Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Send-Schreiben.
5) Als er ihm an seinem Nahmens-Tage
schrieb.
Frommer Vater! da dein Nahme itzt mit die-
sem Tage steigt,
Da sich dessen froher Schimmer deinem Sohn so
herrlich zeigt,
Laß mich deinen Tag begehn bey so heitern Son-
nen Blicken,
Laß dir itzt den stillsten Wunsch aus dem Pleiß-A-
thene schicken.
Flieht ihr Grillen, flieht ihr Sorgen, weiche Un-
muth, falscher Feind!
Weil an diesem hellen Lichte, meines Vaters Licht
erscheint.
Vater! blüh in steter Lust, Freude, Glück und
Wohlergehen,
Daß wir unsrer Seuffzer Frucht mit sehr viel Ver-
gnügen sehen.
Vater! meine gantze Regung soll zu deinem
Dienste glühn,
Bis mich einst das schöne Salem wird der Sterb-
lichkeit entziehn.
Nun verdopple Zeil und Schrifft, suche balde mir
zu schreiben,
Aber ich will bis in Tod dein getreuster Sohn ver-
bleiben.
Send-Schreiben,
an verschiedene Freunde und Gönner.
1) An seinen ehmahligen Lehrer.
Mein Lehrer, dessen Huld und Treue ich zu loben,
Hier bringt die Danckbarkeit gantz schlecht,
doch ächte Proben,
Denn
Vermiſchte Send-Schreiben.
5) Als er ihm an ſeinem Nahmens-Tage
ſchrieb.
Frommer Vater! da dein Nahme itzt mit die-
ſem Tage ſteigt,
Da ſich deſſen froher Schimmer deinem Sohn ſo
herrlich zeigt,
Laß mich deinen Tag begehn bey ſo heitern Son-
nen Blicken,
Laß dir itzt den ſtillſten Wunſch aus dem Pleiß-A-
thene ſchicken.
Flieht ihr Grillen, flieht ihr Sorgen, weiche Un-
muth, falſcher Feind!
Weil an dieſem hellen Lichte, meines Vaters Licht
erſcheint.
Vater! bluͤh in ſteter Luſt, Freude, Gluͤck und
Wohlergehen,
Daß wir unſrer Seuffzer Frucht mit ſehr viel Ver-
gnuͤgen ſehen.
Vater! meine gantze Regung ſoll zu deinem
Dienſte gluͤhn,
Bis mich einſt das ſchoͤne Salem wird der Sterb-
lichkeit entziehn.
Nun verdopple Zeil und Schrifft, ſuche balde mir
zu ſchreiben,
Aber ich will bis in Tod dein getreuſter Sohn ver-
bleiben.
Send-Schreiben,
an verſchiedene Freunde und Goͤnner.
1) An ſeinen ehmahligen Lehrer.
Mein Lehrer, deſſen Huld und Treue ich zu lobẽ,
Hier bringt die Danckbarkeit gantz ſchlecht,
doch aͤchte Proben,
Denn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0126" n="106"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Send-Schreiben.</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <head><hi rendition="#b">5) Als er ihm an &#x017F;einem Nahmens-Tage</hi><lb/>
&#x017F;chrieb.</head><lb/>
            <l><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">F</hi>rommer Vater!</hi> da dein Nahme itzt mit die-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;em Tage &#x017F;teigt,</hi> </l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en froher Schimmer deinem Sohn &#x017F;o</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">herrlich zeigt,</hi> </l><lb/>
            <l>Laß mich deinen Tag begehn bey &#x017F;o heitern Son-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">nen Blicken,</hi> </l><lb/>
            <l>Laß dir itzt den &#x017F;till&#x017F;ten Wun&#x017F;ch aus dem Pleiß-A-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">thene &#x017F;chicken.</hi> </l><lb/>
            <l>Flieht ihr Grillen, flieht ihr Sorgen, weiche Un-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">muth, fal&#x017F;cher Feind!</hi> </l><lb/>
            <l>Weil an die&#x017F;em hellen Lichte, meines Vaters Licht</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">er&#x017F;cheint.</hi> </l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Vater!</hi> blu&#x0364;h in &#x017F;teter Lu&#x017F;t, Freude, Glu&#x0364;ck und</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Wohlergehen,</hi> </l><lb/>
            <l>Daß wir un&#x017F;rer Seuffzer Frucht mit &#x017F;ehr viel Ver-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">gnu&#x0364;gen &#x017F;ehen.</hi> </l><lb/>
            <l><hi rendition="#fr">Vater!</hi> meine gantze Regung &#x017F;oll zu deinem</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Dien&#x017F;te glu&#x0364;hn,</hi> </l><lb/>
            <l>Bis mich ein&#x017F;t das &#x017F;cho&#x0364;ne Salem wird der Sterb-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">lichkeit entziehn.</hi> </l><lb/>
            <l>Nun verdopple Zeil und Schrifft, &#x017F;uche balde mir</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">zu &#x017F;chreiben,</hi> </l><lb/>
            <l>Aber ich will bis in Tod dein getreu&#x017F;ter Sohn ver-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">bleiben.</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Send-Schreiben,</hi><lb/>
an ver&#x017F;chiedene Freunde und Go&#x0364;nner.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">1) An &#x017F;einen ehmahligen Lehrer.</hi> </head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">M</hi>ein Lehrer, de&#x017F;&#x017F;en Huld und Treue ich zu lobe&#x0303;,</l><lb/>
            <l>Hier bringt die Danckbarkeit gantz &#x017F;chlecht,</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">doch a&#x0364;chte Proben,</hi> </l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0126] Vermiſchte Send-Schreiben. 5) Als er ihm an ſeinem Nahmens-Tage ſchrieb. Frommer Vater! da dein Nahme itzt mit die- ſem Tage ſteigt, Da ſich deſſen froher Schimmer deinem Sohn ſo herrlich zeigt, Laß mich deinen Tag begehn bey ſo heitern Son- nen Blicken, Laß dir itzt den ſtillſten Wunſch aus dem Pleiß-A- thene ſchicken. Flieht ihr Grillen, flieht ihr Sorgen, weiche Un- muth, falſcher Feind! Weil an dieſem hellen Lichte, meines Vaters Licht erſcheint. Vater! bluͤh in ſteter Luſt, Freude, Gluͤck und Wohlergehen, Daß wir unſrer Seuffzer Frucht mit ſehr viel Ver- gnuͤgen ſehen. Vater! meine gantze Regung ſoll zu deinem Dienſte gluͤhn, Bis mich einſt das ſchoͤne Salem wird der Sterb- lichkeit entziehn. Nun verdopple Zeil und Schrifft, ſuche balde mir zu ſchreiben, Aber ich will bis in Tod dein getreuſter Sohn ver- bleiben. Send-Schreiben, an verſchiedene Freunde und Goͤnner. 1) An ſeinen ehmahligen Lehrer. Mein Lehrer, deſſen Huld und Treue ich zu lobẽ, Hier bringt die Danckbarkeit gantz ſchlecht, doch aͤchte Proben, Denn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/126
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/126>, abgerufen am 21.11.2024.