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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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ARTIC. III. SECTIO VI.
SECTIO VI.
Bon gefahr der heurathen in das pabstum.
Die frage geschiehet von einem hohen ort/
wann in die Catholische kir-
che geheurathet werden solte/ und unfehlbar ein abfall von un-
ser religion geschehen müste/ ob noch hoffnung der seligkeit vor
solche person übrig bliebe.
Antwort:

ES wird zum allerfördersten bey dieser frage praesupponiret/ daß ge-
redet werde von der hoffnung der seligkeit/ wie dieselbe aus gewissem
grund göttlichen worts gemacht/ oder aber benommen wird/ als aus-
ser welchem göttlichen wort alle andere hoffnung betrieglich ist/ indem uns
GOtt den willen von unserm heyl allein in demselben geoffenbaret hat. Ferner
verstehe ich die frage von dem fall des verharrens in solchem abfall/ indem
sonsten nicht leugne/ daß gleichwie alle andere sünde (ohne die sünde in den hei-
ligen Geist/) nach hertzlicher buß/ welche aber eine rückkehr von der begange-
nen sünde in sich fasset/ und also nicht bey der fortsetzung derselben stehen
kan/ vergeben werden mag und wird: daher eine hoffnung der seligkeit auf
solchen fall der buß möchte gesagt werden übrig zu seyn/ wovon aber viel-
leicht zu fragen/ die meinung nicht seyn wird: Zumal nicht nur allein die hoff-
nung solcher wiederkehr wegen der ungewißheit unsers lebens und frist der
busse sehr gering ist/ sondern auch eusserlich sehr schwer ja fast unmöglich ist/ in
dem stande/ darein eine solche hohe person durch eine dergleichen heurath sich
setzet/ die möglichkeit derselben abzusehen/ zugeschweigen/ daß nichts gemei-
ners/ als daß GOttes gerechtes gericht der verstockung auf diejenige fället/
welche aus hofnung künftig müglicher buß/ freveler weise sich in sünden stür-
tzen/ daß sie nachmal die buß nicht einmal begehren/ nachdem sie verhärtet
sind: Also vernehme ich die frage in diesem verstand: ob ein dergleichen
abfall eine wahrhafftig verdammliche sünde sey/ dadurch sich eine
solche Person ihrer seligkeit in solchem stande verlustig mache?
Auf
die nun also formirte und erleuterte frage/ weiß ich nun aus GOttes wort
und dessen gründen nicht anders als mit ja zu antworten.

1. Jst dergleichen umtrit zu der päpstlichen religion ein offenbare
verleugnung Christi und seiner erkanten wahrheit. Davon unser Heiland
ein hartes/ aber gewißlich wahrhafftiges urtheil spricht Matth. 10/ 32.
33. Wer mich bekennet vor den menschen etc.
und Paulus wiederholets
2. Tim.
ARTIC. III. SECTIO VI.
SECTIO VI.
Bon gefahr der heurathen in das pabſtum.
Die frage geſchiehet von einem hohen ort/
wann in die Catholiſche kir-
che geheurathet werden ſolte/ und unfehlbar ein abfall von un-
ſer religion geſchehen muͤſte/ ob noch hoffnung der ſeligkeit vor
ſolche perſon uͤbrig bliebe.
Antwort:

ES wird zum allerfoͤrderſten bey dieſer frage præſupponiret/ daß ge-
redet werde von der hoffnung der ſeligkeit/ wie dieſelbe aus gewiſſem
grund goͤttlichen worts gemacht/ oder aber benommen wird/ als auſ-
ſer welchem goͤttlichen wort alle andere hoffnung betrieglich iſt/ indem uns
GOtt den willen von unſerm heyl allein in demſelben geoffenbaret hat. Ferner
verſtehe ich die frage von dem fall des verharrens in ſolchem abfall/ indem
ſonſten nicht leugne/ daß gleichwie alle andere ſuͤnde (ohne die ſuͤnde in den hei-
ligen Geiſt/) nach hertzlicher buß/ welche aber eine ruͤckkehr von der begange-
nen ſuͤnde in ſich faſſet/ und alſo nicht bey der fortſetzung derſelben ſtehen
kan/ vergeben werden mag und wird: daher eine hoffnung der ſeligkeit auf
ſolchen fall der buß moͤchte geſagt werden uͤbrig zu ſeyn/ wovon aber viel-
leicht zu fragen/ die meinung nicht ſeyn wird: Zumal nicht nur allein die hoff-
nung ſolcher wiederkehr wegen der ungewißheit unſers lebens und friſt der
buſſe ſehr gering iſt/ ſondern auch euſſerlich ſehr ſchwer ja faſt unmoͤglich iſt/ in
dem ſtande/ darein eine ſolche hohe perſon durch eine dergleichen heurath ſich
ſetzet/ die moͤglichkeit derſelben abzuſehen/ zugeſchweigen/ daß nichts gemei-
ners/ als daß GOttes gerechtes gericht der verſtockung auf diejenige faͤllet/
welche aus hofnung kuͤnftig muͤglicher buß/ freveler weiſe ſich in ſuͤnden ſtuͤr-
tzen/ daß ſie nachmal die buß nicht einmal begehren/ nachdem ſie verhaͤrtet
ſind: Alſo vernehme ich die frage in dieſem verſtand: ob ein dergleichen
abfall eine wahrhafftig verdammliche ſuͤnde ſey/ dadurch ſich eine
ſolche Perſon ihrer ſeligkeit in ſolchem ſtande verluſtig mache?
Auf
die nun alſo formirte und erleuterte frage/ weiß ich nun aus GOttes wort
und deſſen gruͤnden nicht anders als mit ja zu antworten.

