Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

Das sechste Capitel.
erst wieder buße zu thun haben. Der HErr rechne solches nicht allen zu/ sondern
wie er an seinem siegel die seinige erkennet/ also schone er entweder um ihrentwil-
len auch der übrigen mit längeren auff schub der verdienten straffe/ oder lasse doch
diese nach seiner verheissung ihre seelen zur außbeute davon bringen. Jerem. 45.
um seines nahmens ehre willen/ amen. Nun meine vielgeliebte schwester sie se-
tze auch ihr hertzliches gebet mit hinzu vor die allgemeine noth. Er aber der HErr
mache uns mehr und mehr tüchtig/ daß unsere opffer ihn auch gefallen können. 1673.

SECTIO XIV.

(6. Gegenwärtiger zeiten jammer. Franckfur-
tischer bußtag. Zustand einer Princeßin. Abschied ei-
ner schwehr angefochtenen. Neujahrs-
wunsch.

JHre gedancken von den ursachen gegenwärtiger jammer zeit/ und wie man
sich darein zuschicken habe/ sind gantz recht und göttlichem wort gemäß. Der
HErr lehre uns alle/ jenen so viel deutlicher erkennen/ und in diesem unse-
rer pflicht war nehmen/ daß so wol selbs jeglicher seine seele rette/ als auch andern
neben sich zu hilff komme/ um sammtlich vor den riß zutreten. Allhier ist decre-
tirt
worden/ auff unsere bitte/ zu allen vierthel jahren abermahl einen solennen
buß-fast- und bettag zuhalten. Davon der erste neulich gehalten worden 28.
Nov. mit zu den predigten erwehlten texten Jerem. 28/ 4. 5. 6. 7. Mich. 7/ 9.
Rom. 2/ 4. 5.
Welche zu guten betrachtungen herrliche gelegenheit gegeben.
Der Höchste wolle nach seinem verspruch sein außstreuendes wort nicht lassen ver-
gebens seyn/ sondern die erwünschte und zu seinen ehren/ auch vieler heyl ersprieß-
liche frucht tragen. Und ob wir wol etwan so glücklich nicht seyn sollen dieselbe
bald vor augen mit freuden zusehen/ daß wir doch hoffen dürffen/ es seye gleichwol
auffgegangen/ was eben sich noch nicht mit vollen ähren weiset. Sonderlich a-
ber daß wir/ denen GOtt bereits die gnade gethan/ daß wir zimlich wissen was sein
will an uns seye/ ihm zu erst danckbar und ihm je länger je gefälliger werden zu sei-
nem preiß und anderer erbauung. Der werthesten Princeßin wegen freuet mich
hertzlich dero beständigkeit im guten vorsatz/ und ob zwar von dero schwachheit ge-
meldet wird/ so muß so viel ernstlicher mit gebet angehalten werden um den bey-
stand dessen/ der in der schwachheit mächtig zu seyn zugesaget. Nur daß man nicht
gar still stehe oder zurück gehe in den wegen des HErren. Derselbe wird nach
seiner güte nach dem maaß der schweren versuchungen wo dieselbe folgen werden/
auch seine gnade richten. Mit welcher versicherung sie/ wo sie sich ihrer schwach-
heit bewust/ den muth etwas sincken wolte lassen/ auffzurichten seyn würde. Der

GOtt

Das ſechſte Capitel.
erſt wieder buße zu thun haben. Der HErr rechne ſolches nicht allen zu/ ſondern
wie er an ſeinem ſiegel die ſeinige erkennet/ alſo ſchone er entweder um ihrentwil-
len auch der uͤbrigen mit laͤngeren auff ſchub der verdienten ſtraffe/ oder laſſe doch
dieſe nach ſeiner verheiſſung ihre ſeelen zur außbeute davon bringen. Jerem. 45.
um ſeines nahmens ehre willen/ amen. Nun meine vielgeliebte ſchweſter ſie ſe-
tze auch ihr hertzliches gebet mit hinzu vor die allgemeine noth. Er aber der HErr
mache uns mehr und mehr tuͤchtig/ daß unſere opffer ihn auch gefallen koͤnnen. 1673.

SECTIO XIV.

