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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCT. IV. SECTIO X.
aber diese meine ernte/ so will ihm so viel freudiger für diese seine gnade preisen. Der
HERR HEGR als dessen alle seelen sind/ erfülle ihn mit der gnade seines Gei-
stes/ daß er in seinem liechte erkenne/ was zu seinem frieden dienet/ und seinem rath
platz gebe. Er wende nach seinen heiligen willen bald die plage wieder von ihren
gräntzen weg/ lasse sie aber vorher seine heilige absicht bey ihnen allen erreichen/
(weil ja diese immer auff die beförderung seiner ehre und der seelen heil gehet) er er-
freue sie wider mit aller art segens: steure auch dem Würgengel daß er nicht im-
mer weiter und weiter um sich greiffe/ oder wo ja sein unhintertreiblicher rath ein-
anders beschlossen hat/ nehmlich daß er auch biß an uns und noch weitergelangen sol-
te/ so gebe er bußfertig seinen willen zu erkennen/ und denselben zu gehorsamen.
Sonderlich erhalte er meinen geliebten samt den seinen mächtiglich/ auch eben da-
zu/ damit er hinkünfftig seine wahrheit desto kräfftiger selbsten bekennen/ ausbrei-
ten und verkündigen/ damit aber in seiner gnade die gegebene ärgernüß auffheben
und ersetzen/ also sothaner frist zu solchen guten zweck sich nützlich gebrauchen möch-
te.

Solte er aber allerdings beschlossen haben/ (wie wir dann voran
in seinen rath nicht einsehen können) ihn von hier abzufordern/ so bereite er also sei-
ne seele in wahrer buß/ und reinige sie mit dem blute des unbefleckten lammes in le-
bendigen glauben/ daß sie in jene herrlichkeit eingehe/ und wir (als der ich auch
nicht weis/ wie lang oder kurtz der HERR mich hie lassen will) einander vor den
stuhl des Allerhöchsten mit freuden antreffen/ und der jenigen freude geniessen/ da
wir nicht anders als in seinem liecht und von ihm selbst durch seinem geist aus dem
wort gelehret erkennen mögen. Hiemit der gütigen Vatershand in dem himmel
empfehlende bezeuge nochmahl zu seyn u. s. f. den 7. Sept. 1682.

P. S.

Jst auch biß daher gedacht worden an das ärgernüß in dem streit mit dem Herrn
Rectore Hildebrand? Welchen ich zwar nicht kenne noch in correspon-
denz
stehe/ aber weiß daß sich Christliche hertzen sehr an solchen handel ge-
stossen haben. Der HERR rühre unsere gewissen in Göttlicher reue.
SECTIO X.

Was bey den allgemeinen verderben zur besserung
zuthun. Daß nicht bloß auff den stand der Obrig-
keit zu warten. Die klage komt sonderlich
auch auff die schuld der Pre-
diger.

Jch

ARTIC. I. DISTINCT. IV. SECTIO X.
aber dieſe meine ernte/ ſo will ihm ſo viel freudiger fuͤr dieſe ſeine gnade preiſen. Der
HERR HEGR als deſſen alle ſeelen ſind/ erfuͤlle ihn mit der gnade ſeines Gei-
ſtes/ daß er in ſeinem liechte erkenne/ was zu ſeinem frieden dienet/ und ſeinem rath
platz gebe. Er wende nach ſeinen heiligen willen bald die plage wieder von ihren
graͤntzen weg/ laſſe ſie aber vorher ſeine heilige abſicht bey ihnen allen erreichen/
(weil ja dieſe immer auff die befoͤrderung ſeiner ehre und der ſeelen heil gehet) er er-
freue ſie wider mit aller art ſegens: ſteure auch dem Wuͤrgengel daß er nicht im-
mer weiter und weiter um ſich greiffe/ oder wo ja ſein unhintertreiblicher rath ein-
anders beſchloſſen hat/ nehmlich daß er auch biß an uns und noch weitergelangen ſol-
te/ ſo gebe er bußfertig ſeinen willen zu erkennen/ und denſelben zu gehorſamen.
Sonderlich erhalte er meinen geliebten ſamt den ſeinen maͤchtiglich/ auch eben da-
zu/ damit er hinkuͤnfftig ſeine wahrheit deſto kraͤfftiger ſelbſten bekennen/ ausbrei-
ten und verkuͤndigen/ damit aber in ſeiner gnade die gegebene aͤrgernuͤß auffheben
und erſetzen/ alſo ſothaner friſt zu ſolchen guten zweck ſich nuͤtzlich gebrauchen moͤch-
te.

