Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite


Der Betrübte tröstet sich der Barmher-
tzigkeit GOttes:
Aufmunterung.
Psalm. CIII, 8. 9. 13.
Barmhertzig und gnädig ist der HERR,
gedultig und von grosser Güte. Er wird
nicht immer hadern, noch ewiglich Zorn
halten. Wie sich ein Vater über Kinder
erbarmet, so erbarmet sich der HERR
über die, so ihn fürchten.

WJe betrübt ist es doch, im Elend und Jam-
mer mit harten und unfreundlichen Leuten
zu thun haben. Allein ein betrübtes Kind GOt-
tes soll versichert seyn, 1) daß sein getreuer GOtt im
Himmel wisse all sein, Leiden, Elend und Creutz, wie
groß und schwer es sey, wie lang es daure, und wie
empfindlich es der Seelen sey; nicht allein aber
weiß es GOtt, sondern 2) Er erbarmet sich auch
des Elenden; dieses sehen wir an der betrübten
Wittwe zu Nain, und allen Krancken und Elen-
den, denen er von freyen Stücken entgegen ge-
gangen, und ihnen geholffen. So sprach er von
dem Volcke: mich jammert des Volcks; und von
Zion heisset es: darum bricht mir mein Hertz
gegen dir, daß ich mich dein erbarmen muß. In
Betrachtung dessen, daß GOtt also barmhertzig
ist, und Barmhertzigkeit ausübet, soll 3) ein Be-
trübter nicht verzagen, sondern zu dem barm-
hertzigen GOtt seine Zuflucht nehmen: denn die

Betrüb-


Der Betruͤbte troͤſtet ſich der Barmher-
tzigkeit GOttes:
Aufmunterung.
Pſalm. CIII, 8. 9. 13.
Barmhertzig und gnaͤdig iſt der HERR,
gedultig und von groſſer Guͤte. Er wird
nicht immer hadern, noch ewiglich Zorn
halten. Wie ſich ein Vater uͤber Kinder
erbarmet, ſo erbarmet ſich der HERR
uͤber die, ſo ihn fuͤrchten.

WJe betruͤbt iſt es doch, im Elend und Jam-
mer mit harten und unfreundlichen Leuten
zu thun haben. Allein ein betruͤbtes Kind GOt-
tes ſoll verſichert ſeyn, 1) daß ſein getreuer GOtt im
Himmel wiſſe all ſein, Leiden, Elend und Creutz, wie
groß und ſchwer es ſey, wie lang es daure, und wie
empfindlich es der Seelen ſey; nicht allein aber
weiß es GOtt, ſondern 2) Er erbarmet ſich auch
des Elenden; dieſes ſehen wir an der betruͤbten
Wittwe zu Nain, und allen Krancken und Elen-
den, denen er von freyen Stuͤcken entgegen ge-
gangen, und ihnen geholffen. So ſprach er von
dem Volcke: mich jammert des Volcks; und von
Zion heiſſet es: darum bricht mir mein Hertz
gegen dir, daß ich mich dein erbarmen muß. In
Betrachtung deſſen, daß GOtt alſo barmhertzig
iſt, und Barmhertzigkeit ausuͤbet, ſoll 3) ein Be-
truͤbter nicht verzagen, ſondern zu dem barm-
hertzigen GOtt ſeine Zuflucht nehmen: denn die

