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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. III. SECTIO LXII.
che deswegen in und an unsrer gemeinde nicht zu stossen haben: weil es eine
von allen menschlichen gesellschafften unabsonderliche unvollkommenheit ist/
daß da sie sich weit erbreiten/ mit der zeit uneinigkeiten sich darinnen erhe-
ben; der HERR auch nach seiner weißheit/ gerechtigkeit und güte seine hei-
lige ursachen hat/ dergleichen auch in seinem hause entstehen zulassen/ dar-
mit aber unsern glauben/ ob er rechtschaffen seye/ und nicht an menschen/ son-
dern allein an ihm und seinem wort/ hange/ prüfe: daran ihres heils begie-
rige seelen desto hertzlicher allezeit zugedencken haben. Jch sorge aber/ es
stehe unsrer armen Evangelischen kirchen eine noch härtere probe vor/ dero
wir nicht entgehen werden/ nemlich in wachsthum des Papstuhms/
das wir vor augen sehen. Wie ich zwar bereits vor langer zeit in
Franckfurt geprediget/ gleiches auch in Dreßden und hier wiederholet habe/
daß ich mich versicherr halte/ weil Babel/ ehe sein schreckliches gericht kommt/
sprechen wird (Offenb. 18/ 7.) ich sitze und bin eine Königin/ und werde keine
wittwe seyen/ und leid werde ich nicht sehen/
daß GOTT dem Römischen
Papstum noch zu lassen werde/ wo nicht alles/ doch das meiste/ dessen was
sich seiner tyranney einmal entrissen/ wiederum unter sein joch zubringen/
mit solcher grausamkeit aber sein gericht ihm selbs über den hals ziehen. Die-
ses möchte uns je länger je näher kommen/ und ist der abtritt des Chur-
fürsten von Sachsen (welcher auch mit dem exempel viel schaden thut) eine
nicht geringe stuffe zu mehrerer emporsteigung solches dem Evangelio feind-
seligen reiches. Daher wir uns auff solche prüffungen und trübsalen ja bey
zeiten gefast zu machen/ und auff allerley weise vermittelst göttlicher gnade
zu bereiten haben/ daß wann nun die stunde der versuchung einbricht/ wir in
glauben und gedult bestehen/ mit unsern leiden/ so viel der HErr über jeg-
lichen verhängen will/ ihn preisen/ und in seiner krafft alles überwinden
mögen.

Zu welchem ende ich neulich eines meiner tractätchen Christliche auf-
munterung zur beständigkeit/ sammt e[i]nem untericht von der wiederkehr
der gefallenen/
zu Franckfurth nochmal habe drucken und an das licht geben
lassen. Der HErr aber sehe selbst in gnaden drein/ befestige uns selbs in
seiner krafft/ und zeichne die seinigen auffdie künfftige schwehre zeiten/ E-
zech. 9/ 4. Lasse den feinden der wahrheit nicht mehrere macht/ als die offen-
barung seiner gerechtigkeit und warheit erfordert/ endlich gebe er den seini-
gen nach außgestandenem maaß des leidens den sieg/ und führe seine gerich-
te über seine feinde aus. 11. Nov. 97.

SECTO. XLII.

Klageüber die Universität Wittenberg.

Wir

ARTIC. III. SECTIO LXII.
che deswegen in und an unſrer gemeinde nicht zu ſtoſſen haben: weil es eine
von allen menſchlichen geſellſchafften unabſonderliche unvollkommenheit iſt/
daß da ſie ſich weit erbreiten/ mit der zeit uneinigkeiten ſich darinnen erhe-
ben; der HERR auch nach ſeiner weißheit/ gerechtigkeit und guͤte ſeine hei-
lige urſachen hat/ dergleichen auch in ſeinem hauſe entſtehen zulaſſen/ dar-
mit aber unſern glauben/ ob er rechtſchaffen ſeye/ und nicht an menſchen/ ſon-
dern allein an ihm und ſeinem wort/ hange/ pruͤfe: daran ihres heils begie-
rige ſeelen deſto hertzlicher allezeit zugedencken haben. Jch ſorge aber/ es
ſtehe unſrer armen Evangeliſchen kirchen eine noch haͤrtere probe vor/ dero
wir nicht entgehen werden/ nemlich in wachsthum des Papſtuhms/
das wir vor augen ſehen. Wie ich zwaꝛ bereits vor langer zeit in
Franckfurt geprediget/ gleiches auch in Dreßden und hier wiederholet habe/
daß ich mich verſicherr halte/ weil Babel/ ehe ſein ſchreckliches gericht kom̃t/
ſprechen wird (Offenb. 18/ 7.) ich ſitze und bin eine Koͤnigin/ und werde keine
wittwe ſeyen/ und leid werde ich nicht ſehen/
daß GOTT dem Roͤmiſchen
Papſtum noch zu laſſen werde/ wo nicht alles/ doch das meiſte/ deſſen was
ſich ſeiner tyranney einmal entriſſen/ wiederum unter ſein joch zubringen/
mit ſolcher grauſamkeit aber ſein gericht ihm ſelbs uͤber den hals ziehen. Die-
ſes moͤchte uns je laͤnger je naͤher kommen/ und iſt der abtritt des Chur-
fuͤrſten von Sachſen (welcher auch mit dem exempel viel ſchaden thut) eine
nicht geringe ſtuffe zu mehrerer emporſteigung ſolches dem Evangelio feind-
ſeligen reiches. Daher wir uns auff ſolche pruͤffungen und truͤbſalen ja bey
zeiten gefaſt zu machen/ und auff allerley weiſe vermittelſt goͤttlicher gnade
zu bereiten haben/ daß wañ nun die ſtunde der verſuchung einbricht/ wir in
glauben und gedult beſtehen/ mit unſern leiden/ ſo viel der HErr uͤber jeg-
lichen verhaͤngen will/ ihn preiſen/ und in ſeiner krafft alles uͤberwinden
moͤgen.

