Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.ARTIC. III. SECTIO III. hin ausbrechenden allgemeinen schweren gerichten erfahren werden müssen)doch mit wahrhafftigem hertzen und aus grund der seelen sagen mögen: HERR dein guter wille/ und nicht mein gutes meynen/ geschehe. Jch finde zwar und fühle meine schwachheit/ wie es damit noch nicht also fort wolle als ich wol verlangte/ jedoch bestrebe ich mich dahin/ so wol zu meines GOttes preiß/ als eigener seelen ruhe/ welche sonstein nimmermehr erlangt werden könte. Es wird aber eben dieses die lection seyn/ in dero sich auch derselbe je länger je mehr in krafft des HErrn zu üben haben wird/ darin- nen zu zunehmen/ wo er künfftig oder gegenwärtig manches wider seine ei- gene hoffnung und wunsch müste geschehen sehen/ davon sich der anfang eussert. Schicken wir uns aber also in die sache/ so muß uns auch eben das- selbige zum besten dienen/ und wir in der ursach unserer betrübnüß eine ursach dem HErrn zu dancken zu seiner zeit finden. Ach der HERR wircke sol- ches selbs in uns/ was wir ohn ihn freylich nicht vermöchten/ ja er schaffe sei- nen willen in und an uns/ so wird es alles gut seyn. SECTIO III. Wann und wie man über das gute bis auf das blut streiten müsse. DAß man bis auf das blut streiten müsse/ ist wahr. Wir müssen man
ARTIC. III. SECTIO III. hin ausbrechenden allgemeinen ſchweren gerichten erfahren werden muͤſſen)doch mit wahrhafftigem hertzen und aus grund der ſeelen ſagen moͤgen: HERR dein guter wille/ und nicht mein gutes meynen/ geſchehe. Jch finde zwar und fuͤhle meine ſchwachheit/ wie es damit noch nicht alſo fort wolle als ich wol verlangte/ jedoch beſtrebe ich mich dahin/ ſo wol zu meines GOttes preiß/ als eigener ſeelen ruhe/ welche ſonſtein nimmermehr erlangt werden koͤnte. Es wird aber eben dieſes die lection ſeyn/ in dero ſich auch derſelbe je laͤnger je mehr in krafft des HErrn zu uͤben haben wird/ darin- nen zu zunehmen/ wo er kuͤnfftig oder gegenwaͤrtig manches wider ſeine ei- gene hoffnung und wunſch muͤſte geſchehen ſehen/ davon ſich der anfang euſſert. Schicken wir uns aber alſo in die ſache/ ſo muß uns auch eben daſ- ſelbige zum beſten dienen/ und wir in der urſach unſerer betruͤbnuͤß eine urſach dem HErrn zu dancken zu ſeiner zeit finden. Ach der HERR wircke ſol- ches ſelbs in uns/ was wir ohn ihn freylich nicht vermoͤchten/ ja er ſchaffe ſei- nen willen in und an uns/ ſo wird es alles gut ſeyn. SECTIO III. Wann und wie man uͤber das gute bis auf das blut ſtreiten muͤſſe. DAß man bis auf das blut ſtreiten muͤſſe/ iſt wahr. Wir muͤſſen man
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ARTIC. III. SECTIO III.
hin ausbrechenden allgemeinen ſchweren gerichten erfahren werden muͤſſen)
doch mit wahrhafftigem hertzen und aus grund der ſeelen ſagen moͤgen:
HERR dein guter wille/ und nicht mein gutes meynen/ geſchehe. Jch finde
zwar und fuͤhle meine ſchwachheit/ wie es damit noch nicht alſo fort wolle
als ich wol verlangte/ jedoch beſtrebe ich mich dahin/ ſo wol zu meines
GOttes preiß/ als eigener ſeelen ruhe/ welche ſonſtein nimmermehr erlangt
werden koͤnte. Es wird aber eben dieſes die lection ſeyn/ in dero ſich auch
derſelbe je laͤnger je mehr in krafft des HErrn zu uͤben haben wird/ darin-
nen zu zunehmen/ wo er kuͤnfftig oder gegenwaͤrtig manches wider ſeine ei-
gene hoffnung und wunſch muͤſte geſchehen ſehen/ davon ſich der anfang
euſſert. Schicken wir uns aber alſo in die ſache/ ſo muß uns auch eben daſ-
ſelbige zum beſten dienen/ und wir in der urſach unſerer betruͤbnuͤß eine urſach
dem HErrn zu dancken zu ſeiner zeit finden. Ach der HERR wircke ſol-
ches ſelbs in uns/ was wir ohn ihn freylich nicht vermoͤchten/ ja er ſchaffe ſei-
nen willen in und an uns/ ſo wird es alles gut ſeyn.
1682.
SECTIO III.
Wann und wie man uͤber das gute bis auf das
blut ſtreiten muͤſſe.
DAß man bis auf das blut ſtreiten muͤſſe/ iſt wahr. Wir muͤſſen
aber wiſſen/ warum und wann. Wie dann ein krieges-mann ſich
um ſeinen feldherrn ſchlecht meritiren wuͤrde/ wo er ſich in einen un-
noͤthigen rencontre wolte hazardiren und ſein leben verliehren/ das ihm hin-
gegen nicht zu lieb ſeyn muß/ wo es die noth ſeiner parthey erfordert. Al-
ſo gibets freylich noch gelegenheit/ daß man bis aufs blut ſtreiten muß.
1. Wo es um der religion und wahrheit GOttes willen zu thun iſt/ und doͤrf-
ten uns vielleicht bald exempel und gelegenheiten gnug kommen/ daß der
HERR dem Babel ſeine gewalt erweitern wird/ wo ſich zeigen mag/ wenn/
ob und wie weit uns unſer leben zu lieb ſeyn doͤrffte. 2. Wo man uns noͤthi-
gen wolte/ die wahrheit nicht vollkommen unſern gemeinden/ ſondern nur
ein ſtuͤck derſelben vorzutragen/ wo wegen mangel des uͤbrigen auch dieſes
nicht anders/ als unrecht verſtanden werden kan. Zum exempel/ wo man
uns wehren wolte/ von der lebendigen krafft des glaubens/ von der von
demſelben unzertrennlichen gottſeligkeit des lebens und dergleichen zu pre-
digen. Solche lehren doͤrfften nimmer verſchwiegen werden/ und ſind wuͤr-
dig/ darum das blut zu vergieſſen. 3. Wo ſonſten unſers neben-men-
ſchen ſeligkeit erfordert/ eine ſolche gefahr zu uͤbernehmen: Oder 4. wo
man
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