Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.ARTIC. III. SECTIO XIII. len/ zu starck einleuchtete/ dem würde dasjenige aus diesen ursachen zur sün-de/ und darff derselbe bey seiner schwachheit sich der freyheit nicht gebrau- chen/ welche den stärckern zukommet. Die sechste Frage. Ob man wider die recessus imperii gute geld-sorten den gold- und silber-arbeitern zu verschmeltzen überlassen könne? 1. ES dependiret diese frage von einer andern/ nemlich ob ein obrigkeitli- 2. Vorausgesetzt dessen/ so bejahe die vorgelegte frage/ und glaube fent- Z z
ARTIC. III. SECTIO XIII. len/ zu ſtarck einleuchtete/ dem wuͤrde dasjenige aus dieſen urſachen zur ſuͤn-de/ und darff derſelbe bey ſeiner ſchwachheit ſich der freyheit nicht gebrau- chen/ welche den ſtaͤrckern zukommet. Die ſechſte Frage. Ob man wider die receſſus imperii gute geld-ſorten den gold- und ſilber-arbeitern zu verſchmeltzen uͤberlaſſen koͤnne? 1. ES dependiret dieſe frage von einer andern/ nemlich ob ein obrigkeitli- 2. Vorausgeſetzt deſſen/ ſo bejahe die vorgelegte frage/ und glaube fent- Z z
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ARTIC. III. SECTIO XIII.
len/ zu ſtarck einleuchtete/ dem wuͤrde dasjenige aus dieſen urſachen zur ſuͤn-
de/ und darff derſelbe bey ſeiner ſchwachheit ſich der freyheit nicht gebrau-
chen/ welche den ſtaͤrckern zukommet.
Die ſechſte Frage.
Ob man wider die receſſus imperii gute geld-ſorten den gold- und
ſilber-arbeitern zu verſchmeltzen uͤberlaſſen koͤnne?
1. ES dependiret dieſe frage von einer andern/ nemlich ob ein obrigkeitli-
ches gebot/ ſo nicht expreſſe auffgehaben/ aber gantz oͤffentlich in ab-
gang gekommen/ die gewiſſen der unterthanen weiter mehr verbinde? wel-
che ich aber mit nein zu beantworten achte. Die krafft des geſetzes beſtehet
in dem willen des geſetzgebers/ wie er es will von den unter-
thanen gehalten haben/ und ſie dazu verbindet. Wie nun derſelbe/
nachdem etwa die zeiten ſich aͤndern/ auch geaͤndert werden kan/
daß er nemlich dasjenige auch oͤffentlich abrogire, was er vorhin verordnet/
welche art des geſetzgebers und der unterthanen gewiſſen am beſten rathet/ ſo
kan er eben ſo wol als geaͤndert erkant werden/ da der geſetzgeber oder die O-
brigkeit nicht mehr daruͤber haͤlt/ und ohne einige andung oder widerſetzung
oͤffentlich vor dero augen dagegen thun laͤſſet/ deswegen auch ſolches geſetz
nicht weiter mehr wiederhohlet. Dann dieſes der Obrigkeit verhalten zei-
get ihren willen an/ daß ſie dergleichen geſchehen laſſen wolle/ da ſie es wohl
hindern koͤnte/ aber doch nicht thut oder thun will; nemlich es ſeye derſelbe/
daß dergleichen geſchehen moͤge. Ob nun wol ſicherer waͤre/ daß ſie durch
oͤffentliche abſchaffung des vorigen geſetzes den gewiſſen rath ſchaffte/ ſo koͤn-
nen doch zuweilen einige deroſelben bekante urſachen ſeyn/ warum ſie daſſel-
be allerdings auffzuheben bedenckens traͤget/ ſondern deſſen verbindung nur
auff eine zeitlang gleichſam ſuſpendiret/ biß ſie wiederum rathſam finde/ die-
ſelbe zu erneuren; wo nemlich etwa die vorige rationes ceſſiren/ welche ſie be-
wegen/ eine zeitlang nicht daruͤber zu halten. Jſt alſo der Obrigkeit conni-
venz in ſolcher ſache/ da ſie oͤffentlich und eine gute zeit gewaͤhret/ als ein ta-
citus conſenſus, und nicht von weniger krafft/ als wo ſie austruͤcklich gegen
ein geſetz diſpenſiret/ und alſo deſſen verbindung in einer gewiſſen hypotheſi
auffhebet/ da man ſich alsdenn kein gewiſſen mehr uͤber den gebrauch derſel-
ben machet.
2. Vorausgeſetzt deſſen/ ſo bejahe die vorgelegte frage/ und glaube
nicht/ daß derjenige/ welcher dergleichen ſorten an die/ ſo ſie verarbeiten wol-
len/ verkaufft/ ſein gewiſſen verletze. Dann 1. obwol die reichs-abſchiede vor
augen ligen/ und ihre gute urſachen haben/ ſo ſind ſie doch wo nicht abrogirt
jedoch ſuſpendiret durch die ſchon lang gewaͤhrte obſervanz: welche 2. oͤf-
fent-
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