1. MEin GOtt! ich habe noch das Leben, das deine Hand verliehen hat, das wil ich dir jetzt wieder geben, doch bitt ich noch um diese Gnad: wenn nun mein letztes End anbricht, als- denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
2. Ich lebe noch, und kan noch beten, drum bet ich auch, und komm zu dir, wirst du im Sterben zu mir treten, so ist mir wohl, so gnüget mir, und wenn der Tod ans Hertze sticht, alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
3. Wenn meine Todes-Stund erscheinet, und werde nach und nach gar blaß, wenn jeder- man mich klagt und weinet, und lieg im Todes- Schweisse naß, wenn sich entfärbet mein Gesicht, alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
4. Wenn mein Verstand sich wird verlieren, daß ich nicht mehr weiß, wo ich bin, so laß mich deinen Geist regieren, damit ich JEsum hab im Sinn, und so mich meine Sünd anficht, alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
5. Wenn sich die blasse Lippen schliessen, daß man kein Wort mehr von mir hört, so laß mir diesen Trost zufliessen: ich geb dir, was du hast be- gehrt; wenn meine Zunge nicht mehr spricht, als- denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
6. Wenn das Gesichte wird vergehen zuletzt in
meiner
Der Sterbende befiehlt ſich GOtt.
Geſang. Mel. Wer nur den lieben GOtt laͤſt ꝛc.
1. MEin GOtt! ich habe noch das Leben, das deine Hand verliehen hat, das wil ich dir jetzt wieder geben, doch bitt ich noch um dieſe Gnad: wenn nun mein letztes End anbricht, als- denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
2. Ich lebe noch, und kan noch beten, drum bet ich auch, und komm zu dir, wirſt du im Sterben zu mir treten, ſo iſt mir wohl, ſo gnuͤget mir, und wenn der Tod ans Hertze ſticht, alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
3. Wenn meine Todes-Stund erſcheinet, und werde nach und nach gar blaß, wenn jeder- man mich klagt und weinet, und lieg im Todes- Schweiſſe naß, wenn ſich entfaͤrbet mein Geſicht, alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
4. Wenn mein Verſtand ſich wird verlieren, daß ich nicht mehr weiß, wo ich bin, ſo laß mich deinen Geiſt regieren, damit ich JEſum hab im Sinn, und ſo mich meine Suͤnd anficht, alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
5. Wenn ſich die blaſſe Lippen ſchlieſſen, daß man kein Wort mehr von mir hoͤrt, ſo laß mir dieſen Troſt zuflieſſen: ich geb dir, was du haſt be- gehrt; wenn meine Zunge nicht mehr ſpricht, als- denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
6. Wenn das Geſichte wird vergehen zuletzt in
meiner
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0578"n="548"/><fwplace="top"type="header">Der Sterbende befiehlt ſich GOtt.</fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#fr">Geſang.</hi><lb/>
Mel. Wer nur den lieben GOtt laͤſt ꝛc.</head><lb/><p>1.<lb/><hirendition="#in">M</hi>Ein GOtt! ich habe noch das Leben, das<lb/>
deine Hand verliehen hat, das wil ich dir<lb/>
jetzt wieder geben, doch bitt ich noch um dieſe<lb/>
Gnad: wenn nun mein letztes End anbricht, als-<lb/>
denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.</p><lb/><p>2. Ich lebe noch, und kan noch beten, drum<lb/>
bet ich auch, und komm zu dir, wirſt du im Sterben<lb/>
zu mir treten, ſo iſt mir wohl, ſo gnuͤget mir, und<lb/>
wenn der Tod ans Hertze ſticht, alsdenn, mein<lb/>
GOtt! verlaß mich nicht.</p><lb/><p>3. Wenn meine Todes-Stund erſcheinet,<lb/>
und werde nach und nach gar blaß, wenn jeder-<lb/>
man mich klagt und weinet, und lieg im Todes-<lb/>
Schweiſſe naß, wenn ſich entfaͤrbet mein Geſicht,<lb/>
alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht.</p><lb/><p>4. Wenn mein Verſtand ſich wird verlieren,<lb/>
daß ich nicht mehr weiß, wo ich bin, ſo laß mich<lb/>
deinen Geiſt regieren, damit ich JEſum hab im<lb/>
Sinn, und ſo mich meine Suͤnd anficht, alsdenn,<lb/>
mein GOtt! verlaß mich nicht.</p><lb/><p>5. Wenn ſich die blaſſe Lippen ſchlieſſen, daß<lb/>
man kein Wort mehr von mir hoͤrt, ſo laß mir<lb/>
dieſen Troſt zuflieſſen: ich geb dir, was du haſt be-<lb/>
gehrt; wenn meine Zunge nicht mehr ſpricht, als-<lb/>
denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.</p><lb/><p>6. Wenn das Geſichte wird vergehen zuletzt in<lb/><fwplace="bottom"type="catch">meiner</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[548/0578]
Der Sterbende befiehlt ſich GOtt.
Geſang.
Mel. Wer nur den lieben GOtt laͤſt ꝛc.
1.
MEin GOtt! ich habe noch das Leben, das
deine Hand verliehen hat, das wil ich dir
jetzt wieder geben, doch bitt ich noch um dieſe
Gnad: wenn nun mein letztes End anbricht, als-
denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
2. Ich lebe noch, und kan noch beten, drum
bet ich auch, und komm zu dir, wirſt du im Sterben
zu mir treten, ſo iſt mir wohl, ſo gnuͤget mir, und
wenn der Tod ans Hertze ſticht, alsdenn, mein
GOtt! verlaß mich nicht.
3. Wenn meine Todes-Stund erſcheinet,
und werde nach und nach gar blaß, wenn jeder-
man mich klagt und weinet, und lieg im Todes-
Schweiſſe naß, wenn ſich entfaͤrbet mein Geſicht,
alsdenn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
4. Wenn mein Verſtand ſich wird verlieren,
daß ich nicht mehr weiß, wo ich bin, ſo laß mich
deinen Geiſt regieren, damit ich JEſum hab im
Sinn, und ſo mich meine Suͤnd anficht, alsdenn,
mein GOtt! verlaß mich nicht.
5. Wenn ſich die blaſſe Lippen ſchlieſſen, daß
man kein Wort mehr von mir hoͤrt, ſo laß mir
dieſen Troſt zuflieſſen: ich geb dir, was du haſt be-
gehrt; wenn meine Zunge nicht mehr ſpricht, als-
denn, mein GOtt! verlaß mich nicht.
6. Wenn das Geſichte wird vergehen zuletzt in
meiner
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]
Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesichert. Die 3. Auflage erschien 1738 (z.B. VD 18 10928979).
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription.
(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/578>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.