Solte er aber allerdings beſchloſſen haben/ (wie wir dann voran
in ſeinen rath nicht einſehen koͤnnen) ihn von hier abzufordern/ ſo bereite er alſo ſei-
ne ſeele in wahrer buß/ und reinige ſie mit dem blute des unbefleckten lammes in le-
bendigen glauben/ daß ſie in jene herrlichkeit eingehe/ und wir (als der ich auch
nicht weis/ wie lang oder kurtz der HERR mich hie laſſen will) einander vor den
ſtuhl des Allerhoͤchſten mit freuden antreffen/ und der jenigen freude genieſſen/ da
wir nicht anders als in ſeinem liecht und von ihm ſelbſt durch ſeinem geiſt aus dem
wort gelehret erkennen moͤgen. Hiemit der guͤtigen Vatershand in dem himmel
empfehlende bezeuge nochmahl zu ſeyn u. ſ. f. den 7. Sept. 1682.

P. S.

Jſt auch biß daher gedacht worden an das aͤrgernuͤß in dem ſtreit mit dem Herrn
Rectore Hildebrand? Welchen ich zwar nicht kenne noch in correſpon-
denz
ſtehe/ aber weiß daß ſich Chriſtliche hertzen ſehr an ſolchen handel ge-
ſtoſſen haben. Der HERR ruͤhre unſere gewiſſen in Goͤttlicher reue.
SECTIO X.

Was bey den allgemeinen verderben zur beſſerung
zuthun. Daß nicht bloß auff den ſtand der Obrig-
keit zu warten. Die klage komt ſonderlich
auch auff die ſchuld der Pre-
diger.

Jch
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[559/0577] ARTIC. I. DISTINCT. IV. SECTIO X. aber dieſe meine ernte/ ſo will ihm ſo viel freudiger fuͤr dieſe ſeine gnade preiſen. Der HERR HEGR als deſſen alle ſeelen ſind/ erfuͤlle ihn mit der gnade ſeines Gei- ſtes/ daß er in ſeinem liechte erkenne/ was zu ſeinem frieden dienet/ und ſeinem rath platz gebe. Er wende nach ſeinen heiligen willen bald die plage wieder von ihren graͤntzen weg/ laſſe ſie aber vorher ſeine heilige abſicht bey ihnen allen erreichen/ (weil ja dieſe immer auff die befoͤrderung ſeiner ehre und der ſeelen heil gehet) er er- freue ſie wider mit aller art ſegens: ſteure auch dem Wuͤrgengel daß er nicht im- mer weiter und weiter um ſich greiffe/ oder wo ja ſein unhintertreiblicher rath ein- anders beſchloſſen hat/ nehmlich daß er auch biß an uns und noch weitergelangen ſol- te/ ſo gebe er bußfertig ſeinen willen zu erkennen/ und denſelben zu gehorſamen. Sonderlich erhalte er meinen geliebten ſamt den ſeinen maͤchtiglich/ auch eben da- zu/ damit er hinkuͤnfftig ſeine wahrheit deſto kraͤfftiger ſelbſten bekennen/ ausbrei- ten und verkuͤndigen/ damit aber in ſeiner gnade die gegebene aͤrgernuͤß auffheben und erſetzen/ alſo ſothaner friſt zu ſolchen guten zweck ſich nuͤtzlich gebrauchen moͤch- te. Solte er aber allerdings beſchloſſen haben/ (wie wir dann voran in ſeinen rath nicht einſehen koͤnnen) ihn von hier abzufordern/ ſo bereite er alſo ſei- ne ſeele in wahrer buß/ und reinige ſie mit dem blute des unbefleckten lammes in le- bendigen glauben/ daß ſie in jene herrlichkeit eingehe/ und wir (als der ich auch nicht weis/ wie lang oder kurtz der HERR mich hie laſſen will) einander vor den ſtuhl des Allerhoͤchſten mit freuden antreffen/ und der jenigen freude genieſſen/ da wir nicht anders als in ſeinem liecht und von ihm ſelbſt durch ſeinem geiſt aus dem wort gelehret erkennen moͤgen. Hiemit der guͤtigen Vatershand in dem himmel empfehlende bezeuge nochmahl zu ſeyn u. ſ. f. den 7. Sept. 1682. P. S. Jſt auch biß daher gedacht worden an das aͤrgernuͤß in dem ſtreit mit dem Herrn Rectore Hildebrand? Welchen ich zwar nicht kenne noch in correſpon- denz ſtehe/ aber weiß daß ſich Chriſtliche hertzen ſehr an ſolchen handel ge- ſtoſſen haben. Der HERR ruͤhre unſere gewiſſen in Goͤttlicher reue. SECTIO X. Was bey den allgemeinen verderben zur beſſerung zuthun. Daß nicht bloß auff den ſtand der Obrig- keit zu warten. Die klage komt ſonderlich auch auff die ſchuld der Pre- diger. Jch

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 559. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/577>, abgerufen am 21.11.2024.