(6. Gegenwaͤrtiger zeiten jammer. Franckfur-
tiſcher bußtag. Zuſtand einer Princeßin. Abſchied ei-
ner ſchwehr angefochtenen. Neujahrs-
wunſch.

JHre gedancken von den urſachen gegenwaͤrtiger jammer zeit/ und wie man
ſich darein zuſchicken habe/ ſind gantz recht und goͤttlichem wort gemaͤß. Der
HErr lehre uns alle/ jenen ſo viel deutlicher erkennen/ und in dieſem unſe-
rer pflicht war nehmen/ daß ſo wol ſelbs jeglicher ſeine ſeele rette/ als auch andern
neben ſich zu hilff komme/ um ſammtlich vor den riß zutreten. Allhier iſt decre-
tirt
worden/ auff unſere bitte/ zu allen vierthel jahren abermahl einen ſolennen
buß-faſt- und bettag zuhalten. Davon der erſte neulich gehalten worden 28.
Nov. mit zu den predigten erwehlten texten Jerem. 28/ 4. 5. 6. 7. Mich. 7/ 9.
Rom. 2/ 4. 5.
Welche zu guten betrachtungen herrliche gelegenheit gegeben.
Der Hoͤchſte wolle nach ſeinem verſpruch ſein außſtreuendes wort nicht laſſen ver-
gebens ſeyn/ ſondern die erwuͤnſchte und zu ſeinen ehren/ auch vieler heyl erſprieß-
liche frucht tragen. Und ob wir wol etwan ſo gluͤcklich nicht ſeyn ſollen dieſelbe
bald vor augen mit freuden zuſehen/ daß wir doch hoffen duͤrffen/ es ſeye gleichwol
auffgegangen/ was eben ſich noch nicht mit vollen aͤhren weiſet. Sonderlich a-
ber daß wir/ denen GOtt bereits die gnade gethan/ daß wir zimlich wiſſen was ſein
will an uns ſeye/ ihm zu erſt danckbar und ihm je laͤnger je gefaͤlliger werden zu ſei-
nem preiß und anderer erbauung. Der wertheſten Princeßin wegen freuet mich
hertzlich dero beſtaͤndigkeit im guten vorſatz/ und ob zwar von dero ſchwachheit ge-
meldet wird/ ſo muß ſo viel ernſtlicher mit gebet angehalten werden um den bey-
ſtand deſſen/ der in der ſchwachheit maͤchtig zu ſeyn zugeſaget. Nur daß man nicht
gar ſtill ſtehe oder zuruͤck gehe in den wegen des HErren. Derſelbe wird nach
ſeiner guͤte nach dem maaß der ſchweren verſuchungen wo dieſelbe folgen werden/
auch ſeine gnade richten. Mit welcher verſicherung ſie/ wo ſie ſich ihrer ſchwach-
heit bewuſt/ den muth etwas ſincken wolte laſſen/ auffzurichten ſeyn wuͤrde. Der

