Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Saxifraga. Scleranthus.
ganz alten Blumen, welche schon befruchtet zu seyn schienen,
hatten sich die Staubgefäße sämtlich wieder über die Stigmate
hingebogen, so daß sie nun einen Kegel bildeten. Uebrigens hat
die Blume eine sehr ansehnliche frey liegende gelbe Saftdrüse.
Auch fand ich, daß sie von einer Fliege besucht wurde.

Saxifraga vmbrosa. Tab. XXII. 1. 2.

1. Die vergrösserte Blume, von oben gesehen.

2. Das noch stärker vergrösserte Pistill von der Seite.

1. 2. Die Saftdrüse und zugleich der Safthalter ist die oberste
Hälfte des untersten dickeren Theils des glatten Pistills, auf wel-
cher der Saft in Gestalt kleiner Tropfen sitzt.

4. Die Blume hat ein schönes Saftmaal. Denn die weißen
Kronenbiätter sind mit kleinen rothen, an der Basis aber mit
zwey grösseren gelben Düpfeln geziert. Aesculus Hippocasta-
num
hat ein Saftmaal, welches anfangs gelb, hernach aber roth
ist; diese Blume hat ein solches, welches zugleich gelb und roth
ist. Da aber der gelbe Theil desselben dem Saft näher ist, als
der rothe, so scheint diese Blume dasjenige zu bestätigen, was
ich bey jener gesagt habe, daß nemlich die gelbe Farbe für die
Insekten mehr Reiz haben, oder denselben stärker in die Augen
fallen müsse, als die rothe.

Scleranthus.

Scleranthus perennis. Johannisblut. Knauel. Tab.
XVII.
43. 44.

43. Die vergrösserte Blume, von oben gesehen. Im Grunde
derselben die (punktirte) Saftdrüse.

44. Das noch stärker vergrösserte Pistill.

Auch diese Blume ist eine Saftblume. Wenn man sie ge-
gen das Sonnenlicht hält, so sieht man im Grunde derselben
den glänzenden Saft. Die Saftdrüse und zugleich der Safthal-
ter ist der oberste gelbe Theil der untersten Hälfte des Kelchs, in
welcher der Fruchtknoten befindlich ist, und welche hernach das
Samenbehältniß wird. Dieser oberste Theil hat in der Mitte
eine sehr enge Oeffnung für die beiden Griffel. Wenn man die
unterste Hälfte des Kelchs aufschneidet, so kann man das ganze
Pistill herausnehmen. Die Filamente halten die Regentropfen,
welche auf die innere Seite des Kelchs gefallen sind, vom Saft
ab. Der Kelch vertritt zugleich die Stelle der Krone. Denn er
ist grün, am Rande aber weiß. Folglich fällt das Blümchen den
Insekten besser in die Augen, als wenn der Kelch ganz grün
wäre.

[Spaltenumbruch]
Saponaria. Dianthus.
Saponaria.

Saponaria officinalis. Seifenkraut. Diese Blume
gehört zu der natürlichen Gattung, zu welcher Silene, Cucuba-
lus
und Lychnis gehören. Sie ist also, wie diese, eine Saft-
blume, und hat eine ähnliche Struktur. Auch fehlen ihr nicht
die beiden Ansätze oben am Nagel eines jeden Kronenblatts,
welche, wie ich bey der Lychnis zeigen werde, zur Beschützung
des Safts vor dem Regen dienen. Sie ist eine Nachtblume,
wie Lychnis dioeca, welcher sie, so wie überhaupt die ganze
Pflanze, sehr ähnlich ist. Deswegen hat sie kein Saftmaal.

Dianthus.

Dianthus superbus. Hohe Federnelke. Tab. XIV.
15--20*.

15. Eine etwas vergrösserte jüngere Blume, von oben ge-
sehen.

16. Der Fruchtknoten nebst der (punktirten) Hälfte der Saft-
drüse, welche den Stiel desselben umgiebt.

17. Diese Hälfte der Saftdrüse, nachdem der Fruchtknoten
herabgebogen worden.

18. Eine jüngere Blume in natürlicher Stellung. a der mit
Borsten besetzte Fleck eines Kronenblatts.

19. Die etwas vergrösserte Samenkapsel in natürlicher
Stellung.

20. Dieselbe, von oben gesehen.

20*. Die verblüheten Staubgefäße und blühenden Stigmate
einer älteren Blume.

