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Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

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Der Sterbende befiehlt sich GOtt.
Gesang.
Mel. Wer nur den lieben GOtt läst etc.

1.
MEin GOtt! ich habe noch das Leben, das
deine Hand verliehen hat, das wil ich dir
jetzt wieder geben, doch bitt ich noch um diese
Gnad: wenn nun mein letztes End anbricht, als-
denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.

2. Ich lebe noch, und kan noch beten, drum
bet ich auch, und komm zu dir, wirst du im Sterben
zu mir treten, so ist mir wohl, so gnüget mir, und
wenn der Tod ans Hertze sticht, alsdenn, mein
GOtt! verlaß mich nicht.

3. Wenn meine Todes-Stund erscheinet,
und werde nach und nach gar blaß, wenn jeder-
man mich klagt und weinet, und lieg im Todes-
Schweisse naß, wenn sich entfärbet mein Gesicht,
alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht.

4. Wenn mein Verstand sich wird verlieren,
daß ich nicht mehr weiß, wo ich bin, so laß mich
deinen Geist regieren, damit ich JEsum hab im
Sinn, und so mich meine Sünd anficht, alsdenn,
mein GOtt! verlaß mich nicht.

5. Wenn sich die blasse Lippen schliessen, daß
man kein Wort mehr von mir hört, so laß mir
diesen Trost zufliessen: ich geb dir, was du hast be-
gehrt; wenn meine Zunge nicht mehr spricht, als-
denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.

6. Wenn das Gesichte wird vergehen zuletzt in

meiner
Der Sterbende befiehlt ſich GOtt.
Geſang.
Mel. Wer nur den lieben GOtt laͤſt ꝛc.

1.
MEin GOtt! ich habe noch das Leben, das
deine Hand verliehen hat, das wil ich dir
jetzt wieder geben, doch bitt ich noch um dieſe
Gnad: wenn nun mein letztes End anbricht, als-
denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.

2. Ich lebe noch, und kan noch beten, drum
bet ich auch, und komm zu dir, wirſt du im Sterben
zu mir treten, ſo iſt mir wohl, ſo gnuͤget mir, und
wenn der Tod ans Hertze ſticht, alsdenn, mein
GOtt! verlaß mich nicht.

3. Wenn meine Todes-Stund erſcheinet,
und werde nach und nach gar blaß, wenn jeder-
man mich klagt und weinet, und lieg im Todes-
Schweiſſe naß, wenn ſich entfaͤrbet mein Geſicht,
alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht.

4. Wenn mein Verſtand ſich wird verlieren,
daß ich nicht mehr weiß, wo ich bin, ſo laß mich
deinen Geiſt regieren, damit ich JEſum hab im
Sinn, und ſo mich meine Suͤnd anficht, alsdenn,
mein GOtt! verlaß mich nicht.

5. Wenn ſich die blaſſe Lippen ſchlieſſen, daß
man kein Wort mehr von mir hoͤrt, ſo laß mir
dieſen Troſt zuflieſſen: ich geb dir, was du haſt be-
gehrt; wenn meine Zunge nicht mehr ſpricht, als-
denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.

6. Wenn das Geſichte wird vergehen zuletzt in

meiner
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[548/0578] Der Sterbende befiehlt ſich GOtt. Geſang. Mel. Wer nur den lieben GOtt laͤſt ꝛc. 1. MEin GOtt! ich habe noch das Leben, das deine Hand verliehen hat, das wil ich dir jetzt wieder geben, doch bitt ich noch um dieſe Gnad: wenn nun mein letztes End anbricht, als- denn, mein GOtt! verlaß mich nicht. 2. Ich lebe noch, und kan noch beten, drum bet ich auch, und komm zu dir, wirſt du im Sterben zu mir treten, ſo iſt mir wohl, ſo gnuͤget mir, und wenn der Tod ans Hertze ſticht, alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht. 3. Wenn meine Todes-Stund erſcheinet, und werde nach und nach gar blaß, wenn jeder- man mich klagt und weinet, und lieg im Todes- Schweiſſe naß, wenn ſich entfaͤrbet mein Geſicht, alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht. 4. Wenn mein Verſtand ſich wird verlieren, daß ich nicht mehr weiß, wo ich bin, ſo laß mich deinen Geiſt regieren, damit ich JEſum hab im Sinn, und ſo mich meine Suͤnd anficht, alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht. 5. Wenn ſich die blaſſe Lippen ſchlieſſen, daß man kein Wort mehr von mir hoͤrt, ſo laß mir dieſen Troſt zuflieſſen: ich geb dir, was du haſt be- gehrt; wenn meine Zunge nicht mehr ſpricht, als- denn, mein GOtt! verlaß mich nicht. 6. Wenn das Geſichte wird vergehen zuletzt in meiner

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Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/578>, abgerufen am 21.11.2024.