Zu welchem ende ich neulich eines meiner tractaͤtchen Chriſtliche auf-
munterung zur beſtaͤndigkeit/ ſammt e[i]nem untericht von der wiederkehr
der gefallenen/
zu Franckfurth nochmal habe drucken und an das licht geben
laſſen. Der HErr aber ſehe ſelbſt in gnaden drein/ befeſtige uns ſelbs in
ſeiner krafft/ und zeichne die ſeinigen auffdie kuͤnfftige ſchwehre zeiten/ E-
zech. 9/ 4. Laſſe den feinden der wahrheit nicht mehrere macht/ als die offen-
barung ſeiner gerechtigkeit und warheit erfordert/ endlich gebe er den ſeini-
gen nach außgeſtandenem maaß des leidens den ſieg/ und fuͤhre ſeine gerich-
te uͤber ſeine feinde aus. 11. Nov. 97.

SECTO. XLII.

Klageuͤber die Univerſitaͤt Wittenberg.

Wir
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[967/0985] ARTIC. III. SECTIO LXII. che deswegen in und an unſrer gemeinde nicht zu ſtoſſen haben: weil es eine von allen menſchlichen geſellſchafften unabſonderliche unvollkommenheit iſt/ daß da ſie ſich weit erbreiten/ mit der zeit uneinigkeiten ſich darinnen erhe- ben; der HERR auch nach ſeiner weißheit/ gerechtigkeit und guͤte ſeine hei- lige urſachen hat/ dergleichen auch in ſeinem hauſe entſtehen zulaſſen/ dar- mit aber unſern glauben/ ob er rechtſchaffen ſeye/ und nicht an menſchen/ ſon- dern allein an ihm und ſeinem wort/ hange/ pruͤfe: daran ihres heils begie- rige ſeelen deſto hertzlicher allezeit zugedencken haben. Jch ſorge aber/ es ſtehe unſrer armen Evangeliſchen kirchen eine noch haͤrtere probe vor/ dero wir nicht entgehen werden/ nemlich in wachsthum des Papſtuhms/ das wir vor augen ſehen. Wie ich zwaꝛ bereits vor langer zeit in Franckfurt geprediget/ gleiches auch in Dreßden und hier wiederholet habe/ daß ich mich verſicherr halte/ weil Babel/ ehe ſein ſchreckliches gericht kom̃t/ ſprechen wird (Offenb. 18/ 7.) ich ſitze und bin eine Koͤnigin/ und werde keine wittwe ſeyen/ und leid werde ich nicht ſehen/ daß GOTT dem Roͤmiſchen Papſtum noch zu laſſen werde/ wo nicht alles/ doch das meiſte/ deſſen was ſich ſeiner tyranney einmal entriſſen/ wiederum unter ſein joch zubringen/ mit ſolcher grauſamkeit aber ſein gericht ihm ſelbs uͤber den hals ziehen. Die- ſes moͤchte uns je laͤnger je naͤher kommen/ und iſt der abtritt des Chur- fuͤrſten von Sachſen (welcher auch mit dem exempel viel ſchaden thut) eine nicht geringe ſtuffe zu mehrerer emporſteigung ſolches dem Evangelio feind- ſeligen reiches. Daher wir uns auff ſolche pruͤffungen und truͤbſalen ja bey zeiten gefaſt zu machen/ und auff allerley weiſe vermittelſt goͤttlicher gnade zu bereiten haben/ daß wañ nun die ſtunde der verſuchung einbricht/ wir in glauben und gedult beſtehen/ mit unſern leiden/ ſo viel der HErr uͤber jeg- lichen verhaͤngen will/ ihn preiſen/ und in ſeiner krafft alles uͤberwinden moͤgen. Zu welchem ende ich neulich eines meiner tractaͤtchen Chriſtliche auf- munterung zur beſtaͤndigkeit/ ſammt einem untericht von der wiederkehr der gefallenen/ zu Franckfurth nochmal habe drucken und an das licht geben laſſen. Der HErr aber ſehe ſelbſt in gnaden drein/ befeſtige uns ſelbs in ſeiner krafft/ und zeichne die ſeinigen auffdie kuͤnfftige ſchwehre zeiten/ E- zech. 9/ 4. Laſſe den feinden der wahrheit nicht mehrere macht/ als die offen- barung ſeiner gerechtigkeit und warheit erfordert/ endlich gebe er den ſeini- gen nach außgeſtandenem maaß des leidens den ſieg/ und fuͤhre ſeine gerich- te uͤber ſeine feinde aus. 11. Nov. 97. SECTO. XLII. Klageuͤber die Univerſitaͤt Wittenberg. Wir

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 967. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/985>, abgerufen am 30.12.2024.