tiv auftritt. Die Präposition und Conjunction ist die Copula des objectiven Verhältnisses. Also jedes Satzverhältniß enthält eine Aussage, und jedes Formwort, welches die Stelle der Flexion vertritt, ist eine Copula. Folg- lich ist auch unser modernes persönliches Pronomen, da es bloß zur Flexion dient, eine prädicative Copula, so gut wie ist: nur daß ist neben dem prädicativen Adjectivum, das Pronomen ne- ben dem Verbum steht.
Formwörter beziehen sich allemal auf die beiden Redetheile, welche sie in Beziehung zu einander setzen, zugleich -- ganz natürlich: das liegt im Begriffe der Beziehung. Die Präposition gehört zum Verbum und zum Object, ist und das persönliche Fürwort zum gedachten Subject und zum Prädicat zugleich. Wird die Aussage durch Flexion ausgedrückt, so liegt sie eben- falls nicht einseitig in der Flexion des einen Redetheils, sondern beider. Das prädicative Verhältniß liegt in der Verbalflexion und der Nominativendung; die objective Aussage zugleich in der activen Verbalflexion und dem Object. Ganz consequent führt dies die Sprache nicht durch, besonders nicht im objecti- ven und attributiven Verhältnisse, welche sich vielfach mischen. Nur in dem wichtigsten Verhältnisse, dem prädicativen, ist die doppelseitige Bezeichnung klar. Jedoch tritt hier der Umstand ein, daß die Nominativendung bald abfällt.
Von hier aus könnte man nun die ganze Grammatik durch- gehen. Ich werde aber nur einen Punkt hervorheben, den In- finitiv.
§. 131. Das Verbum und der Infinitiv.
Im Infinitiv nichts weiter als ein Substantivum sehen, ist durchaus falsch. Auf diese Ansicht will ich nicht näher einge- hen; sondern mich sogleich zu Humboldt wenden. In seinem letzten großen Werke hat Humboldt nicht vom Infinitiv gespro- chen. Neuerdings ist aber ein Brief von ihm, der vorzüglich den Infinitiv betrifft, veröffentlicht worden in: Aufrecht und Kuhn, Zeitschr. f. vergl. Sprachforschung II, 4. Dieser Brief stammt aus dem Jahre 1826. Alle Schriften Humboldts aber vor dem großen Werke können nicht als Darstellung seiner vol- len wahren Ansicht gelten; und so dürfte Humboldt leicht, wäre er später auf den Infinitiv zurückgekommen, die Sache vollstän- diger erfaßt haben.
tiv auftritt. Die Präposition und Conjunction ist die Copula des objectiven Verhältnisses. Also jedes Satzverhältniß enthält eine Aussage, und jedes Formwort, welches die Stelle der Flexion vertritt, ist eine Copula. Folg- lich ist auch unser modernes persönliches Pronomen, da es bloß zur Flexion dient, eine prädicative Copula, so gut wie ist: nur daß ist neben dem prädicativen Adjectivum, das Pronomen ne- ben dem Verbum steht.
Formwörter beziehen sich allemal auf die beiden Redetheile, welche sie in Beziehung zu einander setzen, zugleich — ganz natürlich: das liegt im Begriffe der Beziehung. Die Präposition gehört zum Verbum und zum Object, ist und das persönliche Fürwort zum gedachten Subject und zum Prädicat zugleich. Wird die Aussage durch Flexion ausgedrückt, so liegt sie eben- falls nicht einseitig in der Flexion des einen Redetheils, sondern beider. Das prädicative Verhältniß liegt in der Verbalflexion und der Nominativendung; die objective Aussage zugleich in der activen Verbalflexion und dem Object. Ganz consequent führt dies die Sprache nicht durch, besonders nicht im objecti- ven und attributiven Verhältnisse, welche sich vielfach mischen. Nur in dem wichtigsten Verhältnisse, dem prädicativen, ist die doppelseitige Bezeichnung klar. Jedoch tritt hier der Umstand ein, daß die Nominativendung bald abfällt.
Von hier aus könnte man nun die ganze Grammatik durch- gehen. Ich werde aber nur einen Punkt hervorheben, den In- finitiv.
§. 131. Das Verbum und der Infinitiv.
Im Infinitiv nichts weiter als ein Substantivum sehen, ist durchaus falsch. Auf diese Ansicht will ich nicht näher einge- hen; sondern mich sogleich zu Humboldt wenden. In seinem letzten großen Werke hat Humboldt nicht vom Infinitiv gespro- chen. Neuerdings ist aber ein Brief von ihm, der vorzüglich den Infinitiv betrifft, veröffentlicht worden in: Aufrecht und Kuhn, Zeitschr. f. vergl. Sprachforschung II, 4. Dieser Brief stammt aus dem Jahre 1826. Alle Schriften Humboldts aber vor dem großen Werke können nicht als Darstellung seiner vol- len wahren Ansicht gelten; und so dürfte Humboldt leicht, wäre er später auf den Infinitiv zurückgekommen, die Sache vollstän- diger erfaßt haben.
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tiv auftritt. Die Präposition und Conjunction ist die Copula
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die Stelle der Flexion vertritt, ist eine Copula. Folg-
lich ist auch unser modernes persönliches Pronomen, da es bloß
zur Flexion dient, eine prädicative Copula, so gut wie ist: nur
daß ist neben dem prädicativen Adjectivum, das Pronomen ne-
ben dem Verbum steht.
Formwörter beziehen sich allemal auf die beiden Redetheile,
welche sie in Beziehung zu einander setzen, zugleich — ganz
natürlich: das liegt im Begriffe der Beziehung. Die Präposition
gehört zum Verbum und zum Object, ist und das persönliche
Fürwort zum gedachten Subject und zum Prädicat zugleich.
Wird die Aussage durch Flexion ausgedrückt, so liegt sie eben-
falls nicht einseitig in der Flexion des einen Redetheils, sondern
beider. Das prädicative Verhältniß liegt in der Verbalflexion
und der Nominativendung; die objective Aussage zugleich in
der activen Verbalflexion und dem Object. Ganz consequent
führt dies die Sprache nicht durch, besonders nicht im objecti-
ven und attributiven Verhältnisse, welche sich vielfach mischen.
Nur in dem wichtigsten Verhältnisse, dem prädicativen, ist die
doppelseitige Bezeichnung klar. Jedoch tritt hier der Umstand
ein, daß die Nominativendung bald abfällt.
Von hier aus könnte man nun die ganze Grammatik durch-
gehen. Ich werde aber nur einen Punkt hervorheben, den In-
finitiv.
§. 131. Das Verbum und der Infinitiv.
Im Infinitiv nichts weiter als ein Substantivum sehen, ist
durchaus falsch. Auf diese Ansicht will ich nicht näher einge-
hen; sondern mich sogleich zu Humboldt wenden. In seinem
letzten großen Werke hat Humboldt nicht vom Infinitiv gespro-
chen. Neuerdings ist aber ein Brief von ihm, der vorzüglich
den Infinitiv betrifft, veröffentlicht worden in: Aufrecht und
Kuhn, Zeitschr. f. vergl. Sprachforschung II, 4. Dieser Brief
stammt aus dem Jahre 1826. Alle Schriften Humboldts aber
vor dem großen Werke können nicht als Darstellung seiner vol-
len wahren Ansicht gelten; und so dürfte Humboldt leicht, wäre
er später auf den Infinitiv zurückgekommen, die Sache vollstän-
diger erfaßt haben.
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Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/406>, abgerufen am 22.12.2024.
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