1. Die Saftdrüse ist der röhrenförmige inwendig gelbe Theil,
welcher den Stiel des Fruchtknotens umgiebt, und die Filamente
und Kronenblätter trägt.

2. Der Saft befindet sich theils innerhalb dieses Körpers,
theils steigt er in die Höhe, und bleibt zwischen dem Fruchtkno-
ten und den Filamenten stehen.

3. Obgleich die Blume aufrecht steht, so kann doch keiner
von den Regentropfen, welche auf dieselbe gefallen sind, zum
Saft gelangen. Denn 1) haben die Kronenblätter, ob sie gleich
einen großen Umfang haben, dennoch nur eine kleine Oberfläche,
weil sie in sehr schmale Stücke ausgeschnitten sind. 2) Wenn ein
Regentropfen auf ein Kronenblatt gefallen ist, so kann derselbe
nicht am Nagel desselben hinabfließen; denn dasselbe hat über dem
Nagel einen Fleck, welcher mit auswärts gerichteten Borsten
besetzt ist. Diese Borsten halten jeden Regentropfen auf. 3) bil-
det der Kelch nebst den Nägeln der Kronenblätter eine enge Röhre,

[Spaltenumbruch]

Saxifraga. Scleranthus.
ganz alten Blumen, welche ſchon befruchtet zu ſeyn ſchienen,
hatten ſich die Staubgefaͤße ſaͤmtlich wieder uͤber die Stigmate
hingebogen, ſo daß ſie nun einen Kegel bildeten. Uebrigens hat
die Blume eine ſehr anſehnliche frey liegende gelbe Saftdruͤſe.
Auch fand ich, daß ſie von einer Fliege beſucht wurde.

Saxifraga vmbroſa. Tab. XXII. 1. 2.

1. Die vergroͤſſerte Blume, von oben geſehen.

2. Das noch ſtaͤrker vergroͤſſerte Piſtill von der Seite.

1. 2. Die Saftdruͤſe und zugleich der Safthalter iſt die oberſte
Haͤlfte des unterſten dickeren Theils des glatten Piſtills, auf wel-
cher der Saft in Geſtalt kleiner Tropfen ſitzt.

4. Die Blume hat ein ſchoͤnes Saftmaal. Denn die weißen
Kronenbiaͤtter ſind mit kleinen rothen, an der Baſis aber mit
zwey groͤſſeren gelben Duͤpfeln geziert. Aeſculus Hippocaſta-
num
hat ein Saftmaal, welches anfangs gelb, hernach aber roth
iſt; dieſe Blume hat ein ſolches, welches zugleich gelb und roth
iſt. Da aber der gelbe Theil deſſelben dem Saft naͤher iſt, als
der rothe, ſo ſcheint dieſe Blume dasjenige zu beſtaͤtigen, was
ich bey jener geſagt habe, daß nemlich die gelbe Farbe fuͤr die
Inſekten mehr Reiz haben, oder denſelben ſtaͤrker in die Augen
fallen muͤſſe, als die rothe.

Scleranthus.

Scleranthus perennis. Johannisblut. Knauel. Tab.
XVII.
43. 44.

