Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Das siebende Capitel.
bet der so gute als allweise GOTT/ und wirds wol machen. Er erfülle sie
auch zum fördersten mit erkäntnüß solches seines guten und seligen willens/ und
lehre sie/ sich selbs auch in diesem verleugnen/ und bloß in den willen ihres
GOttes hinwerffen. Jn den ich sie auch hiemit befehle/ als wissende in demsel-
ben könne ihr nicht andern als wol seyn/ fleisch und blut sage dazu was es wolle.
Der HERR JEsus und seine gnade seye mit eurem geist.

SECTIO III.
An eine vornehme witwe. Ausmunterungsschrei-
ben/ sonderlich ihre geistliche übung mit ihrem prediger
fleißig zu gebrauchen.
Göttliche Gnade/ Friede und Segen/ in unserm gecreutzigten Heilande und
Ehren Könige JESU!

Jndemselben Vielgeliebte und Hochgeehrte Freundin.

DAs hertzliche vertrauen zu dero gottseligem gemüthe/ aus denenjenigen/ was
unser geliebte herr N. von deroselben mir wissend gemacht/ verursachet nicht
nur/ daß ich dißmal die freyheit nehme/ an dieselbe zu schreiben/ sondern so
bald mich der sonst in der welt üblichen und auch nicht eben sträfflichen/ unter uns
aber nicht nöthigen/ titul zu enthalten. Mich hat wol inniglich erfreuet/ auch dancke
des wegen dem Vater des lichts und geber aller vollkommenen gaben demüthiglich/
als ich gehöret habe/ von dem ausrichtigen glauben und hertzlichen liebe zu GOtt/
welche derselbe in ihrer seelen gewircket/ und sie darmit aus der welt gemeinschaft
durch seinen Geist näher zu sich und seinem Sohn gezogen hat. Ach meine auser-
wehlte/ was vor grössere glückseligkeit können wir in dieser welt erlangen/ als diejeni-
ge, davon die welt nicht weißt/ und sie nicht kennet. Und also was vor einen danck
haben wir selbs und alle freunde mit uns dem Vater der barmhertzigkeit zu erstatten/
wo er uns die augen geöffnet hat/ auch noch immer weiter öffnen will/ daß wir erken-
nen mögen/ welche da seye die hoffnung unsers beruffs/ und welches seye der reich-
thum seines herrlichen erbes an seinen heiligen und welches seye die überschwengliche
grösse seiner krafft an uns die wir glauben nach der wirckung seiner mächtigen stär-
cke. Dann gewißlich/ wann wir einmal solches wahrhafftig erkant und eingesehen/
so kans nicht fehlen/ daß wir nicht solten dem fernern seinem guten trieb/ seine dieser
zeit bestimmte gnade begierig anzunehmen/ und immer nach näher vereinigung mit
ihm zu trachten/ willig folgen/ und also alles guten mehr und mehr fähig und theil-
haftig werden. Wir sehen in der welt/ daß wo wir etwas schönes und gutes ge-
war werden/ sonderlich da uns dessen genusses hoffnung gemacht wird/ wir so bald
aus der natur zu einer liebe und begierde darnach gereitzet werden. So ist gewiß-

lich

Das ſiebende Capitel.
bet der ſo gute als allweiſe GOTT/ und wirds wol machen. Er erfuͤlle ſie
auch zum foͤrderſten mit erkaͤntnuͤß ſolches ſeines guten und ſeligen willens/ und
lehre ſie/ ſich ſelbs auch in dieſem verleugnen/ und bloß in den willen ihres
GOttes hinwerffen. Jn den ich ſie auch hiemit befehle/ als wiſſende in demſel-
ben koͤnne ihr nicht andern als wol ſeyn/ fleiſch und blut ſage dazu was es wolle.
Der HERR JEſus und ſeine gnade ſeye mit eurem geiſt.

