Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.DISTINCTIO III. SECTIO XXIX. SECTIO XXIX. Gratulation zu einem fürstlichen Hofprediger amt. JCh ruffe zum fördersten den himmlischen Vater demüthigst an/ daß derselbe nicht allein seine So
DISTINCTIO III. SECTIO XXIX. SECTIO XXIX. Gratulation zu einem fuͤrſtlichen Hofprediger amt. JCh ruffe zum foͤrderſten den himmliſchen Vater demuͤthigſt an/ daß derſelbe nicht allein ſeine So
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0793" n="775"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">DISTINCTIO III. SECTIO XXIX.</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> XXIX.</hi> </head><lb/> <argument> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Gratulation</hi> <hi rendition="#fr">zu einem fuͤrſtlichen Hofprediger amt.<lb/> Einige erinnerungen darzu.</hi> </hi> </p> </argument><lb/> <p><hi rendition="#in">J</hi>Ch ruffe zum foͤrderſten den himmliſchen Vater demuͤthigſt an/ daß derſelbe nicht allein ſeine<lb/> liebe perſon mit den ſeinigen unter dem ſchutz ſeiner H. Engel ſicher und wohl an den ort/ wo-<lb/> hin er ſie beſtimmet/ bringen/ und daſelbſt nach ſeinem H. rath viele zeit und jahr bey guter geſund-<lb/> heit und geſegnetem wolſtand erhalten/ hingegen alles/ was ſolchem zuwider iſt/ maͤchtig von ih-<lb/> nen abwenden/ ſondern vornehmlich die krafft ſeines H. Geiſtes zu der neuen wichtigen ſtelle auch<lb/> erneuern und verdoppeln wolle. Er wolle alſo in ſeiner wehrten ſeele ſein licht immer heller laſ-<lb/> ſen aufgehen/ zu erkaͤntniß ſeines goͤttlichen willens an ihm/ und die ihm anvertraute gemeinde/<lb/> nicht nur zuverſtehen/ was/ ſondern auch wie alles zu derſelben ſeliger erbauung das beſte ſeye. Er<lb/> erhalte ihm ſtets den redlichen willen in ſeiner anbeſohlenen haushaltung treu erfunden zu wer-<lb/> den/ und nichts nach eigenen gutduͤncken/ ſondern wahrhafftig nach goͤttlicher regel zu thun. Er<lb/> reinige ſeine ſeele von allem eigengeſuch/ menſchlicher forcht und hoffnung/ und was in dem lauff<lb/> der treue ihn aufhalten moͤchte: Er ſtaͤrcke ſeinen muth mit kraͤfftigen vertrauen auf die allmacht<lb/> ſeines beruffers weder in der arbeit ſelbſt muͤde zu werden/ noch durch allerley hinderniſſen ſich muͤ-<lb/> de machen zu laſſen: Er gebe in ihm den Geiſt der gnaden und des gebets in ſolcher maaß/ taͤglich<lb/> mit gebet/ was ihm nothwendig ſeyn wird/ von ihm zu erlangen/ er lege ſein wort allezeit in ſeinem<lb/> mund/ wie ſolches zu iederzeit am erbaulichſten ſeyn wird/ und laſſe es kraͤfftiglich in die ſeele ein-<lb/> tringen/ und alles das ausrichten/ was von ihm Hebr. 4/ 12. 13. geruͤhmet wird. Er bereite alſo die<lb/> hertzen durch ſeinen dienſt und ſelbſt durch ſeinen Geiſt/ daß der von ihm darein ausſtrenende ſaa-<lb/> me zu einer ſchoͤnen ſaat bald aufgehe/ und zu ſeiner zeit eine reiſſe und reiche ernde bringe/ ſonder-<lb/> lich erfuͤlle er ſie mit hertzlicher liebe und vertrauen zu ihm/ ſo dann mit wahrer ehrerbietung des<lb/> tragenden H. amts/ und des Gottes von dem ers traͤget. Er neige zu ihm ſonderlich das hertz<lb/> ſeines gnaͤdigſten Fuͤrſtens/ nicht allein das wort des HErrn aus ſeinem munde auch zu eigner er-<lb/> bauung mit ſanfftmuth anzunehmen/ ſondern auch nach an hand gebendem rath in allen ſtuͤ-<lb/> cken/ wo es noͤthig ſeyn mag/ ſeine gewalt zur befoͤrderung des reichs Chriſti willig anzuwenden/ ſo<lb/> dann das hertz der uͤbrigen hohen herrſchafft zum