43. Die vergroͤſſerte Blume, von oben geſehen. Im Grunde
derſelben die (punktirte) Saftdruͤſe.

44. Das noch ſtaͤrker vergroͤſſerte Piſtill.

Auch dieſe Blume iſt eine Saftblume. Wenn man ſie ge-
gen das Sonnenlicht haͤlt, ſo ſieht man im Grunde derſelben
den glaͤnzenden Saft. Die Saftdruͤſe und zugleich der Safthal-
ter iſt der oberſte gelbe Theil der unterſten Haͤlfte des Kelchs, in
welcher der Fruchtknoten befindlich iſt, und welche hernach das
Samenbehaͤltniß wird. Dieſer oberſte Theil hat in der Mitte
eine ſehr enge Oeffnung fuͤr die beiden Griffel. Wenn man die
unterſte Haͤlfte des Kelchs aufſchneidet, ſo kann man das ganze
Piſtill herausnehmen. Die Filamente halten die Regentropfen,
welche auf die innere Seite des Kelchs gefallen ſind, vom Saft
ab. Der Kelch vertritt zugleich die Stelle der Krone. Denn er
iſt gruͤn, am Rande aber weiß. Folglich faͤllt das Bluͤmchen den
Inſekten beſſer in die Augen, als wenn der Kelch ganz gruͤn
waͤre.

[Spaltenumbruch]
Saponaria. Dianthus.
Saponaria.

Saponaria officinalis. Seifenkraut. Dieſe Blume
gehoͤrt zu der natuͤrlichen Gattung, zu welcher Silene, Cucuba-
lus
und Lychnis gehoͤren. Sie iſt alſo, wie dieſe, eine Saft-
blume, und hat eine aͤhnliche Struktur. Auch fehlen ihr nicht
die beiden Anſaͤtze oben am Nagel eines jeden Kronenblatts,
welche, wie ich bey der Lychnis zeigen werde, zur Beſchuͤtzung
des Safts vor dem Regen dienen. Sie iſt eine Nachtblume,
wie Lychnis dioeca, welcher ſie, ſo wie uͤberhaupt die ganze
Pflanze, ſehr aͤhnlich iſt. Deswegen hat ſie kein Saftmaal.

Dianthus.

Dianthus ſuperbus. Hohe Federnelke. Tab. XIV.
15—20*.

15. Eine etwas vergroͤſſerte juͤngere Blume, von oben ge-
ſehen.

16. Der Fruchtknoten nebſt der (punktirten) Haͤlfte der Saft-
druͤſe, welche den Stiel deſſelben umgiebt.

17. Dieſe Haͤlfte der Saftdruͤſe, nachdem der Fruchtknoten
herabgebogen worden.

18. Eine juͤngere Blume in natuͤrlicher Stellung. a der mit
Borſten beſetzte Fleck eines Kronenblatts.

19. Die etwas vergroͤſſerte Samenkapſel in natuͤrlicher
Stellung.

20. Dieſelbe, von oben geſehen.

20*. Die verbluͤheten Staubgefaͤße und bluͤhenden Stigmate
einer aͤlteren Blume.

1. Die Saftdruͤſe iſt der roͤhrenfoͤrmige inwendig gelbe Theil,
welcher den Stiel des Fruchtknotens umgiebt, und die Filamente
und Kronenblaͤtter traͤgt.

2. Der Saft befindet ſich theils innerhalb dieſes Koͤrpers,
theils ſteigt er in die Hoͤhe, und bleibt zwiſchen dem Fruchtkno-
ten und den Filamenten ſtehen.

