setzt", oder "der Rubicon ist von Cäsar überschritten worden". Jede dieser Satzformen dient aber in gleicher Weise als Aus- druck des Urtheils der Vorstellung, wie des Begriffs.
B. Die Grammatik.
In der vorangegangenen ausführlichen Betrachtung des We- sens und der Entstehung der Sprache ist der wesentlichste Theil der hier gestellten Aufgabe schon gelöst. Es bleibt uns aber noch übrig, die Folgerungen für die Grammatik daraus zu zie- hen. Zunächst sind die Principien der Grammatik und ihre ge- genseitige Beziehung noch näher zu betrachten; und weiter ist dann zu sehen, wie sich die Sprache in ihre grammatischen Ele- mente gliedert.
1. Die Principien der Grammatik.
§. 114.
Aus allem schon Gesagten ergeben sich mit Klarheit zwei Principien für die Grammatik: der Laut und das instinctive Selbstbewußtsein oder die Anschauung der Anschauung; dieses zweite Princip heißt, insofern es mit dem ersten verbunden ist, die innere Sprachform. Der Laut, das leibliche Element der Sprache, fehlte dem grammatischen Bewußtsein niemals, obwohl erst in neuester Zeit eine wissenschaftliche Betrachtung desselben erreicht worden ist. Man hat ihn früher verachtet, weil man ihm nichts abzugewinnen verstand. Die innere Sprach- form hat sich den frühern Grammatikern nur in dunkeln Ahnun- gen offenbart. Durch die neuesten Etymologen ist sie kräftig ins empirische Bewußtsein gedrungen. Unsere Aufgabe war es hier, sie ins philosophische Bewußtsein zu erheben und dadurch zu begründen, aufzuklären und schärfer zu bestimmen. Ihre Ab- scheidung vom realen Denken, vom ausgesprochenen Inhalte der Rede, wird nach unserer Auseinandersetzung keine Schwierigkeit mehr bieten. Man wird jetzt auch die vielfachen Andeutungen verstehen, die in den beiden ersten Abschnitten dieses Buches als Ergebnisse theils der Kritik, theils der Vergleichung mit der Kunst nur erst im Halblichte und mehr als Hypothese auftra- ten. Wir haben also jetzt einen eigenthümlichen Boden und
setzt“, oder „der Rubicon ist von Cäsar überschritten worden“. Jede dieser Satzformen dient aber in gleicher Weise als Aus- druck des Urtheils der Vorstellung, wie des Begriffs.
B. Die Grammatik.
In der vorangegangenen ausführlichen Betrachtung des We- sens und der Entstehung der Sprache ist der wesentlichste Theil der hier gestellten Aufgabe schon gelöst. Es bleibt uns aber noch übrig, die Folgerungen für die Grammatik daraus zu zie- hen. Zunächst sind die Principien der Grammatik und ihre ge- genseitige Beziehung noch näher zu betrachten; und weiter ist dann zu sehen, wie sich die Sprache in ihre grammatischen Ele- mente gliedert.
1. Die Principien der Grammatik.
§. 114.
Aus allem schon Gesagten ergeben sich mit Klarheit zwei Principien für die Grammatik: der Laut und das instinctive Selbstbewußtsein oder die Anschauung der Anschauung; dieses zweite Princip heißt, insofern es mit dem ersten verbunden ist, die innere Sprachform. Der Laut, das leibliche Element der Sprache, fehlte dem grammatischen Bewußtsein niemals, obwohl erst in neuester Zeit eine wissenschaftliche Betrachtung desselben erreicht worden ist. Man hat ihn früher verachtet, weil man ihm nichts abzugewinnen verstand. Die innere Sprach- form hat sich den frühern Grammatikern nur in dunkeln Ahnun- gen offenbart. Durch die neuesten Etymologen ist sie kräftig ins empirische Bewußtsein gedrungen. Unsere Aufgabe war es hier, sie ins philosophische Bewußtsein zu erheben und dadurch zu begründen, aufzuklären und schärfer zu bestimmen. Ihre Ab- scheidung vom realen Denken, vom ausgesprochenen Inhalte der Rede, wird nach unserer Auseinandersetzung keine Schwierigkeit mehr bieten. Man wird jetzt auch die vielfachen Andeutungen verstehen, die in den beiden ersten Abschnitten dieses Buches als Ergebnisse theils der Kritik, theils der Vergleichung mit der Kunst nur erst im Halblichte und mehr als Hypothese auftra- ten. Wir haben also jetzt einen eigenthümlichen Boden und
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setzt“, oder „der Rubicon ist von Cäsar überschritten worden“.
Jede dieser Satzformen dient aber in gleicher Weise als Aus-
druck des Urtheils der Vorstellung, wie des Begriffs.
B. Die Grammatik.
In der vorangegangenen ausführlichen Betrachtung des We-
sens und der Entstehung der Sprache ist der wesentlichste Theil
der hier gestellten Aufgabe schon gelöst. Es bleibt uns aber
noch übrig, die Folgerungen für die Grammatik daraus zu zie-
hen. Zunächst sind die Principien der Grammatik und ihre ge-
genseitige Beziehung noch näher zu betrachten; und weiter ist
dann zu sehen, wie sich die Sprache in ihre grammatischen Ele-
mente gliedert.
1. Die Principien der Grammatik.
§. 114.
Aus allem schon Gesagten ergeben sich mit Klarheit zwei
Principien für die Grammatik: der Laut und das instinctive
Selbstbewußtsein oder die Anschauung der Anschauung; dieses
zweite Princip heißt, insofern es mit dem ersten verbunden ist,
die innere Sprachform. Der Laut, das leibliche Element
der Sprache, fehlte dem grammatischen Bewußtsein niemals,
obwohl erst in neuester Zeit eine wissenschaftliche Betrachtung
desselben erreicht worden ist. Man hat ihn früher verachtet,
weil man ihm nichts abzugewinnen verstand. Die innere Sprach-
form hat sich den frühern Grammatikern nur in dunkeln Ahnun-
gen offenbart. Durch die neuesten Etymologen ist sie kräftig
ins empirische Bewußtsein gedrungen. Unsere Aufgabe war es
hier, sie ins philosophische Bewußtsein zu erheben und dadurch
zu begründen, aufzuklären und schärfer zu bestimmen. Ihre Ab-
scheidung vom realen Denken, vom ausgesprochenen Inhalte der
Rede, wird nach unserer Auseinandersetzung keine Schwierigkeit
mehr bieten. Man wird jetzt auch die vielfachen Andeutungen
verstehen, die in den beiden ersten Abschnitten dieses Buches
als Ergebnisse theils der Kritik, theils der Vergleichung mit der
Kunst nur erst im Halblichte und mehr als Hypothese auftra-
ten. Wir haben also jetzt einen eigenthümlichen Boden und
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Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/378>, abgerufen am 22.12.2024.
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