GOtt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0100" n="82"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Capitel.</hi></fw><lb/>
er&#x017F;t wieder buße zu thun haben. Der HErr rechne &#x017F;olches nicht allen zu/ &#x017F;ondern<lb/>
wie er an &#x017F;einem &#x017F;iegel die &#x017F;einige erkennet/ al&#x017F;o &#x017F;chone er entweder um ihrentwil-<lb/>
len auch der u&#x0364;brigen mit la&#x0364;ngeren auff &#x017F;chub der verdienten &#x017F;traffe/ oder la&#x017F;&#x017F;e doch<lb/>
die&#x017F;e nach &#x017F;einer verhei&#x017F;&#x017F;ung ihre &#x017F;eelen zur außbeute davon bringen. <hi rendition="#fr">Jerem. 45.</hi><lb/>
um &#x017F;eines nahmens ehre willen/ amen. Nun meine vielgeliebte &#x017F;chwe&#x017F;ter &#x017F;ie &#x017F;e-<lb/>
tze auch ihr hertzliches gebet mit hinzu vor die allgemeine noth. Er aber der HErr<lb/>
mache uns mehr und mehr tu&#x0364;chtig/ daß un&#x017F;ere opffer ihn auch gefallen ko&#x0364;nnen. 1673.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">SECTIO XIV.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">(6. <hi rendition="#in">G</hi>egenwa&#x0364;rtiger zeiten jammer. Franckfur-<lb/>
ti&#x017F;cher bußtag. Zu&#x017F;tand einer Princeßin. Ab&#x017F;chied ei-<lb/>
ner &#x017F;chwehr angefochtenen. Neujahrs-<lb/>
wun&#x017F;ch.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>Hre gedancken von den ur&#x017F;achen gegenwa&#x0364;rtiger jammer zeit/ und wie man<lb/>
&#x017F;ich darein zu&#x017F;chicken habe/ &#x017F;ind gantz recht und go&#x0364;ttlichem wort gema&#x0364;ß. Der<lb/>
HErr lehre uns alle/ jenen &#x017F;o viel deutlicher erkennen/ und in die&#x017F;em un&#x017F;e-<lb/>
rer pflicht war nehmen/ daß &#x017F;o wol &#x017F;elbs jeglicher &#x017F;eine &#x017F;eele rette/ als auch andern<lb/>
neben &#x017F;ich zu hilff komme/ um &#x017F;ammtlich vor den riß zutreten. Allhier i&#x017F;t <hi rendition="#aq">decre-<lb/>
tirt</hi> worden/ auff un&#x017F;ere bitte/ zu allen vierthel jahren abermahl einen <hi rendition="#aq">&#x017F;olenn</hi>en<lb/>
buß-fa&#x017F;t- und bettag zuhalten. Davon der er&#x017F;te neulich gehalten worden 28.<lb/>
Nov. mit zu den predigten erwehlten texten <hi rendition="#fr">Jerem. 28/ 4. 5. 6. 7. Mich. 7/ 9.<lb/>
Rom. 2/ 4. 5.</hi> Welche zu guten betrachtungen herrliche gelegenheit gegeben.<lb/>
Der Ho&#x0364;ch&#x017F;te wolle nach &#x017F;einem ver&#x017F;pruch &#x017F;ein auß&#x017F;treuendes wort nicht la&#x017F;&#x017F;en ver-<lb/>
gebens &#x017F;eyn/ &#x017F;ondern die erwu&#x0364;n&#x017F;chte und zu &#x017F;einen ehren/ auch vieler heyl er&#x017F;prieß-<lb/>
liche frucht tragen. Und ob wir wol etwan &#x017F;o glu&#x0364;cklich nicht &#x017F;eyn &#x017F;ollen die&#x017F;elbe<lb/>
bald vor augen mit freuden zu&#x017F;ehen/ daß wir doch hoffen du&#x0364;rffen/ es &#x017F;eye gleichwol<lb/>
auffgegangen/ was eben &#x017F;ich noch nicht mit vollen a&#x0364;hren wei&#x017F;et. Sonderlich a-<lb/>
ber daß wir/ denen GOtt bereits die gnade gethan/ daß wir zimlich wi&#x017F;&#x017F;en was &#x017F;ein<lb/>
will an uns &#x017F;eye/ ihm zu er&#x017F;t danckbar und ihm je la&#x0364;nger je gefa&#x0364;lliger werden zu &#x017F;ei-<lb/>
nem preiß und anderer erbauung. Der werthe&#x017F;ten Princeßin wegen freuet mich<lb/>
hertzlich dero be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit im guten vor&#x017F;atz/ und ob zwar von dero &#x017F;chwachheit ge-<lb/>
meldet wird/ &#x017F;o muß &#x017F;o viel ern&#x017F;tlicher mit gebet angehalten werden um den bey-<lb/>