3. Obgleich die Blume aufrecht ſteht, ſo kann doch keiner
von den Regentropfen, welche auf dieſelbe gefallen ſind, zum
Saft gelangen. Denn 1) haben die Kronenblaͤtter, ob ſie gleich
einen großen Umfang haben, dennoch nur eine kleine Oberflaͤche,
weil ſie in ſehr ſchmale Stuͤcke ausgeſchnitten ſind. 2) Wenn ein
Regentropfen auf ein Kronenblatt gefallen iſt, ſo kann derſelbe
nicht am Nagel deſſelben hinabfließen; denn daſſelbe hat uͤber dem
Nagel einen Fleck, welcher mit auswaͤrts gerichteten Borſten
beſetzt iſt. Dieſe Borſten halten jeden Regentropfen auf. 3) bil-
det der Kelch nebſt den Naͤgeln der Kronenblaͤtter eine enge Roͤhre,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0136" n="[136]"/><cb n="247"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Saxifraga. Scleranthus.</hi></fw><lb/>
ganz alten Blumen, welche &#x017F;chon befruchtet zu &#x017F;eyn &#x017F;chienen,<lb/>
hatten &#x017F;ich die Staubgefa&#x0364;ße &#x017F;a&#x0364;mtlich wieder u&#x0364;ber die Stigmate<lb/>
hingebogen, &#x017F;o daß &#x017F;ie nun einen Kegel bildeten. Uebrigens hat<lb/>
die Blume eine &#x017F;ehr an&#x017F;ehnliche frey liegende gelbe Saftdru&#x0364;&#x017F;e.<lb/>
Auch fand ich, daß &#x017F;ie von einer Fliege be&#x017F;ucht wurde.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Saxifraga vmbro&#x017F;a</hi>. Tab. XXII.</hi> 1. 2.</p><lb/>
          <p>1. Die vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte Blume, von oben ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>2. Das noch &#x017F;ta&#x0364;rker vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte Pi&#x017F;till von der Seite.</p><lb/>
          <p>1. 2. Die Saftdru&#x0364;&#x017F;e und zugleich der Safthalter i&#x017F;t die ober&#x017F;te<lb/>
Ha&#x0364;lfte des unter&#x017F;ten dickeren Theils des glatten Pi&#x017F;tills, auf wel-<lb/>
cher der Saft in Ge&#x017F;talt kleiner Tropfen &#x017F;itzt.</p><lb/>
          <p>4. Die Blume hat ein &#x017F;cho&#x0364;nes Saftmaal. Denn die weißen<lb/>
Kronenbia&#x0364;tter &#x017F;ind mit kleinen rothen, an der Ba&#x017F;is aber mit<lb/>
zwey gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;eren gelben Du&#x0364;pfeln geziert. <hi rendition="#aq">Ae&#x017F;culus Hippoca&#x017F;ta-<lb/>
num</hi> hat ein Saftmaal, welches anfangs gelb, hernach aber roth<lb/>
i&#x017F;t; die&#x017F;e Blume hat ein &#x017F;olches, welches zugleich gelb und roth<lb/>
i&#x017F;t. Da aber der gelbe Theil de&#x017F;&#x017F;elben dem Saft na&#x0364;her i&#x017F;t, als<lb/>
der rothe, &#x017F;o &#x017F;cheint die&#x017F;e Blume dasjenige zu be&#x017F;ta&#x0364;tigen, was<lb/>
ich bey jener ge&#x017F;agt habe, daß nemlich die gelbe Farbe fu&#x0364;r die<lb/>
In&#x017F;ekten mehr Reiz haben, oder den&#x017F;elben &#x017F;ta&#x0364;rker in die Augen<lb/>
fallen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, als die rothe.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Scleranthus.</hi> </hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Scleranthus perennis.</hi></hi> Johannisblut. Knauel. <hi rendition="#aq">Tab.<lb/>
XVII.</hi> 43. 44.</p><lb/>
          <p>43. Die vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte Blume, von oben ge&#x017F;ehen. Im Grunde<lb/>