Betruͤb-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0329" n="303"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Der Betru&#x0364;bte tro&#x0364;&#x017F;tet &#x017F;ich der Barmher-</hi><lb/>
tzigkeit GOttes:</head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Aufmunterung.</hi> </head><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#c">P&#x017F;alm. <hi rendition="#aq">CIII,</hi> 8. 9. 13.</hi><lb/>
Barmhertzig und gna&#x0364;dig i&#x017F;t der HERR,<lb/>
gedultig und von gro&#x017F;&#x017F;er Gu&#x0364;te. Er wird<lb/>
nicht immer hadern, noch ewiglich Zorn<lb/>
halten. Wie &#x017F;ich ein Vater u&#x0364;ber Kinder<lb/>
erbarmet, &#x017F;o erbarmet &#x017F;ich der HERR<lb/>
u&#x0364;ber die, &#x017F;o ihn fu&#x0364;rchten.</quote>
            </cit><lb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>Je betru&#x0364;bt i&#x017F;t es doch, im Elend und Jam-<lb/>
mer mit harten und unfreundlichen Leuten<lb/>
zu thun haben. Allein ein betru&#x0364;btes Kind GOt-<lb/>
tes &#x017F;oll ver&#x017F;ichert &#x017F;eyn, 1) daß &#x017F;ein getreuer GOtt im<lb/>
Himmel wi&#x017F;&#x017F;e all &#x017F;ein, Leiden, Elend und Creutz, wie<lb/>
groß und &#x017F;chwer es &#x017F;ey, wie lang es daure, und wie<lb/>
empfindlich es der Seelen &#x017F;ey; nicht allein aber<lb/>
weiß es GOtt, &#x017F;ondern 2) Er erbarmet &#x017F;ich auch<lb/>
des Elenden; die&#x017F;es &#x017F;ehen wir an der betru&#x0364;bten<lb/>
Wittwe zu Nain, und allen Krancken und Elen-<lb/>
den, denen er von freyen Stu&#x0364;cken entgegen ge-<lb/>
gangen, und ihnen geholffen. So &#x017F;prach er von<lb/>
dem Volcke: mich jammert des Volcks; und von<lb/>
Zion hei&#x017F;&#x017F;et es: darum bricht mir mein Hertz<lb/>
gegen dir, daß ich mich dein erbarmen muß. In<lb/>
Betrachtung de&#x017F;&#x017F;en, daß GOtt al&#x017F;o barmhertzig<lb/>
i&#x017F;t, und Barmhertzigkeit ausu&#x0364;bet, &#x017F;oll 3) ein Be-<lb/>
tru&#x0364;bter nicht verzagen, &#x017F;ondern zu dem barm-<lb/>
hertzigen GOtt &#x017F;eine Zuflucht nehmen: denn die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Betru&#x0364;b-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[303/0329] Der Betruͤbte troͤſtet ſich der Barmher- tzigkeit GOttes: Aufmunterung. Pſalm. CIII, 8. 9. 13. Barmhertzig und gnaͤdig iſt der HERR, gedultig und von groſſer Guͤte. Er wird nicht immer hadern, noch ewiglich Zorn halten. Wie ſich ein Vater uͤber Kinder erbarmet, ſo erbarmet ſich der HERR uͤber die, ſo ihn fuͤrchten. WJe betruͤbt iſt es doch, im Elend und Jam- mer mit harten und unfreundlichen Leuten zu thun haben. Allein ein betruͤbtes Kind GOt- tes ſoll verſichert ſeyn, 1) daß ſein getreuer GOtt im Himmel wiſſe all ſein, Leiden, Elend und Creutz, wie groß und ſchwer es ſey, wie lang es daure, und wie empfindlich es der Seelen ſey; nicht allein aber weiß es GOtt, ſondern 2) Er erbarmet ſich auch des Elenden; dieſes ſehen wir an der betruͤbten Wittwe zu Nain, und allen Krancken und Elen- den, denen er von freyen Stuͤcken entgegen ge- gangen, und ihnen geholffen. So ſprach er von dem Volcke: mich jammert des Volcks; und von Zion heiſſet es: darum bricht mir mein Hertz gegen dir, daß ich mich dein erbarmen muß. In Betrachtung deſſen, daß GOtt alſo barmhertzig iſt, und Barmhertzigkeit ausuͤbet, ſoll 3) ein Be- truͤbter nicht verzagen, ſondern zu dem barm- hertzigen GOtt ſeine Zuflucht nehmen: denn die Betruͤb-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Auflagennummer hier erschlossen und nicht gesiche… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Li Xang: Bearbeitung und strukturelle Auszeichnung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription. (2023-05-24T12:24:22Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/329
Zitationshilfe: Starck, Johann Friedrich: Tägliches Hand-Buch in guten und bösen Tagen. Frankfurt/Leipzig, 1749, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/starck_handbuch_1749/329>, abgerufen am 21.12.2024.