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Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 3 (2,2). Stuttgart, 1867.

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Berichte. (Kopetz, Polizeigesetz II. §. 866 ff. Stubenrauch, Verwal-
tungsgesetzk. II. S. 307.) -- Preußen. Aufnahme des Impfwesens in
das allgemeine Seuchenwesen 1835. Regulativ vom 28. Oktober 1835
§§. 44--58. Das darin ausgesprochene allgemeine Regulativ über alle
öffentlichen Impfungen und ihr gemeinsames gleichartiges Recht ist noch
nicht erschienen; dagegen Erlaß besonderer Impfordnungen in allen
Regierungsbezirken, und zwangsweise Impfung aller zum Militär-
verbande gehörigen Personen. (Ministerial-Erlaß vom 6. April 1834.
Rönne und Simon, Medicinalwesen der preußischen Monarchie II.
S. 255--272. Supplement I. 82, 84. Horn, Medicinalwesen I.
227, 244. Rönne, Staatsrecht II. 363.) Die Gesetzgebung über das
Impfwesen im übrigen Deutschland aus dem vorigen Jahrhundert bei Berg,
Polizeirecht Bd. IV., neuere bei Ehrhardt Bd. III. 188 ff. Grundsatz
Verbot der Menschenblattern, Pflicht zur Impfung, Impfärzte, Impf-
tabellen und Instruktionen der Medicinalbehörden. -- Bayern. Impf-
pflicht und Bestrafung der Unterlassung. (Polizeistrafgesetzbuch 1861,
Art. 117, 116.) -- Württemberg. Auch hier gilt die Impfpflicht
(Verordnung vom 12. Juni 1811); weiter ausgebildet und genau regulirt
auch in der Ueberwachung durch Verordnung vom 6. Juni 1818 und
3. April 1824; nebst eigenen Gesetzen über die Impfärzte und den
Impfstoff (Roller, Polizeirecht §§. 163--168); Centralimpfanstalt in
Stuttgart (Verordnung vom 16. August 1830). -- Baden. Impf-
zwang eingeführt (Verordnung vom 30. Mai 1865); Wiederholung an-
gerathen. Impfung im ersten Jahr. -- Königreich Sachsen. Erste
Verordnung vom 20. Febr. 1805; Organisirung des Impfwesens auf
Grundlage der Impfpflicht (Mandat vom 23. März 1825); Central-
impfinstitut in Dresden (Bekanntmachung vom 4. April 1838 nebst aus-
führlicher Instruktion bei Funke, Sächs. Polizeigesetze und Verordnungen
III. S. 284 ff.) -- In Holland dagegen ist keine Impfpflicht, sondern
nur die staatliche Oberaufsicht seit Gesetz vom 18. April 1818, durch Gesetz
vom 10. Juli 1861 erweitert. Die Regierung gibt Impfprämien; ein
"Verein für die Impfung" sorgt für die Verbreitung durch Unterstützung
und Schriften.

III. Die Epidemien und ihr Recht.

Es ist wohl nicht Sache der Verwaltungslehre, sich auf die Unter-
schiede von Epidemien, Endemien und andern Begriffen einzulassen.
Uns muß es genügen zu bemerken, daß allerdings einzelne interessante
aber meist locale und weiter gehende Bestimmungen und Maßregeln für
allgemeine Krankheitszustände auch außer den Contagien und den Blat-
tern schon früher da waren. Allein man kann wohl nicht verkennen,

Berichte. (Kopetz, Polizeigeſetz II. §. 866 ff. Stubenrauch, Verwal-
tungsgeſetzk. II. S. 307.) — Preußen. Aufnahme des Impfweſens in
das allgemeine Seuchenweſen 1835. Regulativ vom 28. Oktober 1835
§§. 44—58. Das darin ausgeſprochene allgemeine Regulativ über alle
öffentlichen Impfungen und ihr gemeinſames gleichartiges Recht iſt noch
nicht erſchienen; dagegen Erlaß beſonderer Impfordnungen in allen
Regierungsbezirken, und zwangsweiſe Impfung aller zum Militär-
verbande gehörigen Perſonen. (Miniſterial-Erlaß vom 6. April 1834.
Rönne und Simon, Medicinalweſen der preußiſchen Monarchie II.
S. 255—272. Supplement I. 82, 84. Horn, Medicinalweſen I.
227, 244. Rönne, Staatsrecht II. 363.) Die Geſetzgebung über das
Impfweſen im übrigen Deutſchland aus dem vorigen Jahrhundert bei Berg,
Polizeirecht Bd. IV., neuere bei Ehrhardt Bd. III. 188 ff. Grundſatz
Verbot der Menſchenblattern, Pflicht zur Impfung, Impfärzte, Impf-
tabellen und Inſtruktionen der Medicinalbehörden. — Bayern. Impf-
pflicht und Beſtrafung der Unterlaſſung. (Polizeiſtrafgeſetzbuch 1861,
Art. 117, 116.) — Württemberg. Auch hier gilt die Impfpflicht
(Verordnung vom 12. Juni 1811); weiter ausgebildet und genau regulirt
auch in der Ueberwachung durch Verordnung vom 6. Juni 1818 und
3. April 1824; nebſt eigenen Geſetzen über die Impfärzte und den
Impfſtoff (Roller, Polizeirecht §§. 163—168); Centralimpfanſtalt in
Stuttgart (Verordnung vom 16. Auguſt 1830). — Baden. Impf-
zwang eingeführt (Verordnung vom 30. Mai 1865); Wiederholung an-
gerathen. Impfung im erſten Jahr. — Königreich Sachſen. Erſte
Verordnung vom 20. Febr. 1805; Organiſirung des Impfweſens auf
Grundlage der Impfpflicht (Mandat vom 23. März 1825); Central-
impfinſtitut in Dresden (Bekanntmachung vom 4. April 1838 nebſt aus-
führlicher Inſtruktion bei Funke, Sächſ. Polizeigeſetze und Verordnungen
III. S. 284 ff.) — In Holland dagegen iſt keine Impfpflicht, ſondern
nur die ſtaatliche Oberaufſicht ſeit Geſetz vom 18. April 1818, durch Geſetz
vom 10. Juli 1861 erweitert. Die Regierung gibt Impfprämien; ein
„Verein für die Impfung“ ſorgt für die Verbreitung durch Unterſtützung
und Schriften.