der&#x017F;elben die (punktirte) Saftdru&#x0364;&#x017F;e.</p><lb/>
          <p>44. Das noch &#x017F;ta&#x0364;rker vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte Pi&#x017F;till.</p><lb/>
          <p>Auch die&#x017F;e Blume i&#x017F;t eine Saftblume. Wenn man &#x017F;ie ge-<lb/>
gen das Sonnenlicht ha&#x0364;lt, &#x017F;o &#x017F;ieht man im Grunde der&#x017F;elben<lb/>
den gla&#x0364;nzenden Saft. Die Saftdru&#x0364;&#x017F;e und zugleich der Safthal-<lb/>
ter i&#x017F;t der ober&#x017F;te gelbe Theil der unter&#x017F;ten Ha&#x0364;lfte des Kelchs, in<lb/>
welcher der Fruchtknoten befindlich i&#x017F;t, und welche hernach das<lb/>
Samenbeha&#x0364;ltniß wird. Die&#x017F;er ober&#x017F;te Theil hat in der Mitte<lb/>
eine &#x017F;ehr enge Oeffnung fu&#x0364;r die beiden Griffel. Wenn man die<lb/>
unter&#x017F;te Ha&#x0364;lfte des Kelchs auf&#x017F;chneidet, &#x017F;o kann man das ganze<lb/>
Pi&#x017F;till herausnehmen. Die Filamente halten die Regentropfen,<lb/>
welche auf die innere Seite des Kelchs gefallen &#x017F;ind, vom Saft<lb/>
ab. Der Kelch vertritt zugleich die Stelle der Krone. Denn er<lb/>
i&#x017F;t gru&#x0364;n, am Rande aber weiß. Folglich fa&#x0364;llt das Blu&#x0364;mchen den<lb/>
In&#x017F;ekten be&#x017F;&#x017F;er in die Augen, als wenn der Kelch ganz gru&#x0364;n<lb/>
wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <cb n="248"/>
        </div><lb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Saponaria. Dianthus.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Saponaria.</hi> </hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Saponaria officinalis.</hi></hi> Seifenkraut. Die&#x017F;e Blume<lb/>
geho&#x0364;rt zu der natu&#x0364;rlichen Gattung, zu welcher <hi rendition="#aq">Silene, Cucuba-<lb/>
lus</hi> und <hi rendition="#aq">Lychnis</hi> geho&#x0364;ren. Sie i&#x017F;t al&#x017F;o, wie die&#x017F;e, eine Saft-<lb/>
blume, und hat eine a&#x0364;hnliche Struktur. Auch fehlen ihr nicht<lb/>
die beiden An&#x017F;a&#x0364;tze oben am Nagel eines jeden Kronenblatts,<lb/>
welche, wie ich bey der <hi rendition="#aq">Lychnis</hi> zeigen werde, zur Be&#x017F;chu&#x0364;tzung<lb/>
des Safts vor dem Regen dienen. Sie i&#x017F;t eine Nachtblume,<lb/>
wie <hi rendition="#aq">Lychnis dioeca,</hi> welcher &#x017F;ie, &#x017F;o wie u&#x0364;berhaupt die ganze<lb/>
Pflanze, &#x017F;ehr a&#x0364;hnlich i&#x017F;t. Deswegen hat &#x017F;ie kein Saftmaal.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Dianthus.</hi> </hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">Dianthus &#x017F;uperbus.</hi></hi> Hohe Federnelke. <hi rendition="#aq">Tab. XIV.</hi><lb/>
15&#x2014;20*.</p><lb/>
          <p>15. Eine etwas vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte ju&#x0364;ngere Blume, von oben ge-<lb/>
&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>16. Der Fruchtknoten neb&#x017F;t der (punktirten) Ha&#x0364;lfte der Saft-<lb/>
dru&#x0364;&#x017F;e, welche den Stiel de&#x017F;&#x017F;elben umgiebt.</p><lb/>
          <p>17. Die&#x017F;e Ha&#x0364;lfte der Saftdru&#x0364;&#x017F;e, nachdem der Fruchtknoten<lb/>
herabgebogen worden.</p><lb/>
          <p>18. Eine ju&#x0364;ngere Blume in natu&#x0364;rlicher Stellung. <hi rendition="#aq">a</hi> der mit<lb/>
Bor&#x017F;ten be&#x017F;etzte Fleck eines Kronenblatts.</p><lb/>
