fordern solten, daß menschlicher weise kein kräfftiger durchbruch geschehen kan, und man, so zwar nicht seyn solte, manchmal selbst die hände darüber sincken zu lassen anfängt. Daher ich immer mehr und mehr in derjenigen meinung, so ich lange gehabt, bekräfftiget werde, es seye um diejenige zeit, da GOtt noch nichts offent- lich, und daß es starck in die augen leuchte durchbrechen, sondern fast nur an einzeln oder wenigen hier und dar etwas kräfftiges ausgerichtet werde lassen werden. Jn welche zeit unter die beschwerden, die dero beschaffenheit mit sich bringet, wir uns jetzo schicken, und in gedult, bis die zeit seines auch geistlichen gerichts aus seyn wird, der künfftigen besserung warten müssen. Ach lasset uns indessen unser selbst in sol- cher gefahr wahrnehmen, und sonderlich tag und nacht nicht aufhören mit seuftzen und flehen zu dem, der seine auserwählte zu erhören und in der kürtze zu retten ver- heissen hat. Wo wir auch so wol jeglicher sich selbst als auch andre neben sich aufzumuntern vermag, sollen wir billich unsre christliche pflicht darinnen wahr- nehmen, und uns und andre neben uns retten helffen. Zu solchem zweck mögen auch gottselige büchlein dienen, da sie in mehrere hände kommen, und also noch dann und wann einen von seinem schlaff aufwecken. Unter solchen nützlichen büchlein erkenne ich gern dasjenige auch zu seyn, welches mir zugleich überschicket worden ist, und ich es gewiß nicht ohne hertzliche vergnügung gelesen habe. etc.
1. Octobr. 1689.
SECTIO XLVI. An einen Grafen/ was GOtt durch die trang- salen/ die Teutschland theils betroffen/ theils noch dro- hen/ sowol obere und regenten als unter- thanen lehren wolle. Unsere pflicht und wunsch.
GOtt der HErr Zebaoth lasse auch diese vorstehende würde zu dero Herrn Sohns wohlfahrt gereichen, heilige ihn aber selbs zu einer noch edlern u. höhern ritterschafft, dazu er alle seine kinder beruffen hat, glauben und gut gewissen zu behalten, und damit gegen alle geistliche feinde zu kämpffen, und den sieg davon zu tragen, welcher ritterschafft würde die höchste und das darinnen er langende kleinod das vortrefflichste ist, als welches noch in die ewigkeit bleibet-
zu
Das ſiebende Capitel.
fordern ſolten, daß menſchlicher weiſe kein kraͤfftiger durchbruch geſchehen kan, und man, ſo zwar nicht ſeyn ſolte, manchmal ſelbſt die haͤnde daruͤber ſincken zu laſſen anfaͤngt. Daher ich immer mehr und mehr in derjenigen meinung, ſo ich lange gehabt, bekraͤfftiget werde, es ſeye um diejenige zeit, da GOtt noch nichts offent- lich, und daß es ſtarck in die augen leuchte durchbrechen, ſondern faſt nur an einzeln oder wenigen hier und dar etwas kraͤfftiges ausgerichtet werde laſſen werden. Jn welche zeit unter die beſchwerden, die dero beſchaffenheit mit ſich bringet, wir uns jetzo ſchicken, und in gedult, bis die zeit ſeines auch geiſtlichen gerichts aus ſeyn wiꝛd, der kuͤnfftigen beſſerung warten muͤſſen. Ach laſſet uns indeſſen unſer ſelbſt in ſol- cher gefahr wahrnehmen, und ſonderlich tag und nacht nicht aufhoͤren mit ſeuftzen und flehen zu dem, der ſeine auserwaͤhlte zu erhoͤren und in der kuͤrtze zu retten ver- heiſſen hat. Wo wir auch ſo wol jeglicher ſich ſelbſt als auch andre neben ſich aufzumuntern vermag, ſollen wir billich unſre chriſtliche pflicht darinnen wahr- nehmen, und uns und andre neben uns retten helffen. Zu ſolchem zweck moͤgen auch gottſelige buͤchlein dienen, da ſie in mehrere haͤnde kommen, und alſo noch dann und wann einen von ſeinem ſchlaff aufwecken. Unter ſolchen nuͤtzlichen buͤchlein erkenne ich gern dasjenige auch zu ſeyn, welches mir zugleich uͤberſchicket worden iſt, und ich es gewiß nicht ohne hertzliche vergnuͤgung geleſen habe. ꝛc.
