Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855.lation ist noch kein Laut, sondern nur eine Bedingung zu einem §. 122. Einfache und zusammengesetzte Laute. Dies führt uns auf den Unterschied von einfachen und zu- Die Diphthonge sind offenbar zusammengesetzte Laute. Es [Abbildung]
Dieser Unterschied zwischen ä und e hindert einerseits nicht, 23
lation ist noch kein Laut, sondern nur eine Bedingung zu einem §. 122. Einfache und zusammengesetzte Laute. Dies führt uns auf den Unterschied von einfachen und zu- Die Diphthonge sind offenbar zusammengesetzte Laute. Es [Abbildung]
Dieser Unterschied zwischen ä und e hindert einerseits nicht, 23
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0391" n="353"/> lation ist noch kein Laut, sondern nur eine Bedingung zu einem<lb/> solchen. Tritt als fernere Bedingung der Lenis hinzu, so ent-<lb/> steht <hi rendition="#i">b</hi>; tritt dagegen der Asper hinzu, so entsteht <hi rendition="#i">p</hi>. Eben<lb/> darum ist <hi rendition="#i">p</hi> wie <hi rendition="#i">b</hi> ein untheilbarer einfacher Consonant, dessen<lb/> Dasein vernichtet ist, wenn man ihm den starken Hauch nimmt;<lb/><hi rendition="#i">bh</hi>, <hi rendition="#i">ph</hi> dagegen kann ich nur als zusammengesetzten Laut oder<lb/> gar nur als Lautverbindung ansehen.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head>§. 122. Einfache und zusammengesetzte Laute.</head><lb/> <p>Dies führt uns auf den Unterschied von einfachen und zu-<lb/> sammengesetzten Lauten und Lautverbindungen, rücksichtlich<lb/> dessen ich ebenfalls nicht vollständig mit Heyse übereinstimme.<lb/> Beginnen wir mit den Vocalen.</p><lb/> <p>Die Diphthonge sind offenbar zusammengesetzte Laute. Es<lb/> zeigt sich ihr Unterschied von den einfachen Vocalen besonders<lb/> darin, daß sie nicht wie diese unendlich forttönen können. Wenn<lb/> man <hi rendition="#i">ai</hi> continuirt, so dehnt man bloß das <hi rendition="#i">i</hi>, nicht das <hi rendition="#i">a</hi>. Die<lb/> beiden Elemente des Diphthongs sind also wirklich geschieden:<lb/> das erste verschwindet, wenn das zweite auftritt. Sie sind aber<lb/> eng an einander gekettet, und eben darum beide etwas abgeän-<lb/> dert: das <hi rendition="#i">a</hi> nähert sich dem <hi rendition="#i">i</hi> oder <hi rendition="#i">e</hi>, das <hi rendition="#i">i</hi> neigt zur Conso-<lb/> nantirung. Eben so in <hi rendition="#i">oi</hi>, <hi rendition="#i">ui</hi>, wo <hi rendition="#i">o</hi> und <hi rendition="#i">u</hi> zu <hi rendition="#i">ö</hi> und <hi rendition="#i">ü</hi> neigen.<lb/> Diese Umlaute selbst aber <hi rendition="#i">ä</hi>, <hi rendition="#i">ö</hi>, <hi rendition="#i">ü</hi> kann ich nur als durchaus<lb/> einfache Laute anerkennen. Daraus daß bei ihrer Hervorbrin-<lb/> gung die Lippenöffnung wie bei <hi rendition="#i">a</hi>, <hi rendition="#i">o</hi>, <hi rendition="#i">u</hi>, die Gaumenöffnung wie<lb/> bei <hi rendition="#i">i</hi> ist, folgt nur, daß sie Mittellaute zwischen <hi rendition="#i">a</hi>, <hi rendition="#i">o</hi>, <hi rendition="#i">u</hi> und <hi rendition="#i">i</hi><lb/> sind, und zwar dies allerdings in ganz anderer Weise, als auch <hi rendition="#i">e</hi><lb/> ein Mittellaut zwischen <hi rendition="#i">a</hi> und <hi rendition="#i">i</hi> ist. Denn <hi rendition="#i">e</hi> liegt zwischen <hi rendition="#i">a</hi><lb/> und <hi rendition="#i">i</hi> in der Mitte, ohne den einen oder den andern Laut zu<lb/> berühren, <hi rendition="#i">ä</hi> aber berührt <hi rendition="#i">a</hi> und <hi rendition="#i">i</hi> zugleich. In einem Linien-<lb/> bilde könnte die Sache so dargestellt werden:<lb/><figure/></p> <p>Dieser Unterschied zwischen <hi rendition="#i">ä</hi> und <hi rendition="#i">e</hi> hindert einerseits nicht,<lb/> daß <hi rendition="#i">ä</hi> ein eben so einfacher Laut ist, wie <hi rendition="#i">e</hi> — weswegen es<lb/> auch durchaus klar und unverändert gedehnt werden kann —,<lb/> macht es aber dennoch andererseits rathsam, beide zu scheiden,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">23</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [353/0391]
lation ist noch kein Laut, sondern nur eine Bedingung zu einem
solchen. Tritt als fernere Bedingung der Lenis hinzu, so ent-
steht b; tritt dagegen der Asper hinzu, so entsteht p. Eben
darum ist p wie b ein untheilbarer einfacher Consonant, dessen
Dasein vernichtet ist, wenn man ihm den starken Hauch nimmt;
bh, ph dagegen kann ich nur als zusammengesetzten Laut oder
gar nur als Lautverbindung ansehen.
§. 122. Einfache und zusammengesetzte Laute.
Dies führt uns auf den Unterschied von einfachen und zu-
sammengesetzten Lauten und Lautverbindungen, rücksichtlich
dessen ich ebenfalls nicht vollständig mit Heyse übereinstimme.
Beginnen wir mit den Vocalen.
Die Diphthonge sind offenbar zusammengesetzte Laute. Es
zeigt sich ihr Unterschied von den einfachen Vocalen besonders
darin, daß sie nicht wie diese unendlich forttönen können. Wenn
man ai continuirt, so dehnt man bloß das i, nicht das a. Die
beiden Elemente des Diphthongs sind also wirklich geschieden:
das erste verschwindet, wenn das zweite auftritt. Sie sind aber
eng an einander gekettet, und eben darum beide etwas abgeän-
dert: das a nähert sich dem i oder e, das i neigt zur Conso-
nantirung. Eben so in oi, ui, wo o und u zu ö und ü neigen.
Diese Umlaute selbst aber ä, ö, ü kann ich nur als durchaus
einfache Laute anerkennen. Daraus daß bei ihrer Hervorbrin-
gung die Lippenöffnung wie bei a, o, u, die Gaumenöffnung wie
bei i ist, folgt nur, daß sie Mittellaute zwischen a, o, u und i
sind, und zwar dies allerdings in ganz anderer Weise, als auch e
ein Mittellaut zwischen a und i ist. Denn e liegt zwischen a
und i in der Mitte, ohne den einen oder den andern Laut zu
berühren, ä aber berührt a und i zugleich. In einem Linien-
bilde könnte die Sache so dargestellt werden:
[Abbildung]
Dieser Unterschied zwischen ä und e hindert einerseits nicht,
daß ä ein eben so einfacher Laut ist, wie e — weswegen es
auch durchaus klar und unverändert gedehnt werden kann —,
macht es aber dennoch andererseits rathsam, beide zu scheiden,
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