&#x017F;tand de&#x017F;&#x017F;en/ der in der &#x017F;chwachheit ma&#x0364;chtig zu &#x017F;eyn zuge&#x017F;aget. Nur daß man nicht<lb/>
gar &#x017F;till &#x017F;tehe oder zuru&#x0364;ck gehe in den wegen des HErren. Der&#x017F;elbe wird nach<lb/>
&#x017F;einer gu&#x0364;te nach dem maaß der &#x017F;chweren ver&#x017F;uchungen wo die&#x017F;elbe folgen werden/<lb/>
auch &#x017F;eine gnade richten. Mit welcher ver&#x017F;icherung &#x017F;ie/ wo &#x017F;ie &#x017F;ich ihrer &#x017F;chwach-<lb/>
heit bewu&#x017F;t/ den muth etwas &#x017F;incken wolte la&#x017F;&#x017F;en/ auffzurichten &#x017F;eyn wu&#x0364;rde. Der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">GOtt</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0100] Das ſechſte Capitel. erſt wieder buße zu thun haben. Der HErr rechne ſolches nicht allen zu/ ſondern wie er an ſeinem ſiegel die ſeinige erkennet/ alſo ſchone er entweder um ihrentwil- len auch der uͤbrigen mit laͤngeren auff ſchub der verdienten ſtraffe/ oder laſſe doch dieſe nach ſeiner verheiſſung ihre ſeelen zur außbeute davon bringen. Jerem. 45. um ſeines nahmens ehre willen/ amen. Nun meine vielgeliebte ſchweſter ſie ſe- tze auch ihr hertzliches gebet mit hinzu vor die allgemeine noth. Er aber der HErr mache uns mehr und mehr tuͤchtig/ daß unſere opffer ihn auch gefallen koͤnnen. 1673. SECTIO XIV. (6. Gegenwaͤrtiger zeiten jammer. Franckfur- tiſcher bußtag. Zuſtand einer Princeßin. Abſchied ei- ner ſchwehr angefochtenen. Neujahrs- wunſch. JHre gedancken von den urſachen gegenwaͤrtiger jammer zeit/ und wie man ſich darein zuſchicken habe/ ſind gantz recht und goͤttlichem wort gemaͤß. Der HErr lehre uns alle/ jenen ſo viel deutlicher erkennen/ und in dieſem unſe- rer pflicht war nehmen/ daß ſo wol ſelbs jeglicher ſeine ſeele rette/ als auch andern neben ſich zu hilff komme/ um ſammtlich vor den riß zutreten. Allhier iſt decre- tirt worden/ auff unſere bitte/ zu allen vierthel jahren abermahl einen ſolennen buß-faſt- und bettag zuhalten. Davon der erſte neulich gehalten worden 28. Nov. mit zu den predigten erwehlten texten Jerem. 28/ 4. 5. 6. 7. Mich. 7/ 9. Rom. 2/ 4. 5. Welche zu guten betrachtungen herrliche gelegenheit gegeben. Der Hoͤchſte wolle nach ſeinem verſpruch ſein außſtreuendes wort nicht laſſen ver- gebens ſeyn/ ſondern die erwuͤnſchte und zu ſeinen ehren/ auch vieler heyl erſprieß- liche frucht tragen. Und ob wir wol etwan ſo gluͤcklich nicht ſeyn ſollen dieſelbe bald vor augen mit freuden zuſehen/ daß wir doch hoffen duͤrffen/ es ſeye gleichwol auffgegangen/ was eben ſich noch nicht mit vollen aͤhren weiſet. Sonderlich a- ber daß wir/ denen GOtt bereits die gnade gethan/ daß wir zimlich wiſſen was ſein will an uns ſeye/ ihm zu erſt danckbar und ihm je laͤnger je gefaͤlliger werden zu ſei- nem preiß und anderer erbauung. Der wertheſten Princeßin wegen freuet mich hertzlich dero beſtaͤndigkeit im guten vorſatz/ und ob zwar von dero ſchwachheit ge- meldet wird/ ſo muß ſo viel ernſtlicher mit gebet angehalten werden um den bey- ſtand deſſen/ der in der ſchwachheit maͤchtig zu ſeyn zugeſaget. Nur daß man nicht gar ſtill ſtehe oder zuruͤck gehe in den wegen des HErren. Derſelbe wird nach ſeiner guͤte nach dem maaß der ſchweren verſuchungen wo dieſelbe folgen werden/ auch ſeine gnade richten. Mit welcher verſicherung ſie/ wo ſie ſich ihrer ſchwach- heit bewuſt/ den muth etwas ſincken wolte laſſen/ auffzurichten ſeyn wuͤrde. Der GOtt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/100
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/100>, abgerufen am 21.12.2024.