SECTIO III.
An eine vornehme witwe. Auſmunterungsſchrei-
ben/ ſonderlich ihre geiſtliche uͤbung mit ihrem prediger
fleißig zu gebrauchen.
Goͤttliche Gnade/ Friede und Segen/ in unſerm gecreutzigten Heilande und
Ehren Koͤnige JESU!

Jndemſelben Vielgeliebte und Hochgeehrte Freundin.

DAs hertzliche vertrauen zu dero gottſeligem gemuͤthe/ aus denenjenigen/ was
unſer geliebte herr N. von deroſelben mir wiſſend gemacht/ verurſachet nicht
nur/ daß ich dißmal die freyheit nehme/ an dieſelbe zu ſchreiben/ ſondern ſo
bald mich der ſonſt in der welt uͤblichen und auch nicht eben ſtraͤfflichen/ unter uns
aber nicht noͤthigen/ titul zu enthalten. Mich hat wol inniglich erfreuet/ auch dancke
des wegen dem Vater des lichts und geber aller vollkommenen gaben demuͤthiglich/
als ich gehoͤret habe/ von dem auſrichtigen glauben und hertzlichen liebe zu GOtt/
welche derſelbe in ihrer ſeelen gewircket/ und ſie darmit aus der welt gemeinſchaft
durch ſeinen Geiſt naͤher zu ſich und ſeinem Sohn gezogen hat. Ach meine auser-
wehlte/ was voꝛ groͤſſere gluͤckſeligkeit koͤnnen wir in dieſeꝛ welt eꝛlangen/ als diejeni-
ge, davon die welt nicht weißt/ und ſie nicht kennet. Und alſo was vor einen danck
haben wir ſelbs und alle freunde mit uns dem Vater der barmhertzigkeit zu erſtatten/
wo er uns die augen geoͤffnet hat/ auch noch immer weiter oͤffnen will/ daß wir erken-
nen moͤgen/ welche da ſeye die hoffnung unſers beruffs/ und welches ſeye der reich-
thum ſeines herrlichen erbes an ſeinen heiligen und welches ſeye die uͤbeꝛſchwengliche
groͤſſe ſeiner krafft an uns die wir glauben nach der wirckung ſeiner maͤchtigen ſtaͤr-
cke. Dann gewißlich/ wann wir einmal ſolches wahrhafftig erkant und eingeſehen/
ſo kans nicht fehlen/ daß wir nicht ſolten dem fernern ſeinem guten trieb/ ſeine dieſer
zeit beſtimmte gnade begierig anzunehmen/ und immer nach naͤher vereinigung mit
ihm zu trachten/ willig folgen/ und alſo alles guten mehr und mehr faͤhig und theil-
haftig werden. Wir ſehen in der welt/ daß wo wir etwas ſchoͤnes und gutes ge-
war werden/ ſonderlich da uns deſſen genuſſes hoffnung gemacht wird/ wir ſo bald
aus der natur zu einer liebe und begierde darnach gereitzet werden. So iſt gewiß-