1. Jſt dergleichen umtrit zu der paͤpſtlichen religion ein offenbare
verleugnung Chriſti und ſeiner erkanten wahrheit. Davon unſer Heiland
ein hartes/ aber gewißlich wahrhafftiges urtheil ſpricht Matth. 10/ 32.
33. Wer mich bekennet vor den menſchen ꝛc.
und Paulus wiederholets
2. Tim.
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[351/0363] ARTIC. III. SECTIO VI. SECTIO VI. Bon gefahr der heurathen in das pabſtum. Die frage geſchiehet von einem hohen ort/ wann in die Catholiſche kir- che geheurathet werden ſolte/ und unfehlbar ein abfall von un- ſer religion geſchehen muͤſte/ ob noch hoffnung der ſeligkeit vor ſolche perſon uͤbrig bliebe. Antwort: ES wird zum allerfoͤrderſten bey dieſer frage præſupponiret/ daß ge- redet werde von der hoffnung der ſeligkeit/ wie dieſelbe aus gewiſſem grund goͤttlichen worts gemacht/ oder aber benommen wird/ als auſ- ſer welchem goͤttlichen wort alle andere hoffnung betrieglich iſt/ indem uns GOtt den willen von unſerm heyl allein in demſelben geoffenbaret hat. Ferner verſtehe ich die frage von dem fall des verharrens in ſolchem abfall/ indem ſonſten nicht leugne/ daß gleichwie alle andere ſuͤnde (ohne die ſuͤnde in den hei- ligen Geiſt/) nach hertzlicher buß/ welche aber eine ruͤckkehr von der begange- nen ſuͤnde in ſich faſſet/ und alſo nicht bey der fortſetzung derſelben ſtehen kan/ vergeben werden mag und wird: daher eine hoffnung der ſeligkeit auf ſolchen fall der buß moͤchte geſagt werden uͤbrig zu ſeyn/ wovon aber viel- leicht zu fragen/ die meinung nicht ſeyn wird: Zumal nicht nur allein die hoff- nung ſolcher wiederkehr wegen der ungewißheit unſers lebens und friſt der buſſe ſehr gering iſt/ ſondern auch euſſerlich ſehr ſchwer ja faſt unmoͤglich iſt/ in dem ſtande/ darein eine ſolche hohe perſon durch eine dergleichen heurath ſich ſetzet/ die moͤglichkeit derſelben abzuſehen/ zugeſchweigen/ daß nichts gemei- ners/ als daß GOttes gerechtes gericht der verſtockung auf diejenige faͤllet/ welche aus hofnung kuͤnftig muͤglicher buß/ freveler weiſe ſich in ſuͤnden ſtuͤr- tzen/ daß ſie nachmal die buß nicht einmal begehren/ nachdem ſie verhaͤrtet ſind: Alſo vernehme ich die frage in dieſem verſtand: ob ein dergleichen abfall eine wahrhafftig verdammliche ſuͤnde ſey/ dadurch ſich eine ſolche Perſon ihrer ſeligkeit in ſolchem ſtande verluſtig mache? Auf die nun alſo formirte und erleuterte frage/ weiß ich nun aus GOttes wort und deſſen gruͤnden nicht anders als mit ja zu antworten. 1. Jſt dergleichen umtrit zu der paͤpſtlichen religion ein offenbare verleugnung Chriſti und ſeiner erkanten wahrheit. Davon unſer Heiland ein hartes/ aber gewißlich wahrhafftiges urtheil ſpricht Matth. 10/ 32. 33. Wer mich bekennet vor den menſchen ꝛc. und Paulus wiederholets 2. Tim.

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/363>, abgerufen am 21.11.2024.