Hier that er manchen feilen Spruch,</l><lb/> <l>Ließ Blut und Thraͤnen rinnen.</l> </lg><lb/> <lg n="65"> <l>Er hat in mancher Taumelnacht</l><lb/> <l>Den Raub des Tages durchgebracht,</l><lb/> <l>Geſchwelget, bis es tagte.</l><lb/> <l>Des Abends ſtand einmal allhier</l><lb/> <l>Vor ſeines Schloſſes ſtolzer Thuͤr</l><lb/> <l>Ein armes Weib, und klagte.</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [119/0129]
Die Truͤmmer.
Hier ſiehſt du eines Zwingherrn *) Haus
Geſtuͤrzt in Moder und in Graus;
Der Uhu hauſet drinnen.
Auf dieſer Staͤtte ruht ſein Fluch;
Hier that er manchen feilen Spruch,
Ließ Blut und Thraͤnen rinnen.
Er hat in mancher Taumelnacht
Den Raub des Tages durchgebracht,
Geſchwelget, bis es tagte.
Des Abends ſtand einmal allhier
Vor ſeines Schloſſes ſtolzer Thuͤr
Ein armes Weib, und klagte.
*) Zwingherren hieſſen in der Schweiz die Oeſterrei-
chiſchen Landvoͤgte.
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Zitationshilfe: | Stolberg-Stolberg, Christian zu; Stolberg-Stolberg, Friedrich Leopold zu: Gedichte. Leipzig, 1779, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stolbergstolberg_gedichte_1779/129>, abgerufen am 01.03.2025. |