Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

Das ſechſte Capitel.
es das anſehen gewinnen moͤchte/ ob nehme er ſich durch dergleichen beſuchungen/ da
ſie offters vorgenommen wuͤrden/ einen theil des lehramts an dem ort/ welcher ſei-
ne ordinari lehrer hat/ davon dero klagen uͤber ſolchen eingriff einen ſtarcken
ſchein haben wuͤrden. Daher ſolches alſo einzurichten/ daß dieſen nicht zu viel ge-
legenheit/ ſich zu beſchwehren gegeben werde/ in dem ſonſten die hieraus mit dem
uͤbrigen Miniſterio entſtehende mißhelligkeiten und unruhe leicht mehr aͤrger-
nuͤß und ſchaden verurſachen moͤchte/ als erbauung und nutzen von ſolchem zuſpruͤ-
chen Chriſtlichen zu hoffen waͤre. Jnsgeſamt aber bleibet dieſes wol die regel/ wie
in den dingen/ welche und ſo fern ſie als nothwendig von GOtt erfordert werden/
um des voꝛwands des daher nehmenden aͤꝛgernuͤſſes willen/ nichts zu unterlaſſen
iſt/ ſo hats doch etwas eine andere bewandnuͤß mit den dingen/ die nicht bloß noth-
wendig ſind/ und da/ was davon zu hoffen/ zur noth auch noch auff andere wege
ſich erſetzen laͤſſet/ nemlich daß man daruͤber/ um andern nicht eine gelegenheit zum
aͤrgernuͤß/ ſo uns und viel andere verunruhigen und an anderem guten hindern
moͤchte/ zu geben/ ſich zu weilen auch deſſen zu entſchlagen/ oder es doch zu maͤßigen
hat/ worvon man ſonſten wojene ſorge und gefahꝛ nicht waͤre/ gute erbauung hof-
fen koͤnte. Welches ich der regel der liebe und Chriſtlichen klugheit allerdings ge-
maͤß zu ſeyn erachte: insgeſamt aber das elend unſerer zeit beſeufftze/ in dero man
bey dem guten/ ob mans thun doͤrffe/ und wie mans um nicht anzuſtoſſen anzugreif-
fen habe/ vielmehr bedenckens haben muß/ als die boͤſe nicht bedoͤrffen/ wo ſie boͤ-
ſes zu thun ſich vornehmen. Ach der HErr ſehe von himmel darein/ erhoͤre die des-
wegen zu ihm auffſteigende ſeufftzer/ und ſchaffe endlich eine ſolche huͤlffe/ daß man
getroſt lehren/ und das gelehrte practiciren moͤge: in deſſen gebe er uns gedult
der huͤlffe zu erwarten/ und weißheit uns in die zeit zu ſchicken. 1690. 15. Dec.

SECTIO XLII.

Bewandnuͤß unſrer zeiten. Starcke bewegung
der gemuͤther. Der welt widerwertigkeit gegen das gu-
te: ſonderlich auch der
Theologorum, Gewiß-
heit des ſiegs.

JCh ſage freundlichen danck vor die neuliche bruͤderliche auffmunterung/ ſo
ich nicht ohne bewegung geleſen habe. Es iſt freylich an dem/ daß wir ins-
gemein alle Chriſten/ abſonderlich wir prediger/ zum kampff beruffen ſind/ a-
ber dieſe jetzige zeit ſcheinet noch vor andern zu erfordern/ daß wir uns auff ſchweh-
rere angriff gefaſt machen. Das reich Gottes will mehr und mehr durchbrechen/
und hat der HERR hin und wieder/ vieler an manchen orten aus unſrem ſtande
hertzen bey einiger zeit geruͤhret/ zuerkennen/ daß die vorige laulichkeit nichts tau-

ge/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/858
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 840. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/858>, abgerufen am 07.01.2025.