          <p>19. Die etwas vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erte Samenkap&#x017F;el in natu&#x0364;rlicher<lb/>
Stellung.</p><lb/>
          <p>20. Die&#x017F;elbe, von oben ge&#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>20*. Die verblu&#x0364;heten Staubgefa&#x0364;ße und blu&#x0364;henden Stigmate<lb/>
einer a&#x0364;lteren Blume.</p><lb/>
          <p>1. Die Saftdru&#x0364;&#x017F;e i&#x017F;t der ro&#x0364;hrenfo&#x0364;rmige inwendig gelbe Theil,<lb/>
welcher den Stiel des Fruchtknotens umgiebt, und die Filamente<lb/>
und Kronenbla&#x0364;tter tra&#x0364;gt.</p><lb/>
          <p>2. Der Saft befindet &#x017F;ich theils innerhalb die&#x017F;es Ko&#x0364;rpers,<lb/>
theils &#x017F;teigt er in die Ho&#x0364;he, und bleibt zwi&#x017F;chen dem Fruchtkno-<lb/>
ten und den Filamenten &#x017F;tehen.</p><lb/>
          <p>3. Obgleich die Blume aufrecht &#x017F;teht, &#x017F;o kann doch keiner<lb/>
von den Regentropfen, welche auf die&#x017F;elbe gefallen &#x017F;ind, zum<lb/>
Saft gelangen. Denn 1) haben die Kronenbla&#x0364;tter, ob &#x017F;ie gleich<lb/>
einen großen Umfang haben, dennoch nur eine kleine Oberfla&#x0364;che,<lb/>
weil &#x017F;ie in &#x017F;ehr &#x017F;chmale Stu&#x0364;cke ausge&#x017F;chnitten &#x017F;ind. 2) Wenn ein<lb/>
Regentropfen auf ein Kronenblatt gefallen i&#x017F;t, &#x017F;o kann der&#x017F;elbe<lb/>
nicht am Nagel de&#x017F;&#x017F;elben hinabfließen; denn da&#x017F;&#x017F;elbe hat u&#x0364;ber dem<lb/>
Nagel einen Fleck, welcher mit auswa&#x0364;rts gerichteten Bor&#x017F;ten<lb/>
be&#x017F;etzt i&#x017F;t. Die&#x017F;e Bor&#x017F;ten halten jeden Regentropfen auf. 3) bil-<lb/>
det der Kelch neb&#x017F;t den Na&#x0364;geln der Kronenbla&#x0364;tter eine enge Ro&#x0364;hre,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[136]/0136] Saxifraga. Scleranthus. Saponaria. Dianthus. ganz alten Blumen, welche ſchon befruchtet zu ſeyn ſchienen, hatten ſich die Staubgefaͤße ſaͤmtlich wieder uͤber die Stigmate hingebogen, ſo daß ſie nun einen Kegel bildeten. Uebrigens hat die Blume eine ſehr anſehnliche frey liegende gelbe Saftdruͤſe. Auch fand ich, daß ſie von einer Fliege beſucht wurde. Saxifraga vmbroſa. Tab. XXII. 1. 2. 1. Die vergroͤſſerte Blume, von oben geſehen. 2. Das noch ſtaͤrker vergroͤſſerte Piſtill von der Seite. 1. 2. Die Saftdruͤſe und zugleich der Safthalter iſt die oberſte Haͤlfte des unterſten dickeren Theils des glatten Piſtills, auf wel- cher der Saft in Geſtalt kleiner Tropfen ſitzt. 4. Die Blume hat ein ſchoͤnes Saftmaal. Denn die weißen Kronenbiaͤtter ſind mit kleinen rothen, an der Baſis aber mit zwey groͤſſeren gelben Duͤpfeln geziert. Aeſculus Hippocaſta- num hat ein Saftmaal, welches anfangs gelb, hernach aber roth iſt; dieſe Blume hat ein ſolches, welches zugleich gelb und roth iſt. Da aber der gelbe Theil deſſelben dem Saft naͤher iſt, als der rothe, ſo ſcheint dieſe Blume dasjenige zu beſtaͤtigen, was ich bey jener geſagt habe, daß nemlich die gelbe Farbe fuͤr die Inſekten mehr Reiz haben, oder denſelben ſtaͤrker in die Augen fallen muͤſſe, als die rothe. Scleranthus. Scleranthus perennis. Johannisblut. Knauel. Tab. XVII. 43. 44. 