fruchtbaren gebrauch deſſen lieben amts. Er<lb/> verbinde mit ihm das hertz anderer mit arbeiter/ daß ſie in einigkeit des Geiſtes und gleichgeſinnet<lb/> mit zuſammen geſetzten fleiß das werck des HErrn ſo viel nachdruͤcklicher treiben/ und er von nie-<lb/> mand ſolches ſtandes hinderniß erfahren muͤſſe. Er gebe ihm dabey gedult/ weil man ja nicht<lb/> dencken darff/ daß der teuffel uns irgend/ wo wir ſeinem reich abbruch zu thun bemuͤhet ſeyn/ und<lb/> es ihm nicht ſchencken/ in ruhe und in dem amt unangefochten laſſen werde/ wenn auch derſelbe in<lb/> ſolchem ſeinem amt widerwaͤrtigkeit/ was art ſie waͤre/ ausſtehen wird muͤſſen/ daß es niemal an<lb/> goͤttlichen troſt/ freudigem muth/ treuem rath/ kraͤfftiger hilffe/ und gluͤcklichem ausgang mangeln<lb/> moͤge. Er gebe endlich zu allen pflantzen und begieſſen das jenige gedeyen/ daß er nicht noth habe<lb/> nur immer in bloſſen glauben zu arbeiten/ ſondern die freude genieſſe/ die frucht ſelbſt zu ſehen/ da-<lb/> mit der Hoͤchſte ſeinen fleiß eroͤhne: in ſumma/ daß er ſich ſelbſt und alle die ihn hoͤren ſelig mache.<lb/> Amen. Nechſt dieſem bedarff es nicht/ daß denſelben erſt von den jenigen/ was in fuͤhrung des<lb/> amts noͤthig iſt/ unterrichte/ dem der himmliſche Vater lichts und erkaͤntniß gnug gegeben hat.<lb/> Nach dem aber doch einiger chriſtlicher rath aus bruͤderlichem vertrauen verlanget worden/ ſo<lb/> moͤchte derſelbe darinnen beſtehen: Des Geſetzes nicht zu vergeſſen/ aber gleichwol die vornehmſte<lb/> hoffnung auf die krafft des Evangelii/ ſo allein ſelig machen kan/ zu ſetzen: wie die warmſcheinende<lb/> Sonne zu weilen den wandersmann ſeinen mantel ſelbſt von ſich abzulegen mit ihren lieblichen<lb/> ſtrahlen beweget/ der wo der gewaltſame wind ſolchen ihm entreiſſen will/ ſich nur deſto ſtaͤrcker<lb/> darein huͤllet. Bewegliche vorſtellung der guͤter des Evangelii und der goͤttlichen Gnade/ ſonder-<lb/> lich wie es die kinder Gottes auch bereits hier in dieſem leben in ihren ſeelen gegen andere/ welche<lb/> die tyranney der ſuͤnde bey ſich leiden muͤſſen/ ſo gut haben/ dringet mauchmal am tieffſten durch:<lb/> <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [775/0793]
DISTINCTIO III. SECTIO XXIX.
SECTIO XXIX.
Gratulation zu einem fuͤrſtlichen Hofprediger amt.
Einige erinnerungen darzu.
JCh ruffe zum foͤrderſten den himmliſchen Vater demuͤthigſt an/ daß derſelbe nicht allein ſeine
liebe perſon mit den ſeinigen unter dem ſchutz ſeiner H. Engel ſicher und wohl an den ort/ wo-
hin er ſie beſtimmet/ bringen/ und daſelbſt nach ſeinem H. rath viele zeit und jahr bey guter geſund-
heit und geſegnetem wolſtand erhalten/ hingegen alles/ was ſolchem zuwider iſt/ maͤchtig von ih-
nen abwenden/ ſondern vornehmlich die krafft ſeines H. Geiſtes zu der neuen wichtigen ſtelle auch
erneuern und verdoppeln wolle. Er wolle alſo in ſeiner wehrten ſeele ſein licht immer heller laſ-
ſen aufgehen/ zu erkaͤntniß ſeines goͤttlichen willens an ihm/ und die ihm anvertraute gemeinde/
nicht nur zuverſtehen/ was/ ſondern auch wie alles zu derſelben ſeliger erbauung das beſte ſeye. Er
erhalte ihm ſtets den redlichen willen in ſeiner anbeſohlenen haushaltung treu erfunden zu wer-
den/ und nichts nach eigenen gutduͤncken/ ſondern wahrhafftig nach goͤttlicher regel zu thun. Er
reinige ſeine ſeele von allem eigengeſuch/ menſchlicher forcht und hoffnung/ und was in dem lauff
der treue ihn aufhalten moͤchte: Er ſtaͤrcke ſeinen muth mit kraͤfftigen vertrauen auf die allmacht
