er bedeutungslos, rein phonetisch ist. Und endlich gehört auch hierher die Rhythmik der Verse und der Prosa.
Die Sprache als Material, sagten wir, sei Schutt. Eben darum bleibt sie nicht ohne mancherlei Veränderung. Es giebt also einen geschichtlichen Wandel der Laute; und die Laut- lehre, die zunächst Mechanik der Laute ist, wird dann auch Geschichte derselben.
Es kann keine Frage sein, daß die rein phonetische Natur der Sprache auch für die innere Sprachform von höchster Wich- tigkeit ist. Der Laut ist ursprünglich von der innern Form ge- schaffen, aber das Dasein der innern Sprachform hängt eben so sehr vom Laute ab, wie die Seele an den Körper gebunden ist. Der Laut ist mehr, als bloßes Instrument; er ist der Leib der innern Form. Nur wenn dieser Leib recht gesund und ge- schmeidig ist, kann die innere Form sich kräftig entwickeln. Doch zu diesen Betrachtungen ist hier noch nicht der rechte Ort. Sie setzen schon die Verschiedenheiten der Sprachen vor- aus, wovon wir auf diesem Punkte unserer Entwickelung noch nichts wissen.
Für unsern Zweck genügen die wenigen Andeutungen, die wir oben über den Laut gegeben haben. Es kam nur darauf an, der Lautlehre ihren Platz in der Grammatik anzuweisen.
b) Innere Sprachform.
Die innere Sprachform umfaßt sämmtliche Kategorien der Vorstellung, nach welchen das instinctive Selbstbewußtsein An- schauungen und Begriffe auffaßt. Es liegt uns hier an, einige ganz allgemeine Punkte, welche für dieselbe leitend und maß- gebend werden, zu erörtern.
a) Stoff und Form.
§. 125. Von relativen Begriffen und Gegensätzen überhaupt.
Stoff und Form sind bezügliche Begriffe; d. h. jeder der- selben wird nur mit Bezug auf den andern gedacht. Daraus folgt aber nur, daß derselbe Gegenstand des Denkens oder der- selbe Begriff im Verhältnisse zu verschiedenen Begriffen, oder zwar zu demselben Begriffe, aber nach anderer Rücksicht, be- ziehungsweise bald als Form, bald als Stoff angesehen werden muß. Diese Verschiedenheiten der Beziehungen oder Rücksich- ten müssen aber klar geschieden werden, und nur eine trügeri-
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er bedeutungslos, rein phonetisch ist. Und endlich gehört auch hierher die Rhythmik der Verse und der Prosa.
Die Sprache als Material, sagten wir, sei Schutt. Eben darum bleibt sie nicht ohne mancherlei Veränderung. Es giebt also einen geschichtlichen Wandel der Laute; und die Laut- lehre, die zunächst Mechanik der Laute ist, wird dann auch Geschichte derselben.
Es kann keine Frage sein, daß die rein phonetische Natur der Sprache auch für die innere Sprachform von höchster Wich- tigkeit ist. Der Laut ist ursprünglich von der innern Form ge- schaffen, aber das Dasein der innern Sprachform hängt eben so sehr vom Laute ab, wie die Seele an den Körper gebunden ist. Der Laut ist mehr, als bloßes Instrument; er ist der Leib der innern Form. Nur wenn dieser Leib recht gesund und ge- schmeidig ist, kann die innere Form sich kräftig entwickeln. Doch zu diesen Betrachtungen ist hier noch nicht der rechte Ort. Sie setzen schon die Verschiedenheiten der Sprachen vor- aus, wovon wir auf diesem Punkte unserer Entwickelung noch nichts wissen.
Für unsern Zweck genügen die wenigen Andeutungen, die wir oben über den Laut gegeben haben. Es kam nur darauf an, der Lautlehre ihren Platz in der Grammatik anzuweisen.
b) Innere Sprachform.
Die innere Sprachform umfaßt sämmtliche Kategorien der Vorstellung, nach welchen das instinctive Selbstbewußtsein An- schauungen und Begriffe auffaßt. Es liegt uns hier an, einige ganz allgemeine Punkte, welche für dieselbe leitend und maß- gebend werden, zu erörtern.
α) Stoff und Form.
§. 125. Von relativen Begriffen und Gegensätzen überhaupt.
Stoff und Form sind bezügliche Begriffe; d. h. jeder der- selben wird nur mit Bezug auf den andern gedacht. Daraus folgt aber nur, daß derselbe Gegenstand des Denkens oder der- selbe Begriff im Verhältnisse zu verschiedenen Begriffen, oder zwar zu demselben Begriffe, aber nach anderer Rücksicht, be- ziehungsweise bald als Form, bald als Stoff angesehen werden muß. Diese Verschiedenheiten der Beziehungen oder Rücksich- ten müssen aber klar geschieden werden, und nur eine trügeri-
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er bedeutungslos, rein phonetisch ist. Und endlich gehört auch
hierher die Rhythmik der Verse und der Prosa.
Die Sprache als Material, sagten wir, sei Schutt. Eben
darum bleibt sie nicht ohne mancherlei Veränderung. Es giebt
also einen geschichtlichen Wandel der Laute; und die Laut-
lehre, die zunächst Mechanik der Laute ist, wird dann auch
Geschichte derselben.
Es kann keine Frage sein, daß die rein phonetische Natur
der Sprache auch für die innere Sprachform von höchster Wich-
tigkeit ist. Der Laut ist ursprünglich von der innern Form ge-
schaffen, aber das Dasein der innern Sprachform hängt eben so
sehr vom Laute ab, wie die Seele an den Körper gebunden ist.
Der Laut ist mehr, als bloßes Instrument; er ist der Leib der
innern Form. Nur wenn dieser Leib recht gesund und ge-
schmeidig ist, kann die innere Form sich kräftig entwickeln.
Doch zu diesen Betrachtungen ist hier noch nicht der rechte
Ort. Sie setzen schon die Verschiedenheiten der Sprachen vor-
aus, wovon wir auf diesem Punkte unserer Entwickelung noch
nichts wissen.
Für unsern Zweck genügen die wenigen Andeutungen, die
wir oben über den Laut gegeben haben. Es kam nur darauf
an, der Lautlehre ihren Platz in der Grammatik anzuweisen.
b) Innere Sprachform.
Die innere Sprachform umfaßt sämmtliche Kategorien der
Vorstellung, nach welchen das instinctive Selbstbewußtsein An-
schauungen und Begriffe auffaßt. Es liegt uns hier an, einige
ganz allgemeine Punkte, welche für dieselbe leitend und maß-
gebend werden, zu erörtern.
α) Stoff und Form.
§. 125. Von relativen Begriffen und Gegensätzen überhaupt.
Stoff und Form sind bezügliche Begriffe; d. h. jeder der-
selben wird nur mit Bezug auf den andern gedacht. Daraus
folgt aber nur, daß derselbe Gegenstand des Denkens oder der-
selbe Begriff im Verhältnisse zu verschiedenen Begriffen, oder
zwar zu demselben Begriffe, aber nach anderer Rücksicht, be-
ziehungsweise bald als Form, bald als Stoff angesehen werden
muß. Diese Verschiedenheiten der Beziehungen oder Rücksich-
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Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/393>, abgerufen am 03.12.2024.
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