Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.Das dritte Capitel. Was aber diejenige betrifft/ so eigenmächtig ihnen mehr accidentia gema-chet/ trane von der restitution nicht loßzusprechen. 4. Die art der restitution belangend/ glaube ich keinen weiter verbun- Die fünffte Frage. Wie sich eine christliche weibs-person an orten/ da der kleider- pracht groß/ zu verhalten habe? 1. WEgen der kleider selbs haben wir insgemein in acht zu nehmen/ daß 2. Wie
Das dritte Capitel. Was aber diejenige betrifft/ ſo eigenmaͤchtig ihnen mehr accidentia gema-chet/ trane von der reſtitution nicht loßzuſprechen. 4. Die art der reſtitution belangend/ glaube ich keinen weiter verbun- Die fuͤnffte Frage. Wie ſich eine chriſtliche weibs-perſon an orten/ da der kleider- pracht groß/ zu verhalten habe? 1. WEgen der kleider ſelbs haben wir insgemein in acht zu nehmen/ daß 2. Wie
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Das dritte Capitel.
Was aber diejenige betrifft/ ſo eigenmaͤchtig ihnen mehr accidentia gema-
chet/ trane von der reſtitution nicht loßzuſprechen.
4. Die art der reſtitution belangend/ glaube ich keinen weiter verbun-
den/ als nach ſeinem quanto, was er empfangen/ daß er aber das augmentum
vorgeſchlagen/ vergroͤſſert zwahr ſeine ſuͤnde/ jedoch ſehe nicht/ daß es ihm die
laſt der voͤlligen reſtitution auffbuͤrde/ ſondern nur/ daß er/ wie er andere ſo
viel an ihm war/ zur einfuͤhrung einer unbillichkeit verleitet/ alſo auch nun-
mehr nechſt ſeiner bußfertigen demuͤthigung vor GOTT ihnen ſein und ihr
unrecht zeige/ und ſo viel an ihm iſt/ ſie zu gleicher reſtitution zu diſponiren
ſuche: Wollen ſie dann nicht folgen/ ſo bleibet ſolches auf ihre verantwortung.
Ferner wenn die perſonen/ von welchen ein mehrers gefordert worden/ zer-
ſtreuet/ und deroſelben erkundigung gar ſchwehr werden wolte/ und das
quantum, ſo von denſelben genommen worden/ ſo bewandt/ daß nach allen
vernuͤnfftigen vermuthungen ſie ein ſolches geringes wenig achten/ noch ſich
durch deſſen mangel incommodirt finden wuͤrden/ wolte glauben/ daß nach
mediocri diligentia, ſo zu ihrer erkundigung angewendet wuͤrde/ dasjenige/
was man den uͤbrigen gewuͤnſchet haͤtte/ und ſie nicht wol erfahren kan am
rathſamſten an andere nothduͤrfftige treulich gewendet wuͤrde/ je nach der ge-
legenheit/ die GOTT ſelbſten zeiget/ jedoch ohne davon das anſehen/ daß
mans aus eigenem thue/ zu haben. Wo aber dem eigenthums-herrn ſelbs
die reſtitution geſchihet/ meine eben nicht nothwendig zu ſeyn/ daß er perſon
und urſach wiſſe/ ſondern allein das ſeinige quavis via wiederum bekomme/
als welches einige hierinnen dem gewiſſen gnug thun mag.
Die fuͤnffte Frage.
Wie ſich eine chriſtliche weibs-perſon an orten/ da der kleider-
pracht groß/ zu verhalten habe?
1. WEgen der kleider ſelbs haben wir insgemein in acht zu nehmen/ daß
eigenlich darinnen keine ſuͤnde oder tugend beſtehe/ dann ſie ſind et-
was auſſer uns/ und koͤnnen uns nicht verunreinigen/ und moͤchte man darin-
nen die wort Chriſti brauchen Matth. 15/ 11. Was zum munde eingehet
(ſo vielmehr was gar auſſer uns und unſerm leibe bleibet) das verunreini-
get den menſchen nicht/ ſondern was zum munde ausgehet (und alſo
aus dem hertzen koͤmmt/ oder wie die ſeele gegen jegliches ding geſinnet iſt)
das verunreiniget den menſchen. Alſo iſt in allem ſolchem/ was auch die
kleider anlangt/ am meiſten auf das hertz und die ſeele zu ſehen/ an dero de-
wandnuͤß ligets/ wie an den kleidern ſuͤnde oder tugend geuͤbet werden kan.
Jndeſſen wie die ſeele ſich auch des euſſerlichen recht- oder mißbrauchen kan/
ſo mag freylich auch an den kleidern ſuͤnde begangen werden.
2. Wie
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