III. Die Epidemien und ihr Recht.

Es iſt wohl nicht Sache der Verwaltungslehre, ſich auf die Unter-
ſchiede von Epidemien, Endemien und andern Begriffen einzulaſſen.
Uns muß es genügen zu bemerken, daß allerdings einzelne intereſſante
aber meiſt locale und weiter gehende Beſtimmungen und Maßregeln für
allgemeine Krankheitszuſtände auch außer den Contagien und den Blat-
tern ſchon früher da waren. Allein man kann wohl nicht verkennen,

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[48/0064] Berichte. (Kopetz, Polizeigeſetz II. §. 866 ff. Stubenrauch, Verwal- tungsgeſetzk. II. S. 307.) — Preußen. Aufnahme des Impfweſens in das allgemeine Seuchenweſen 1835. Regulativ vom 28. Oktober 1835 §§. 44—58. Das darin ausgeſprochene allgemeine Regulativ über alle öffentlichen Impfungen und ihr gemeinſames gleichartiges Recht iſt noch nicht erſchienen; dagegen Erlaß beſonderer Impfordnungen in allen Regierungsbezirken, und zwangsweiſe Impfung aller zum Militär- verbande gehörigen Perſonen. (Miniſterial-Erlaß vom 6. April 1834. Rönne und Simon, Medicinalweſen der preußiſchen Monarchie II. S. 255—272. Supplement I. 82, 84. Horn, Medicinalweſen I. 227, 244. Rönne, Staatsrecht II. 363.) Die Geſetzgebung über das Impfweſen im übrigen Deutſchland aus dem vorigen Jahrhundert bei Berg, Polizeirecht Bd. IV., neuere bei Ehrhardt Bd. III. 188 ff. Grundſatz Verbot der Menſchenblattern, Pflicht zur Impfung, Impfärzte, Impf- tabellen und Inſtruktionen der Medicinalbehörden. — Bayern. Impf- pflicht und Beſtrafung der Unterlaſſung. (Polizeiſtrafgeſetzbuch 1861, Art. 117, 116.) — Württemberg. Auch hier gilt die Impfpflicht (Verordnung vom 12. Juni 1811); weiter ausgebildet und genau regulirt auch in der Ueberwachung durch Verordnung vom 6. Juni 1818 und 3. April 1824; nebſt eigenen Geſetzen über die Impfärzte und den Impfſtoff (Roller, Polizeirecht §§. 163—168); Centralimpfanſtalt in Stuttgart (Verordnung vom 16. Auguſt 1830). — Baden. Impf- zwang eingeführt (Verordnung vom 30. Mai 1865); Wiederholung an- gerathen. Impfung im erſten Jahr. — Königreich Sachſen. Erſte Verordnung vom 20. Febr. 1805; Organiſirung des Impfweſens auf Grundlage der Impfpflicht (Mandat vom 23. März 1825); Central- impfinſtitut in Dresden (Bekanntmachung vom 4. April 1838 nebſt aus- führlicher Inſtruktion bei Funke, Sächſ. Polizeigeſetze und Verordnungen III. S. 284 ff.) — In Holland dagegen iſt keine Impfpflicht, ſondern nur die ſtaatliche Oberaufſicht ſeit Geſetz vom 18. April 1818, durch Geſetz vom 10. Juli 1861 erweitert. Die Regierung gibt Impfprämien; ein „Verein für die Impfung“ ſorgt für die Verbreitung durch Unterſtützung und Schriften. III. Die Epidemien und ihr Recht. Es iſt wohl nicht Sache der Verwaltungslehre, ſich auf die Unter- ſchiede von Epidemien, Endemien und andern Begriffen einzulaſſen. Uns muß es genügen zu bemerken, daß allerdings einzelne intereſſante aber meiſt locale und weiter gehende Beſtimmungen und Maßregeln für allgemeine Krankheitszuſtände auch außer den Contagien und den Blat- tern ſchon früher da waren. Allein man kann wohl nicht verkennen,

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Zitationshilfe: Stein, Lorenz von: Die Verwaltungslehre. Bd. 3 (2,2). Stuttgart, 1867, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stein_verwaltungslehre03_1867/64>, abgerufen am 21.12.2024.