Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.Das siebende Capitel. wir dermaleins/ nach abgelegter reise/ dazu der HERR HERR auch seinerengel sicher geleit geben wolle/ einander auch/ wie wir hoffen wollen/ in ge- genwart sehen mögen/ wird mirs eine innigliche freude seyn/ mich mit ihme in dem HERREN zu ergötzen: Jndessen wird uns genugsam seyn/ daß wir in einem geist wandlen/ und unter einem haupt als eines leibes glieder einan- der verbunden sind. Daher wir auch wollen rechtschaffen seyn/ und wach- sen in allen stücken/ an dem der das haupt ist/ Christus/ und solches alles in der liebe. SECTIO XXXII. Was treu-meinenden predigern ihr amt schwer mache. Deswegen es nicht zu verlassen. Schwerigkeit göttlichen willen zu erkennen. Was auch aus unvor- sichtigkeit gefehlet wird/ ängstet das gewissen. WAs das schreiben anlanget/ glaube er gewißlich/ daß seine brüderliche blei-
Das ſiebende Capitel. wir dermaleins/ nach abgelegter reiſe/ dazu der HERR HERR auch ſeinerengel ſicher geleit geben wolle/ einander auch/ wie wir hoffen wollen/ in ge- genwart ſehen moͤgen/ wird mirs eine innigliche freude ſeyn/ mich mit ihme in dem HERREN zu ergoͤtzen: Jndeſſen wird uns genugſam ſeyn/ daß wir in einem geiſt wandlen/ und unter einem haupt als eines leibes glieder einan- der verbunden ſind. Daher wir auch wollen rechtſchaffen ſeyn/ und wach- ſen in allen ſtuͤcken/ an dem der das haupt iſt/ Chriſtus/ und ſolches alles in der liebe. SECTIO XXXII. Was treu-meinenden predigern ihr amt ſchwer mache. Deswegen es nicht zu verlaſſen. Schwerigkeit goͤttlichen willen zu erkennen. Was auch aus unvor- ſichtigkeit gefehlet wird/ aͤngſtet das gewiſſen. WAs das ſchreiben anlanget/ glaube er gewißlich/ daß ſeine bruͤderliche blei-
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Das ſiebende Capitel.
wir dermaleins/ nach abgelegter reiſe/ dazu der HERR HERR auch ſeiner
engel ſicher geleit geben wolle/ einander auch/ wie wir hoffen wollen/ in ge-
genwart ſehen moͤgen/ wird mirs eine innigliche freude ſeyn/ mich mit ihme
in dem HERREN zu ergoͤtzen: Jndeſſen wird uns genugſam ſeyn/ daß wir
in einem geiſt wandlen/ und unter einem haupt als eines leibes glieder einan-
der verbunden ſind. Daher wir auch wollen rechtſchaffen ſeyn/ und wach-
ſen in allen ſtuͤcken/ an dem der das haupt iſt/ Chriſtus/ und ſolches alles in
der liebe.
SECTIO XXXII.
Was treu-meinenden predigern ihr amt ſchwer
mache. Deswegen es nicht zu verlaſſen. Schwerigkeit
goͤttlichen willen zu erkennen. Was auch aus unvor-
ſichtigkeit gefehlet wird/ aͤngſtet das
gewiſſen.
WAs das ſchreiben anlanget/ glaube er gewißlich/ daß ſeine bruͤderliche
aufmunterung zu getroſter freudigkeit in meinem amt mit dem gemuͤth
von mir erkant worden/ wie er meine wohlmeinende erinnerung we-
gen der heiligen communion und vorſichtigkeit aufgenommen hat/ darum ihm
hertzlich davor dancke. Und ach wie wuͤnſchte ich/ daß mir ſo leicht waͤre/ der-
ſelben vermahnung nachzukommen/ als der folge auf die meinige ſonderlich erſte/
etwa ohne groſſe ſchwerigkeit geſchehen koͤnte. Es iſt aber der zuſtand unſers
amts bey gegenwaͤrtiger zeit alſo/ daß wir faſt nicht wiſſen/ wie wir daſſelbe fuͤh-
ren ſollen. Einer ſeits es alſo zu fuͤhren/ daß wir gewiß ſeind/ ſo bald davon ge-
ſtoſſen zu werden/ und folglich die kirche noch ſchaͤdlichern miedlingen zu uͤberlaſ-
ſen/ ſolte ſcheinen dem gewiſſen eine ruhe zu bringen/ und der ordnung Chriſti am
gemaͤſſeſten zu ſeyn/ ich muß aber dabey ſorgen/ worin ich die ruhe meines
gewiſſens geſucht/ moͤchte mir wol mehrere unruhe machen/ wo ich alsdann
ſehen ſolte den groſſen ſchaden/ indem eine kirche durch boͤſe und feindſelige ſucceſſo-
res geſtuͤrtzet wuͤrde/ deſſen ſie etwan entuͤbriget ſeyn koͤnnen/ wo man die laſt ſeines
gewiſſens laͤnger ertragen haͤtte. Und ſtehen mir exempla vor augen/ wie viel from-
me hertzen nachmalen geſeuftzet/ die ihre hirten/ von denen ſie noch einige huͤlffe er-
langen moͤgen/ nachmalen aber entrathen/ und groſſen anſtoß haben leiden muͤſſen/
u. ihrer prediger eyffer vorhin gemaͤßiget gewuͤnſcht haben/ damit man beyſammen
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