43. Die vergroͤſſerte Blume, von oben geſehen. Im Grunde derſelben die (punktirte) Saftdruͤſe. 44. Das noch ſtaͤrker vergroͤſſerte Piſtill. Auch dieſe Blume iſt eine Saftblume. Wenn man ſie ge- gen das Sonnenlicht haͤlt, ſo ſieht man im Grunde derſelben den glaͤnzenden Saft. Die Saftdruͤſe und zugleich der Safthal- ter iſt der oberſte gelbe Theil der unterſten Haͤlfte des Kelchs, in welcher der Fruchtknoten befindlich iſt, und welche hernach das Samenbehaͤltniß wird. Dieſer oberſte Theil hat in der Mitte eine ſehr enge Oeffnung fuͤr die beiden Griffel. Wenn man die unterſte Haͤlfte des Kelchs aufſchneidet, ſo kann man das ganze Piſtill herausnehmen. Die Filamente halten die Regentropfen, welche auf die innere Seite des Kelchs gefallen ſind, vom Saft ab. Der Kelch vertritt zugleich die Stelle der Krone. Denn er iſt gruͤn, am Rande aber weiß. Folglich faͤllt das Bluͤmchen den Inſekten beſſer in die Augen, als wenn der Kelch ganz gruͤn waͤre. Saponaria. Saponaria officinalis. Seifenkraut. Dieſe Blume gehoͤrt zu der natuͤrlichen Gattung, zu welcher Silene, Cucuba- lus und Lychnis gehoͤren. Sie iſt alſo, wie dieſe, eine Saft- blume, und hat eine aͤhnliche Struktur. Auch fehlen ihr nicht die beiden Anſaͤtze oben am Nagel eines jeden Kronenblatts, welche, wie ich bey der Lychnis zeigen werde, zur Beſchuͤtzung des Safts vor dem Regen dienen. Sie iſt eine Nachtblume, wie Lychnis dioeca, welcher ſie, ſo wie uͤberhaupt die ganze Pflanze, ſehr aͤhnlich iſt. Deswegen hat ſie kein Saftmaal. Dianthus. Dianthus ſuperbus. Hohe Federnelke. Tab. XIV. 15—20*. 15. Eine etwas vergroͤſſerte juͤngere Blume, von oben ge- ſehen. 16. Der Fruchtknoten nebſt der (punktirten) Haͤlfte der Saft- druͤſe, welche den Stiel deſſelben umgiebt. 17. Dieſe Haͤlfte der Saftdruͤſe, nachdem der Fruchtknoten herabgebogen worden. 18. Eine juͤngere Blume in natuͤrlicher Stellung. a der mit Borſten beſetzte Fleck eines Kronenblatts. 19. Die etwas vergroͤſſerte Samenkapſel in natuͤrlicher Stellung. 20. Dieſelbe, von oben geſehen. 20*. Die verbluͤheten Staubgefaͤße und bluͤhenden Stigmate einer aͤlteren Blume. 1. Die Saftdruͤſe iſt der roͤhrenfoͤrmige inwendig gelbe Theil, welcher den Stiel des Fruchtknotens umgiebt, und die Filamente und Kronenblaͤtter traͤgt. 2. Der Saft befindet ſich theils innerhalb dieſes Koͤrpers, theils ſteigt er in die Hoͤhe, und bleibt zwiſchen dem Fruchtkno- ten und den Filamenten ſtehen. 3. Obgleich die Blume aufrecht ſteht, ſo kann doch keiner von den Regentropfen, welche auf dieſelbe gefallen ſind, zum Saft gelangen. Denn 1) haben die Kronenblaͤtter, ob ſie gleich einen großen Umfang haben, dennoch nur eine kleine Oberflaͤche, weil ſie in ſehr ſchmale Stuͤcke ausgeſchnitten ſind. 2) Wenn ein Regentropfen auf ein Kronenblatt gefallen iſt, ſo kann derſelbe nicht am Nagel deſſelben hinabfließen; denn daſſelbe hat uͤber dem Nagel einen Fleck, welcher mit auswaͤrts gerichteten Borſten beſetzt iſt. Dieſe Borſten halten jeden Regentropfen auf. 3) bil- det der Kelch nebſt den Naͤgeln der Kronenblaͤtter eine enge Roͤhre,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/136
Zitationshilfe: Sprengel, Christian Konrad: Das entdeckte Geheimniss der Natur im Bau und in der Befruchtung der Blumen. Berlin, 1793, S. [136]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sprengel_blumen_1793/136>, abgerufen am 21.12.2024.