Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. I. DISTINCT. IV. SECT. XVII. lich erfreuen/ was christliche freunde/ von denen ich rede/ wo sie dergleichen singu-la[ri]täten ablegten/ und sonsten ihr pfund treulich und klüglich anwenden wolten (sonderlich aber des richtens anderer enthalten) durch seinen seegen annoch hier bey andern ausrichten könten/ und ja nicht gedrungen würden/ gegen ihr gewissen das geringste zuthun. Hingegen aber betrübet michs auch billich von hertzen/ wo ich sehen muß/ daß nicht nur solche hoffnung zu wasser und in ihnen noch übrige gute bey andern frucht zuschaffen untüchtig werden solte/ sondern das ärgernüß/ so von dergleichen sonderung entstehet/ hie und anderswo sehr viel gutes auch künfftig schla- gen werde: Woraus nichts anders/ als ein schweres gericht über diejenige selbs ge- führet werden mag/ so ich ja inniglich wünsche von ihnen abgewendet zu werden. Solte aus wie fast sorge/ mit der einen haupt-person nichts ausgerichtet werden können/ ach daß doch die übrige in die christliche einfalt und ordnung widerum ge- bracht werden möchten! Der HErr verleyhe hiezu geist/ weißheit und gnade/ lasse auch sein wort nicht ohne [k]rafft und nachdruck bleiben. 15. Octobr. 1683. SECTIO XVII. An einen prediger/ der sich eine weil zu verdacht einnehmen DAs schreiben ist mir sonderlich deßwegen angenehm gewesen/ daß aus er- SE-
ARTIC. I. DISTINCT. IV. SECT. XVII. lich erfreuen/ was chriſtliche freunde/ von denen ich rede/ wo ſie dergleichen ſingu-la[ri]taͤten ablegten/ und ſonſten ihr pfund treulich und kluͤglich anwenden wolten (ſonderlich aber des richtens anderer enthalten) durch ſeinen ſeegen annoch hier bey andern ausrichten koͤnten/ und ja nicht gedrungen wuͤrden/ gegen ihr gewiſſen das geringſte zuthun. Hingegen aber betruͤbet michs auch billich von hertzen/ wo ich ſehen muß/ daß nicht nur ſolche hoffnung zu waſſer und in ihnen noch uͤbrige gute bey andern frucht zuſchaffen untuͤchtig werden ſolte/ ſondern das aͤrgernuͤß/ ſo von dergleichen ſonderung entſtehet/ hie und anderswo ſehr viel gutes auch kuͤnfftig ſchla- gen werde: Woraus nichts anders/ als ein ſchweres gericht uͤber diejenige ſelbs ge- fuͤhret werden mag/ ſo ich ja inniglich wuͤnſche von ihnen abgewendet zu werden. Solte aus wie faſt ſorge/ mit der einen haupt-perſon nichts ausgerichtet werden koͤnnen/ ach daß doch die uͤbrige in die chriſtliche einfalt und ordnung widerum ge- bracht werden moͤchten! Der HErr verleyhe hiezu geiſt/ weißheit und gnade/ laſſe auch ſein wort nicht ohne [k]rafft und nachdruck bleiben. 15. Octobr. 1683. SECTIO XVII. An einen prediger/ der ſich eine weil zu verdacht einnehmen DAs ſchreiben iſt mir ſonderlich deßwegen angenehm geweſen/ daß aus er- SE-
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ARTIC. I. DISTINCT. IV. SECT. XVII.
lich erfreuen/ was chriſtliche freunde/ von denen ich rede/ wo ſie dergleichen ſingu-
laritaͤten ablegten/ und ſonſten ihr pfund treulich und kluͤglich anwenden wolten
(ſonderlich aber des richtens anderer enthalten) durch ſeinen ſeegen annoch hier bey
andern ausrichten koͤnten/ und ja nicht gedrungen wuͤrden/ gegen ihr gewiſſen das
geringſte zuthun. Hingegen aber betruͤbet michs auch billich von hertzen/ wo ich
ſehen muß/ daß nicht nur ſolche hoffnung zu waſſer und in ihnen noch uͤbrige gute
bey andern frucht zuſchaffen untuͤchtig werden ſolte/ ſondern das aͤrgernuͤß/ ſo von
dergleichen ſonderung entſtehet/ hie und anderswo ſehr viel gutes auch kuͤnfftig ſchla-
gen werde: Woraus nichts anders/ als ein ſchweres gericht uͤber diejenige ſelbs ge-
fuͤhret werden mag/ ſo ich ja inniglich wuͤnſche von ihnen abgewendet zu werden.
Solte aus wie faſt ſorge/ mit der einen haupt-perſon nichts ausgerichtet werden
koͤnnen/ ach daß doch die uͤbrige in die chriſtliche einfalt und ordnung widerum ge-
bracht werden moͤchten! Der HErr verleyhe hiezu geiſt/ weißheit und gnade/ laſſe
auch ſein wort nicht ohne krafft und nachdruck bleiben. 15. Octobr. 1683.
SECTIO XVII.
An einen prediger/ der ſich eine weil zu verdacht einnehmen
laſſen. Gott laͤßt ſolche ſpargimenter endlich zergehen. Des
Satans boͤſe abſicht dabey.
DAs ſchreiben iſt mir ſonderlich deßwegen angenehm geweſen/ daß aus er-
neuernder alten freundſchafft geſchloſſen/ daß die/ wie vor einigen jahren eini-
gen bericht gehabt/ von mir gefaßte ſuſpiciones nunmehr abgeleget ſeyn wor-
den: Wie ich ohne das das gewiſſe vertrauen zu Gott getragen/ daß deſſen guͤte
alle ungleiche von mir ſpargirte meinung mit der zeit/ ſo der wahrheit zeuge offters
am gewiſſeſten iſt/ als ein nebel von ſelbſten zergehen/ und meine unſchuld offenbahr
werde werden laſſen. Welches meiſter orten bereits geſchehen zu ſeyn/ ich ſeiner
goͤttlichen guͤte billich demuͤthigen danck zu ſagen habe/ welche nicht zugiebet/ daß der
Satan/ welcher boͤſes imer in ſinn hat/ allezeit oder lange ſeinen werck erreichen moͤ-
ge/ der da iſt/ durch die zerruͤttung der gemuͤther unter bruͤdern die ſoviel genauere
zuſammenſetzung in gebet und uͤbrigen werck des HErrn/ vor welcher einigkeit er ſich
ſehr fuͤrchtet/ zuhindern. Aber maͤchtig iſt der HErr der wahrheit/ welcher durch
dero offenbahrung wieder ergaͤntzet/ was ſonſten geſchiehnen unter ſich zu zerfallen:
er erhalte uns noch ferner in der einigkeit des Geiſtes/ und verbinde unſere hertzen
mit dem bande des friedens/ geſamter hand zuthun/ was die noth des reichs Chriſti
erfordert. 2. Novembr. 1683.
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/593>, abgerufen am 22.02.2025. |