1. Octobr. 1689.
SECTIO XLVI. An einen Grafen/ was GOtt durch die trang- ſalen/ die Teutſchland theils betroffen/ theils noch dro- hen/ ſowol obere und regenten als unter- thanen lehren wolle. Unſere pflicht und wunſch.
GOtt der HErr Zebaoth laſſe auch dieſe vorſtehende wuͤrde zu dero Herrn Sohns wohlfahrt gereichen, heilige ihn aber ſelbs zu einer noch edlern u. hoͤhern ritterſchafft, dazu er alle ſeine kinder beruffen hat, glauben und gut gewiſſen zu behalten, und damit gegen alle geiſtliche feinde zu kaͤmpffen, und den ſieg davon zu tragen, welcher ritterſchafft wuͤrde die hoͤchſte und das darinnen er langende kleinod das vortrefflichſte iſt, als welches noch in die ewigkeit bleibet-
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Das ſiebende Capitel.
fordern ſolten, daß menſchlicher weiſe kein kraͤfftiger durchbruch geſchehen kan, und
man, ſo zwar nicht ſeyn ſolte, manchmal ſelbſt die haͤnde daruͤber ſincken zu laſſen
anfaͤngt. Daher ich immer mehr und mehr in derjenigen meinung, ſo ich lange
gehabt, bekraͤfftiget werde, es ſeye um diejenige zeit, da GOtt noch nichts offent-
lich, und daß es ſtarck in die augen leuchte durchbrechen, ſondern faſt nur an einzeln
oder wenigen hier und dar etwas kraͤfftiges ausgerichtet werde laſſen werden. Jn
welche zeit unter die beſchwerden, die dero beſchaffenheit mit ſich bringet, wir uns
jetzo ſchicken, und in gedult, bis die zeit ſeines auch geiſtlichen gerichts aus ſeyn wiꝛd,
der kuͤnfftigen beſſerung warten muͤſſen. Ach laſſet uns indeſſen unſer ſelbſt in ſol-
cher gefahr wahrnehmen, und ſonderlich tag und nacht nicht aufhoͤren mit ſeuftzen
und flehen zu dem, der ſeine auserwaͤhlte zu erhoͤren und in der kuͤrtze zu retten ver-
heiſſen hat. Wo wir auch ſo wol jeglicher ſich ſelbſt als auch andre neben ſich
aufzumuntern vermag, ſollen wir billich unſre chriſtliche pflicht darinnen wahr-
nehmen, und uns und andre neben uns retten helffen. Zu ſolchem zweck moͤgen
auch gottſelige buͤchlein dienen, da ſie in mehrere haͤnde kommen, und alſo noch
dann und wann einen von ſeinem ſchlaff aufwecken. Unter ſolchen nuͤtzlichen
buͤchlein erkenne ich gern dasjenige auch zu ſeyn, welches mir zugleich uͤberſchicket
worden iſt, und ich es gewiß nicht ohne hertzliche vergnuͤgung geleſen habe. ꝛc.
1. Octobr. 1689.
SECTIO XLVI.
An einen Grafen/ was GOtt durch die trang-
ſalen/ die Teutſchland theils betroffen/ theils noch dro-
hen/ ſowol obere und regenten als unter-
thanen lehren wolle. Unſere pflicht
und wunſch.
GOtt der HErr Zebaoth laſſe auch dieſe vorſtehende wuͤrde zu dero Herrn
Sohns wohlfahrt gereichen, heilige ihn aber ſelbs zu einer noch edlern u.
hoͤhern ritterſchafft, dazu er alle ſeine kinder beruffen hat, glauben und gut
gewiſſen zu behalten, und damit gegen alle geiſtliche feinde zu kaͤmpffen, und den
ſieg davon zu tragen, welcher ritterſchafft wuͤrde die hoͤchſte und das darinnen er
langende kleinod das vortrefflichſte iſt, als welches noch in die ewigkeit bleibet-
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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/656>, abgerufen am 30.12.2024.
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