ſeines beruffers weder in der arbeit ſelbſt muͤde zu werden/ noch durch allerley hinderniſſen ſich muͤ-
de machen zu laſſen: Er gebe in ihm den Geiſt der gnaden und des gebets in ſolcher maaß/ taͤglich
mit gebet/ was ihm nothwendig ſeyn wird/ von ihm zu erlangen/ er lege ſein wort allezeit in ſeinem
mund/ wie ſolches zu iederzeit am erbaulichſten ſeyn wird/ und laſſe es kraͤfftiglich in die ſeele ein-
tringen/ und alles das ausrichten/ was von ihm Hebr. 4/ 12. 13. geruͤhmet wird. Er bereite alſo die
hertzen durch ſeinen dienſt und ſelbſt durch ſeinen Geiſt/ daß der von ihm darein ausſtrenende ſaa-
me zu einer ſchoͤnen ſaat bald aufgehe/ und zu ſeiner zeit eine reiſſe und reiche ernde bringe/ ſonder-
lich erfuͤlle er ſie mit hertzlicher liebe und vertrauen zu ihm/ ſo dann mit wahrer ehrerbietung des
tragenden H. amts/ und des Gottes von dem ers traͤget. Er neige zu ihm ſonderlich das hertz
ſeines gnaͤdigſten Fuͤrſtens/ nicht allein das wort des HErrn aus ſeinem munde auch zu eigner er-
bauung mit ſanfftmuth anzunehmen/ ſondern auch nach an hand gebendem rath in allen ſtuͤ-
cken/ wo es noͤthig ſeyn mag/ ſeine gewalt zur befoͤrderung des reichs Chriſti willig anzuwenden/ ſo
dann das hertz der uͤbrigen hohen herrſchafft zum fruchtbaren gebrauch deſſen lieben amts. Er
verbinde mit ihm das hertz anderer mit arbeiter/ daß ſie in einigkeit des Geiſtes und gleichgeſinnet
mit zuſammen geſetzten fleiß das werck des HErrn ſo viel nachdruͤcklicher treiben/ und er von nie-
mand ſolches ſtandes hinderniß erfahren muͤſſe. Er gebe ihm dabey gedult/ weil man ja nicht
dencken darff/ daß der teuffel uns irgend/ wo wir ſeinem reich abbruch zu thun bemuͤhet ſeyn/ und
es ihm nicht ſchencken/ in ruhe und in dem amt unangefochten laſſen werde/ wenn auch derſelbe in
ſolchem ſeinem amt widerwaͤrtigkeit/ was art ſie waͤre/ ausſtehen wird muͤſſen/ daß es niemal an
goͤttlichen troſt/ freudigem muth/ treuem rath/ kraͤfftiger hilffe/ und gluͤcklichem ausgang mangeln
moͤge. Er gebe endlich zu allen pflantzen und begieſſen das jenige gedeyen/ daß er nicht noth habe
nur immer in bloſſen glauben zu arbeiten/ ſondern die freude genieſſe/ die frucht ſelbſt zu ſehen/ da-
mit der Hoͤchſte ſeinen fleiß eroͤhne: in ſumma/ daß er ſich ſelbſt und alle die ihn hoͤren ſelig mache.
Amen. Nechſt dieſem bedarff es nicht/ daß denſelben erſt von den jenigen/ was in fuͤhrung des
amts noͤthig iſt/ unterrichte/ dem der himmliſche Vater lichts und erkaͤntniß gnug gegeben hat.
Nach dem aber doch einiger chriſtlicher rath aus bruͤderlichem vertrauen verlanget worden/ ſo
moͤchte derſelbe darinnen beſtehen: Des Geſetzes nicht zu vergeſſen/ aber gleichwol die vornehmſte
hoffnung auf die krafft des Evangelii/ ſo allein ſelig machen kan/ zu ſetzen: wie die warmſcheinende
Sonne zu weilen den wandersmann ſeinen mantel ſelbſt von ſich abzulegen mit ihren lieblichen
ſtrahlen beweget/ der wo der gewaltſame wind ſolchen ihm entreiſſen will/ ſich nur deſto ſtaͤrcker
darein huͤllet. Bewegliche vorſtellung der guͤter des Evangelii und der goͤttlichen Gnade/ ſonder-
lich wie es die kinder Gottes auch bereits hier in dieſem leben in ihren ſeelen gegen andere/ welche
die tyranney der ſuͤnde bey ſich leiden muͤſſen/ ſo gut haben/ dringet mauchmal am tieffſten durch:
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 775. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/793>, abgerufen am 22.02.2025. |