lich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0434" n="422"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;iebende Capitel.</hi></fw><lb/>
bet der &#x017F;o gute als allwei&#x017F;e GOTT/ und wirds wol machen. Er erfu&#x0364;lle &#x017F;ie<lb/>
auch zum fo&#x0364;rder&#x017F;ten mit erka&#x0364;ntnu&#x0364;ß &#x017F;olches &#x017F;eines guten und &#x017F;eligen willens/ und<lb/>
lehre &#x017F;ie/ &#x017F;ich &#x017F;elbs auch in die&#x017F;em verleugnen/ und bloß in den willen ihres<lb/>
GOttes hinwerffen. Jn den ich &#x017F;ie auch hiemit befehle/ als wi&#x017F;&#x017F;ende in dem&#x017F;el-<lb/>
ben ko&#x0364;nne ihr nicht andern als wol &#x017F;eyn/ flei&#x017F;ch und blut &#x017F;age dazu was es wolle.<lb/>
Der HERR JE&#x017F;us und &#x017F;eine gnade &#x017F;eye mit eurem gei&#x017F;t.</p>
            <dateline>Amen! 27. Maj.<lb/>
1676.</dateline>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">SECTIO III.</hi><lb/>
An eine vornehme witwe. Au&#x017F;munterungs&#x017F;chrei-<lb/>
ben/ &#x017F;onderlich ihre gei&#x017F;tliche u&#x0364;bung mit ihrem prediger<lb/>
fleißig zu gebrauchen.<lb/>
Go&#x0364;ttliche Gnade/ Friede und Segen/ in un&#x017F;erm gecreutzigten Heilande und<lb/>
Ehren Ko&#x0364;nige JESU!</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Jndem&#x017F;elben Vielgeliebte und Hochgeehrte Freundin.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>As hertzliche vertrauen zu dero gott&#x017F;eligem gemu&#x0364;the/ aus denenjenigen/ was<lb/>
un&#x017F;er geliebte herr <hi rendition="#aq">N.</hi> von dero&#x017F;elben mir wi&#x017F;&#x017F;end gemacht/ verur&#x017F;achet nicht<lb/>
nur/ daß ich dißmal die freyheit nehme/ an die&#x017F;elbe zu &#x017F;chreiben/ &#x017F;ondern &#x017F;o<lb/>
bald mich der &#x017F;on&#x017F;t in der welt u&#x0364;blichen und auch nicht eben &#x017F;tra&#x0364;fflichen/ unter uns<lb/>
aber nicht no&#x0364;thigen/ titul zu enthalten. Mich hat wol inniglich erfreuet/ auch dancke<lb/>
des wegen dem Vater des lichts und geber aller vollkommenen gaben demu&#x0364;thiglich/<lb/>
als ich geho&#x0364;ret habe/ von dem au&#x017F;richtigen glauben und hertzlichen liebe zu GOtt/<lb/>
welche der&#x017F;elbe in ihrer &#x017F;eelen gewircket/ und &#x017F;ie darmit aus der welt gemein&#x017F;chaft<lb/>
durch &#x017F;einen Gei&#x017F;t na&#x0364;her zu &#x017F;ich und &#x017F;einem Sohn gezogen hat. Ach meine auser-<lb/>
wehlte/ was vo&#xA75B; gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere glu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit ko&#x0364;nnen wir in die&#x017F;e&#xA75B; welt e&#xA75B;langen/ als diejeni-<lb/>
ge, davon die welt nicht weißt/ und &#x017F;ie nicht kennet. Und al&#x017F;o was vor einen danck<lb/>
haben wir &#x017F;elbs und alle freunde mit uns dem Vater der barmhertzigkeit zu er&#x017F;tatten/<lb/>
wo er uns die augen geo&#x0364;ffnet hat/ auch noch immer weiter o&#x0364;ffnen will/ daß wir erken-<lb/>
nen mo&#x0364;gen/ welche da &#x017F;eye die hoffnung un&#x017F;ers beruffs/ und welches &#x017F;eye der reich-<lb/>
thum &#x017F;eines herrlichen erbes an &#x017F;einen heiligen und welches &#x017F;eye die u&#x0364;be&#xA75B;&#x017F;chwengliche<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;einer krafft an uns die wir glauben nach der wirckung &#x017F;einer ma&#x0364;chtigen &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
cke. Dann gewißlich/ wann wir einmal &#x017F;olches wahrhafftig erkant und einge&#x017F;ehen/<lb/>
