Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.weil ihre allzu reizbare Seele alsdann anhaltend Jakob W***r. Im angenehmen Zillerthale der Grafschaft Ti- weil ihre allzu reizbare Seele alsdann anhaltend Jakob W***r. Im angenehmen Zillerthale der Grafſchaft Ti- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="101"/> weil ihre allzu reizbare Seele alsdann anhaltend<lb/> leide, und vielen Hang zur Melancholie verrathe.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#g">Jakob W***r.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#in">I</hi>m angenehmen Zillerthale der Grafſchaft Ti-<lb/> rol lebte vor ungefaͤhr fuͤnfzehn Jahren Jakob<lb/> W — r, ein feuriger, muthiger und ſchoͤner<lb/> Juͤngling. Sein Vater hatte ihm ein nicht allzu<lb/> geringes Vermoͤgen hinterlaſſen, welches er durch<lb/> kluge und nuͤtzliche Spekulation zu vermehren ſuchte.<lb/> Da er nur baares Geld und keine Grundſtuͤcke beſaß,<lb/> ſo pachtete er den graͤflich- F — ſchen Maier-<lb/> hof, und ward bald in der ganzen Gegend als<lb/> der beſte und kluͤgſte Oekonom bekannt. Wenn<lb/> er daheim war, ſo beſchaͤftigte er ſich mit ſeinem<lb/> Viehe, Wieſen und Aeckern, ſuchte jedes derſel-<lb/> ben zu verbeſſern, und war immer gluͤcklich ge-<lb/> nug, ſeine Abſicht geſchwind zu erreichen, wenn's<lb/> aber zu Hauſe — was oͤfters geſchah — an haͤu-<lb/> figer Beſchaͤftigung mangelte, ſo zog er gerne<lb/> uͤber's Feld, war bei jedem Freiſchießen, bei den<lb/> meiſten laͤndlichen Gelagen zugegen, und behaup-<lb/> tete auch auf beiden den erſten Rang, ſelten fehl-<lb/> te er den Mittelpunkt der Scheibe, ſelten uͤber-<lb/> traf ihn ein Taͤnzer, ſelten gewann ein ande-<lb/> rer, wenn er ſich unter den Kegel- und Karten-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0115]
weil ihre allzu reizbare Seele alsdann anhaltend
leide, und vielen Hang zur Melancholie verrathe.
Jakob W***r.
Im angenehmen Zillerthale der Grafſchaft Ti-
rol lebte vor ungefaͤhr fuͤnfzehn Jahren Jakob
W — r, ein feuriger, muthiger und ſchoͤner
Juͤngling. Sein Vater hatte ihm ein nicht allzu
geringes Vermoͤgen hinterlaſſen, welches er durch
kluge und nuͤtzliche Spekulation zu vermehren ſuchte.
Da er nur baares Geld und keine Grundſtuͤcke beſaß,
ſo pachtete er den graͤflich- F — ſchen Maier-
hof, und ward bald in der ganzen Gegend als
der beſte und kluͤgſte Oekonom bekannt. Wenn
er daheim war, ſo beſchaͤftigte er ſich mit ſeinem
Viehe, Wieſen und Aeckern, ſuchte jedes derſel-
ben zu verbeſſern, und war immer gluͤcklich ge-
nug, ſeine Abſicht geſchwind zu erreichen, wenn's
aber zu Hauſe — was oͤfters geſchah — an haͤu-
figer Beſchaͤftigung mangelte, ſo zog er gerne
uͤber's Feld, war bei jedem Freiſchießen, bei den
meiſten laͤndlichen Gelagen zugegen, und behaup-
tete auch auf beiden den erſten Rang, ſelten fehl-
te er den Mittelpunkt der Scheibe, ſelten uͤber-
traf ihn ein Taͤnzer, ſelten gewann ein ande-
rer, wenn er ſich unter den Kegel- und Karten-
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