&#x017F;o kans nicht fehlen/ daß wir nicht &#x017F;olten dem fernern &#x017F;einem guten trieb/ &#x017F;eine die&#x017F;er<lb/>
zeit be&#x017F;timmte gnade begierig anzunehmen/ und immer nach na&#x0364;her vereinigung mit<lb/>
ihm zu trachten/ willig folgen/ und al&#x017F;o alles guten mehr und mehr fa&#x0364;hig und theil-<lb/>
haftig werden. Wir &#x017F;ehen in der welt/ daß wo wir etwas &#x017F;cho&#x0364;nes und gutes ge-<lb/>
war werden/ &#x017F;onderlich da uns de&#x017F;&#x017F;en genu&#x017F;&#x017F;es hoffnung gemacht wird/ wir &#x017F;o bald<lb/>
aus der natur zu einer liebe und begierde darnach gereitzet werden. So i&#x017F;t gewiß-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[422/0434] Das ſiebende Capitel. bet der ſo gute als allweiſe GOTT/ und wirds wol machen. Er erfuͤlle ſie auch zum foͤrderſten mit erkaͤntnuͤß ſolches ſeines guten und ſeligen willens/ und lehre ſie/ ſich ſelbs auch in dieſem verleugnen/ und bloß in den willen ihres GOttes hinwerffen. Jn den ich ſie auch hiemit befehle/ als wiſſende in demſel- ben koͤnne ihr nicht andern als wol ſeyn/ fleiſch und blut ſage dazu was es wolle. Der HERR JEſus und ſeine gnade ſeye mit eurem geiſt. Amen! 27. Maj. 1676. SECTIO III. An eine vornehme witwe. Auſmunterungsſchrei- ben/ ſonderlich ihre geiſtliche uͤbung mit ihrem prediger fleißig zu gebrauchen. Goͤttliche Gnade/ Friede und Segen/ in unſerm gecreutzigten Heilande und Ehren Koͤnige JESU! Jndemſelben Vielgeliebte und Hochgeehrte Freundin. DAs hertzliche vertrauen zu dero gottſeligem gemuͤthe/ aus denenjenigen/ was unſer geliebte herr N. von deroſelben mir wiſſend gemacht/ verurſachet nicht nur/ daß ich dißmal die freyheit nehme/ an dieſelbe zu ſchreiben/ ſondern ſo bald mich der ſonſt in der welt uͤblichen und auch nicht eben ſtraͤfflichen/ unter uns aber nicht noͤthigen/ titul zu enthalten. Mich hat wol inniglich erfreuet/ auch dancke des wegen dem Vater des lichts und geber aller vollkommenen gaben demuͤthiglich/ als ich gehoͤret habe/ von dem auſrichtigen glauben und hertzlichen liebe zu GOtt/ welche derſelbe in ihrer ſeelen gewircket/ und ſie darmit aus der welt gemeinſchaft durch ſeinen Geiſt naͤher zu ſich und ſeinem Sohn gezogen hat. Ach meine auser- wehlte/ was voꝛ groͤſſere gluͤckſeligkeit koͤnnen wir in dieſeꝛ welt eꝛlangen/ als diejeni- ge, davon die welt nicht weißt/ und ſie nicht kennet. Und alſo was vor einen danck haben wir ſelbs und alle freunde mit uns dem Vater der barmhertzigkeit zu erſtatten/ wo er uns die augen geoͤffnet hat/ auch noch immer weiter oͤffnen will/ daß wir erken- nen moͤgen/ welche da ſeye die hoffnung unſers beruffs/ und welches ſeye der reich- thum ſeines herrlichen erbes an ſeinen heiligen und welches ſeye die uͤbeꝛſchwengliche groͤſſe ſeiner krafft an uns die wir glauben nach der wirckung ſeiner maͤchtigen ſtaͤr- cke. Dann gewißlich/ wann wir einmal ſolches wahrhafftig erkant und eingeſehen/ ſo kans nicht fehlen/ daß wir nicht ſolten dem fernern ſeinem guten trieb/ ſeine dieſer zeit beſtimmte gnade begierig anzunehmen/ und immer nach naͤher vereinigung mit ihm zu trachten/ willig folgen/ und alſo alles guten mehr und mehr faͤhig und theil- haftig werden. Wir ſehen in der welt/ daß wo wir etwas ſchoͤnes und gutes ge- war werden/ ſonderlich da uns deſſen genuſſes hoffnung gemacht wird/ wir ſo bald aus der natur zu einer liebe und begierde darnach gereitzet werden. So iſt gewiß- lich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/434
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/434>, abgerufen am 21.11.2024.